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Herbarium
Ein Herbarium oder Herbar (v. lat.: herba = Kraut) ist eine Sammlung getrockneter und gepresster Pflanzen bzw. Pflanzenteile für wissenschaftliche Zwecke, oder auch zur Dokumentation und als zu führender Nachweis einer Beschäftigung mit der Botanik.
Einzelne Pflanzen bzw. ihre Teile sind dabei als Einheit erkennbar auf einem Herbarbogen aufgeklebt.
Anlegen eines Herbariums
Um ein Herbarium anzulegen, müssen zunächst Pflanzen gesammelt werden. Früher wurden dazu Botanisiertrommeln benutzt, heute erfüllen Kunststofftüten diesen Zweck. Die Pflanzen sollte man pressen, bevor sie welken, da sonst wichtige Merkmale wie Blattform und Blütenaufbau nicht mehr gut erkennbar sind. Um die Pflanzen zu pressen, verwendet man entweder spezielle Gitterpflanzenpressen mit Zugfedern oder im einfachen Fall legt man die Pflanze zwischen Zeitungspapier und Holzplatten und beschwert diese (z. B. mit schweren Büchern). Das Papier sollte bei sehr feuchten Pflanzen jeden Tag gewechselt werden, sonst alle zwei Tage, da die Pflanzen ansonsten Gefahr laufen zu schimmeln.
Das Sammeln bzw. Herbarisieren einiger Arten ist nach der aktuellen Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) streng verboten und kann mit empfindlichen Geldstrafen geahndet werden. Deshalb vor dem Herbarisieren genaue Informationen einholen.
Zweck eines Herbariums
Ein Herbarium erlaubt dem Botaniker, Pflanzen unterschiedlicher Herkünfte zu vergleichen und unsichere Bestimmungen zu überprüfen („Vergleichsherbar“) oder Vorkommen bestimmter Arten an ihren Wuchsorten nachzuweisen („Belegherbar“). Durch Auswertung älterer Herbarien lassen sich nicht selten Änderungen in der Häufigkeit oder Verschiebungen der Verbreitungsgebiete nachzeichnen. Das spätere (Neu-)Bestimmen einer Pflanze im Herbarium ist fast immer möglich; die räumlichen Strukturen bleiben nämlich beim Trocknen und Pressen erhalten. Farben können zwar ausbleichen oder sich verändern; jedoch bedient man sich gewisser „Faustregeln“ - so weiß man, dass gelbe Pflanzenteile nach dem Trocknen langsam schwarz werden.
Um einen dauerhaften Zugriff auf die gesammelten Pflanzen sicherzustellen, werden die Herbarpflanzen unter klimakontrollierten Bedingungen gelagert. Eine trockene Lagerung ist wichtig, um Fäulnis und Schimmelbildung zu verhindern. Staubläuse, Museumskäfer oder andere Sammlungsschädlinge, die von getrockneten Pflanzen leben, werden am besten durch gelegentliches Tiefkühlen bekämpft. Die einzelnen Herbarbögen werden im Optimalfall liegend in flachen Fächern aufbewahrt. Die Ansichten über den Gebrauch von Kunststofffolien zur Abdeckung anstelle von Papier sind geteilt. Der Name einer Pflanzenart geht oft auf ein bestimmtes getrocknetes Exemplar, den Holotypus dieser Art, in einem Herbarium zurück.
Das Anlegen eines Herbariums war früher Voraussetzung für das Vorexamen als Apotheker. Auch heute noch wird im Biologiestudium und in verwandten Studiengängen an vielen Universitäten das Anlegen eines kleinen Herbariums als Übung gefordert. [1] Teilweise wird auch bereits in der Schule im Biologieunterricht ein kleines Herbarium angelegt; die Anforderungen sind hierbei natürlich deutlich geringer. [2]
Anspruch an einen Herbarbogen
Die auf einem Herbarbogen gesammelte Pflanze soll vollständig und von guter Qualität sein. Bei großen Pflanzen sollen relevante Pflanzenteile (Blüten/Früchte, Blatt, Spross, Wurzel) vorhanden sein. Das Pflanzenmaterial soll ohne Schäden (mechanisch, Pilzbefall, Vergilben) gepresst und getrocknet sein und interessante Bestandteile sollen klar sichtbar sein. Um Beschädigungen beim Hantieren vorzubeugen, werden die Pflanzen mit gummierten Papierstreifen auf dem Herbarbogen festgeklebt. Minimale Angaben auf einem Herbariumsblatt sind Fundort (möglichst GPS-Koordinaten), Funddatum und Finder. Meist wird auch noch der wissenschaftliche Name der Pflanze angegeben. Es ist üblich, dass der Sammler für jeden Herbarbeleg eine eindeutige Sammelnummer vergibt. Von Bedeutung für zukünftige Betrachter sind außerdem Angaben zu Standort, Häufigkeit, Begleitpflanzen und weitere Beobachtungen. Zusätzlich sollten Merkmale notiert werden, die nur an der lebenden Pflanze feststellbar sind (Gesamt-Wuchshöhe bei Gehölzen, Farbe der frischen Blüten usw.).
Virtuelles Herbarium
- Hauptartikel: Virtuelles Herbarium
Mittlerweile haben einige Herbarien Teile ihrer Sammlung digitalisiert, um sie bspw. über das Internet einem breiten Publikum verfügbar machen zu können. Herbar Digital ist ein Forschungsprojekt zur Rationalisierung der Virtualisierung (Digitalisierung) von botanischem Belegmaterial.
Große Herbarien
Wichtige Herbarien finden sich bei bedeutenden botanischen Gärten, an Museen oder wissenschaftlichen Instituten:
- London (Royal Botanic Gardens, Kew)[3] - ca. 7 Mio Belege
- Paris (Musée National d'Histoire Naturelle) - ca. 7,5 Mio Belege
- New York (New York Botanical Garden) - ca. 7 Mio Belege
- Genf (Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de Genève) - ca. 6 Mio Belege
- Sankt Petersburg (VL Komarov Botanical Institute) - ca. 5,8 Mio Belege
- St. Louis (Missouri Botanical Garden) - ca. 5,5 Mio Belege
- London (The Natural History Museum) - ca. 5,2 Mio Belege
- Wien (Naturhistorisches Museum) - ca. 5 Mio Belege
- Berlin „Herbarium Berolinense“ (Botanischer Garten Berlin) - ca. 3,5 Mio Belege
- Jena „Herbarium Haussknecht“ (Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Spezielle Botanik) - ca. 3 Mio Belege
- München (Botanische Staatssammlung München) - ca. 3 Mio Belege, viele Holotypen.
- Paris[4]
- Hamburg Herbarium Hamburgense der Universität Hamburg im Biozentrum Klein-Flottbek - 1,4 Millionen Belege, 4.000 Typus-Exemplare.[5]
- Tübingen (Herbarium Tubingense, TUB) der Eberhard Karls Universität Tübingen - 500.000 Belege, inklusive pharmakognostischer Sammlung, Klosterherbar Beuron (ERZ) und vieler Typus-Exemplare, Teil der Sammlungen des Museums der Universität Tübingen MUT
Literatur
- Sven Linnartz: Die botanische Exkursion - Schritt für Schritt zum eigenen Herbarium. Quelle & Meyer-Verlag, Wiebelsheim 2007 (2.Aufl.), ISBN 978-3-494-01433-3.
Siehe auch
Weblinks
- The Royal Botanic Gardens Kew Herbarium
- Index Herbariorum
- Australia's Virtual Herbarium
- The Virtual Herbarium at New York's Botanical Garden
- Herbarium Haussknecht (JE), Jena
- Herbarium Berolinense (B), Berlin
- Botanische Staatssammlung München (M), München
- Herbarium Senckenbergianum (FR), Frankfurt
- Niederländische Herbarien (Leiden, Wageningen, Utrecht) mit Fotos von Typusbelegen
- Herbarium Erlangense (ER) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit über 10.000 digitalisierten Pflanzenbelegen
Einzelnachweise
- ↑ http://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/biologie_ibbp/agtenberge/fbb/fbbherbariuminetss13stand130114.pdf
- ↑ http://www.uni-bamberg.de/fileadmin/020722/Downloads/Anlegen_eines_Herbariums_und_eines_Transekts.pdf
- ↑ Homepage von Royal Botanic Gardens, Herbarium
- ↑ Réseau des Herbiers de France
- ↑ Herbarium Hamburgense (HBG), Hamburg
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Herbarium aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |