Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Kulturhauptstadt Europas
Die Kulturhauptstadt Europas (von 1985 bis 1999 Kulturstadt Europas) ist ein Titel, der jährlich von der Europäischen Union vergeben wird (seit 2004 an mindestens zwei Städte). Die Benennung soll dazu beitragen, den Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten des kulturellen Erbes in Europa herauszustellen und ein besseres Verständnis der Bürger Europas füreinander zu ermöglichen.
Die im Rat der Europäischen Gemeinschaft vereinigten für Kulturfragen zuständigen Minister verabschiedeten auf Vorschlag der damaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri am 13. Juni 1985 eine Entschließung für die alljährliche Benennung einer „Kulturstadt Europas“.[1] Durch diese Veranstaltung, für die von der Gemeinschaft Fördermittel zur Verfügung gestellt wurden, sollten der europäischen Öffentlichkeit besondere kulturelle Aspekte der Stadt, der Region oder des betreffenden Landes zugänglich gemacht werden.
Durch den Beschluss 1419/1999/EG[2] des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Mai 1999 wurde eine Gemeinschaftsaktion Kulturhauptstadt Europas eingerichtet und ein Rotationsprinzip festgelegt. Der Beschluss Nr. 445/2014/EU[3] des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. April 2014 knüpft an diesen Beschluss an und führt die Aktion der Europäischen Union für die „Kulturhauptstädte Europas“ für den Zeitraum 2020 bis 2033 unter überarbeiteten Bedingungen fort.
Seit 1985 wird der Titel kontinuierlich jeweils für ein Jahr verliehen. In dem entsprechenden Jahr finden in den „Kulturhauptstädten“ zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt. Die Städte erhoffen sich vom Tragen dieses Titels für ein Jahr eine erhöhte Aufmerksamkeit und zahlreiche Besucher.
Liste der Europäischen Kulturhauptstädte
Vergabeverfahren
Durch den Rechtsakt 649/2005/EG haben das Europäische Parlament und der Rat eine Liste mit der Reihenfolge der Mitgliedstaaten festgelegt. Um die bei der EU-Erweiterung 2004 und 2007 hinzugekommenen neuen EU-Mitglieder möglichst schnell in die Aktion einzubinden, wurden seit 2009 jeweils zwei Kulturhauptstädte ernannt, davon eine aus den alten Mitgliedstaaten und eine aus den neuen. Dieses Verfahren gilt noch bis zum Jahr 2019, dem Jahr des Auslaufens der bisherigen Aktion, und für diejenigen Mitgliedstaaten, die bis 2019 berechtigt sind, Städte für den Kulturhauptstadt-Titel vorzuschlagen.
Für die Jahre 2020 bis 2033 gilt hingegen das im Beschluss Nr. 445/2014/EU festgelegte Verfahren, welches sowohl die Auswahlkriterien modifiziert als auch das Vergabeverfahren angepasst und eine neue Liste mit der Reihenfolge der Mitgliedstaaten aufgestellt hat. Nach dieser Liste sind in den Jahren 2024 und 2033 nächstmalig österreichische Städte (gemeinsam mit einer estnischen Stadt) und 2025 eine deutsche Stadt (gemeinsam mit einer slowenischen Stadt) berechtigt, den Titel der Kulturhauptstadt Europas zu tragen.
Mit jeweils sechs Jahren Vorlaufzeit läutet der jeweilige Mitgliedstaat ein nationales Auswahlverfahren ein. Eine unabhängige Europäische Expertenjury begutachtet die Bewerbungen im darauffolgenden Jahr in einem Vorauswahlverfahren. Die Jury setzt sich aus zehn internationalen Experten zusammen sowie aus zwei weiteren nationalen Experten, die für das Bewerbungsverfahren im jeweiligen Mitgliedstaat hinzugezogen werden. Die Experten müssen über weitreichende Erfahrungen im Kulturbereich, in der Stadtentwicklung und/oder bei der Durchführung von groß angelegten Kulturveranstaltungen verfügen. Die Jury erstellt aus der Gesamtzahl der Bewerbungen eine Vorauswahlliste. Die in der Auswahlliste genannten Bewerberstädte können ihre Bewerbungen daraufhin anhand der Juryempfehlungen ergänzen und überarbeiten. Nach einer zweiten und abschließenden Auswahlrunde empfiehlt die Jury eine Stadt für die Ernennung zur Kulturhauptstadt. Der jeweilige Mitgliedstaat ernennt daraufhin anhand der Empfehlungen des Auswahlberichts der Jury die Kulturhauptstadt. Die Empfehlungen der Jury sind dabei nicht formal bindend; ihnen wird in der Praxis allerdings bisher ausnahmslos gefolgt.
Im Kontext des EU-Austritts des Vereinigten Königreichs erklärte die EU-Kommission im November 2017, dass Drittstaaten nicht teilnehmen dürfen. Ausnahmen kämen nur für EU-Beitrittskandidaten und Mitglieder der Europäischen Freihandelsassoziation beziehungsweise des Europäischen Wirtschaftsraums infrage.[4]
Evaluierungskriterien
Im für die Kulturhauptstädte ab dem Jahr 2020 und damit auch für Deutschland im Jahr 2025 geltenden Verfahren wurden sechs Evaluierungskriterien zur Beurteilung der Bewerbungen für künftige Kulturhauptstädte Europas festgelegt. Alle Bewerberstädte zu einer Kulturhauptstadt Europas müssen ihre Bewerbungen an diesen Kriterien ausrichten. Die Kriterien gliedern sich dabei in die Kategorien:
- Langzeitstrategie
- Europäische Dimension
- Kulturelle und künstlerische Inhalte
- Umsetzungsfähigkeit
- Erreichung und Einbindung der Gesellschaft
- Verwaltung
Siehe auch
- Kulturhauptstadt der Arabischen Welt, jährlich von der Arabischen Liga vergeben
- Hauptstadt der Islamischen Kultur, jährlich von der ISESCO vergeben
Literatur
- Mittag, Jürgen (Hrsg.): Die Idee der Kulturhauptstadt Europas. Anfänge, Ausgestaltung und Auswirkungen Europäischer Kulturpolitik. Essen 2008.
- Habit, Daniel: Die Inszenierung Europas? Kulturhauptstädte zwischen EU-Europäisierung, Cultural Governance und lokalen Eigenlogiken. Münster 2011
Weblinks
- Europäische Kommission: Kulturhauptstädte Europas
- Zusammenfassung der EU-Rechtsakte: Kulturhauptstadt Europas
Einzelnachweise
- ↑ Entschließung der im Rat vereinigten für Kulturfragen zuständigen Minister vom 13. Juni 1985 (Memento vom 12. Juli 2012 im Webarchiv archive.is) im Wortlaut
- ↑ EUR-Lex – 31999D1419 – DE. In: eur-lex.europa.eu. Abgerufen am 11. Mai 2016.
- ↑ L_2014132DE.01000101.xml. In: eur-lex.europa.eu. Abgerufen am 11. Mai 2016.
- ↑ Briten sind empört über Kulturhauptstadt-Aus. www.nzz.ch, 23. November 2017, abgerufen am 23. November 2017.
Kulturstadt Europas: 1985: Athen | 1986: Florenz | 1987: Amsterdam | 1988: West-Berlin | 1989: Paris | 1990: Glasgow | 1991: Dublin | 1992: Madrid | 1993: Antwerpen | 1994: Lissabon | 1995: Luxemburg | 1996: Kopenhagen | 1997: Thessaloniki | 1998: Stockholm
Kulturhauptstadt Europas: 1999: Weimar | 2000: Avignon, Bergen, Bologna, Brüssel, Helsinki, Krakau, Prag, Reykjavík, Santiago de Compostela | 2001: Porto, Rotterdam | 2002: Brügge, Salamanca | 2003: Graz | 2004: Genua, Lille | 2005: Cork | 2006: Patras | 2007: Hermannstadt, Luxemburg zusammen mit der Großregion | 2008: Liverpool, Stavanger | 2009: Linz, Vilnius | 2010: Istanbul, Pécs, Essen zusammen mit dem Ruhrgebiet | 2011: Tallinn, Turku | 2012: Guimarães, Maribor | 2013: Košice, Marseille | 2014: Riga, Umeå | 2015: Mons, Pilsen | 2016: Breslau, Donostia-San Sebastián
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kulturhauptstadt Europas aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |