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Kein schöner Land in dieser Zeit

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Buchtitel des Volksliedbuchs von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio

Kein schöner Land in dieser Zeit ist ein bekanntes Volkslied, das auf Anton Wilhelm von Zuccalmaglio zurückgeht und 1840 erstmals veröffentlicht wurde.[1]

Geschichte

Zuccalmaglio stellte in dem Werk Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen einen zweiten Band mit 382 Volksliedern vor, die er, so sein Vorwort, selbst gesammelt habe. Einige Liedtexte wurden allerdings von Zuccalmaglio „im Sinne eines romantischen Volksliedkonzeptes“ selbst verfasst.[2] Darunter befindet sich auch Kein schöner Land in dieser Zeit, das er auf den Seiten 494–495 mit der Überschrift Abendlied als Nr. 274 veröffentlichte.

Nach Veröffentlichung von Kein schöner Land 1912 im Liederbuch Unsere Lieder des Österreichischen Wandervogels etablierte sich das Lied rasch in der Wandervogelbewegung. Sie sangen es am Lagerfeuer und sorgten so für eine weitere Verbreitung in der Jugend- und Singbewegung. Die hohe Popularität des Liedes schlug sich bereits in den 1920er Jahren in einer Anzahl von Umdichtungen zur traditionellen Melodie nieder, so existieren eine sozialistische Umdichtung von 1929 und eine etwa gleichzeitige Fassung für evangelische Mädchen- und Frauenkreise.[2]

Das Lied findet sich bis heute in nahezu allen Sammlungen traditioneller deutschsprachiger Lieder.[2]

Liedherkunft

Zuccalmaglios Herkunftsangabe „Vom Niederrhein“ ist laut Historisch-kritischem Liederlexikon eine literarische Fiktion, die eine Herkunft aus dem niederrheinischen Volksgut vorspiegeln soll.[2] Möglich ist auch, dass sich die Brüder Anton Wilhelm und Vinzenz Jakob von Zuccalmaglio, die in Schlebusch am Rand des Bergischen Landes aufgewachsen waren[3][4][5], als Anwohner des Niederrheins verstanden.[6][7]

Text

Das in Wir-Form gehaltene Lied schildert das „Idealbild freundschaftlicher Zusammenkünfte an Sommerabenden in freier Natur“[2] mit gemeinsamem Gesang. Die Sänger sprechen ihre Hoffnung auf weitere gleichartige Treffen aus und stellen dies der Gnade Gottes anheim, bevor sie sich in der letzten Strophe gegenseitig eine „gute Nacht“ unter Gottes Schutz wünschen.

Alle vier Strophen sind endgereimte Fünfzeiler, die dem Reimschema AABBA folgen.

Melodie

Die Melodie greift verschiedene Volkslieder auf, einzelne Passagen stammen unter anderen aus den Liedern Ich kann und mag nicht fröhlich sein und Ade, mein Schatz, ich muss nun fort.[2] In einer Synopse hat Walter Wiora in seinem Buch Die rheinisch-bergischen Melodien bei Zuccalmaglio und Brahms[8] dargestellt, wie die Worte der unterschiedlichen Liedtexte mit der Melodie übereinstimmten. Er führt das Lied in der Rubrik „I. Alte rheinische und bergische Volksliedweisen“ auf. Zuccalmaglio habe der unveränderten Weise durch sein Gedicht lediglich einen neuen Charakter eingeprägt und zu neuer Bedeutung und Verbreitung verholfen.[9]

Adaptionen

Das Melodiethema findet sich unter anderem in Chorwerken von Hans Lang (Kein schöner Land. Volksliederspiel für zweistimmigen Jugendchor), Otto Jochum (An die Heimat: sein Werk beschauend. Variationen-Suite über das Volkslied „Kein schöner Land …“, op. 152) und Hermann Erdlen (Kleine Hausmusik zum Singen und Spielen über das Volkslied „Kein schöner Land“). Kaum zu überblicken ist die Anzahl der Liedfassungen für Chöre unterschiedlichster Besetzung. Moderne Bearbeitungen stammen von Dieter Süverkrüp (Ein schönes Land, 1963) und der Folkrock-Gruppe Ougenweide (1980).

Die Titelzeile war namensgebend für Liederbücher, Tonträger und Fernsehsendungen, darunter die von Günter Wewel moderierte Fernsehserie Kein schöner Land und die Politsatire Kein schöner Land unter der Regie von Klaus Emmerich nach einem Drehbuch von Elke Heidenreich. Auch als Buchtitel wurde sie sowohl für verschiedenste Literaturgattungen genutzt, Beispiele sind der 2008 mit dem 3sat-Preis ausgezeichnete Roman Kein schöner Land von Patrick Findeis, das Theaterstück Kein schöner Land von Felix Mitterer und die Sachbücher Kein schöner Land. Ein deutscher Umweltaltlas von Emanuel Eckhart und Kein schöner Land. Die Zerstörung der sozialen Gerechtigkeit von Heribert Prantl.[2]

Literatur

  • Walter Wiora: Die rheinisch-bergischen Melodien bei Zuccalmaglio und Brahms, Bad Godesberg 1953.
  • Helmut Jensen, Bergisches Liederbuch, Ein praktisches Sing- und Musizierbuch, Bergisch Gladbach 1990, ISBN 3-87314-226-0

Einzelnachweise

  1. A. Wilh. V. Zuccalmaglio: Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen, unter Mitwirkung von E. Baumstark, „als Fortsetzung des A. Kretzschmer’schen Werkes“, Zweiter Theil, S. 274 f., Berlin 1840.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Waltraud Linder-Beroud, Tobias Widmaier: Kein schöner Land in dieser Zeit (2007). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon des Deutschen Volksliedarchivs
  3. Walter Wiora: Die rheinisch-bergischen Melodien bei Zuccalmaglio und Brahms, Bad Godesberg 1953, S. 165
  4. Irmgard Hantsche, Atlas zur Geschichte des Niederrheins, Bottrop/Essen 1999, S. 15 ff.
  5. Horst Breiler, Das andere Heimatlied, in: Auslese rhein&berg, Ausgabe 2/2012, ISSN 2190-8729
  6. „Kein schöner Land“ meint das Bergische
  7. Herbert Stahl, Kein schöner Land in dieser Zeit. Woher stammen die Volkslieder „Vom Niederrhein“ von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, genannt Wilhelm von Waldbrühl? in: Rheinisch-Bergischer Kalender 2012, Jahrbuch für das Bergische Land, 82. Jahrgang, Bergisch Gladbach o. J., S. 133ff. ISBN 978-3-87314-462-0
  8. Walter Wiora: Die rheinisch-bergischen Melodien bei Zuccalmaglio und Brahms, Bad Godesberg 1953, S. 182
  9. Walter Wiora: Die rheinisch-bergischen Melodien bei Zuccalmaglio und Brahms, Bad Godesberg 1953, S. 14 und 99

Weblinks

 Wikisource: Abendlied (Zuccalmaglio) – Quellen und Volltexte
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