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Jirina Prekop
Jirina Prekop, eigentlich Jiřina Prekopová (* 14. Oktober 1929 in Prostějov; † 7. September 2020 in Prag[1]), war eine tschechoslowakische bzw. tschechische Psychologin.
Leben
Jirina Prekop verließ nach dem Studium der Psychologie, Philosophie und Pädagogik 1970 die Tschechoslowakei und ließ sich in der Bundesrepublik Deutschland nieder. Sie war als Psychologin im Olgahospital in Stuttgart tätig. 1981 übernahm sie von der US-amerikanischen Psychologin Martha Welch die Grundsätze der Festhaltetherapie zur angeblichen Heilung von Autismus und entwickelte sie, unter Einbeziehung des „systemischen Ansatzes“ des ebenfalls umstrittenen Bert Hellinger[2], zur „Festhaltetherapie nach Prekop“ weiter. Daneben veröffentlichte sie mehrere Erziehungsratgeber und unterstützte den familienpolitisch christlich-konservativen Interessenverband Familiennetzwerk, der sich vornehmlich gegen außerfamiliäre Kinderbetreuung engagiert.[3] Jirina Prekop lebte zeitweise in Lindau und zuletzt in Prag.
Kritik
Kritiker halten den therapeutischen Ansatz Prekops für pseudowissenschaftlich. Die Therapie basiert auf der Annahme, Autismus werde durch eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung verursacht; damit steht dieser Ansatz in einer Erklärungstradition, die von Bruno Bettelheim und Nikolaas Tinbergen begründet wurde. Viele Eltern von autistischen Kindern empfanden Schuldgefühle aufgrund der Entwicklung der Kinder und wurden von Psychologen, die in Erziehungsfehlern von „Kühlschrankmüttern“ die Ursache des Autismus sahen, in ihren Schuldgefühlen bestätigt. Eine Therapieform, die die Heilung unter aktiver Mitwirkung der Mütter versprach, führte bei einigen Müttern zu der Hoffnung, das vermeintlich begangene Fehlverhalten wiedergutzumachen. Dass die autistischen Kinder sich hierbei massiv wehrten, wurde dabei in Kauf genommen. Ziel der Vorgehensweise ist, den Willen des autistischen Kindes zu brechen. Seit langer Zeit wird als Ursache für Autismus hauptsächlich eine genetische Disposition gesehen, sodass der tiefenpsychologische Ansatz in der Fachwelt als falsch gilt.
Kinder, die dieser Therapie unterworfen wurden, zeigten eher Symptome des sogenannten Stockholm-Syndroms als dass echte Therapieerfolge erzielt wurden.[4] Letztlich werde praktisch durch teilweise stundenlanges Festhalten der Kinder Gewalt auf die Kinder ausgeübt.[5] Autistische Menschen, die dieser Art der Therapie unterzogen wurden, berichten von Traumatisierungserfahrungen.
Werke
Folgende Bücher von Jirina Prekop sind im Kösel-Verlag, München, erschienen:
- Der kleine Tyrann, 1988, ISBN 3-466-34198-1.
- Hättest du mich festgehalten. Grundlagen und Anwendung der Festhalte-Therapie, 1989, ISBN 3-466-30296-X.
- (mit Christel Schweizer): Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen. Ein Elternbuch, 1990, ISBN 3-466-30305-2.
- Unruhige Kinder, 1993, ISBN 3-466-30351-6.
- Schlaf Kindlein – verflixt nochmal!, 1996, 9. Auflage 2004, ISBN 3-466-30675-2.
- (mit Bert Hellinger): Wenn ihr wüsstet, wie ich euch liebe. Wie schwierigen Kindern durch Familien-Stellen und Festhalten geholfen werden kann, 1998, ISBN 3-466-30470-9.
- Erstgeborene – über eine besondere Geschwisterposition, 2000, ISBN 3-466-30529-2.
- Ich halte dich fest, damit du frei wirst: Die Festhaltetherapie: Grundlagen, Anwendungen und Weiterentwicklungen, 2008, ISBN 978-3466308125
Literatur
Zur Person
- Kürschners Deutscher Sachbuch-Kalender, Jg. 2003/2004, Band 2
Zur Festhaltetherapie
- Lutz Dietrich Herbst, Wider die Zwänge des "Autisten". Anmerkungen zur Mutter- und Kind-Haltetherapie bei beziehungsauffälligen Kindern, in: Zeitschrift für Heilpaedagogik, Jg. 1986, S. 180–188; auch in: Behindertenpädagogik, Jg. 1988, S. 197–206
- Georg Feuser, Aspekte einer Kritik des Verfahrens des "Erzwungenen Haltens" (Festhaltetherapie) bei autistischen und anders behinderten Kindern und Jugendlichen, in: Georg Feuser, Wolfgang Jantzen (Hg.), Jahrbuch für Psychopathologie und Psychotherapie, Jg. 1987, S. 73–134
- Wolfgang Hinte, Die kleine Tyrannin oder: Zwei Stunden mit Frau Prekop in einem Zimmer (Rezension zu Prekops Buch Der kleine Tyrann), in: Päd. extra & Demokratische Erziehung, Jg. 1988, S. 45–48
- Ulrich H. Rohmann, Ulrich Elbing, Festhaltetherapie und Körpertherapie : Beschreibung und kritische Würdigung der Mutter-Kind-Haltetherapie, Wut-Reduktions-Methode, Festhaltetherapie, basalen Kommunikation, modifizierten Festhaltetherapie, Musik-Körpererfahrungstherapie, integrativen Körpertherapie, körperkonzentrierten Interaktion, 1990, ISBN 3-8080-0206-9.
- Falk Burchard, Festhaltetherapie in der Kritik, 1992, ISBN 3-89166-139-8.
- Ute Benz (Hg.), Gewalt gegen Kinder. Traumatisierung durch Therapie?, 2004, ISBN 3-936411-60-3.
Weblinks
- Literatur von und über Jirina Prekop im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage von Jirina Prekop (mit Bild)
Einzelnachweise
- ↑ Zemřela psycholožka Jiřina Prekopová, propagátorka pevného objetí, idnez.cz, 8. September 2020
- ↑ Archivlink (Memento vom 20. September 2007 im Internet Archive)
- ↑ Tagung des Familiennetzwerks, 2010 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Udo Schuster, Festhaltetherapie nach Prekop – Wirksame Hilfe oder pseudowissenschaftlich verbrämte Kindesmisshandlung?, www.religio.de
- ↑ Adelheid Müller-Lissner, Und bist du nicht willig, tagesspiegel vom 8. Oktober 2004
Personendaten | |
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NAME | Prekop, Jirina |
ALTERNATIVNAMEN | Prekopová, Jiřina (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | tschechische Psychologin |
GEBURTSDATUM | 14. Oktober 1929 |
GEBURTSORT | Prostějov |
STERBEDATUM | 7. September 2020 |
STERBEORT | Prag |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jirina Prekop aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |