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Kermānschāh
Kermānschāh | ||
---|---|---|
Kermanschah 2010 | ||
Basisdaten | ||
Staat: | Iran | |
Provinz: | Kermānschāh | |
Koordinaten: | 34° 19′ N, 47° 4′ O34.31666666666747.0677777777781350Koordinaten: 34° 19′ N, 47° 4′ O | |
Höhe: | 1.350 m | |
Einwohner: | 1.083.833 (Volkszählung 2016[1]) | |
Vorwahl: | 083 | |
Zeitzone: | UTC+3:30 | |
Webseite: | http://www.kermanshahcity.ir/ |
Kermānschāh (persisch کرمانشاه Kermanschah [kʲermɔːnˈʃɔːh], kurdisch کرماشان) ist die Hauptstadt der iranischen Provinz Kermānschāh und liegt damit an der Grenze zum Irak.
Geschichte
Nach dem Historiker Hamdollah Mostowfi wurde Kermānschāh im 4. Jahrhundert unter der Herrschaft des Sassaniden Bahram IV. gegründet. Dieser hatte als ehemaliger Gouverneur von Kerman den Titel Kerman Schah erhalten. Von diesem Titel leitet sich der Name der Stadt ab. Andere Quellen wie al-Muqaddasi nennen den König Kavadh I. als Gründer.
Kermānschāh war eine Sommerresidenz der Könige des Sassanidenreichs, besonders Chosrau II. genannt Parwez, der dort einen Palast errichtete. Die berühmte Geschichte von Chosrau und Schirin im Schāhnāme, ebenfalls aufgenommen von Nizami und Mir Ali Scher Nava'i (Schirin und Farhad), bezieht sich auf die Zeit von Chosrau Parwez. Die Stadt war zu der Zeit, ebenso wie Hamadan, ein wichtiger Ort an der Handelsroute nach Bagdad. Auch Herrscher nachfolgender Dynastien wie Hārūn ar-Raschīd und die Buyiden benutzen die Stadt als Residenz.
Im Lauf ihrer Geschichte wurde Kermānschāh vielfach von fremdem Truppen besetzt. So wurde nach der Eroberung Hulwans 640 durch die muslimischen Araber, auch Kermānschāh von den Arabern eingenommen. Kermānschāh wurde Teil der Provinz Dschibal. Im 11. Jahrhundert eroberten die Seldschuken die Stadt. Die Seldschuken machten die Stadt zur Provinzhauptstadt der neu gegründeten Provinz Kurdistan, die den heutigen iranischen Teil Kurdistans enthielt. Bis zum 15. Jahrhundert hatte Kermānschāh keine bedeutende Stellung. Mit dem Aufstieg der Safawiden wurde Kermānschāh Grenzstadt zwischen den Safawiden und dem Osmanischen Reich. Zwischen 1590 und 1602 fiel die Stadt an die Osmanen. Ab dem 17. Jahrhundert stellte der kurdische Stamm der Zangana die Stadtverwalter. Kermānschāh wurde zur wichtigsten Stadt Persisch-Kurdistans.
Während des Ersten Weltkriegs waren in den Norden des Iran russische und im Süden britische Truppen eingedrungen. Mit deutscher und türkischer Hilfe etablierte sich in dem noch nicht von fremden Truppen besetzten Kermānschāh eine „provisorische Regierung“ unter Führung von Reza Qoli Khan Nezam al Saltaneh. Beteiligt war auch der Geistliche Hassan Modarres, der als Justizminister fungierte.[2] Um die Bezeichnung „Regierung“ aus Rücksicht auf die noch amtierende Zentralregierung in Teheran zu vermeiden, nannte man sich „Komitee X“. Als die russischen Truppen weiter vorrückten, wurde der Sitz der Exilregierung zusammen mit der Außenstelle der deutschen Botschaft nach Qasr-e Schirin (direkt an der heutigen Grenze zwischen dem Iran und dem Irak gelegen) verlegt.[3] Der russische General Nikolai Nikolajewitsch Baratow führte unbeeindruckt von den deutschen Aktivitäten seine Truppen weiter in den Südwesten des Iran. Am 22. Februar 1916 besetzten die russischen Truppen Kermānschāh. Nach dem Sieg bei Kut im heutigen Irak begannen die osmanischen Truppen eine Offensive nach Osten Richtung Iran. Am 3. Juni 1916 trafen sie im Iran auf russische Truppen, besiegten diese und nahmen am 2. Juli Kermānschāh ein. In dem von den Türken kontrollierten Gebiet baute die erneut nach Kermānschāh umgesiedelte „provisorische Regierung“ unter Nezam al Saltaneh eine eigene Verwaltung auf, zog Rekruten ein und erhob Steuern. Die Reichsregierung entsandte im Juli 1916 Rudolf Nadolny als Geschäftsträger der deutschen Botschaft in den Iran, der in Kermānschāh eine Außenstelle der deutschen Botschaft errichtete. Zur Finanzierung der „provisorische Regierung“ unter Führung von Reza Qoli Khan Nezam al Saltaneh hatte Nadolny in Berlin geprägte persische Silber- und Goldmünzen und 4 Millionen Reichsmark in 10-, 20 – und 100 Markscheinen, mit einem roten Aufdruck mit 2 1/2, 5 und 25 Toman versehen, nach Kermānschāh mitgenommen. Es wurde eine Bank eröffnet und die deutsche Mark als Zahlungsmittel im Iran in Umlauf gebracht. Am 11. März 1917 fiel Baghdad in die Hände der Briten. Das Ende der osmanischen Offensive im Iran war damit besiegelt. Die deutsche Militärmission und die provisorische Regierung des Iran flohen aus dem Westen des Iran nach Kirkuk. Die provisorische iranische Regierung unter Nezam al Saltaneh stellte ihre Tätigkeit am 7. Mai 1917 ein.
In der Zeit von Schah Mohammad Reza Pahlavi wurde im Rahmen der Entwicklungsprogramme der Weißen Revolution in Kermānschāh unter anderem eine bedeutende Ölraffinerie erbaut.
Nach der Islamischen Revolution kam es 1979 zu einem Streit über den Namen der Stadt und der Provinz. Zunächst wurde Kermānschāh und die dazugehörige Provinz in Bakhtaran (Westen) umbenannt, um Reminiszenzen an Schah Mohammad Reza Pahlavi zu tilgen.
Während des Iran-Irak-Krieges wurde die Stadt schwer verwüstet. In der Endphase des Krieges versuchte die im Irak stationierte Armee des Nationalen Widerstandsrates des Iran vom Irak aus, über Kermānschāh nach Teheran vorzustoßen (Operationen "40 Sterne" im Norden bzw. "Ewiges Licht" im Westen des Iran). Faktisch im Alleingang und im Schatten der die Region zuvor kurzzeitig erobernden (dann aber wieder abrückenden) Iraker, besetzte sie im Juli 1988 nach erbitterten und auch für die Regierungstruppen verlustreichen Kämpfen die Provinz Ilam und Teile der Provinz Kermānschāh (Islamabad e garb, Karand, Sar e Pol e zahab etc.). Kermānschāh selbst konnte von der Rebellenarmee nicht eingenommen werden. Sie mussten sich nach dem irakisch-iranischen Waffenstillstand im August 1988 wieder in den Irak zurückziehen. Die Rebellen meldeten 2.000 Tote, Verwundete, Gefangene auf der eigenen Seite, gaben die Verluste der Regierungstruppen mit 55.000 an (von bis zu 200.000 eingesetzten Soldaten).
Obwohl die Stadt heute nahezu vollständig wiederaufgebaut ist, leidet sie immer noch unter den Nachwirkungen des Kriegs. Nach dem Krieg erhielt die Stadt wieder ihren hergebrachten Namen.
Verkehr
In der Stadt soll die Bahnstrecke Arak–Kermanshah enden, die in Arak von der Transiranischen Eisenbahn abzweigt, seit 2011 bis Malayer eröffnet ist und sich darüber hinaus im Bau befindet (2016).
Universitäten
Söhne und Töchter der Stadt
- Ad-Dīnawarī (* 828–889 oder 895), Wissenschaftler
- Schahram Amiri (1977–2016), Kernphysiker
- Doris Lessing (1919–2013), britische Schriftstellerin und Trägerin des Literatur-Nobelpreises
- Rafat Mey-Elahy (* 1942), deutsch-persische Malerin
- Mohammad Mokri (1921–2007), Kurdologe
- Ali Akbar Moradi (* 1957), kurdischer Sänger
- Shahram Nazeri (* 1950), kurdischer Sänger und Komponist
- Guity Novin (* 1944), kanadische Malerin und Bildhauerin
- Karim Sandschabi (1904–1995), Politiker und Außenminister
Galerie
Statue des Verethragna als Herkules, Bisutun bei Kermanschah
Klimatabelle
Kermānschāh | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kermānschāh
Quelle: wetterkontor.de
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Siehe auch
Weblinks
- Operation Ewiges Licht (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Statistical Centre of Iran: Population by age groups and sex and province, the 2016 Population and Housing Census. (xlsx) Abgerufen am 21. Juli 2017 (Excel Datei, auf der Webseite zum Herunterladen. (Excel; 21 KB)).
- ↑ Rudolf Nalodny: Mein Beitrag. dme-Verlag, Köln, 1985, S. 96.
- ↑ Ulrich Gehrke: Persien in der deutschen Orientpolitik. W. Kohlhammer, 1960, S. 240.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kermānschāh aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |