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Hortung

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Hortung (abgeleitet von „Hort“), umgangssprachlich auch Hamstern genannt, bedeutet, Nahrungsmittel, Kleidung oder andere Konsumgüter, Geräte und Sachen über den Eigenbedarf (Verbrauch bzw. angemessene Abdeckung des Wiederbeschaffungsrisikos) bzw. die zum Ausgleich schwankender Verfügbarkeit (jahreszeitlich bedingter Ernte, saisonaler Verfügbarkeit oder nur gelegentlicher Beschaffungsmöglichkeit) nötige Speicherung hinausgehend zu bevorraten. Die vorbeugende Anlage von Notvorräten zu Zeiten guter Versorgungssituation ist hierbei grundsätzlich eine positive Maßnahme der Riskikobegrenzung für Notzeiten mit unzureichenden Beschaffungsmöglichkeiten (z. B. Hungersnöte); sie wird daher auch staatlicherseits empfohlen.[1] Umgekehrt ist die Anlage von Vorräten in Zeiten unzureichender Versorgung im Regelfall negativ zu bewerten, da sie dringend benötigte Güter dem Zugriff anderer Mitbürger entzieht und zu einer zusätzlichen Verknappung führt. Heutzutage hat die Benutzung des Wortes horten meist eine leicht abwertende Konnotation.

Allgemeines

Häufig gehortet werden beispielsweise Lebensmittel, Waffen, Bargeld, Devisen, Gold. Diese Art der Vorratsbeschaffung geht auf die allen Lebewesen eigene Strategie zurück, die Erhaltung des eigenen Lebens, aber auch der eigenen Art sicherzustellen. Hortung kann als Massenphänomen zu unerwünschten Folgen führen: so führte im Römischen Reich die Geldverknappung (Deflation) durch Hortung zum drohenden Zusammenbruch des Handels.

Meist ist das Phänomen des übermäßigen Hortens zeitlich begrenzt und endet mit dem Wegfall des Grundes, also z. B. dem Ende eines Krieges. In von Mangelwirtschaft geprägten Ländern kann es jedoch zum Dauerzustand werden, in der DDR etwa war es durchgängig üblich, nur selten erhältliche Produkte sofort zu kaufen und einzulagern wenn sie angeboten wurden, auch wenn man akut gar keinen Bedarf hatte.

Hamsterkäufe, Hamsterfahrten

Unter dem Begriff Hamsterkauf versteht man Kaufvorgänge, die einzig und allein dem Zweck der Hortung, also dem Anlegen von Vorräten, dienen. Hamsterkäufe können oft, müssen aber nicht als massenpsychologische Phänomene auftreten. Heute wird diese Bezeichnung oft abwertend verwendet, da heute insbesondere Lebensmittel ständig verfügbar sind und eine Hortung als unnötig angesehen werden kann. Der Begriff selbst ist auf das Säugetier Hamster zurückzuführen, das Vorräte in den Backentaschen mit sich herumführt.

Berlin 1946: Frauen vor der Fahrt zum „Hamstern“
Personen besteigen einen Zug zu einer „Hamsterfahrt“ (Bahnhof Remagen 1947)

Nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Gerechtfertigte Hamsterkäufe fanden in den 1940er Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland statt. In dieser Zeit etablierte sich auch der spezielle Begriff Hamsterfahrten, die notwendig wurden, weil vor allem in den ersten Jahren nach dem Krieg die Versorgung mit Lebensmitteln in den Städten nicht ausreichend war. So fuhren viele Menschen mit der Eisenbahn in ländliche Gebiete und versuchten, bei den Bauern Sachwerte gegen Kartoffeln, Eier, Speck u. Ä. zu tauschen. Diese Fahrten wurden als Hamsterfahrten bzw. Hamstern bezeichnet. Die Fahrten mit der Eisenbahn waren damals erschwinglich, sodass die wenigen verkehrenden Züge oft überfüllt waren. Es war nicht ungewöhnlich, dass man weite Strecken mit der Bahn fuhr, nur um einen Sack Kartoffeln zu besorgen. Oft durchwühlten die Leute auch bereits abgeerntete Äcker nach vergessenen Kartoffeln, um diese mit nach Hause zu nehmen. In dieser Zeit wurde auch so manches wertvolle Schmuckstück oder Silberbesteck gegen einige Säcke Kartoffeln oder andere Lebensmittel getauscht. Viele halfen den Bauern auch gegen Bezahlung in Naturalien bei der Ernte. Nach der Währungsreform 1948 füllten sich die Geschäfte wieder mit Waren, und die Hamsterfahrten gingen zurück.

Nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl versuchten Verbraucher, noch unbelastete H-Milch zu horten.

Aktuelle Ereignisse

Hamsterkaufverhalten kann auch heute noch beobachtet werden: 2006 horteten viele Privatpersonen aufgrund der laut Medienberichten drohenden Vogelgrippe H5N1 große Mengen von Medikamenten, die angeblich gegen das Grippevirus wirkende Substanzen enthalten.

Auch das für September 2012 festgesetzte Verkaufsverbot von Glühlampen in der EU führte zu Hamsterkäufen.[2]

Im März 2011 kam es in Japan nach dem Tōhoku-Erdbeben 2011 teilweise zu Hamsterkäufen aufgrund des nuklearen Notfalls.

Nach Zucker-Hamsterkäufen wegen des großen Preisunterschiedes wurde im deutsch-polnischen Grenzgebiet im April 2011 der Zuckerverkauf von mehreren Lebensmittelhändlern rationiert.[3]

Wirtschaftswissenschaft

In den Wirtschaftswissenschaften wird gemäß der Zielsetzung beim betreffenden wirtschaftlichen Handeln vom Sparen das Horten unterschieden. Im Marxismus etwa wird dafür auch häufig von „Schatzbildung“ gesprochen (im Unterschied zu Konsum oder Akkumulation von Kapital).

Geld wird zu Hause, im Sparstrumpf, im Tresor gehortet, während es als Ersparnis bei der Bank angelegt wird. Im Falle des Hortens wird das Geld dem Wirtschaftskreislauf entzogen mit womöglich ungünstigen Auswirkungen auf Konjunktur und Beschäftigung, im zweiten Fall steht das Geld für Investitionen zur Verfügung, wenn es von den Banken an ihre Geschäftskunden verliehen wird. Diese Sicht wird nicht von allen Wirtschaftswissenschaftern geteilt: Es gibt auch die Ansicht, dass das Speichern von Wert (ohne Konterpart) auch eine der Funktionen von Geld ist – und „gehortetes“ Geld damit in der Bedürfnisbefriedigung seines Eigentümers seine Funktion erfüllt.

Siehe auch

Literatur

Manfred Bluhm: Hamsterfahrten mit dem Schiff. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter, 64. Jahrgang, Heft 8 (August 2017), S. 145–151.

Weblinks

Wiktionary: Hamsterfahrt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Hamsterzug – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Hortung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Ernährungsvorsorge - Private Vorsorge. Abgerufen am 23. Mai 2017.
  2. ORF: http://tirol.orf.at/stories/349685/. Stand 19. März 2009
  3. Hamsterkäufe aus Polen, Die Welt vom 14. April 2011
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hortung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.