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Klaas Carel Faber
Klaas Carel Faber (geb. 20. Januar 1922 in Haarlem, Niederlande; gest. 24. Mai 2012 in Ingolstadt) war ein ehemaliges niederländisches Mitglied der Waffen-SS und in Deutschland lebender mutmaßlicher Kriegsverbrecher.
Zweiter Weltkrieg
Faber meldete sich 1940 während der deutschen Besetzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg wie sein Bruder Pieter Johan zur Niederländischen SS. Dort bewachte er Gefangene, unter anderem im Durchgangslager Westerbork, das 1944 auch Anne Frank mit ihrer Familie passieren musste. Er war an der Tötung von Gefangenen beteiligt. Außerdem soll er im Rahmen des Sonderkommandos Silbertanne an der Ermordung mutmaßlicher niederländischer Widerstandskämpfer mitgewirkt haben.
Strafverfolgung
In den Niederlanden wurde er am 9. Juni 1947 zunächst wegen Ermordung von 22 Gefangenen wie sein Bruder zum Tode verurteilt. Während man 1948 dessen Urteil vollstreckte, wurde Klaas Carel Faber am 14. Januar 1948 zu lebenslanger Freiheitsstrafe begnadigt. Seine niederländische Staatsangehörigkeit hatte er zudem nach niederländischem Recht wegen seiner SS-Mitgliedschaft verloren.
Weihnachten 1952 floh er mit sechs anderen aus dem Gefängnis Breda und setzte sich mit Hilfe eines bundesdeutschen Polizisten und ehemaligen Kriegskameraden über die Grenze in die Bundesrepublik Deutschland ab. Dort lehnte man wiederholt die Auslieferung ab, da er als SS-Freiwilliger aufgrund eines Erlasses von 1943[1] als deutscher Staatsangehöriger galt und Deutsche nach damaligem Recht nicht ausgeliefert werden konnten.
Das Landgericht Düsseldorf lehnte 1957 die Aufnahme eines Hauptverfahrens gegen den Spätheimkehrer aus in dubio pro reo ab, da die Niederlande die Vorlage von Beweismitteln verweigert hatten. Vom Ruhrgebiet zog er 1961 nach Ingolstadt und arbeitete bis zur Rente beim Autohersteller Auto Union (heute Audi) als Angestellter.
2004 ersuchten die Niederlande um Übernahme der Vollstreckung der Strafe durch den deutschen Justizvollzug, das Landgericht Ingolstadt wertete die Düsseldorfer Entscheidung von 1957 jedoch als Strafklageverbrauch und lehnte sowohl Vollstreckungsübernahme als auch weitere Ermittlungen ab.
2006 schaltete sich die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen erfolglos in die Angelegenheit ein.[2]
Auf Intervention des Simon Wiesenthal Centers, das Faber auf dem fünftem Platz der Liste von international gesuchten NS-Verbrechern führte, sowie einer Initiative von 150 Jerusalemer Anwälten, des israelischen Justizministeriums und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem kam 2010 wieder Bewegung in die Angelegenheit: Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die sich 2009 bereits irritiert über die Haltung der Ingolstädter Justiz gezeigt hatte, ersuchte ihre bayerische Kollegin Beate Merk um Prüfung der Angelegenheit. Das bayerische Justizministerium reagierte zurückhaltend: Es müssten „neue, bislang nicht bekannte Tatsachen“ vorliegen, um das niederländische Urteil vollstrecken zu können.[2][3]
Am 25. November 2010 erliessen die Niederlande einen Europäischen Haftbefehl gegen Faber.[4][5][6]
Am 18. Mai 2011 entschied die Münchner Generalstaatsanwaltschaft, dass der NS-Kollaborateur Klaas Carel Faber aufgrund seiner fehlenden Zustimmung nicht an die Niederlande ausgeliefert werden könne.[7]
Im Januar 2012 wurde bekannt, dass die Ingolstädter Staatsanwaltschaft beim Landgericht Ingolstadt den Vollzug der Haftstrafe in Deutschland beantragt hatte.[8][9]
Am Rande seines zweitägigen Staatsbesuchs am 5. und 6. Mai in den Niederlanden erklärte Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck: „Wir haben kein Interesse daran, Verbrecher zu schützen.“ Er sagte aber auch in Hinblick auf die Gewaltenteilung, die Rechtsordnung müsse natürlich respektiert werden: „Ich bin kein König.“[10] Im Vorfeld dieses Besuchs hatte es in den Niederlanden öffentliche Diskussionen darüber gegeben, ob der Besuch – insbesondere am jährlichen Feiertag der Befreiung – angemessen sei, solange Deutschland Faber nicht an die Niederlande ausliefere.[3]
Am 26. Mai 2012 berichtete der öffentlich rechtliche Niederländische Rundfunk, dass Faber am 24. Mai im Krankenhaus Ingolstadt an Nierenversagen verstorben war.[11]
Weblinks
- Reporter spürt NS-Verbrecher auf – er lebt unbehelligt in Deutschland. In: Tages-Anzeiger vom 5. Juli 2010.
- Klaas Faber nu 4de op de lijst nazi-misdadigers. Klaas Faber nun vierter auf der Liste von Nazi-Verbrechern. (niederländisch)
Einzelnachweise
- ↑ Erlaß über den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit durch Einstellung in die deutsche Wehrmacht, die Waffen-SS, die deutsche Polizei oder die Organisation Todt vom 11. Mai 1943 (RGBl. I. S. 315)
- ↑ 2,0 2,1 Der Demjanjuk aus Ingolstadt: Warum ein mutmaßlicher Kriegsverbrecher von der Justiz unbehelligt in Bayern lebt. In: Der Funkstreifzug. 6. August 2010, Auf: BR-online.
- ↑ 3,0 3,1 Rob Savelberg: Holländer fühlen sich von Gauck-Besuch beleidigt; in: Die Welt vom 28. April 2012
- ↑ Niederlande: Haftbefehl gegen in Deutschland lebenden Nazi-Verbrecher; in: Focus Online vom 25. November 2010
- ↑ Den Haag will Auslieferung von SS-Mann aus Bayern erzwingen; AFP-Mledung vom 25. November 2010
- ↑ Justitie Duitsland komt in actie tegen Faber (Deutsche Justiz agiert gegen Faber), in: Nieuws WO2, 26 november 2010
- ↑ NS-Kollaborateur: Klaas Carel Faber wird nicht ausgeliefert; in: Focus Online vom 18. Mai 2011
- ↑ Harald Jung: Justiz: 90-jähriger Kriegsverbrecher soll doch in Haft; in: Augsburger Allgemeine vom 13. Januar 2012
- ↑ Hans Holzhaider: Der Letzte auf der Liste; in: Süddeutsche Zeitung vom 17. Januar 2012, Deutschlandausgabe, S. 13
- ↑ Respekt vor der Rechtsordnung. Gauck zum Tag der Befreiung in den Niederlanden: „Ich bin kein König“; dpa-Artikel bei europeonline-magazine.eu, 6. Mai 2012; abgerufen am 6. Mai 2012.
- ↑ Oorlogsmisdadiger Faber dood; NOS.nl, 26. Mai 2012
Personendaten | |
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NAME | Faber, Klaas Carel |
KURZBESCHREIBUNG | niederländisches SS-Mitglied und mutmaßlicher deutscher Kriegsverbrecher |
GEBURTSDATUM | 20. Januar 1922 |
GEBURTSORT | Haarlem |
STERBEDATUM | 24. Mai 2012 |
STERBEORT | Ingolstadt |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Klaas Carel Faber aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |