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Hippologie

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Die Hippologie (von altgriechisch ἵππος híppos ‚Pferd‘ sowie λόγος lógos ‚Lehre‘; vgl. -logie)[1] ist die Wissenschaft vom Pferd.

Entwicklung der Pferdewissenschaft

Da das Pferd seit seiner Nutzung als Haustier für viele Menschen von hoher Bedeutung war, entstanden schon früh erste schriftliche Zeugnisse zu Pferdezucht, Pferdehaltung, Ausbildung und Training von Pferd und Reiter beziehungsweise Fahrer.

Das erste erhaltene dieser Zeugnisse stammt vom mitannischen Stallmeister Kikkuli im 14. Jahrhundert vor Christus. Dieses Werk beschreibt Training und Pflege von Wagenpferden; die Übersetzung der Fachbegriffe ist bis heute umstritten.

Aus mittelassyrischer Zeit liegt ein Text über die Pferdeausbildung vor. Das erste große Werk zur Reitkunst stammt von Xenophon, der im 4. Jahrhundert v. Chr. das versammelte Reiten beschrieb und dessen Werk bis heute Gültigkeit besitzt.

Die erste bis heute erhaltene post-antike europäische Abhandlung über die Reitkunst, Livro da ensinança de bem cavalgar toda sela, verfasste Dom Duarte I., König von Portugal, der Philosophenkönig, um 1434. Das einzige Manuskript befindet sich in der Französischen Nationalbibliothek in Paris.

Antoine de Pluvinel (1555–1620) war einer der wichtigsten Vertreter der gewaltfreien Lehrmethode in der Reiterei.

In den bedeutenden Reitschulen der Renaissance gehörte das vertiefte Studium der Pferdewissenschaft und der, auch im Altertum und im Mittelalter[2] schon praktizierten Pferdeheilkunde (Hippiatrie)[3][4][5] zur praktischen Reitausbildung in der Reitbahn (siehe Reitkunst) selbstverständlich dazu. So beschäftigt sich auch die École de Cavalerie (1733) von François Robichon de la Guérinière detailliert mit Fragen der Haltung, Pferdepflege, Fütterung und Pferdemedizin.

Im späten 18. Jahrhundert wurde dann Veterinärmedizin als Fachdisziplin an den ersten Universitäten gelehrt, bei der die Pferdeheilkunde anfangs und auch heute wieder einen bedeutenden Rang einnimmt. Etwas später entstanden, häufig den Veterinärinstituten angeschlossen, die ersten Hufbeschlagsschulen. Eine Entsprechung zur Hippologie heißt Kynologie, sie beschäftigt sich mit Hunden.

Heute befasst sich die Wissenschaft vom Pferd unter anderem mit der Entstehungsgeschichte der Arten der Gattung Einhufer und der Hauspferderassen (z. B. Archäologie, Genanalysen), ihrem Gebäude/Exterieur (z. B. röntgenologische Studien) und ihrem natürlichen Verhalten (Freilandforschung), immer auch mit dem Ziel, dadurch Rückschlüsse zu gewinnen zum praktischen Verständnis des Hauspferds, seines Gebäudes, medizinischer Probleme oder Probleme beim Reiten, seines Verhaltens und seiner optimalen Haltung durch den Menschen. Auch die Kulturgeschichte des Reitens und der Nutzung des Pferdes durch den Menschen und die kulturgeschichtliche Beziehung Mensch-Pferd wird beschrieben und analysiert.

Pferdewissenschaft wird als Bachelorstudiengang an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (seit 2003)[6], an der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (seit 2007)[7] und an der Freien Universität Berlin (seit 2014)[8] angeboten. Studiengänge Equine Science gibt es auch in den Niederlanden und Großbritannien.[9][10] Die Universität Göttingen bietet den Master of Science-Studiengang Pferdewissenschaften seit 2006 an.[11]

Verwandte Themen

  • Hippiatrica – altgriechische pferdemedizinische Literatur

Literatur

  • Michael Schäfer: Handbuch Pferdebeurteilung. Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-440-07237-0.
  • Johann Baptista Galiberti: Neugebahnter Tummelplatz und eröffnete Reitschul. Sambt beygefügter Gestüttordnung und gründlicher Einzäumung, wie auch der Pferde Cur und Artzney [...]. Ins Deutsche übersetzt von Matthaeus Drummer von Pabenbach, Wien (Michael Rieger) 1660; Neudruck Leipzig 1984.
  • Albrecht Huwe: Kleine hippologische Bibliografie (KhB) Bd. 1. Bergisch Gladbach 2016, ISBN 978-3-931219-53-6.

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.
  2. Gerhard Eis (Hrsg.): Meister Albrants Roßarzneibuch im deutschen Osten. Reichenberg 1939 (= Schriften der Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft in Reichenberg. Band 9); Neudruck Hildesheim und New York 1977 (= Documenta hippologica. Darstellungen und Quellen zur Geschichte des Pferdes. Ohne Bandzahl).
  3. Ottomar Bederke: Liber de cura equorum: Bearbeitungen von Albertus Magnus und Jordanus Ruffus aus dem Deutschen Ritterorden (1408). Veterinärmedizinische Dissertation, Hannover 1962.
  4. Heinz Harms: Die pflanzlichen Arzneistoffe einer mittelniederdeutschen hippiatrischen Rezeptsammlung des 16. Jahrhunderts. In: Gundolf Keil, Rainer Rudolf, Wolfram Schmitt, Hans Josef Vermeer (Hrsg.): Fachliteratur des Mittelalters. Festschrift Gerhard Eis. Metzler, Stuttgart 1968, S. 293–306.
  5. Gerhard Eis: Zum Roßarzneibuch Meister Albrants. In: Beiträge zur Geschichte der Veterinärmedizin. Band 3, 1940/1941, S. 331–340, und Band 4, 1941/1942, S. 33–44.
  6. Archivlink (Memento vom 11. Juni 2008 im Internet Archive)
  7. http://www.shl.bfh.ch/index.php?id=346 (Link nicht mehr abrufbar)
  8. Pferdezentrum Bad Saarow: u. a. Studiengang Pferdewissenschaften (Bachelor)
  9. Archivlink (Memento vom 21. November 2009 im Internet Archive)
  10. http://www.gla.ac.uk/external/EBF/courses.html
  11. [1] Uni Göttingen, abgerufen 11. August 2010

Weblinks

 Commons: Hippologie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Hippologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hippologie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.