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Joaquín Guzmán
Joaquín Archivaldo Guzmán Loera (auch El Chapo; * 25. Dezember 1954 oder 4. April 1957[1] in La Tuna, Municipio Badiraguato, Sinaloa) ist der ehemalige oberste Chef des Sinaloa-Kartells, eines mexikanischen Drogenkartells. Er gehörte zu den meistgesuchten Drogenbossen in Mexiko und in den Vereinigten Staaten.[2][3] Es gelang Guzmán 2001 und 2015, aus mexikanischen Gefängnissen zu entkommen. Am 8. Januar 2016 wurde er ein halbes Jahr nach seiner zweiten Flucht erneut von mexikanischen Fahndern festgenommen. Die US-Bundesstaaten Kalifornien und Texas stellten Auslieferungsansuchen, jeweils für Anklagen wegen Drogenhandel und Mord. Am 19. Januar 2017, dem letzten Amtstag von US-Präsident Barack Obama, wurde Guzmán per Flug nach Long Island in New York an die USA ausgeliefert.[4][5]
Leben
Jugend und Aufstieg
Guzmán wurde auf einer Farm geboren und hat sechs Geschwister. Sein Vater war Viehzüchter.[1] Guzmán verließ die Schule nach der dritten Klasse und wurde in den 1970er Jahren Gefolgsmann von Amado Carrillo Fuentes (Gründer des Juárez-Kartells) und Miguel Ángel Félix Gallardo (Drogenboss und Mitbegründer des Guadalajara-Kartells). Seine Aufgabe war es, Kokainflüge aus Kolumbien zu koordinieren.[6]
Anfang der 1980er Jahre etablierte er sich als Logistikchef im Sinaloa-Kartell. Seit spätestens Ende der 1990er Jahre führt er das Kartell gemeinsam mit Ismael Zambada García.[1] Am 24. Mai 1993 verübten Auftragsmörder eines gegnerischen Kartells einen Anschlag auf Guzmán, dem sieben Menschen, darunter Erzbischof Juan Jesús Kardinal Posadas Ocampo, zum Opfer fielen.[6]
Erste Verhaftung und Flucht
Er wurde am 9. Juni 1993 in Guatemala verhaftet, an Mexiko ausgeliefert und zu 20 Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Am 19. Januar 2001 gelang ihm eine Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis Puente Grande im Bundesstaat Jalisco. Ein Wärter öffnete seine Zellentür und Guzmán verließ das Gelände in einem Wäschetransporter.[7][1]
Andere Quellen behaupten hingegen, Guzmán habe einen Deal mit dem damaligen mexikanischen Präsidenten Vicente Fox geschlossen. Vicente Fox, der sich zum damaligen Zeitpunkt in einem finanziellen Engpass befunden habe, soll 20 Mio. US-$ von Guzmán für dessen Freiheit erhalten haben.[8] Gemäß Don Winslow, der Guzmán 2015 als Boss in seinem Roman Das Kartell porträtierte, gäbe es Zeugen, laut welchen er einfach aus dem Gefängnis spaziert sei.[9]
Vermögen
Guzmán, der den Spitznamen „El Chapo“ (mexikanischer Ausdruck für „der Kleine“, wegen seiner Körpergröße von 1,68 Meter[1]) trägt, wurde 2009 von der Zeitschrift Forbes auf Platz 41 der Liste der mächtigsten Menschen der Welt geführt,[10] im Jahr 2012 war er auf dem 63. Platz. Guzmán verfügte 2012 über ein Vermögen von etwa einer Milliarde Dollar.[1] Auf Informationen, die zu seiner Verhaftung führen, war eine Belohnung von sieben Millionen US-Dollar ausgesetzt (Stand: 2011).[7]
Zweite Verhaftung und Flucht
Am 22. Februar 2014 wurde Guzmán in der mexikanischen Küstenstadt Mazatlán in einer gemeinsamen Operation von mexikanischen Marineinfanteristen und der US-amerikanischen Antidrogenbehörde DEA festgenommen.[3][11] Wenige Tage danach demonstrierten mehrere Tausend Menschen in Sinaloa für seine Freilassung.[12]
Am Abend des 11. Juli 2015 entkam er erneut aus dem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis Altiplano durch einen 1,5 Kilometer langen, 1,7 Meter hohen und 80 Zentimeter breiten Tunnel, der seinen Anfang im Duschbereich von Guzmáns Zelle nahm. Dieser Teil der Zelle war nur unzureichend von Überwachungskameras erfasst, so dass Guzmán die Möglichkeit hatte, ungesehen in einem 50×50 Zentimeter großen Loch am Boden zu verschwinden. Bis 2016 war er flüchtig und wurde nach dem Ausbruch in den USA erneut zum Staatsfeind Nummer 1 erklärt.[13]
Beim Versuch der Festnahme im Oktober 2015 nahe Cosalá wurde Guzmán offenbar im Gesicht und am Bein verletzt. Er konnte den Sicherheitskräften jedoch gemeinsam mit seinen Leibwächtern entkommen.[14]
Dritte Verhaftung
Nach fast einem halben Jahr auf der Flucht wurde Guzmán am 8. Januar 2016 in Los Mochis von Marineinfanteristen erneut gefasst. Dabei wurden fünf Personen getötet und ein Soldat verletzt.[15][16] Nach der Verhaftung wurde in der Presse darüber spekuliert, ob ein Exklusiv-Interview, das der Schauspieler Sean Penn mit dem Drogenbaron für das amerikanische Musikmagazin Rolling Stone im Oktober 2015 führte, durch die bei dieser Gelegenheit abgefangenen SMS-Kurznachrichten der Auslöser für die Verhaftung war. Beteiligt war auch der mexikanische Telenovela-Star Kate del Castillo, die bei der Vermittlung eine Rolle spielte, da Guzmán ein Anhänger der Schauspielerin ist und sie unbedingt treffen wollte.[17]
In der Nacht vom 15. auf den 16. August 2016 verschleppten mehrere Bewaffnete den Sohn von Guzmán, Jesús Alfredo Guzmán, zusammen mit fünf anderen Personen aus einem Restaurant in Puerto Vallarta. Laut dem Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Jalisco, Eduardo Almaguer, gehörten die Entführer zu dem Kartell Jalisco Nueva Generación.[18]
Guzmán wurde am 19. Januar 2017 offiziell an die Vereinigten Staaten ausgeliefert.[19]
Prozess
Am 5. November 2018 begann am Bezirksgericht in Brooklyn der Prozess gegen Guzmán. Zunächst sollten zwölf Geschworene ausgesucht werden, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben sollen. Es sollen zunächst rund 40 potenzielle Jurymitglieder befragt werden. Die Eröffnungsplädoyers sind für den 13. November geplant. Das Verfahren wird nach Einschätzung von Richter Brian Cogan mehrere Monate dauern. Die Staatsanwaltschaft wirft Guzmán vor, mit Drogenschmuggel und anderen illegalen Geschäften Milliarden US-Dollar verdient zu haben. Etwa ein Dutzend Staatsanwälte sind in New York City mit dem Fall betraut. Zunächst sollen 16 Zeugen der Anklage gehört werden.[20]
Privates
Guzmán ist in vierter Ehe mit Emma Coronel Aispuro verheiratet, mit der er Zwillinge hat.
Film und Fernsehen
- 2014: El Chapo – Im Namen des Kartells; Dokumentarfilm über den mexikanischen Joaquín „El Chapo“ Guzmán.
- 2016: Chapo: el escape del siglo; Film über El Chapo.
- 2017: El Chapo; Serie über den Aufstieg und Fall des mexikanischen Drogenbosses Joaquín „El Chapo“ Guzmán vom Sinaloa-Kartell.
- 2017: Der Tag, an dem ich El Chapo traf (OT: The Day I Met El Chapo: The Kate del Castillo Story); Die mexikanische Schauspielerin Kate del Castillo erzählt in drei Episoden, wie es zu einem Treffen zwischen ihr, Sean Penn und „El Chapo“ Guzmán kam.
- 2018: Die 5. Episode der Netflix-Krimi-Dokureihe namens Drug Lords handelt von Joaquín Guzmán.
Literatur
- Sandro Benini: Drogen, Krieg, Mexiko. Der gefährlichste Ort der Welt. Echtzeit, Basel 2013, ISBN 978-3-905800-68-5.
- Malcolm Beith: El Chapo: Die Jagd auf Mexikos mächtigsten Drogenbaron. (Originaltitel: The Last Narco übersetzt von Simone Salitter und Gunter Blank), Heyne, München 2011, ISBN 978-3-453-26731-2.
Weblinks
- Sandro Benini: Das Phantom aus Sinaloa. In: Tages-Anzeiger vom 8. November 2011
- Klaus Ehringfeld: Mexikos Drogenbaron Guzmán: Auf der Jagd nach dem kleinen Big Boss. In: Der Spiegel vom 19. Januar 2012
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 T. Keppeler, C. Romero: Mexikos Kartellboss Joaquín Guzmán: Kühl, gewieft und wendig. In: die tageszeitung. 29. August 2012, abgerufen am 22. Februar 2014.
- ↑ U.S.Departement of State: Narcotics Rewards Program: Joaquin Guzman-Loera. Archiviert vom Original am 27. Juni 2011; abgerufen am 21. Dezember 2009 (english).
- ↑ 3,0 3,1 Sandra Weis: Meistgesuchter Drogenboss Mexikos und der USA festgenommen. In: derstandard.at. 13. Juli 2015, abgerufen am 22. Februar 2014.
- ↑ GUZMAN-LOERA, JOAQUIN. In: interpol.int. Archiviert vom Original am 17. Oktober 2015; abgerufen am 17. Oktober 2015.
- ↑ "El Chapo" nun in Hand von US-Behörden : Guzmans Anwälte „überrascht“ orf.at, 20. Januar 2017, abgerufen 20. Januar 2017.
- ↑ 6,0 6,1 Patrick Radden Keefe: Die Jagd nach „El Chapo“ Guzman. In: GEO 9/2014. Gruner & Jahr, Hamburg, ISSN 0342-8311, S. 123–124.
- ↑ 7,0 7,1 Mexiko: Armee nimmt Führungsmitglied von Drogenkartell fest. In: Spiegel Online. 26. Dezember 2011, abgerufen am 22. Februar 2014.
- ↑ Anabel Hernández, Roberto Saviano: Narcoland: The Mexican Drug Lords And Their Godfathers. Übersetzt von Iain Bruce. Verso, London / New York, 2013, ISBN 978-1-78168-073-5 (englisch).
- ↑ Lars Reichardt: Don Winslow über Gewalt. Interview in: Süddeutsche Zeitung, 30. Mai 2015, S. 38.
- ↑ Krimineller auf Forbes-Liste: Große Macht den Drogen. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010, abgerufen am 13. Juli 2015.
- ↑ Ray Sanchez, Evan Perez,Elise Labott: After years on run, Sinaloa cartel chief ‘El Chapo’ Guzman arrested. In: CNN. 23. Februar 2014, abgerufen am 2. März 2014 (english).
- ↑ Klaus Ehringfeld: Unterstützung für „Chapo“ Guzmán: Warum ein Massenmörder als Wohltäter verehrt wird. In: Spiegel Online. 2. März 2014, abgerufen am 2. März 2014.
- ↑ Sebastian Schoepp: Mexiko – Ab durch die Klappe. In: sueddeutsche.de. 13. Juli 2015, abgerufen am 13. Juli 2015.
- ↑ "El Chapo" verletzt, aber nicht gefasst. Tagesschau, abgerufen am 17. Oktober 2015.
- ↑ Recaptura Marina a ‘El Chapo’ Guzmán en Los Mochis, Sinaloa. lasillarota.com, 7. Januar 2016, abgerufen am 7. Januar 2016.
- ↑ Drogenboss "El Chapo" Guzman gefasst. Spiegel Online, abgerufen am 8. Januar 2016.
- ↑ Verhältnis zu "El Chapo": Mexiko will Schauspielerin Kate del Castillo verhören, Spiegel Online, 19. Januar 2016
- ↑ Sohn von Drogenboss «El Chapo» verschleppt
- ↑ SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Drogenboss: Mexiko liefert "El Chapo" an USA aus - SPIEGEL ONLINE - Panorama. Abgerufen am 20. Januar 2017.
- ↑ Ex-Drogenboss: Prozess gegen "El Chapo" mit Jury-Auswahl gestartet. Spiegel Online, 6. November 2018.
Personendaten | |
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NAME | Guzmán, Joaquín |
ALTERNATIVNAMEN | Guzmán Loera, Joaquín Archivaldo (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | mexikanischer Drogenhändler, Chef des mexikanischen Sinaloa-Drogenkartells |
GEBURTSDATUM | 25. Dezember 1954 |
GEBURTSORT | La Tuna, Badiraguato, Sinaloa |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Joaquín Guzmán aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |