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Jüdischer Sport im NS-Deutschland

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Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland durchlief in den Jahren der Unterdrückung, des Terrors und der gesellschaftlichen Isolierung von 1933–1938 seine Höhen und Tiefen. Trotz aller widrigen Bedingungen, mit denen die jüdischen Sportler trainieren und umgehen mussten, gab es zwischen den Jahren 1933–1936 eine Phase der Blüte. Vereine wie Makkabi Deutschland und der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten hatten einen enormen Zulauf an neuen Mitgliedern. Mit den Novemberpogromen endete für alle jüdischen Institutionen in Deutschland der organisierte Sport auf grausame Weise.

Judenpolitik

Die NSDAP verdeutlichte schon vor ihrer Machtergreifung 1933 ihre antisemitischen Ansichten und duldete ausschließlich Arier in der Gesellschaft. Die Nationalsozialisten sahen nur in der „Rasse“ ihres Volkes die guten Eigenschaften und die Juden, welche als Gegenrasse bezeichnet wurden, betitelten sie als „Untermenschen“. Dies war Grund genug für die Boykottierung, Terrorisierung und auch die später folgende Ausgrenzung aus den Turn- und Sportverbänden der jüdischen Bevölkerung. Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 schloss jüdische Beamte aus dem öffentlichen Dienst aus. Die Weltkriegskämpfer waren davon vorerst ausgenommen. Mit dem Inkrafttreten des Schriftleitergesetz am 1. Januar 1934 und dem Aufstieg Hitlers zum Reichspräsidenten begann die Phase der „Arisierung“ oder „Entjudung“ der intellektuellen Berufszweige. Die Nürnberger Gesetze, die am 15. September 1935 verabschiedet wurden, waren eine weitere Phase der Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung. Diese durften fortan nur noch Staatsangehörige des Deutschen Reiches ohne politischen Rechte sein. Mit den Blutschutzgesetz und dem Reichsbürgergesetz sollte die Emigration der Juden vorangetrieben werden, was die antisemitistischen Terroraktionen aber nicht minderte. Durch diese Maßnahmen wurden die Juden in die soziale Isolierung getrieben.[1]

Die Novemberpogrome 1938 werden als das offizielle Signal zum größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit verstanden. In der von Goebbels organisierten Zerstörungsaktion, entzog man den Juden jegliche wirtschaftliche Existenzgrundlage. Das Attentat vom 7. November auf den Legationsrat der deutschen Botschaft in Paris, durch den siebzehnjährigen polnischen Juden Herschel Grynszpan, diente den Nationalsozialisten als Vorwand um Synagogen und jüdische Geschäfte in Brand zu setzen. Die Juden waren gezwungen, Schulen und Hochschulen zu verlassen und sich in Zwangsvereinigungen zu organisieren, da sie zum Proletariat abgesunken waren.[2]

Ausschluss aus den Turn- und Sportverbänden

Die sportlich aktiven Juden waren vor 1933 hauptsächlich in weltanschaulich neutralen Sportvereinen organisiert. Aber auch schon vor 1933 wiesen Sportvereine vereinzelt antisemitische Tendenzen auf, wie zum Beispiel der Deutsche Sportclub Berlin oder der Deutschen Turnerschaft. Bis zur Machtergreifung brachten jüdische Mitglieder keine Probleme mit sich. An der Deutschen Hochschule für Leibesübungen waren mehrere jüdische Dozenten angestellt. Auch der Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen stellte einen Halbjuden als Präsidenten ohne jegliche Beanstandung. Der Sport war für die Juden ein Medium der gesellschaftlichen Integration und auch der wirksamste aller Kulturzweige, in dem das Gleichheitsprinzip seine Anwendung fand. Obwohl sich die Führung des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen des Dachverbandes der Turn- und Sportorganisationen zu den neuen Machthabern bekannte, wird dieser am 12. April 1933 aufgelöst. Hans von Tschammer und Osten wird im April als staatlicher Reichssportkommissar eingesetzt und im Juli zum Reichssportführer ernannt. Damit kamen Veränderungen mit sich, die sowohl alle deutschen Organisationen, als auch das deutsche Sportverbandwesen mit seinen jüdischen Sportlern, Vereinen und Verbänden betraf. Die Arisierung der paritätischen Verbände und Vereine zieht den Ausschluss jüdischer Sportvereine- und verbände nach sich. Mitglieder der bürgerlichen Turn- und Sportbewegung fühlten sich dem Vaterland verpflichtet, jedoch nicht der Demokratie. So fanden die Grundsätze einer staatlichen körperlichen Ertüchtigung, die seit 1920 im Parteiprogramm der NSDAP standen, bei sämtlichen DRA-Einzelverbänden große Befürwortung, weil das eine Stärkung des Physischen in Aussicht stellte. Auch seitens der Turn- und Sportlehrerschaft fand dieser Programmpunkt großen Anklang. Aus freiem Willen nach dem Vorbild des Berufsbeamtentums setzen die Verbände und Vereine den Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder um.[3]

Gleichschaltung der Verbände

Freiwillig, aber nicht überraschend, kam der Ausschluss aller jüdischen Vereinsmitglieder vom Deutschen Schwimmverband im April 1933, da dieser durch den langjährigen Vorsitzenden Hans Geisow ideologisch geprägt war.

Auch der Deutsche Reichsverband für Amateurboxen entschied sich Anfang April zu „treuer Gefolgschaft“, nach vorheriger Absprache zwischen seinem Vorsitzenden E. Rüdiger und dem Berliner Polizeipräsidium. Grund war Hitlers Sympathie für den Boxsport, weshalb dieser auch in den Schulsport aufgenommen werden sollte. Es wurde eine Satzungsänderung vorgenommen, infolgedessen ausschließlich Mitglieder „nur arischer Abstammung“ sein durften.

Der Verband „Deutscher Faustkämpfer“ (Berufsboxer) beschloss ebenfalls in einem „10-Punkte-Programm“ sämtliche Juden von der Mitgliederliste zu streichen, auch getaufte. Jüdische Ehrenmitglieder mussten auf ihre Auszeichnungen verzichten. Arbeitsverträge mit jüdischen Managern wurden ungültig und das Heranziehen eines jüdischen Arztes oder Rechtsanwaltes war gleichermaßen verboten.

Analog zum Vorgehen des Amatuer-Boxsport-Verbandes meldete sich der Verband Brandenburgischer Athletik-Vereine (VBAV) ohne Zwang beim Polizeipräsidenten, um über den Ausschluss jüdischer Mitglieder zu berichten. Außerdem wurden zur selben Zeit zwei korporativ angeschlossenen jüdische Vereine der Austritt nahegelegt. Darunter fielen zum einen der Bar Kochba und zum anderen der Jüdische Turn- und Sport-Club 1905. Der SC Bar Kochba Berlin, jedoch weigerte sich dieser Austrittsempfehlung nachzukommen.

Im Zusammenhang stehend mit der Berliner Aktion schließt der Südostdeutsche Fußball- und Leichtathletikverband innerhalb seines Bereiches alle jüdischen Vereine aus (Bar Kochba, Hakaoh, Schild).

Ab dem Mai 1933 wurden im Deutschen Ruderverband nur noch Sportler „arischer“ Abstammung aufgenommen, aber ließ für die bisherigen Mitglieder die Ausnahmeregelung des Gesetzes zum Berufsbeamtentum gelten. Der Deutsche Ski-Verband forderte von seinen Regionalverbänden „Rassenfremden die Aufnahme zu verwehren und sie aus den Vorständen zu entfernen“. Ungewiss ist die generelle Befolgung der Aufforderung, da der Mainzer Ski-Club erst im Dezember jener nachkommt, somit sich auch von ihrem halbjüdischen Präsidenten Theodor Lewaldzu trennen. Die Deutsche Schach-Liga wurde einem Reichspropagandaminister unterstellt und alle Mitglieder mit einem jüdischen Großelternteil wurden für untragbar erklärt. Die DLRG trennte sich ebenfalls von ihren jüdischen Mitgliedern.

