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Hermann Zivi
Hermann Zivi auch: Naphtali Zivi (geboren 19. Mai 1867 in Müllheim (Baden); begraben 13. Januar 1943 in Tel Aviv) war ein deutscher Chasan und Komponist.
Leben
Hermann Zivi war das erste von vier Kindern des Kantors und Lehrers Moses Zivi und der Sarah Weingärtner und besuchte die Schule in Müllheim.[1] Im Lehrerseminar in Karlsruhe wurde er vom Oberkantor Samuel Rubin ausgebildet, einem Schüler Salomon Sulzers, dem Zivi später zu dessen Einhunderjahrfest 1904 eine Komposition widmete. Seine erste Stelle als Lehrer und Kantor erhielt Zivi 1890 in Ober-Ingelheim, von wo aus er zur Vertiefung seines Musikstudiums das Hoch’sche Konservatorium in Frankfurt am Main und das Mainzer Konservatorium besuchte. Seine erste große Komposition war 1896 ein Chorwerk zum siebzigsten Geburtstag des Großherzogs von Baden Friedrich I. Ab 1893 hatte er eine Lehrerstelle in Düsseldorf und 1898 wurde er Kantor an der Alten Synagoge in Elberfeld. Er konnte sich nun ausschließlich der Musik widmen und nahm noch Kompositionsunterricht bei Georg Wilhelm Rauchenecker. In Elberfeld gründete er einen Synagogenchorverein und stellte aus liturgischen Werken und eigenen Kompositionen ein Gesangbuch zusammen. Neben Kompositionen, die er in Elberfeld zur Aufführung brachte, ragt die symphonische Dichtung „Über Babylon nach Rom“ heraus, die im Mai 1906 in Kattowitz uraufgeführt wurde. Zivi komponierte auch weiterhin weltliche Werke im Stil der Zeit: „Gebete für den deutschen Kaiser“ und „Bitten um Schutz für das deutsche Heer“ gehörten ebenso dazu wie 1910 eine Festhymne zum 300-jährigen Bestehen der Stadt Elberfeld nach dem Text des Elberfelder Lokaldichters Otto Hausmann.[2] Im Jahr 1928 entließ ihn die Synagogengemeinde in den Ruhestand, in dem er weiterhin komponierte und musikwissenschaftliche Beiträge schrieb.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten in Deutschland 1933 wurde auch sein Leben beeinträchtigt. Sein Sohn Paul war 1933 nach Brasilien emigriert und 1939 musste er als alter Mann mit seiner Frau Rosa (–1941) über Triest nach Tel Aviv auswandern. Seine Tochter Erna Levin (1894–1974) emigrierte im Dezember 1939 ebenfalls nach Palästina, mit ihr war auch Zivis Enkelsohn Walter Levin, späterer Primarius des LaSalle-Quartetts. Zivi fehlte nun die Kraft für weitere Kompositionen, er schrieb nur noch zwei größere Essays.
Zivis Geschwister Helene (* 1879) und Josef (* 1868) wurden 1938 im Müllheimer jüdischen Gemeindehaus ghettoisiert und wurden 1943 im Ghetto Theresienstadt Opfer des Holocaust.[3]
Kompositionen / Schriften[4]
- Jahr-Kaddisch für Simchas Thora für Cantor und Orgel, Leipzig : M.W. Kaufmann, [189-?]
- Gebete und Gesänge für den Jugendgottesdienst der Synagogen-Gemeinde Düsseldorf, Düsseldorf 1895
- Scholôsch essrê middôs (Adonoj, Adonoj, êl rachum we chanun) ; für vierstimmig gemischten Chor, Cantor und Orgel, Düsseldorf Wörmbcke [ca. 1900]
- Hagadah-Gesänge : für 1 Singst. u. Klavier : op. 13, Frankfurt a. M., J. Kauffmann 1903
- ʼArbaʻ kosot : Hagadah-Gesänge für eine Singstimme und Klavier, Frankfurt a. Main : J. Kauffmann, 1903.
- Fest-Keduscha für Kantor, achtstimmig gemischten Chor und Orgel … Breitkopf & Härtel: Leipzig, 1904
- Aus- und Einheben der Thora : für Kantor, einstimmigen Gemeindegesang und Orgel, Leipzig : M.W. Kaufmann, 1904.
- Freitag-Abend-Gottesdienst : unter spez. Berücks. d. aschkenes. Chasonus für Kantor, 1st. Gemeindegesang u. Orgel ; op. 11., Leipzig : Kaufmann, 1906.
- Königspsalm (Freie metrische Übersetzung des 21 Psalms von A. Nussbaum) : Für Alt-- oder Baritonsolo, vierstimmig gemischten Chor u. Orgel., Elberfeld : A.P. Küpper, [1906]
- Abend-Gottesdienst für Scholôsch-regolim : für Cantor, 1stg. Gemeindegesang u. Orgel : op. 20, Frankfurt, J. Kauffmann 1909
- Hermann Zivi; Fr Norden; M L Wetzstein: Gesangbuch der Synagogen-Gemeinde Elberfeld,Breitkopf & Härtel: Leipzig, 1910.
- Das Lied der Deutschen. A.P. Küpper, 1915
- Schütze unser deutsches Heer! … Elberfeld, [1915?]
- Gott sei des Kaisers Schutz Gebet für Kaiser und Reich ; einstimmiger Chor mit Begleitung der Orgel, 1916
- Jôm seh le̲jisroêl ; Zur mischelô ochalnu, Berlin : Jüdisch-liberale Zeitung, 1924.
Literatur
- Joseph Walk (Hrsg.), Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. München : Saur, 1988 ISBN 3-598-10477-4.
- Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Kraus Reprint, Nendeln 1979, ISBN 3-262-01204-1 (Nachdr. d. Ausg. Czernowitz 1925). Band 6, S. 366.
- Ernst G. Lowenthal: Juden in Preussen, Berlin : Reimer , 1982 ISBN 3-496-01012-6.
- Aron Friedmann: Lebensbilder berühmter Kantoren. 1918 ff.
Weblinks
- Tina Frühauf: Artikel über Hermann Zivi im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (mit Werkverzeichnis)
Einzelnachweise
- ↑ zur Familie Zivi in Müllheim siehe Günter Boll: Die ersten Generationen der Familie Zivi, bei zivy
- ↑ Otto Hausmann (1837–1916): Hermann Zivi in der Plattdeutschen Bibliographie und Biographie (PBuB)
- ↑ Stolpersteine in der Müllheimer Hauptstraße 61 bei [gowalla]
- ↑ Verzeichnis nach WorldCat, vollständiges Verzeichnis bei Tina Frühauf
Personendaten | |
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NAME | Zivi, Hermann |
ALTERNATIVNAMEN | Zivi, Naphtali |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chasan und Komponist |
GEBURTSDATUM | 19. Mai 1867 |
GEBURTSORT | Müllheim (Baden) |
STERBEDATUM | begraben 13. Januar 1943 |
STERBEORT | Tel Aviv |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hermann Zivi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |