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Helmut Kuhn (Philosoph)

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Helmut Kuhn (geb. 22. März 1899 in Lüben, Niederschlesien; gest. 2. Oktober 1991 in München) war ein deutscher Philosoph.

Leben und Wirken

Kuhn diente von 1914 bis 1919 als Kriegsfreiwilliger. Er studierte an den Universitäten Breslau, Innsbruck und Berlin. 1923 wurde er mit einer Dissertation über den Begriff des Symbolischen in der deutschen Ästhetik bis Schiller in Breslau promoviert. 1930 habilitierte er sich in Berlin mit der zweibändigen Schrift über Die Kulturfunktion der Kunst und lehrte dort bis 1937 als Privatdozent. Aus dieser Zeit stammt seine Auseinandersetzung mit dem Begriff des Politischen (München 1927) von Carl Schmitt. Im Nationalsozialismus wurde ihm die Lehrerlaubnis entzogen. 1937 musste Kuhn wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus Deutschland verlassen.

Er emigrierte in die Vereinigten Staaten und lehrte dort als Gastprofessor und später als ordentlicher Professor für Philosophie an der University of North Carolina at Chapel Hill. 1947 übernahm er einen Lehrstuhl an der Emory University bei Atlanta in Georgia. In den Jahren des Exils entstanden, zusammen mit Katherine Gilbert, eine History of Esthetics (New York 1939), die ein viel benutztes Lehrbuch amerikanischer Colleges wurde, Freedom Forgotten and Remembered (Chapel Hill, 1942) und Encounter with Nothingness (Chicago 1949), über den Existentialismus.

In Vorträgen vor deutschen Kriegsgefangenen und in verschiedenen Veröffentlichungen warb Kuhn damals für ein „besseres“ Deutschland. In den Jahren seines Exils in den Vereinigten Staaten konvertierte der ursprünglich jüdische Philosoph zur römisch-katholischen Kirche.[1]

1949 kehrte Kuhn nach Deutschland zurück und übernahm einen Lehrstuhl an der Universität Erlangen. 1953 wurde er zum Professor für Amerikanische Kulturgeschichte und Philosophie am Amerika-Institut der Universität München ernannt. Kuhn erreichte gegen einigen Widerstand seine Berufung zum ordentlichen Professor für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er wurde 1967 emeritiert. Bis 1958 war er daneben auch Direktor des Instituts für Amerikanistik. Außerdem war er ab 1961 ein Jahrzehnt lang Rektor der Münchner Hochschule für Politische Wissenschaften.

1953 gründet Kuhn zusammen mit Hans-Georg Gadamer die Philosophische Rundschau, die von beiden bis 1974 herausgegeben wurde. Von 1957 bis 1962 war Kuhn Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland. 1969 bereitete er mit Bernhard Waldenfels und Reinhold Gladiator die Gründung der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Forschung vor und leitete unter Mitwirkung von Hans-Georg Gadamer deren erste internationale Tagung.

Kuhn ist der Vater der Frauenhistorikerin Annette Kuhn, die sich in ihrer Autobiografie vom autoritären Vater, der die jüdische Herkunft jahrzehntelang verschwieg, absetzt.

Durch die Kirchenkrise, die er durch das Zweite Vatikanische Konzil ausgelöst sah, wurde Kuhn sehr beunruhigt.[1]

Zeitgeistkritische Bücher, die sich mit der 68er-Bewegung und den Veränderungen in der katholischen Kirche beschäftigten, sind seine Werke Rebellion gegen die Freiheit, Jugend im Aufbruch. Zur revolutionären Bewegung in unserer Zeit, Die Kirche im Zeitalter der Kulturrevolution und Ideologie - Hydra der Staatenwelt.

Publikationen (Auswahl)

  • ‚Klassisch‘ als historischer Begriff. In: Werner Jaeger (Herausgeber): Das Problem des Klassischen. Leipzig, 1931, S. 109-128.
  • Besprechung von Carl Schmitts Der Begriff des Politischen. In: Kant-Studien, 1933, S. 190-196.
  • Humanismus in der Gegenwart. Zu Werner Jaegers Paideia. In; Kant-Studien, Band 39, 1934, S. 328-338.
  • Sokrates. Versuch über den Ursprung der Metaphysik. Verlag die Runde, Berlin 1934. Neue Auflage im Kösel Verlag, München 1959
  • Begegnung mit dem Nichts. Ein Versuch über die Existenzphilosophie. J. C. B. Mohr Verlag, Tübingen 1950.
  • Begegnung mit dem Sein. Meditationen zur Metaphysik des Gewissens. J. C. B. Mohr Verlag, Tübingen 1954
  • Wesen und Wirken des Kunstwerks. Kösel Verlag, München 1960
  • Romano Guardini. Der Mensch und das Werk. Kösel Verlag München 1961
  • Das Sein und das Gute. Kösel Verlag, München 1962
  • Der Staat. Eine philosophische Darstellung. Kösel Verlag München 1967
  • Der Weg vom Bewusstsein zum Sein. Klett-Cotta Verlag Stuttgart 1981
  • Romano Guardini. Philosoph der Sorge. St. Ottilien 1987.

Biographisches

  • Curriculum vitae meae. In: L.J. Pongratz (Herausgeber): Philosophie in Selbstdarstellungen. Band III. Felix Meiner Verlag, Hamburg 1977, S. 236-283.
  • Hans-Georg Gadamer: Nachruf auf Helmut Kuhn. In: Philosophische Rundschau. Band 39, 1992, Heft 1/2nn
  • Annette Kuhn: Ich trage einen goldenen Stern. Ein Frauenleben in Deutschland. Berlin 2003

Referenzen

  1. 1,0 1,1 Hugo Herrera: Sein und Staat. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, S. 12

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Helmut Kuhn (Philosoph) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.