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Logopädie

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Logopädie (von altgriechisch λόγος lógos „Wort“ sowie παιδεύειν paideuein „erziehen“; wörtlich also „Sprecherziehung“)[1] ist der 1913 erstmals benutzte und 1924 durch den Wiener Mediziner Emil Fröschels eingeführte Begriff für die medizinische Sprachheilkunde. Die Bedeutung des Logopädie-Begriffs änderte sich im Laufe der Zeit.

Heute bezeichnet die Logopädie die noch junge medizinisch-therapeutische Fachdisziplin, die den durch eine Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- oder Hörbeeinträchtigung in seiner zwischenmenschlichen Kommunikationsfähigkeit eingeschränkten Menschen zum Gegenstand hat.

Die Logopädie beschäftigt sich in Theorie und Praxis mit Prävention, Beratung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation, Lehre und Forschung auf den Gebieten der Stimme, Stimmstörungen und Stimmtherapie, des Sprechens, Sprechstörung und Sprechtherapie, der Sprache, Sprachstörung und Sprachtherapie sowie des Schluckens, Schluckstörung und Schlucktherapie.

Geschichte in Deutschland

Erste vierwöchige Lehrkurse für „Sprachheilkundler“ gab es bereits 1886 in Potsdam. Fünf Jahre darauf waren 115 Kursisten „ausgebildet“, außerdem wurde als eine der ersten Institutionen die Berliner Ambulanz für Sprachkranke eröffnet, welche Kurse für sprachgebrechliche Kinder anbot. Diese Kurse dauerten ca. 3–4 Monate mit 8–10 Kindern pro Kurs für die Dauer von 1–2 Stunden täglich.

Nach 1918 wurde das Arbeitsgebiet der Sprachheilkunde deutlich erweitert, die Sprechkunde wurde akademisches Lehrfach. Ergebnisse der Psychoanalyse und der Individualpsychologie führten zu neuen Methoden.

Nachdem 1913 der Begriff Logopädie erstmals benutzt wurde, erfolgte die offizielle Einführung in die medizinische Fachsprache 1924 durch Emil Fröschels in Wien. Er führte den ersten internationalen Kongress für Logopädie und Phoniatrie in Wien durch, auf dem gefordert wurde, die Ausbildung der Logopäden auf wissenschaftlicher Basis mit einer akademischen Abschlussprüfung einzuführen.

In Berlin bemühten sich die Phoniater Vater und Sohn Gutzmann intensiv um eine Ausbildung von Therapeuten.

Bis zum Jahre 1945 gab es jedoch keine eigenständige Ausbildung. Erste strukturierte und sprachheilpädagogisch spezifische Ausbildungsmöglichkeiten gab es je nach Bedarf – meist bezogen auf die Interessenschwerpunkte des Anbieters. Die Arbeit blieb noch punktuell auf Einzelfälle und auf große Städte wie Berlin, Mainz, München und Münster beschränkt. Am Ende der zweijährigen Ausbildung stand eine Prüfung, deren Abschlusszertifikat keinerlei offiziellen Charakter hatte, sondern lediglich als ein rein privates Dokument anzusehen war. Das Studium verlangte damals ein hohes Maß an Eigeninitiative.

Im Jahre 1949 verlegte Hermann Gutzmann jr. nach seinem Weggang von der Charité seine privat geführte Sprachambulanz nach Berlin-Dahlem und nannte sie „Zentralstelle für Stimm- und Sprachkranke" . Die Berufsbezeichnung des Logopäden wurde im Jahre 1957 offiziell eingeführt, fünf Jahre darauf eröffnet er dort die erste Logopäden-Lehranstalt. Mit der Beendigung dieses Kurses wurde – nach langen Verhandlungen Gutzmanns mit der Senatsverwaltung – die staatliche Anerkennung ausgesprochen.

1974 wurde das Rehabilitationsangleichungsgesetz verabschiedet, welches Krankenkassen dazu verpflichtet, die Kosten für eine logopädische Therapie zu übernehmen. Zeitgleich erstellten die Rentenversicherungsanstalten einen neuen Rahmen für die Rehabilitation. Dadurch wurde die neurologische Reha ein großer Arbeitsbereich in der Logopädie.

1977 wurde eine Ausbildungs- und Prüfungsordnung erarbeitet. Auf dieser Basis wurde am 1. Oktober 1980 das Gesetz zum Beruf des Logopäden verabschiedet.

Geschichte in der Schweiz

Der in den Niederlanden lebende Schweizer Arzt und Taubstummenlehrer Johann Conrad Ammann (1669-1724) gilt als einer der ersten Verfasser von Anleitungen zur Taubstummenerziehung und als der bedeutendste Gehörlosenlehrer seiner Zeit. Er lehrte das Lippenlesen, die Benützung des Kehlkopfspiegels und liess die Kehlkopfvibrationen spüren. Er betonte die Wichtigkeit des Sprechens als wesentlichstes menschliches Merkmal und lieferte damit die philosophische Grundlage für die Oralisten. Seine Bücher Surdus loquens (Der sprechende Taube) und seine Dissertation von 1700 (Dissertatio de loquela) wurden in mehrere Sprachen übersetzt und hatten einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Gehörlosenbildung in Deutschland.

Der Pfarrer und Taubstummenlehrer Heinrich Keller (1728–1802) gründete 1777 in seinem Pfarrhaus in Schlieren die erste kleine Taubstummenschule in der er die Lautsprache lehrte. 1786 erschien sein Lehrbuch für den Taubstummenunterricht Versuch über die beste Lehrart Taubstumme zu unterrichten.

Der Arzt Rudolf Schulthess (1802-1833) publizierte 1830 sein Buch Das Stammeln und Stottern, in dem er eine erste exakte Unterscheidung von Stammeln und Stottern vornahm.

Der Arzt Otto Laubi (1861–1825) praktizierte ab 1889 als erster HNO-Spezialist in Zürich. Als ehemaliger Arzt in der psychiatrischen Anstalt Rheinau favorisierte er – wie später Emil Fröschels - die psychogene Sicht des Stotterns. Ab 1893 führte er regelmäßige ohrenärztliche Untersuchungen bei Zürcher Schulkindern durch. 1918 führte er an der HNO-Klinik in Zürich ehrenamtlich die erste öffentliche Sprechstunde für Stimm- und Sprachgebrechen ein, verbunden mit einem Ableseunterricht für Schwerhörige.

1928−1932 übernahm Arnold Karl Kistler die phoniatrische Sprechstunde an der HNO-Klinik Zürich. Er gründete 1934 mit dem Schwyzerhüsli das erste Sprachtherapieheim in Zürich.

1942 wurde in Zürich die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Sprachgebrechliche (SAS) (ab 1960: Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Logopädie SAL) als Fachverband der Pro Infirmis gegründet[2]. Gründungsmitglieder waren Karl Kistler, Hans Petersen, Hedwig Sulser, Hans Ammann, Ernst Bieri, Melanie Scheit sowie Mitglieder aus der Romandie und dem Tessin. Karl Kistler amtete als erster Präsident von 1942–1962.

Die SAS begann 1947 als erste Institution der Schweiz systematisch Logopädinnen und Logopäden auszubilden. Der Taubstummenlehrer und Logopäde Hans Petersen war 1947–1973 Ausbildungsleiter. Die Primar- und Sprachheillehrerin/Logopädin Hedwig Sulser-Bachmann gründete 1947 den ersten Sprachheilkindergarten auf der Egg in Zürich-Wollishofen. 1979–1984 leitete sie die von ihr konzipierten SAS-Kurse für Gruppenleiterinnen an Sprachheilkindergärten.

1949 startete das Heilpädagogische Institut der Université de Fribourg seinen ersten Ausbildungsgang zur akademischen Logopädenausbildung.

Die interdisziplinäre Gesellschaft für Phoniatrie, Logopädie und Audiologie wurde 1953 gegründet. 1960 erfolgte die Gründung der ebenfalls interdisziplinären Société Romande d’Audiophonie de Pathologie du Language (heute Société Romande d’Audiologie, de Phoniatrie et de Logopédie SRAPL).

1961 entstand am Institut für Spezielle Pädagogik und Psychologie Basel eine Logopädieausbildung und 1973 eine solche am Heilpädagogischen Seminar in Zürich (heute Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik HfH).

1967 eröffnete die Abteilung für Sprach- und Stimmstörungen der Universitäts-Ohrenklinik in Zürich, die 1917 von Felix R. Nager gegründet wurde, eine dreijährige Weiterbildung zum Erwerb eines Diploms in klinischer Logopädie, die auf der logopädischen Grundausbildung von 3 Jahren aufbaute. Die Logopädie und Pädoadiologie wird 1971 von Christian Heldstab am Kinderspital Zürich aufgebaut.

