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Ingenieurschule
Die Ingenieurschule (Abkürzungen: Ing.-Sch./IS), auch Höhere Technische Lehranstalt (HTL), Maschinenbauschule, Technische Mittelschule, Ingenieurakademie, oder Technische Akademie genannt, hatte den Status einer höheren Fachschule.
Als weltweit erste Ingenieurschule wurde in Frankreich die École Nationale des Ponts et Chaussées („Nationale Schule für Brücken und Straßen“) am 14. Februar 1747 gegründet.
Deutschland (Bundesrepublik und DDR)
Die Ingenieurschulen existierten bis Anfang der 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland. In der DDR existierten sie bis zur deutschen Wiedervereinigung und danach in einer kurzen Übergangsphase weiter.
Zugangsvoraussetzung war ein Zeugnis der mittleren Reife (in der DDR 10. Klasse Polytechnische Oberschule) und eine einschlägige abgeschlossene Berufsausbildung.
Das Angebot umfasste Studiengänge in den klassischen Ingenieurwissenschaften, die anfangs nach einer vier- oder fünfsemestrigen Schulzeit mit der staatlichen Bezeichnung Ingenieur, später, ab Anfang der 1970er Jahre, nach Erhöhung auf eine sechssemestrige Ausbildung als graduierter Ingenieur und der staatlichen Abschlussbezeichnung Ing. Grad. bzw. Ing. (grad.) abgeschlossen wurden. In der DDR wurde nach sechs Semestern der Titel Ingenieur verliehen.
Bekannte Ingenieurschulen waren zum Beispiel:
- Polytechnikum Aachen (heute Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen)
- Ingenieurschule Bingen am Rhein (heute Fachhochschule Bingen)
- Technikum der Freien Hansestadt Bremen, gegründet 1894
- Ingenieurschule Eisleben (ehem. Bergschule Eisleben; älteste Ingenieurschule Deutschlands)
- Ingenieurschule für Bauwesen Gotha (1805 gegründet vom Herzogtum von Sachsen-Gotha-Altenburg)
- Ingenieurschule für Automatisierung und Werkstofftechnik Hennigsdorf
- Ingenieurschule für Kraft- und Arbeitsmaschinenbau „Rudolf Diesel“ Meißen (1953–1993)
- Ingenieurschule für Walzwerk- und Hüttentechnik Riesa
- Ingenieurschule für Maschinenbau Bautzen
- Ingenieurschule für Flugzeugbau Dresden
- Ingenieurschule für Elektronik und Datenverarbeitung Görlitz
- Ingenieurschule für Bauwesen Erfurt (heute FH Erfurt)
- Ingenieurschule für Chemische Technik „Frédéric Joliot-Curie“ Köthen-Bernburg
- Staatliche Ingenieurschule Konstanz 1906 bis 1971 (heute Hochschule Konstanz (HTWG), University of Applied Sciences)
- Ingenieurschule für Bergbau und Energetik (heute Fachhochschule Lausitz)
- Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik Magdeburg
- Staatliche Ingenieurschule Lemgo, heute Hochschule Ostwestfalen-Lippe
- Ingenieurschule Mittweida
- Oskar-von-Miller-Polytechnikum (heute Hochschule für angewandte Wissenschaften München)
- Staatliche Ingenieurschule Gießen 1838 bis 1970 (heute Technische Hochschule Mittelhessen)
- Ohm-Polytechnikum Nürnberg – Staatliche Akademie für angewandte Technik (heute Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg)
- Staatliche Ingenieurschule Furtwangen 1850 bis 1971 (heute HFU Hochschule Furtwangen University)
- Staatliche Ingenieurschule für Maschinenwesen Dortmund 1890 - 1971 (heute Fachhochschule Dortmund)
- Staatliche Ingenieurschule für Maschinenwesen Jülich 1964 - 1971 (heute Fachhochschule Aachen)
- Staatliche Ingenieurschule für Bauwesen Holzminden (gegründet Ende 1830 und somit älteste Baufachgewerkschule Deutschlands, heute HAWK Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen)
- Technikum Strelitz (ab 1948 Ingenieurschule für Bauwesen Neustrelitz)
- Ingenieurschule für Luftfahrttechnik IfL
- Ingenieursschule für Verkehrstechnik in Dresden
- Ingenieurschule für Landtechnik Nordhausen (heute Fachhochschule Nordhausen)
- Königliche Ingenieurakademie (Potsdam)
- Balthasar-Neumann-Polytechnikum in Schweinfurt (1850, heute Fachhochschule Schweinfurt)
Anfang der 1970er Jahre wurden in der Bundesrepublik Deutschland die Ingenieurschulen aufgelöst und die Infrastruktur zum Aufbau einer neuen Hochschulform Fachhochschule genutzt.
