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Josef von Sternberg

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Von links nach rechts: Josef von Sternberg, Setsuko Hara und Arnold Fanck in Japan, 1936

Josef von Sternberg, ursprünglich Jonas Sternberg (geb. 29. Mai 1894 in Wien, Österreich-Ungarn; gest. 22. Dezember 1969 im Los Angeles County), war ein US-amerikanischer Regisseur österreichischer Herkunft. Bekannt geworden ist er vor allem durch seine sieben Filme mit Marlene Dietrich, darunter Der blaue Engel und Marokko.

Leben

Beginn der Karriere

Sternberg war der Sohn des aus Krakau stammenden jüdischen Geschäftsmanns Moses Sternberg und seiner Frau Serafine, geb. Singer. Wegen der Geschäftstätigkeit des Vaters lebte die Familie ab 1901 in Wien oder New York. Die Familie übersiedelte 1908 in die USA.[1] Nach ersten Arbeiten in einer Filmreparaturwerkstatt unter dem Künstlernamen Josef von Sternberg zog er 1923 nach Hollywood, wo er bei dem Film By Divine Right erstmals als Regieassistent tätig war. 1924 lernte er durch Vermittlung von Charles Chaplin und Mary Pickford den deutschen Schriftsteller und Drehbuchautor Karl Gustav Vollmoeller kennen, der ihn 1925 nach Venedig und Berlin einlud und ihn mit dem Schauspieler Emil Jannings bekannt machte. Mit dem Schauspieler George K. Arthur drehte er 1925 für nur US$ 50.000 Die Heilsjäger, der auf einem großen Dampfbagger in den Sümpfen nahe San Pedro Bay aufgenommen wurde. Der Film erregte die Aufmerksamkeit einiger Kritiker, die Sternbergs innovativen Einsatz von Licht und Schatten in der Dramaturgie einer Szene lobten. Zwar zerschlugen sich im Anschluss Pläne, einen Film mit Mary Pickford zu drehen, doch am Ende bekam von Sternberg einen Vertrag bei MGM. Allerdings war die Zusammenarbeit mit den Studioverantwortlichen und den Stars nicht einfach. So stritt sich der als autokratisch berüchtigte Sternberg während der Dreharbeiten zu The Masked Bride wochenlang heftig mit der Hauptdarstellerin Mae Murray. Schließlich wurde der Vertrag im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst. Kurze Zeit später bekam er das Angebot, für Edna Purviance, der früheren Chaplin-Hauptdarstellerin, den Film A Woman of the Sea (auch: The Sea Gull) zu drehen. Chaplin entschied sich jedoch, den fertigen Film nicht in den Verleih zu geben, da er ihn für den Massengeschmack als zu intellektuell ansah. In den 1930er Jahren ließ Chaplin das Negativ vernichten, um die Drehkosten steuerlich absetzen zu können. Die wenigen Menschen, die den Streifen gesehen hatten, behaupteten, es sei eine der schönsten und visuell beeindruckendsten Arbeiten des amerikanischen Kinos gewesen.

Paramount

Das Blatt wendete sich für von Sternberg erst, als er 1927 einen Vertrag bei Paramount bekam. Nachdem er einige Szenen für bereits abgedrehte Filme neu produziert hatte, so für It und Children of Divorce, beide mit Clara Bow, bekam er später im Jahr die Chance, den Film Unterwelt zu drehen. Das Drehbuch von Ben Hecht warf zum ersten Mal einen besorgten Blick hinter die Kulissen des organisierten Verbrechens und von Sternberg machte daraus einen packenden Gangsterfilm. Gleichzeitig komponierte er aus Licht und Schatten Szenen, die einen Kritiker zu der Bemerkung veranlassten, von Sternberg würde die Kamera so einsetzen wie der Maler seinen Pinsel. Nach dem überwältigenden kommerziellen Erfolg wurde von Sternberg mit der Regie für Sein letzter Befehl betraut, der mit Emil Jannings, dem wertvollsten Star des Studios, gedreht wurde. Jannings gewann unter anderem für diese Leistung ein Jahr später, als erster Schauspieler, den Oscar in der Kategorie Bester Hauptdarsteller. Im selben Jahr folgte mit The Docks of New York einer der reifsten und visuell schönsten Filme seiner Laufbahn. Die Geschichte um einen Seemann und eine Prostituierte wurde durch von Sternberg zu einer Sinfonie aus Schatten und Lichteffekten.