1971 wurde das logopädische Zentrum (Fachstelle) der Stadt Zürich mit der Primarlehrerin und Logopädin Eva Guldenschuh als pädagogische Leiterin gegründet. Sie gab Vorlesungen für Logopäden und organisierte die Logopädenausbildung am Heilpädagogischen Seminar (HPS), die 1973 begann.

1978 entstand der Schweizerische Berufsverband der Logopäden (SBL), an dessen Gründung die SAL maßgeblich beteiligt war. Der SBL wurde im Jahre 1985 in die regionalen Sprachgruppen Berufsverbände Deutschschweizer Logopäden Verband (DLV), Association Romande des Logopédistes Diplomés (ARLD), Associazione Logopedisti della Svizzera Italiana (ALOSI), aufgeteilt.

1979 erfolgte die Gründung der Konferenz der Leiter von Sprachheilschulen mit dem Zweck, für die Behörden ein Ansprechpartner zu sein und die Fragen rund um die Praktikanten und die Fort- bzw. Ausbildung von Lehrkräften an Sprachheilklassen zu regeln. 1980 wurde erstmals die Zeitschrift Logopädie in Zürich herausgegeben und 1981 entstand die erste Rahmenordnung für die Ausbildung des Logopäden in der Schweiz. Der Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverbandes DLV wurde 1998 gegründet.

Logopädie als Handlungswissenschaft bzw.Therapie

Das Interesse der Logopädie ist auf das konkrete Handeln (Vorbeugung, Beratung, Erfassung, Behandlung) gerichtet. Die Klientel umfasst alle Altersgruppen.

Im frühkindlichen Bereich überwiegen die Behandlungen von Störungen der Sprachentwicklung auf den sprachlichen Ebenen Wortschatz, Grammatik und Phonologie. Neben den expressiven Auffälligkeiten werden insbesondere auch Störungen des Sprachverständnisses behandelt. Während des Kindergartenalters und des Vorschulalters findet man gehäuft Probleme im Rahmen einer Sprachentwicklungsverzögerung bzw. -störung. Darunter fallen zum Beispiel Dysgrammatismus (Störungen des Satzbaus und Störungen der Wortflexion, z. B. Verwendung des Plurals), Dyslalie (reine Artikulationsstörung), Auslassungen, Ersetzungen sowie Veränderungen einzelner Laute und Lautverbindungen (Phonologische Störung). Logopäden behandeln außerdem Balbuties (Stottern), Poltern, ein myofunktionelles Muskelungleichgewicht und Stimmstörungen. Ebenso behandeln Logopäden Patienten mit

  • Dysarthrie (gestörte Ausführung von Artikulationsbewegungen auf Grund einer neurologischen Beeinträchtigung, z. B. Schädigung eines Nervs; in der Regel präziser als Dysarthropneumophonie bezeichnet, da meist auch die Sprechatmung und/oder der Stimmklang betroffen ist)
  • Schluckstörungen
  • Sprachstörungen nach einem Schlaganfall oder anderen neurologischen Beeinträchtigungen bzw. Unfallfolgen (Aphasie)
  • Sprechapraxie (gestörte Planung der Artikulationsbewegung ohne Schädigung des Fazialnerves).

Neuerdings behandeln Logopäden auch immer häufiger Kinder im Schulalter, die aufgrund einer früheren Sprachentwicklungsstörung als Folgesymptomatik Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb entwickeln (Schriftspracherwerbsstörung; früher auch Legasthenie, LRS, Dyslexie oder Dysgrafie genannt).

Die logopädischen Maßnahmen umfassen das Erstellen einer Diagnose, Beratung und die Therapie von Störungen des Sprachverständnisses, der gesprochenen und geschriebenen Sprache, des Sprechens, der Atmung, der Stimme, der Mundfunktion, des Hörvermögens, des Schluckens und der Wahrnehmung. Darüber hinaus werden vor allem im Bereich der Stimme auch präventive Maßnahmen angeboten. Die regelmäßige und ausführliche Beratung der Angehörigen (Eltern, Partner, Kinder) gehört vor allem bei Kindern und bei schwergestörten Erwachsenen zum Tätigkeitsfeld, da nur so eine Veränderung der Kommunikationsfähigkeit im Alltag erreicht werden kann.

Anwendungsfelder (Auswahl)

Ablauf der Behandlung

Je nach Bedarf werden Artikulation, Wortschatz, Sprachverständnis, Schreib-, Lese- und Rechenleistung, Atem-, Stimm- oder Schluckfunktion getestet. Zusammen mit dem ärztlichen Befund bilden die Ergebnisse dieser Diagnose die Grundlage für die Auswahl der Behandlungsmethoden. Gemeinsam mit dem Patienten und / oder seinen Bezugspersonen werden die Therapieziele festgelegt. Die Behandlung besteht aus spezifischen Übungen, Gesprächen über den Behandlungsverlauf und Anleitung zum selbstständigen Üben.

Logopädie als Integrationswissenschaft

Logopäden integrieren in ihre Arbeit verschiedene wissenschaftliche Disziplinen, u. a. Linguistik (siehe auch Psycholinguistik), Phonetik (Lehre von den Lauten), Psychologie, Medizin und Pädagogik, Heilpädagogik, Sonderpädagogik.

Berufe in der Stimm-, Sprach- und Sprechtherapie

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In der Therapie sind sowohl Logopäden, als auch Klinische Sprechwissenschaftler (Klinische Sprechwissenschaft), Atem-, Sprech- und Stimmlehrer, Klinische Linguisten (Klinische Linguistik) und Diplom-Sprachheilpädagogen sowie examinierte Sprachheilpädagogen tätig. Der Unterschied dieser beiden letzten Berufsgruppen ist jedoch weitgehend unbekannt. Eine gewisse Sonderstellung nehmen Fachärzte für Stimm-, Sprach- und kindliche Hörstörungen (früher: Fachärzte für Phoniatrie und Pädaudiologie) ein. Neben der ärztlichen Diagnostik gehört auch die Therapie mit zur Facharztausbildung.

Das Arbeitsgebiet aller genannten Berufsgruppen ist deckungsgleich. Für die Angehörigen der nichtärztlichen Heilberufe erstreckt sich die Tätigkeit in den freien Praxen auf Diagnostik, Therapie und Beratung bei Stimm-, Sprech-, Sprach-, Hör- und Schluckstörungen bei Patienten aller Altersgruppen.

Ein bedeutender Unterschied besteht jedoch in der Ausbildung und der Möglichkeit der Zulassung der beiden Berufsgruppen:

  • Diplom-Sprachheilpädagogen und examinierte Sprachheilpädagogen absolvieren ein fünfjähriges Hochschulstudium. Somit handelt es sich um eine akademische Ausbildung. Um eine Kassenzulassung zu erlangen, sind mehrere hundert Stunden Therapie unter Supervision in einzelnen Störungsbildern (für die jeweils Teilzulassungen ausgesprochen werden) nachzuweisen.
  • Logopäden absolvieren entweder eine dreijährige Ausbildung an einer Berufsfachschule für Logopädie, ein vierjähriges grundständiges Studium an einer Fach-/Hochschule oder ein duales Studium von 7 Semestern mit dem Erwerb der Berufsurkunde und einem akademischen Grad als Bachelor, wie an der Hochschule Bamberg. Die Ausbildung für diesen Gesundheitsfachberuf kann mit einem Realschul- oder Hauptschulabschluss sowie einer abgeschlossenen mindestens zweijährigen Berufsausbildung begonnen werden; für das Studium ist mindestens das Fachabitur Voraussetzung. Im Anschluss an die Ausbildung kann der Logopäde bzw. die Logopädin die Kassenzulassung bei den RVO- und VdaK- Kassen beantragen und sich sofort in eigener Praxis selbständig machen, ohne zuvor unter Supervision im Angestelltenverhältnis tätig gewesen zu sein. Frei praktizierende Logopäden sind nicht rentenversicherungspflichtig, weil sie aufgrund eigener Diagnose und eines eigenen Therapieplans tätig werden. [3]
  • Atem-, Sprech- und Stimmlehrer (Methode nach Schlaffhorst und Andersen) absolvieren eine dreijährige Ausbildung an der einzigen Fachschule für staatlich geprüfte Atem-, Sprech- und Stimmlehrer Deutschlands in Bad Nenndorf bei Hannover. Diese Ausbildung kann mit einem Realschulabschluss nach bestandener Eignungsprüfung begonnen werden. Im Anschluss an diese Ausbildung kann die Kassenzulassung bei den RVO- und VdaK- Kassen beantragt und sich sofort in eigener Praxis selbständig gemacht werden.

Deutschland ist das einzige europäische Land, in dem auch nichtakademische Berufsgruppen im Bereich dieser Therapie tätig sein dürfen. Mittlerweile wird die Anhebung der Ausbildung auf Hochschulniveau in den Berufsverbänden und unter Logopäden intensiv diskutiert.[4] Auch der Bundesverband der Logopäden fordert dies seit langem.[5] Weiterer Hintergrund ist die Harmonisierung der Ausbildung auf EU-Niveau. Im Zusammenhang mit der Studienneuordnung mit Master- und Bachelorstudiengängen wird auf verschiedenen Ebenen nach Möglichkeiten zur Umsetzung der EU-Harmonisierung gesucht. In Österreich ist die Ausbildung der Logopäden nun seit 2006 nur mehr an den Fachhochschulen möglich und somit auf Hochschulniveau angehoben.

Berufsverbände

Es gibt in der Bundesrepublik Deutschland mehrere Verbände:

  • Aktiver Berufsverband Logopädie Sprachtherapie (abls) e.V. mit Sitz in Köln (2011). Er vertritt alle kassenzulassungsfähige Logopäden, Stimm-, Sprech-, Sprach-, Schluck- und Atemtherapeuten.
  • Deutschsprachige Gesellschaft für Sprach- und Stimmheilkunde (DGSS),[6] die interdisziplinär verschiedene Berufsgruppen (Sprech- und Sprachwissenschaften, Medizin, Musikwissenschaften, Logopädie, Pädagogik, Psychologie) als Mitglieder hat. Sie vertritt wissenschaftliche, diagnostische und therapeutische Belange als "Dachverband".
  • Deutscher Bundesverband der Atem-, Sprech- und Stimmlehrer/innen - Lehrervereinigung Schlaffhorst-Andersen (dba) e.V. mit Sitz in Hamburg.
  • Deutscher Bundesverband für Logopädie (dbl) e.V. mit Sitz in Frechen (2007). Dieser vertritt rund 12.000 (Stand 2013) angestellte Logopäden in Krankenhäusern, Fach- und Rehabilitationskliniken, ärztlichen und logopädischen Praxen und in Sondereinrichtungen für hör- und sprachbehinderte Kinder, Logopäden im Frühförderbereich, in Gesundheitsämtern und in Sonderschulen für hör- und sprachgestörte Kinder, diplomierte Logopäden aus Lehre, Wissenschaft und Forschung, sowie die freiberuflichen Logopäden in eigener Praxis, in Gemeinschaftspraxen und in interdisziplinären Partnerschaftsgesellschaften.

In der Schweiz kennt man die Unterscheidung zwischen Logopädin und Sprachheilpädagogin nicht. Das Berufsbild der Schweizer Logopädin entspricht in etwa demjenigen der deutschen Sprachheilpädagogin. Die ursprünglichen Bezeichnungen "Sprachheillehrer/Sprachheilpädagoge" wurden mit der Schaffung des ersten Schweiz-weiten Berufsverbandes, dem Schweizerischen Berufsverband für Logopädie, SBL (1978), definitiv durch Logopäde/Logopädin ersetzt. Die Logopäden sind fachlich in der Sonderpädagogik angesiedelt. Das Studium beinhaltet neben der speziellen Pädagogik die fachspezifischen medizinischen, psychologischen und sozialrechtlichen Komponenten.

  • Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopäden-Verband (DLV) mit Sitz in Zürich (2007). Er versteht sich als unabhängiger Dachverband der Deutschschweizer Berufsverbände der Logopäden und repräsentiert diese sowie deren Mitglieder. Auf nationaler Ebene ist der DLV Partner der Konferenz der Schweizerischen Berufsverbände der Logopädinnen und Logopäden (K/SBL). Der DLV handelt nach eigenem Bekunden selbstbestimmt, eigenverantwortlich und zukunftsorientiert. Er setzt sich für die Belange der Logopäden sowohl sprachregional als auch gesamtschweizerisch ein. Er vertritt die Interessen der Mitglieder insbesondere vor Bund, Kantonen, Gemeinden und Institutionen. Der DLV ist bestrebt, die Logopädie in den verschiedenen Berufsfeldern zu fördern und zu verankern. Der DLV will die Logopädie als wichtige Dienstleistung in verschiedenartigen Institutionen fördern und weiterentwickeln. Er unterstützt die Mitglieder in ihrer beruflichen Tätigkeit und Entwicklung. Der DLV setzt sich ein für eine umfassende Grundausbildung und fördert die permanente Weiterbildung. Er beteiligt sich an berufsbezogenen Diskussionen auf fachlicher und auf politischer Ebene. Mitglieder sind 15 regionale Deutschschweizer Berufsverbände diplomierter Logopäden sowie der Berufsverband der Logopädinnen und Logopäden Liechtensteins. Die Einzelmitglieder der DLV-Mitgliederverbände sind gleichzeitig Mitglieder des DLV. Der DLV hat zurzeit (2007) rund 1860 Mitglieder.

Literatur

  • Th. Brauer, J. Tesak: Logopädie - Was ist das? mit 2 Audio CDs, 5. überarbeitete Auflage 2014, Schulz-Kirchner-Verlag, ISBN 978-3-8248-0364-4
  • V. Clausnitzer, R. Clausnitzer: Grundlagen der Therapie von Sprachstörungen und Sprechstörungen. Logopädie für Studierende und Praktiker in drei Bänden. Sonntag Verlag, 1997, 390 S., ISBN 3-8304-0119-1
  • Detlef von Cramon, Josef Zihl: Neuropsychologische Rehabilitation, Grundlagen Diagnostik, Behandlungsverfahren. Springer, Berlin u.a. 1988. (Darin Vogel, Ziegler, Morasch), ISBN 3-540-18684-0
  • Luise Lutz: Das Schweigen verstehen. Springer, Berlin u.a. 2004, ISBN 3-540-20470-9
  • Siegmueller, J., & Bartels, H. (Hrsg.). (2006). Leitfaden Sprache - Sprechen - Stimme - Schlucken. München: Urban und Fischer bei Elsevier. ISBN 978-3437477805
  • Jürgen Tesak: Die Geschichte der Aphasie. Schulz-Kirchner Verlag, 2. Auflage 2005, ISBN 978-3-8248-0444-3
  • G. Wirth: Sprachstörungen, Sprechstörungen, Kindliche Hörstörungen, (Lehrbuch für Ärzte,  Logopäden und Sprachheilpädagogen), 5. Auflage. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-7691-1137-8
  • G. Wirth: Stimmstörungen, (Lehrbuch für Ärzte, Logopäden, Sprachheilpädagogen und Sprecherzieher), 4. Auflage. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-7691-1114-9
  • Mehr Zeit für Kinder e.V., Deutscher Bundesverband für Logopädie (dbl), Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und BARMER Ersatzkasse (HRSG): Sprich mit mir!, Mehr Zeit für Kinder e.V., 128 Seiten, 2. Auflage Frankfurt 2004, ISBN 978-3-00-014598-8
  • Ursula Heist: Sing mit mir! Sprich mit mir!, Mehr Zeit für Kinder e.V., Deutscher Bundesverband für Logopädie (dbl), Audio CD, ISBN 978-3-0001728-7-8
  • Armin Löwe: Hörgeschädigtenpädagogik international. Geschichte – Länder – Personen - Kongresse. Eine Einführung für Eltern, Lehrer und Therapeuten hörgeschädigter Kinder. Verlag Schindele, Heidelberg 1992
  • Armin Löwe: Gehörlosenpädagogik in: Solarová, Svetluse [Hrsg.] Geschichte der Sonderpädagogik. Verlag Kohlhammer, Stuttgart 1983
  • E. Sutermeister: Quellenbuch zur Geschichte des Schweizerischen Taubstummenwesens. Ein Nachschlagebuch für Taubstummenerzieher und Freunde. Selbstverlag, Bern 1929
  • Hans-Joachim Motsch: Schweizerische Logopädie ohne Probleme. In: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik 1/1979

Weblinks

Berufsverbände Deutschland

Berufsverband Österreich

Berufsverbände und Ausbildungsstätten Schweiz

Ausbildung

Hochschulstudium

Allgemein

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. München/Wien 1965.
  2. Hans Petersen: Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Logopädie. Pro Infirmis 1962/1963
  3. Vgl. Deutsche Rentenversicherung Bund, Veröffentlichung Nr. 502, 3/2009, 4. Auflage, S. 7.
  4. Vgl. Forum Logopädie 27 (1/2013), Sonderausgabe "Akademisierung", S. 1–55. Abgerufen am 25. Februar 2014.
  5. Thorsten Knuf: Runter von der Fachschule, rauf auf die Universität. In: Berliner Zeitung. 31. März 2001, abgerufen am 24. Februar 2014.
  6. dgss (Stand: 29. August 2009)
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