Dieser Schritt wurde notwendig, da die Industrie nach einem universell einsetzbaren akademisch, also auf Hochschulniveau, ausgebildeten Ingenieur verlangte, der jedoch mehr anwendungsorientiert als der Dipl.-Ing. der technischen Hochschulen auf die Belange der Industrie ausgerichtet sein sollte.
Nach der Einführung von Fachhochschulen mit ihren akademischen Abschlussbezeichnungen und der Umstellung auf den akademischen Diplomgrad wurde die Frage einer möglichen Nachdiplomierung auch für Ingenieurschulabsolventen sehr kontrovers diskutiert. Schließlich setzte sich die Sichtweise der beruflichen Erfahrung durch. Normativ wurde festgelegt, dass Absolventen von Vorgängereinrichtungen der Fachhochschulen, sofern sie graduiert oder nachgraduiert waren, auch ohne Nachqualifizierung an einer Fachhochschule den Titel Dipl.-Ing. oder Dipl.-Ing. (FH) als staatliche Bezeichnung führen durften. Die Führungsberechtigung wurde in den einzelnen bundesdeutschen Ländern unterschiedlich gesetzlich geregelt. In Nordrhein-Westfalen wurde zum Beweis der Führungsberechtigung auf Antrag hin eine (kostenpflichtige) Urkunde erteilt. Ingenieure, die ihre Ausbildung an einer Einrichtung der vormaligen DDR absolviert hatten, stellten ihren Antrag beim zuständigen Kultusministerium. Voraussetzung hierfür war alleinig der Nachweis einer einschlägigen dreijährigen (Ost) bzw. fünfjährigen (West) Berufstätigkeit als Ingenieur bzw. Ing. grad. Die Möglichkeit zur Nachdiplomierung bestand bis Ende 2008.
Österreich
Die Technische Universität Wien wurde 1815 als k. k. polytechnisches Institut gegründet, die Technische Universität Graz 1811 als Stiftung Joanneum mit anschließend beginnender Lehrtätigkeit, die Montanuniversität Leoben 1840 als Steiermärkisch-Ständische Montanlehranstalt ausgelagert, die Universität für Bodenkultur Wien 1872 schon als Hochschule begründet. Sonst wurden die heutigen höheren technischen Lehranstalten (HTL), soweit sie auch postsekundäre Bildung (Meisterkurse, Werkmeisterschulen)[1] anboten, immer als Anstalt oder (Staats-)Gewerbeschule bezeichnet.
Der Ausdruck Ingenieurschule war nur vereinzelt für die den Werkmeisterschulen vergleichbaren Kurse und den an Fachschulen genannten "Hochschul-Abteilungen" (die seit den 1820er Jahren als Fakultät bezeichnet wurden), in Gebrauch:
- in den 1840er Jahren als Ingenieurschule für Bauingenieurwesen am seinerzeitigen k. k. polytechnischen Institut Wien bis in die 1970er Jahre
- in den Nachkriegsjahren 1919 als Elektro- und Maschinenbau-Technikum Arsenal mit Abend-Ingenieurschule am Wiener Arsenal (1953 dann in der TU Wien bzw. Kammer für Arbeiter und Angestellte aufgegangen)[1]
- nach dem Anschluss Österreichs wurden für ein paar Jahre die HTLs (Schulen) so genannt
Schweiz
Die Höheren Technischen Lehranstalten (Ingenieurschulen) HTL, französisch Ecole technique supérieure (Ecole d’ingénieurs) ETS, italienisch Scuola tecnica superiore (scuola d’ingegneria) STS, wurden mit dem am 6. Oktober 1995 in Kraft gesetzten Fachhochschulgesetz des Bundes in Fachhochschulen (FH, Haute école spécialisée HES, Scuola universitaria professionale SUP) umgewandelt (siehe dort auch zu altrechtlichen Titeln).
Berner Fachhochschule BFH |
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Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW | |
Fachhochschule Ostschweiz FHO |
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Fachhochschule Zentralschweiz, heute Hochschule Luzern HSLU | |
Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale HES-SO |
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Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSI | |
Zürcher Fachhochschule ZFH |
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Liechtenstein
Die Liechtensteinische Ingenieurschule (LIS) Vaduz, 1988 aus dem Abendtechnikum Vaduz entstanden, wurde 1992 Fachhochschule, 1997 als Fachhochschule Liechtenstein Stiftung des öffentlichen Rechts und 2005 in die Hochschule Liechtenstein umgewandelt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Die geschichtliche Entwicklung der Werkmeisterausbildung in Österreich. In: Wissen ist Manz, MANZ Verlag Schulbuch GmbH
- ↑ Zuordnung der Vorgängerschulen der Fachhochschulen / Classement des écoles qui ont été converties en haute école spécialisée (HES). bbt.admin.ch
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