1929 fuhr Josef von Sternberg nach Deutschland, um bei der UFA, an der die Paramount Anteile hielt, den ersten Tonfilm mit dem Star Emil Jannings zu verfilmen. Den Kontrakt mit der UFA vermittelte Karl Gustav Vollmoeller, der ihm als Drehbuchautor, technischer Berater und General Editor von der UFA zur Seite gestellt wurde. Ihm ist es auch zu verdanken, dass die Filmrechte des Romans Professor Unrat von Heinrich Mann unter dem Titel Der blaue Engel an die UFA verkauft wurden. Die weibliche Hauptrolle sollten zunächst die unterschiedlichsten Schauspielerinnen erhalten, u. a. Louise Brooks. Doch am Ende fiel die Wahl auf Marlene Dietrich, da Vollmoeller sie präferierte und gegen alle Widerstände durchsetzen konnte, so dass sie mit diesem Film ihren Durchbruch hatte. “I urged Mr. von Sternberg to cast for the starring role Miss Marlene Dietrich a young actress who was as yet unknown, but who, I believed, had all potentialities of a great star. Mr. von Sternberg respected my opinion about such matters...” schrieb Vollmoeller in seinen autobiographischen Notizen. Der Regisseur und sein Geschöpf reisten noch am Abend der Premiere nach Amerika, wo sie mit den Dreharbeiten für Marokko begannen. Dietrich wurde vom Studio als Antwort auf Greta Garbo aufgebaut, doch von Sternberg machte aus der Schauspielerin im Verlauf von sechs gemeinsamen Filmen eine ganz eigene Leinwandpersönlichkeit. Allerdings wurde von Sternberg rasch von der Presse vorgeworfen, zu sehr auf die visuellen Aspekte und die Inszenierung seiner Hauptdarstellerin zu achten und zu wenig Wert auf ein gutes Drehbuch zu legen. Die bekannte Journalistin Elizabeth Yeaman führte bereits am 1. September 1931 in ihrer Kolumne, in der sie über die Dreharbeiten zu Shanghai-Express berichtete, aus:

...I wouldn't be surprised if Miss Dietrich gets Shanghai Express. You see she has never yet had a real break on a story. That is not because Paramount has neglected Marlene, but Josef von Sternberg doesn't care much about strong stories. If he has too much story he can't find room for his artistic effects, and these effects are much more important to him than story. But the fact remains that the public likes a good sound story, one that is plausible and human.

Besonders der Film Blonde Venus, den beide 1932 unmittelbar nach ihrem größten finanziellen Erfolg Shanghai-Express drehten, machte die angedeuteten Schwächen bei von Sternberg deutlich. Dietrich, die endlich einen Rollenwechsel, weg von der ewigen Verführerin wollte, verlangte einen Stoff, der sie als fürsorgliche Ehefrau und gute Mutter zeigte. Von Sternberg mochte jedoch das Konzept nicht und zeigte zudem Dietrich als Kabarettstar. Es gab zu keinem Zeitpunkt ein kohärentes Drehbuch und am Ende überzeugten nach Meinung der Kritiker nur die Musicalszenen, so die berühmte Hot-Voodoo-Nummer, in der die Dietrich zunächst als Gorilla verkleidet auf die Bühne kommt, um sich dann aus dem Kostüm zu schälen. 1931 übernahm der Regisseur ein halbfertiges Drehbuch, das Sergei Eisenstein auf der Basis des Gesellschaftsromans An American Tragedy von Theodore Dreiser verfasst hatte, ehe er aus dem Projekt gedrängt worden war. Von Sternberg verwarf die meisten Ideen und fing ganz von vorne an. Das Ergebnis spaltete die Kritik wie kaum eines seiner Werke zuvor. Zum einen lobten sie die schon bekannten Kompositionen aus Licht und Schatten sowie das Spiel von Sylvia Sidney als Drina. Doch insgesamt herrschte Übereinstimmung, dass sich Dreisers beißender sozialer Kommentar und von Sternbergs eher lyrischer Erzählstil gegenseitig ausschlossen.

