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Kronos
Kronos (griechisch Κρόνος) ist in der griechischen Mythologie der jüngste Sohn der Gaia (Erde) und des Uranos (Himmel), Anführer der Titanen und Vater von Zeus. In der römischen Mythologie entspricht ihm Saturn(us).
Etymologie
Sein Name wurde in der antiken Volksetymologie schon sehr früh (in der Orphik) mit dem des Zeitgottes Chronos (griechisch Χρόνος) gleichgesetzt, was aber etymologisch falsch ist; ursprünglich waren es zwei verschiedene Götter, die dann in manchen Überlieferungen miteinander verschmolzen wurden. Die Frage nach der richtigen Etymologie ist umstritten; man hat eine Ableitung von kraíno erwogen, dann wäre Kronos der „Vollender“. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Name vorgriechischen Ursprungs ist und somit Kronos aus einer vorgriechischen Tradition übernommen wurde.[1]
Mythologie
In der Frühzeit der Mythologie hatte Kronos noch keinen festen Platz in der Genealogie der Götter; von den verschiedenen Versionen des Mythos hat sich die von Hesiod überlieferte durchgesetzt, die Kronos zu einem Sohn von Uranos und Gaia macht.
Da Uranos seine Kinder – die Kyklopen und Hekatoncheiren – so sehr hasste, dass er sie in den Tartaros verbannte, brachte Gaia ihre weiteren Kinder – die Titanen – im Geheimen zur Welt. Sie stiftete schließlich Kronos an, den Vater mit einer Sichel zu entmannen.
Kronos wurde damit zum Herrscher der Welt und Begründer des Goldenen Zeitalters. Nach der Darstellung Hesiods (Theogonie 446ff.) wurde Kronos von seiner Schwester Rhea (Rheia) zum Gatten genommen. Aus Angst, selbst entmachtet zu werden, fraß er jedoch alle Kinder, die aus dieser Verbindung entstanden: Hestia, Demeter, Hera, Hades und Poseidon, die Kroniden. Den jüngsten Sohn jedoch, Zeus, versteckte Rhea auf Anraten von Gaia und Uranos in der Höhle von Psychro im Dikti-Gebirge auf Kreta, während sie dem Kronos einen in eine Windel gewickelten Stein überreichte, den dieser verschlang, ohne den Betrug zu bemerken. So konnte Zeus ungestört heranwachsen. Später gelang es Zeus, seinen Vater mit List und Gewalt zu überwinden, worauf Kronos erst den Stein und dann seine verschlungenen Kinder ausspuckte. Den Stein stellte Zeus an der Kultstätte Pytho (Delphi) auf, damit er dort von den Sterblichen bestaunt werde.
Die Orphiker erzählten, dass Kronos eines Tages von dem damals aus den Eichen fließenden Honig berauscht dalag und so von Zeus gefesselt werden konnte. Anschließend brachte dieser ihn auf die „Insel der Seligen“, die Elysischen Gefilde, die am Rande des Erdkreises liegen, wo Kronos bis heute weile. Daher halte dort noch immer das Goldene Zeitalter an, das für den Rest der bekannten Welt mit seiner Entmachtung sein Ende gefunden habe. Nach der Bibliotheke des Apollodor war Metis, die erste Geliebte des Zeus, diesem bei der Entmachtung des Vaters behilflich, indem sie ihm den Trank reichte, der Kronos betäubte und ihn schließlich dazu zwang, alle zuvor verschlungenen Kinder wieder von sich zu geben.
Verehrung
Kronos war eine relativ schattenhafte Gestalt aus der Mythologie, die nur in sehr geringem Maße kultisch verehrt wurde. Allerdings gab es ein ihm zu Ehren gefeiertes ländliches Fest, die Kronien. Der von ihm ausgespuckte Stein wurde in Delphi verehrt; man salbte ihn täglich mit Öl und umwickelte ihn an Festtagen mit wollenen Binden. Er ist nicht zu verwechseln mit einem anderen ebenfalls in Delphi aufgestellten und verehrten Stein, dem Omphalos. Der Steinkult war in der Antike im Mittelmeerraum verbreitet.
Stammbaum der olympischen Götter
Kronos | Rhea | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hestia | Hades | Poseidon | Demeter | Zeus | Hera | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Athene | Apollon | Artemis | Hermes | Dionysos | Hephaistos | Ares | Aphrodite | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Siehe auch
- Weltzeitalter
- Der Wolf und die sieben jungen Geißlein, ein Märchen mit Ähnlichkeiten zum Kronos-Zeus-Mythos
Literatur
- Frank Bezner: Kronos. In: Der Neue Pauly (DNP). Band Suppl. 5, Metzler, Stuttgart 1996–2003, ISBN 3-476-01470-3, Sp. 404–407.
- Michael Grant, John Hazel: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten. dtv, München 2004, ISBN 3-423-32508-9.
- Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen. Die Götter- und Menschheitsgeschichten. dtv, München 1994, ISBN 3-423-30030-2.
- Max Pohlenz: Kronos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XΙ,2, Stuttgart XΙ,2, Sp. 1982–2018 (Digitalisat).
- Robert von Ranke-Graves: Griechische Mythologie. Quellen und Deutung. rororo, Hamburg 2001, ISBN 3-499-55404-6.
- Eleutheria D. Serbeti: Kronos. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VI, Zürich/München 1992, S. 142–147.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Max Pohlenz: Kronos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XΙ,2, Stuttgart XΙ,2, Sp. 1982–2018 (hier: 1986 f.; Digitalisat).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kronos aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |