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KZ Husum-Schwesing
Das Konzentrationslager Husum-Schwesing, etwa fünf km nordöstlich von Husum gelegen, wurde am 26. September 1944 als Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme im Zusammenhang mit dem Bau des so genannten Friesenwalls mit Häftlingen belegt. 2.500 Menschen aus 14 Ländern waren hier im Herbst 1944 gefangen; zwischen 300 und 500 Inhaftierte starben infolge von Zwangsarbeit, Unterernährung und Misshandlung. Am 29. Dezember 1944 wurde das Lager aufgelöst.
Geografische Lage
Das Areal liegt wenige Kilometer nordöstlich von Husum im Kreis Nordfriesland zwischen der Hauptstraße Husum-Flensburg (heute B200) und der jetzt nicht mehr bestehenden Bahnstrecke nach Flensburg. Die Flurbezeichnung für dieses Gebiet lautete schon damals Engelsburg, weshalb auch teilweise die Bezeichnung KZ Engelsburg verwendet wird.
Nutzung als Bauarbeitslager
1938/39 wurde der Flugplatz Husum-Schwesing angelegt. Für die Arbeiter wurde nahe dem Dorf Schwesing ein Reichsarbeitsdienstlager errichtet. Die Kapazität des Lagers wurde auf 250 Mann angelegt. Die Luftwaffe stationierte in Husum während des Zweiten Weltkrieges allerdings nur Flugzeugatrappen, um die von der Nordsee einfliegenden alliierten Bomberverbände zu irritieren. Nach dem Abzug des Arbeitsdienstes diente das Lager 1940 vorübergehend als Sammelstelle für Soldaten der Wehrmacht, die von Urlaubsreisen zu ihren Einheiten nach Skandinavien zurückkehren sollten. Es folgte ein vorübergehender Leerstand.
Lageraufbau
Im September 1944 wurden Husumer Bürger nach Schwesing beordert, um dort einen doppelten Stacheldrat um das Lager zu ziehen und an den vier Ecken hohe Wachtürme zu errichten.
Das Lager umfasste neun Baracken, davon dienten acht als Häftlingsunterkünfte und eine als Krankenrevier. Zusätzlich befanden sich auf dem 3000 qm großen Gelände noch zwei größere Gebäude, in denen die Lagerkücke, Lagermagazine, eine Schneiderei sowie eine Schumacherei untergebracht waren, sowie vier provisorische Latrinen.[1]
KZ Husum-Schwesing
Am 25. September wurden ca. 1500 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme mit Viehwagons der Reichsbahn nach Husum-Schwesing transportiert. Am 20. Oktober folgen weitere 1000 Häftlinge aus Neuengamme. Die Häftlinge waren größtenteils niederländischer, französischer, dänischer und polnischer Nationalität. Weitere Häftlinge kamen u.a. aus der Sowjetunion und Deutschland. Lagerältester war der reichsdeutsche politische Häftling Heinrich Neufeldt.[1]
Die Häftlinge mussten im schweren Marschland nur mit Schaufel und Spaten einen vier bis fünf Meter breiten und drei Meter tiefen Panzergraben ausheben sowie Gefechtsstellungen und Unterstände bauen. Teilweise standen sie den ganzen Tag in kaltem Wasser und Schlamm. Dabei waren sie den Schlägen der Kapos ausgesetzt, die zur Arbeit antreiben sollten, oft aber willkürlich terrorisierten. Ältere „felddienstunfähige“ Marinesoldaten bewachten die Häftlinge bei der Arbeit und dem oft kilometerlangen Weg dorthin.
Der Betrieb des Lagers fand unter den Augen der Bevölkerung statt: Auf dem Weg zu den Westwallanlagen wurden die Häftlinge morgens und abends durch die Straßen von Husum getrieben. Husumer mussten die Leichen mit ihrem Fuhrwerk zum Friedhof bringen. Auch von dem Anblick der Gefangenen durch den Lagerzaun und bei der Arbeit wird berichtet.
Im Dezember 1944 war der Friesenwall durch die veränderte militärische Lage vollends sinnlos geworden. Das Lager in Husum-Schwesing wurde aufgelöst und die überlebenden Häftlinge wurden nach Neuengamme zurückgebracht.
Lagerleitung
Geleitet wurde das KZ Husum-Schwesing ab September 1944 von SS-Untersturmführer Hans Hermann Griem. Im November 1944 wurde er zusätzlich mit der Leitung des KZ Ladelund betraut. Kommandant Griem unterschlug ständig Lebensmittel, hatte Freude an sadistischen Quälereien, erschoss selbst mehrere Häftlinge und war häufig angetrunken. Nach der Auflösung der Lager war er bis März 1945 Kommandant in dem Lager Dalum.
Nach 1945
Nach Kriegsende wurden die meisten der Toten in ihre Heimat überführt. Zeitweise diente das Gelände als Flüchtlingslager.
Erst 1963 nahm die Staatsanwaltschaft Flensburg die Ermittlungen gegen Griem wieder auf, kam damit jedoch nicht recht voran. 1965 konnte der Aufenthaltsort von Griem ermittelt werden. Er hatte sich in Hamburg-Bergedorf niedergelassen. Daraufhin wurde das Verfahren 1966 an die Staatsanwaltschaft Hamburg abgegeben. Diese begann mit systematischen Untersuchungen und strebte einen Prozess gegen Griem an. Am 16. Januar 1969 eröffnete das Landgericht Hamburg die gerichtliche Voruntersuchung gegen Griem. Kurz vor Beginn des eigentlichen Prozesses starb Griem am 25. Juni 1971.
Gedenken
1983 veröffentlichte die KZ-Arbeitsgruppe Husum-Schwesing die Geschichte des Lagers und veranstaltete am 30. Januar 1983 eine von rund tausend Menschen besuchte Gedenkveranstaltung in Husum, bei der ehemalige Häftlinge von ihrem Leiden im Lager berichteten. 1985 konnte der Kreis Nordfriesland die östliche Hälfte des ehemaligen Lagergeländes und 1994 weitere Teile des Geländes, auf dem sich auch die Fundamentreste und der Hydrant befinden, kaufen. Schon im November 1987 konnte auf dem Lagergelände eine von dem Bildhauer Ulrich Lindow gestaltete Gedenkstätte eingeweiht werden. Seit 1995 steht das Lagergelände unter Denkmalschutz. Zahlreiche über das Gelände verstreute Spuren der ehemaligen Baulichkeiten (Stufen, Fußböden, Fundamentreste), die 2001 freigelegte Lagerstraße, die das ehemalige Lager von Süden nach Norden in der Mitte durchquert, und der Hydrant geben Zeugnis von der beklemmende Atmosphäre des KZ-Außenlagers. Eine mehrsprachige Informationstafel mit Hinweisen zur Geschichte und zum Geschehen im Lager wurde 1998 neben dem Parkplatz aufgestellt. Seit 2001/2002 erinnern 300 Stelen an die getöteten Lagerinsassen. Die Stelen symbolisieren gebückt stehende Menschen in demütiger Haltung und erinnern in ihrer verstreuten Verteilung an die Zufälligkeit des Tötens in einem Konzentrationslager.
Eine weitere Informationstafel gedenkt der inhaftierten Menschen mit den Worten:
„2.500 Menschen aus Belgien, Dänmark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritanien, Italien, Jugoslawien, Niederlande, Polen, Sowjetunion Tschecheslowakei, Ungarn waren von September bis Dezember 1944 unter menschenverachtenden Bedingungen im Konzentrationslager Husum-Schwesing gefangen. Viele starben nach dem Rücktransport in Neuengamme. Viele erlagen nach ihrer Befreiung den Folgen von Hunger, Überarbeitung, Auszehrung, Krankheit und Misshandlung.“
Literatur
- Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. Beck-Verlag, München 2007, ISBN 3-406-52965-8.
- Uwe Danker, Nils Köhler, Eva Nowottny, Michael Ruck (Hrsg.): Zwangsarbeitende im Kreis Nordfriesland 1939-1945., Verlag für Regionalgeschichte, 2004, ISBN 3-89534-552-0.
- Klaus Bästlein (Hrsg.): Das KZ Husum-Schwesing Aussenkommando d. Konzentrationslagers Neuengamme; Materialien zu e. dunklen Kapitel nordfries. Geschichte., Nordfriisk Instituut; Nr. 73, 1983, ISBN 3-88007-118-7.
- Olde Lorenzen: Macht ohne Moral-Vom KZ Husum- Schwesing zum Mahnmal für die Opfer., Verlag Boyens, 2002, ISBN 3-80420-685-9
- Ulrike Puvogel: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Bonn Bundeszentrale für politische Bildung, 1995, ISBN 3-89331-208-0.
Weblinks
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel KZ Husum-Schwesing aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |