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Küchenschabe

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Der Name Küchenschabe, auch Kakerlake (englisch cockroach, spanisch cucaracha), wird für eine Reihe von Arten der Schaben, Familie Blattidae, verwendet, die in menschlichen Behausungen leben und als Vorratsschädlinge betrachtet werden.

Dies bezieht sich insbesondere auf:

Daneben gibt es einige in Europa weniger häufige Arten, die ebenfalls so genannt werden, und einige ähnlich aussehende Schaben, die sich nur vereinzelt in Gebäude verirren.

Lebensweise und Unterscheidung

In den gemäßigten Breiten sind sie Neozoen, die aus wärmeren Regionen eingeschleppt wurden[1], und daher als Kulturfolger in menschlichen Behausungen lebt (Eusynanthropie). Alle Küchenschaben leben versteckt, sind vorwiegend dunkelheitsaktiv und meiden Licht. Da Schaben vergleichsweise sozial in großen Gruppen leben, ist ein Schabenbefall meist invasiv. Schaben bewegen sich durchwegs laufend fort, und sind bekannt für ihre außergewöhnliche Geschwindigkeit.

Unterscheidung[2] (Abbildung im Größenvergleich)
Deutsche Schabe Orientalische Schabe Amerikanische Schabe
Deutsche Schabe Orientalische Schabe (Weibchen) Amerikanische Schabe
12–15 mm 25–30 mm 28–44 mm
♀♂ braun mit zwei dunklen Streifen auf dem Brustteil; Flügeldecken bedecken den gesamten Körper und können sogar etwas überstehen dunkelbraun bis schwarz; Flügel unterentwickelt, ca. ¾ des Hinterleibs bedeckt rotbraun, mit blassgelbem Bereich auf der Vorderbrust; Flügel gut ausgebildet (flugfähig)

Als Kakerlaken werden etwa auch die Braunbandschabe (Supella longipalpa),[3] Braune Schabe (Periplaneta brunnea) und die Australische Schabe (Periplaneta australasiae) genannt.[1]

Mit der deutschen Schabe leicht verwechselt werden die Lapplandschabe (Ectobius lapponicus), die Waldschabe (Ectobius silvestris) (beide keine Hausschädlinge), die Orient- und Amerikaschabe (Blatta lateralis) und die Turkestanische Schabe (Red-Runner, „Schokoschabe“), die als Futtertier für Reptilien gezüchtet wird.

Schadwirkung und Bekämpfung

Diese Schaben sind Allesfresser, die jegliches organische Material (wie Textilien, Leder und Papier) verzehren, bevorzugt feuchte und weiche Materialien, wie auch faulende Lebensmittel. Daneben übertragen sie durch ihre Lebensweise auch pathogene Keime und Parasiten, wie Salmonellen,[4] Wurmerkrankungen[4] (etwa als Zwischenwirt für Fadenwürmer),[4] Magen-Darm-Grippe,[4] auch Ruhr,[4] Polio,[5] Hepatitis,[5] Gelbfieber,[5] Typhus,[4] Lepra,[5] Milzbrand,[5] Tuberkulose,[5] Cholera,[5] vermutlich auch SARS[6].
In Mitteleuropa sind die Tiere, da sie Infektionen nur verschleppen, durch die allgemein guten hygienischen Bedingungen als Vektor von Krankheiten ohne besondere Bedeutung.[7]

Kot, Häutungs- und Speichelreste können Allergien, Ekzeme und Asthma auslösen.[4] Eine Studie, die 2005 in den USA vom National Institute of Environmental Health Sciences (NIEHS) und dem National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) durchgeführt wurde, stellte fest, dass Allergene, die von Schaben stammen, Asthmasymptome in stärkerem Maße hervorrufen können als andere bekannte Auslöser.

Ein Kakerlakenbefall ist meist umfangreich, weil die Tiere weitgehend im Verborgenen leben und erst spät entdeckt werden. Er betrifft durchwegs zumindest ein ganzes Gebäude. Die Bekämpfung erfolgt vorwiegend professionell mit Fraßgiften.

Kulturgeschichtliches

Küchenschaben-Wettrennen sind seit dem 16. Jahrhundert überliefert.[5]

In Pulverform wurden die Küchenschaben Anfang des 20. Jahrhunderts als Mittel gegen Wassersucht eingesetzt. Das Arzneimittel hatte den Namen Tarakanpulver (lateinisch Pulvis taracanae). Den Wirkstoff bezeichnete man als Antihydropin.[8]

Bekannt wurde die Küchenschabe durch das mexikanische Spottlied La Cucaracha, in dem ein General der Revolutionszeit als drogenabhängige Kakerlake verunglimpft wird. Im Film Joes Apartment – Das große Krabbeln stehen im Mittelpunkt der Handlung „sprechende Kakerlaken“. In dem Film Men in Black ist der Gegner der Protagonisten eine außerirdische Schabe. In der Folge Sandkastenliebe der Fernsehserie Der letzte Zeuge werden Kakerlakenrennen thematisiert. Im Buch La Cucaracha oder die Stunde der Kakerlaken von Daniel E. Weiss[9] spielt eine hoch intelligente Kolonie von Kakerlaken die Menschen gegeneinander aus.

Weit verbreitet ist, dass Küchenschaben besonders resistent seien gegenüber radioaktiver Bestrahlung. In Atomkriegszenarien des Kalten Krieges galten sie als die letzten Überlebenden.[10]

Literatur

  • Jörg Hess, Regula Hess (Illustrationen): Heimliche Untermieter. 4. Auflage, Reinhardt, Basel 1993, ISBN 3-7245-0795-X.
  • Hannes Sprado: Verfressen, sauschnell, unkaputtbar. Das phantastische Leben der Kakerlaken. Ullstein Taschenbuch, 2012, ISBN 978-354837413-0.

Weblinks

 Commons: Schaben (Blattodea) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nachweise

  1. 1,0 1,1 Blattidae. Fauna Europaea, Version 1.3, 19.04.2007, abgerufen am 3. Juli 2007. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Fauna“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  2. Kakerlaken: Arten und Aussehen, rentokil.de
  3. Braunbandschaben, rentokil.de, Schädlingslexikon
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 Krankheiten und Schäden durch Kakerlaken, rentokil.de
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 5,7 Lit. Sprado 2012; Angabe nach Die unkaputtbare Küchenschabe, Kurier.at, 11. April 2012 (Rezension des Buches).
  6. Untersuchungen zum Ausbruch 2003 in Hongkong; nach Lit. Sprado 2012, S. o.A.
  7. M. Faulde, G. Hoffmann: Vorkommen und Verhütung vektorassoziierter Erkrankungen des Menschen in Deutschland unter Berücksichtigung zoonotischer Aspekte. In: Bundesgesundheitsblatt 44(2), 2001, S. 116-136, doi:10.1007/s001030050422.
  8. Tarakanpulver. In: Merck's Warenlexikon für Handel und Gewerbe. Leipzig 1920, S. 442.
  9. Daniel Evan Weiss: La Cucaracha oder Die Stunde der Kakerlaken. ISBN 3-442-09578-6.
  10. Atomziel New York: Chance für Schaben - DER SPIEGEL vom 20. Oktober 1980
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Küchenschabe aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.