Nachdem Dietrich auf Druck des Studios und vor dem Hintergrund der wenig ermutigenden Einspielergebnisse von Blonde Venus 1933 den wenig erfolgreichen Film Song of Songs unter der Regie von Rouben Mamoulian gedreht hatte, fanden beide Künstler Mitte 1934 wieder zusammen. Als Antwort auf den sehr erfolgreichen Film Königin Christine, der Garbo ein Jahr zuvor als schwedische Königin zeigte, wollte Paramount seinen eigenen Glamourstar ebenfalls als berühmte Herrscherin präsentieren. So entstand unter Sternbergs Regie der Historienfilm Die scharlachrote Kaiserin mit Dietrich als Katharina die Große. Während der Dreharbeiten, die wieder durch endlose Änderungen am Drehbuch gekennzeichnet waren, und inmitten von eskalierenden Produktionskosten (so verlangte von Sternberg echten Hermelin für die Garderobe der Zarin) kam es zu einer berühmten Anekdote. Der Schauspieler Sam Jaffe, der den debilen Ehemann der Kaiserin spielte, sollte eine Szene endlos wiederholen, da Sternberg irgendwelche Details jeweils nicht gefallen hatten. Irgendwann beschwerte sich Jaffe darüber, wie der Regisseur ihn behandelte. Von Sternberg nahm Jaffe zur Seite und sagte: “Mr. Jaffe, wissen Sie, allein in Japan habe ich 70 Millionen Anhänger.” Jaffe meinte trocken: “Fein, Jesus hatte nur 12.” Danach musste der Schauspieler keine Wiederholungen mehr drehen. Die Von-Sternberg-Dietrich-Zusammenarbeit endete im folgenden Jahr mit Der Teufel ist eine Frau, einer Geschichte um eine spanische Tänzerin. Dietrich mochte den Film mehr als jeden anderen, denn, so die Schauspielerin, He made me look so beautiful. Der Film war künstlerisch und finanziell eine Katastrophe.

Spätere Jahre

1935 wechselte von Sternberg nach den finanziellen Reinfällen von Die scharlachrote Kaiserin und Der Teufel ist eine Frau zu Columbia Pictures, wo er unter anderem mit Grace Moore eine Operette über das Leben von Kaiserin Elisabeth (Sissi) von Österreich drehte. Im Jahr darauf wurde er von Alexander Korda für die Verfilmung von I, Claudius engagiert, doch die Dreharbeiten wurden zu einem Desaster. Die Hauptdarstellerin Merle Oberon wäre beinahe bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, die Finanzierung des Streifens platzte und am Ende wurde die Produktion eingestellt. Die wenigen erhaltenen Szenen gelten jedoch als das Beste, was von Sternberg je gedreht hat. Sternberg bewohnte ab 1935 ein vom Architekten Richard Neutra erbautes Haus im San Fernando Valley.

Auf persönlichen Wunsch von Louis B. Mayer wurde von Sternberg 1938 damit beauftragt, aus dessen österreichischer Entdeckung Hedy Lamarr den größten Star der Welt zu machen. Die Produktion von I Take This Woman entwickelte sich bald zu einer ausgewachsenen Katastrophe, die über 16 Monate dauerte, bei der fast die gesamte Besetzung ausgetauscht wurde und sich drei Regisseure abwechselten. Schließlich fand sich von Sternberg als Regisseur von Wallace Beery in dem Polizistendrama Sergeant Madden wieder. Mit Ausnahme von Abrechnung in Shanghai, der die Geschichte von Mother Gin Sling und ihrem Bordell erzählt, und des Dramas The Saga of Anatahan hatten seine späteren Arbeiten nicht mehr das Niveau der Jahre bei Paramount. The Saga of Anatahan erzählte die wahre Begebenheit von japanischen Soldaten, die noch sieben Jahre nach Kriegsende ihre Stellung auf der Insel Anatahan hielten, da sie sich weigerten, die japanische Kapitulation zu akzeptieren.

1963 erhielt Josef von Sternberg das Filmband in Gold für sein langjähriges und hervorragendes Wirken für den deutschen Film. 1967 stellte er auf der Frankfurter Buchmesse seine Autobiographie "Ich – Josef von Sternberg. Erinnerungen" vor.[2]

Sternberg starb im Dezember 1969 in einem Krankenhaus im Los Angeles County[3] an den Folgen eines Herzinfarkts,[4] er wurde auf dem Westwood Village Memorial Park Cemetery beigesetzt.[5]

Privatleben

Josef von Sternberg war von 1926 bis 1930 in erster Ehe mit der Filmschauspielerin Riza Royce (1903–1980) verheiratet. 1945 heiratete er Jean Avette McBride (* 1894). Die Ehe wurde 1947 geschieden. Mit der Kunsthistorikerin Meri Otis Wilner (1920–2015) war von Sternberg von 1948 bis zu seinem Tod verheiratet. Aus dieser Ehe stammt sein Sohn Nicholas Josef von Sternberg, der 1951 geboren wurde.

Filmografie

Auszeichnungen

Oscar/Beste Regie

Weitere Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

  • Wolfgang Jacobsen: Sternberg, Josef von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 25, Duncker & Humblot, Berlin Bitte Band und Seitenzahlen korrekt angeben!, S. 295 (Onlinefassung).
  • Alice Goetz, Helmut W. Banz, Otto Kellner: Josef von Sternberg – Eine Darstellung. Verband der deutschen Filmclubs e.V., Mannheim 1966.
  • Ich – Josef von Sternberg. Erinnerungen. (Fun in a Chinese laundry. Deutsche Erstübersetzung von Walther Schmieding). Friedrich, Velbert bei Hannover 1967.
  • Das Blau des Engels. Eine Autobiographie. (Fun in a Chinese laundry. Deutsche Neuübersetzung von Manfred Ohl). Schirmer/ Mosel, München u. a. 1991, ISBN 3-88814-301-2.
  • Frieda Grafe: Als wär's ein Film von Sternberg – Mehr als eine Autobiographie. In: Die Zeit. 1. Dezember 1967 und In: Aus dem Off – Zum Kino in den Sechzigern. (= Ausgewählte Schriften in Einzelbänden. 4. Band). Brinkmann & Bose, Berlin 2003, ISBN 3-922660-84-3, S. 149–152.
  • Frederik D. Tunnat: Karl Vollmoeller: Dichter und Kulturmanager; eine Biographie. tredition, Hamburg 2008, ISBN 978-3-86850-000-4 (zur Freundschaft zwischen von Sternberg und Karl Vollmoeller sowie Hintergründe zur Entstehung des Blauen Engels)
  • Alexander Horwath, Michael Omasta (Hrsg.): Josef von Sternberg. The Case of Lena Smith. (= FilmmuseumSynemaPublikationen. Band 5). Wien 2007, ISBN 978-3-901644-22-1.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 480 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. lt. Filmarchiv Kay Weniger, basierend auf Originaldokumenten 1908 bis 1925.
  2. Hellmuth Karasek: Der Jahrhundertstar Marlene Dietrich – von der lasziven Kindfrau zur weltweit angehimmelten, in ihrer Heimat oft geschmähten Göttin der Filmgeschichte. Von Hellmuth Karasek: Der ungeliebte Engel. In: Der Spiegel. 25, 2000-06-19 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-16694734.html).
  3. einige Quellen sprechen von Beverly Hills, andere von Hollywood
  4. Ein Platz im Filmpantheon ist ihm reserviert. Zum Tode des Regisseurs Josef von Sternberg. In Schwäbische Zeitung, 24. Dezember 1969, S. 4.
  5. Josef von Sternberg in der Datenbank von Find a Grave
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