Der Deutsche Tennis-Bund beschloss im April 1933 „Nichtarier“ von Repräsentativspielen auszuschließen und somit auch den damaligen Spitzenspieler Daniel Prenn nicht mehr für die Davis-Cup-Mannschaft zu nominieren, was für weltweites Aufsehen sorgte. Englische Champions wie Fred Perry und Henry Austin erhoben öffentlich Einspruch. Auch der König Gustav V. Adolf von Schweden brachte die Courage auf demonstrativ ein Spiel gegen Prenn auszutragen, anlässlich eines Besuches in Berlin, nach dem Empfang beim Reichspräsidenten und Reichskanzler.

Deutsche Turnerschaft

Allen voran setzte Edmund Neuendorff den Ariaparagraphen mit Überzeugung um. Er wollte mit seiner strikten antijüdischen Politik die Gunst des Reichskanzlers für sich gewinnen und bat diesen auch in mehreren geschriebenen Briefen um die Schirmherrschaft über das 15. Deutsche Turnfest. Mit Hinblick auf das Stuttgarter Turnfest 1933 und nach einem Antrag der Sächsischen Turner, entließ die Deutsche Turnerschaft alle jüdischen und Marxistischen Mitglieder. Dadurch sollten jegliche Hindernisse bereinigt werden um die „ideologische Anpassung“ der D.T. durchzusetzen. Außerdem sollte dem Reichskanzler der Wille der D.T. zugesichert werden sich am „nationalen Aufbau“ zu beteiligen, die „Wehrhaftigkeit“ anzustreben und dass man sich zu dem „Jahnschen Gedanken“ bekannte.

Die D.T. beschloss die „Vollarisierung“. Es reichte schon aus ein Großelternteil jüdischer Abstammung zu haben. Darüber hinaus wurden selbst „Vierteljuden“ ausgeschlossen, obwohl diese Maßnahme nicht einmal in der Rassengesetzgebung der Nationalsozialisten verankert war.[4]

Neugestaltung jüdischen Lebens

Mit der Machtübernahme der NSDAP wurde die Zerschlagung seiner politischen Opposition eingeleitet. Das Augenmerk hierbei lag in erster Linie nicht gezielt auf den Juden. Sie wurden nicht verfolgt aufgrund ihrer „Rasse“, sondern hinsichtlich ihrer Eigenschaft als frühere Sozialisten oder als Mitglieder des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold oder des Republikanischen Beamtentums oder als Angehörige der Friedensliga oder als Kommunisten wurden sie verhaftet oder kamen in Konzentrationslager. Die Reichstagswahl vom 5. März 1933 zog nicht den erwünschten Effekt nach sich, den sich viele Juden und Nichtjuden herbeiwünschten, sondern führte zum Ermächtigungsgesetz und auf dessen Basis die planmäßige Boykottkampagne jüdischer Geschäfte.

Um Einigkeit und Geschlossenheit zu demonstrieren und sich der nationalistischen Übermacht zur Wehr setzen zu können, die viele einzelne jüdische Verbände traf, wurde die Reichsvertretung der Deutschen Juden ins Leben gerufen, die laut Kurt Jacob Ball-Kaduri: „[…] in Wirklichkeit eine Gründung der großen jüdischen politischen Vereinigung gewesen war, die sich damit über die Gemeinde Berlin und den unfähigen Preußischen Landesverband jüdischer Gemeinden hinweggesetzt hatten“. Trotz vielen Hindernissen ging die erfolgreiche Gründung auf die Initiative eines Dreimännerkollegiums in Essen zurück, welche von dem ersten Rabbiner der Berliner Gemeinde, Leo Baeck, geführt wurde. Doch ohne die nationalistische Unterdrückung und gesellschaftliche und wirtschaftliche Isolierung jüdischer Sportler, Vereine und Verbände, welche von Fred Grubbel 1986 in einem Sinnbild veranschaulicht wurde: „[…] im selben Boot, in immer stürmischerer tobender See“, hätte es den Zusammenschluss der Gesamtheit aller Juden in der Form nicht gegeben, da zwei unterschiedliche politische Organisationen vorherrschten. Zum einen die „Zionistische Vereinigung Deutschland“ und zum anderen der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten.[5]

Reichsbund jüdischer Frontsoldaten

Die Bundesleitung des Frontbundes entschied sich für den Verbleib auf deutschem Boden. Die Entscheidung wurde mittels der Gretchenfrage: „Wie hältst du es mit Deutschland“, beschlossen. Das bedeutete zugleich die völlige Abgrenzung von denjenigen, die sich für eine Auswanderung entschieden haben. Außerdem folgte ein Anpassungsprozess an die neuen gesellschaftlichen Ordnungen. Damit wurde die politische Neutralität abgeworfen, die der RjF bis zur Machtergreifung der NSDAP vertrat und die Umsetzung des „Führerprinzips“ festgelegt.

Ab April 1933 folgten immer sich wiederholende Gesuche des RjF an die Regierung für eine begünstigte Obhut von dessen Angehörigen. Im Gegenzug konnte Hitler auf die Hilfe des RjFs zurückgreifen, die sich auf eine Beteiligung beim „nationalen Wiederaufbau“ Deutschlands, sei es zum friedlichen Aufbau des Reiches, sei es zu seiner Verteidigung nach außen, erstreckte. Die Ausnahmeregelungen sind jedoch nicht auf die Anerkennung Hitlers, sondern auf eine Intervention Hindenburgs bei Hitler zurückzuführen.

In der Weimarer Zeit hat der RjF noch kamaradschaftliche Beziehungen mit der Zionistischen Vereinigung geführt. Doch nachdem der RjF gesetzliche Privilegien zugesichert bekommen hatte, grenzte man sich strikt von der Zionistischen Vereinigung ab und annullierte auch jedwede Solidarität gegenüber den übrigen deutschen Juden.[5]

Ab dem Jahr 1932 konzentrierte sich die sportliche Aktivität des RjF auf den Wehrsport, was Löwenstein am 4. April 1933 dem Reichssportführer meldete. Durch die Erweiterung zum „Sportbund“ vervielfältigte sich die Vereinsgründungen auch in den kleinen Gemeinden. Die Sportbundführung sah sich in ihrer Annahme bestätigt, dass ihr Augenmerk hauptsächlich im sportlichen und nicht im ideologischen Bereich lag, aufgrund des großen Zuwachses in ihren Sportbetrieben wie den Kampfspielen, in der Leichtathletik und im Wassersport etc. Administrative Maßnahmen seitens der Reichssportführung schränkten die sportliche Aktivität jedoch ein. Nach einer Rücksprache mit dem Reichssportführers wurde der Übungsbetrieb wieder aufgenommen, durfte aber nicht öffentlich zur Schau gestellt werden.

1934 wurden trotz aller Hindernisse die Reichsmeisterschaften im Fußball, Boxen und im Tennis durchgeführt. 1935 bauten sich diese sogar aus. Das Reichssportabzeichen wurde fortan nur noch an "Arier" verliehen, aus diesem Grund kreierte sich der RjF-Sportbund ein eigenes Leistungsabzeichen. 1936 stagnierte der Sport, da die Erwartungen der Olympischen Spiele zerschlagen wurden. Der Breitensport gewann umso mehr an Bedeutung und die Vergleichswettkämpfe mit dem Rivalen Makkabi nahmen zu.

1937 wird wegen der Emigration der Schwund der Mitglieder durch den Jugendzuwachs aufgefangen. Im letzten Jahr seiner Existenz erfährt der RjF-Sport seine höchste Aktivität und die Novemberpogrome und die folgenden Verbote konnten die Vitalität des jüdischen Sports auch nicht stoppen.[6]

Zionistische Vereinigung für Deutschland

Die Zionistische Vereinigung vertrat nach der Machtergreifung der NSDAP im Gegensatz zum Reichsbund jüdischer Frontsoldaten die gleiche Auffassung wie zuvor auch: Förderung der zionistischen Idee unter den deutschen Juden und deren Vorbereitung auf ein neues Leben in Palästina.

Die Zionistische Vereinigung für Deutschland wendete sich mit einem förmlichen Schreiben an Hitler, in der sie die „nationale Wiedergeburt Deutschlands“ durch den Nationalsozialismus und dessen Grundgedanken zu Abstammung, Religion, Schicksalsgemeinschaft und Artbewusstsein begrüßte. Diese grundlegende Auffassung verinnerlichte nämlich auch der Zionismus.

Für die Zeit der Emigration deutscher Juden beantragte der Z.V.f.D. bei der Regierung, jenen den Status einer geschützten Minderheit zu verleihen. Zwischen 1933 und 1940 wurde die gewünschte Unterstützung durch verschiedene Staats- und Regierungsstellen gewährleistet. Aber auch hier darf die Form des Beistandes nicht falsch interpretiert werden, da das NS-Regime die Emigration deutscher Juden aus rassenpolitischen Gründen befürwortete. Außerdem verfolgte Hitler indes noch immer die gleichen Ziele und vertrat den Gedanken über Juden seit 1920 unverändert: „Menschenrechte soll er sich da suchen, wo er hingehört, in … Palästina“.

Die unterschiedlichen politischen Ansichten der beiden jüdischen Organisationen kümmerte das NS-Regime nicht sonderlich viel, da sie analog 100%ige Gegner des Nationalsozialismus waren, was auch der RjF 1935 mit dem Erlass der Nürnberger Gesetze merkte, da hiermit jede jüdische Assimilation und Emanzipation der letzten anderthalb Jahrhunderte zunichte machte.[5]

Die Makkabi-Vereine sind bis 1933 "fast völlig im deutschen Sport integriert". Da ihr Sportbetrieb hauptsächlich in regionalen deutschen Verbänden organisiert waren, brach der Wettkampfsport mit dem Ausschluss zusammen. Daraufhin erstellte man ein eigenes Ligasystem um die Meisterschaften wieder durchführen zu können. Obwohl dem Makkabi-Kreis jeglicher Zugang zu öffentlichen Sportanlagen verwehrt wurde, konnte am Ende des Jahres eine Bilanz aufstellen:"Es hat wohl noch nie eine so große Anzahl jüdischer Sportfeste in Deutschland gegeben wie in diesem Jahr". 1934 erlebte der Makkabi-Sport einen Aufschwung durch den großen Zulauf neuer Mitglieder und die Neugründungen. Besonders im Rudersport gab es einen großen Zuwachs an neuen Makkabi-Vereinen (25->79) und Mitgliedern (8000->18000). Durch die Behinderungen von SA und Gestapo und den schlechten Bedingungen eine olympische Qualifikation zu erreichen, setzte man das Interesse auf die Vergleichswettkämpfe mit dem Rivalen RjF-Sportbund. Nachdem die olympischen Träume sich nicht erfüllten, fielen die Leistungen im Leistungssport sehr stark ab. 1937 wird die Abnahme der Mitglieder durch den Zulauf von Jugendlichen aufgefangen, sodass der Ligabetrieb normal fortgestetz werden konnte.[7]

Jüdische Sportjugend

Durch die steigende Bedrohung und Bekämpfung des deutschen Judentums wand sich die jüdische Sportbewegung verstärkt den Jugendsport zu, welche an die jüdischen Jugendorganisationen gebunden waren, die wiederum ihren 'Ursprung in der deutschen Jugendbewegung' hatten.

Im Einklang mit dem Aufbruch der jüdischen Turnerschaft war die jüdische Jugendbewegung beflügelt von dem Gedanken, sich für "altjüdische Größe, für die Erneuerung schöpferischer Kräfte, für eine 'Renaissance'" stark zu machen. Sie wollte sich der typisch jüdischen "Gefahr des Intellektualismus" entziehen und sich den Werten der 'Schlichtheit' und 'Unmittelbarkeit' zu wenden.

Mit der ab 1933 begonnenden Isolierung von der deutschen Jugendbewegung zog schwerwiegende Konsequenzen nach sich. Durch den erzwungenden "Absonderungsprozess" entriss man ihnen ihre "natürliche Erziehungsgrundlage". Des Weiteren hatten die nationalsozialistischen Ausnahmegesetze hinsichtlich der Berufswahl negative Auswirkungen. Auch die Freizeitgestaltung geriet unter strenge Beobachtung und die Jugendlichen waren dadurch sehr eingeschränkt.

Aus oben genannten Gründen und der ständigen Auswanderung und der damit verbundenen negativen Auslese, erhielt die Jugendarbeit noch mehr an Aufmerksamkeit als zuvor.[8]

Jüdische Jugendbünde

Die jüdischen Jugendbünde wurden nach der NS-Machtergreifung erstmal nicht verboten. Am 2. November 1933 folgte ein Erlass der Reichsjugendführung, der besagte, dass in Zukunft der "Reichsausschuss der jüdischen Jugendverbände" als "alleinige verantwortliche Zentralorganisation der jüdischen Jugendverbände" zu agieren hatte. Er hatte von nun an die Funktion des Ansprechpartners inne und war verantwortlich für die Freizeitgestaltung der jüdischen Jugendverbände gegenüber den deutschen Behörden. Z.B Zeltlager mussten dem "Reichsausschuss" mitgeteilt und von diesem abgesegnet werden. Damit wurde das Ziel der absoluten Kontrolle der Jugendbünde verfolgt. Hinzu kam die Trennung der jüdischen Jugendlichen von der restlichen Gesellschaft.

Das Freizeitangebot wurde aber dennoch dankend angenommen, da es eine freundliche Abwechslung von dem zunehmend feindlichen Alltag in der Schule und im Beruf darstellte. Innerhalb weniger Jahre wuchsen die Mitgliederzahlen von 26.000 im Jahr 1932 auf ca. 50.000 im Jahr 1935, da die Jugendverbände eine geschützte Umgebung verkörperten.[9]

Literatur und Quellen

  • Hajo Bernett: Sportpolitik im Dritten Reich. Aus den Akten der Reichskanzlei. (= Beiträge zur Lehre und Forschung der Leibeserziehung. Band 39.) Verlag Karl Hoffmann, Schorndorf 1971, OCLC 544571.
  • Hajo Bernett: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland 1933–1938. (= Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft. Band 18.) Verlag Karl Hofmann, Schorndorf 1978, ISBN 3-778-03081-7.
  • Hajo Bernett: Der Weg des Sports in die nationalsozialistische Diktatur. Die Entstehung des Deutschen (Nationalsozialistischen) Reichsbundes für Leibesübungen. (= Beiträge zur Lehre und Forschung im Sport. Band 87.) Verlag Karl Hofmann, Schorndorf 1983, ISBN 3-778-04871-6.
  • Hans Joachim Teichler: Die jüdische Sportbewegung im nationalsozialistischen Deutschland. in: Berno Bahro, Jutta Braun, Hans Joachim Teichler (Hrsg.): Vergessene Rekorde – jüdische Leichtathletinnen vor und nach 1933. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2009, ISBN 978-3-866-50038-9, S. 109–123.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bernett: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland 1933–1938. 1978, S. 12–16.
  2. Novemberpogrom. Abgerufen am 20. März 2014.
  3. Bernett: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland 1933–1938. 1978, S. 16–23.
  4. Bernett: Der jüdische Sport im nationalsozilistischen Deutschland 1933–1938. 1978, S. 23–25.
  5. 5,0 5,1 5,2 Jüdischer Sport im nationalsozialistischen Deutschland. Abgerufen am 28. März 2014.
  6. Bernett: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland 1933–1938. 1978, S. 61–62.
  7. Bernett: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland 1933–1938. 1978, S. 44–45.
  8. Bernett: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland 1933–1938. 1978, S. 69–70.
  9. jüdische Jugend Abgerufen am 28. März 2014.
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