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Idschzim
Idschzim | |||
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| |||
Basisdaten | |||
arabisch: | إجزم | ||
Staat: | Israel | ||
Koordinaten: | 32° 39′ N, 34° 59′ O32.64472222222234.988055555556Koordinaten: 32° 38′ 41″ N, 34° 59′ 17″ O | ||
Zeitzone: | UTC+2 | ||
Postleitzahl: | {{#property:P281}} | ||
Gemeindeart: | 1948 zerstörtes palästinensisches Dorf | ||
Idschzim (arabisch إجزم) war ein palästinensisches Dorf im britisch-palästinischen Distrikt Haifa, das im Palästinakrieg 1948 von israelischen Militäreinheiten erobert wurde. Wie hunderte andere palästinensische Orte wurde das Dorf im Zuge der Nakba zerstört und die heimische Bevölkerung vertrieben. Heute befindet sich unweit seiner Stelle die israelische Siedlung Kerem Maharal.
Geschichte
Frühe Geschichte
Ende des 16. Jahrhunderts hatten in dem Dorf lediglich 55 Menschen gelebt; Mitte des 18. Jahrhunderts gehörte es mit rund eintausend Einwohnern zu den größten Ortschaften in der Region um Haifa. Die Menschen lebten von der Landwirtschaft. Das Dorf selbst wurde von zwei familären Sippen dominiert: den Gutbesitzern der al-Madi und der Religionsgelehrtenfamilie der al-Nabhani. Letztere entstammten einem Zweig des Beduinenstammes der Banu Nabhan, der sich vor langer Zeit in Nordpalästina niedergelassen hatte.[1] 1945 zählte das Dorf rund 3000 Einwohner.[2]
Zerstörung und Entvölkerung im Palästinakrieg 1948
Zusammen mit den Nachbardörfern Dschabaʿ und ʿAin Ghazal bildete Idschzim das sogenannte ‚Kleine Dreieck an der nur wenige Kilometer breiten Ebene zwischen dem Mittelmeer und den Ausläufern des Karmelgebirges. Die Einnahme der Dörfer hatte für die Israelis daher hohen strategischen Wert, um die Küstenstraße von Tel-Aviv nach Haifa zu kontrollieren. In einer Kabinettssitzung am 14. Juli 1948 befahl Israels Premierminister David Ben-Gurion die Operation Shoter – Operation Polizist zur Einnahme der Dörfer.[3][4] Bereits am 12. Juli, sowie nachfolgend am 17. und 19. Juli warfen israelische Flugzeuge insgesamt eine Bombenlast von vier Tonnen auf die Dörfer.[5] Am Boden gelang es den palästinensischen Verteidigern die israelischen Streitkräfte zunächst abzuwehren. Am 24. Juli griffen die Israelis mit Unterstützung durch schweren Artilleriebeschuss und erneute Bombenabwürfe erneut an. Idschzim fiel am 26. Juli. Überlebende des Dorfes berichteten von 130 Toten, israelische Nachrichtenoffiziere von insgesamt 200 Toten, viele davon Zivilisten, die durch die Bombardierung getötet worden waren.[6]
Nach der Eroberung des Kleinen Dreiecks wurden die palästinensischen Bewohner von Idschzim, ʿAin Ghazal und Dschabaʿ am 26. Juli 1948 von den Israelis ins Westjordanland nach Dschenin vertrieben.[7] In ʿAin Ghazal wurden nach Einnahme des Dorfes 17 Männer, die man der Teilnahme an der Revolte von 1936 beschuldigte, an Ort und Stelle von den Israelis erschossen.[8]
Von Idschzims einst 3000 Einwohnern konnten 15 Familien dank der Fürsprache einflussreicher Juden zunächst bleiben, die Im Dezember 1948 wurden die verbliebenen Familien jedoch ebenfalls vertrieben und fanden Zuflucht im südlich gelegenen arabischen Dorf Furaydis, wie schon Vertriebene aus Tantura und ʿAin Ghazal.[9] Später wurden sie vom israelischen Zensus registriert und erhielten 1952 wie rund 150.000 im Land verbliebene Palästinenser die israelische Staatsbürgerschaft.[10] Anstelle des Dorfes Idschzim wurde die israelische Siedlung Kerem Maharal gegründet, in der heute rund 700 Menschen leben. Während Idschzim der völligen Zerstörung entging, wurden seine Nachbardörfer Dschabaʿ und ʿAin Ghazal dem Erdboden gleichgemacht.[11]
Bedeutende Söhne und Töchter von Idschzim
- Yusuf al-Nabhani, bedeutender Sufi-Religionsgelehrer im Osmanischen Reich, Großvater von Taqiuddin al-Nabhani.
- Taqiuddin al-Nabhani (1909–1977), Religionsgelehrter und Gründer der islamistisch-extremistischen Bewegung Hizb ut-Tahrir.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Reza Pankhurst: Hizb ut-Tahrir - the untold History of the Liberation Party, Hurst, London 2016, S. 18f.; Jamal Sankari: An-Nabhani and Hizb ut-Tahrir, VDM, Saarbrücken 2010, S. 12f.
- ↑ Noga Kadman: Erased from Space and Consciouness - Israel and the Depopulated Palestinian Villages of 1948, Indiana University Press, Bloomington 2015, S. 169.
- ↑ Avi Cohen: The History of the Israeli Air Force in the War for Independence (auf Hebräisch), Ministery of Defence, Jerusalem 2004, S. 674.
- ↑ Ilan Pappe: Die ethnische Säuberung Palästinas, Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2007, S. 221.
- ↑ Efrat Ben-Ze’ev: The palestinian village of Ijzim during the 1948 war: forming an antropological history through villagers accounts and army document, The Truman Institute, Hebrew University, Jerusalem 2006, S. 10.
- ↑ Ilan Pappe: Die ethnische Säuberung Palästinas, Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2007, S. 222.
- ↑ Noga Kadman: Erased from Space and Consciouness - Israel and the Depopulated Palestinian Villages of 1948, Indiana University Press, Bloomington 2015, S. 161, 169.
- ↑ Vgl. Pappe, S. 223.
- ↑ Benvenisti, M.: Sacred Landscape: The Buried History of the Holy Land Since 1948. University of California Press, 2000, S. 207f.
- ↑ Tamar Amar-Dahl: Das zionistische Israel – Jüdischer Nationalismus und die Geschichte des Nahostkonflikts, Ferdiand Schönigh, Paderborn 2012, S. 45.
- ↑ Noga Kadman: Erased from Space and Consciouness - Israel and the Depopulated Palestinian Villages of 1948, Indiana University Press, Bloomington 2015, S. 126f.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Idschzim aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |