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Patras
Gemeinde Patras Δήμος Πατρέων (Πάτρα) | ||
---|---|---|
Basisdaten | ||
Staat: | Griechenland | |
Region: | Westgriechenland | |
Regionalbezirk: | Achaia | |
Geographische Koordinaten: | 38° 15′ N, 21° 44′ O38.24638888888921.735Koordinaten: 38° 15′ N, 21° 44′ O | |
Fläche: | 333,14 km² | |
Einwohner: | 213.984 (2011[1]) | |
Bevölkerungsdichte: | 642,3 Ew./km² | |
Gemeindelogo: | ||
Sitz: | Patras | |
Postleitzahlen | 26221 – 26504 | |
LAU-1-Code-Nr.: | 3701 | |
Gemeindebezirke: | 5 Gemeindebezirke | |
Lokale Selbstverwaltung: | 24 Ortsgemeinschaften | 10 Stadtbezirke|
Website: | www.patras.gr | |
Lage in der Region Westgriechenland | ||
Patras (griechisch Patra Πάτρα (f. sg.), Katharevousa und altgriechisch Πάτραι (f. pl.) Patre bzw. Patrai) ist eine wichtige Hafenstadt Griechenlands und Hauptstadt der Region Westgriechenland. Die Einwohnerzahl beträgt 213.984 (Stand 2011), damit ist Patras nach Athen und Thessaloniki die drittgrößte Gemeinde Griechenlands.
Die nach der Zerstörung während des Befreiungskriegs 1821 neu aufgebaute Stadt liegt an der südöstlichen Küste des gleichnamigen Golf von Patras in einer fruchtbaren Gegend.
Patras ist Sitz des Erzbischofs von Patras sowie der Universität Patras. Die Stadt ist in Griechenland bekannt als Karnevalshochburg, der Karneval in Patras oder Patrino Karnavali ist ein zwei Monate langes imposantes Fest im Winter. Es ist der größte Karneval in Griechenland mit etwa 50.000 Karnevalisten. Im Jahr 2006 war Patras Kulturhauptstadt Europas.
Geographie
Die Stadt wird im Westen vom Golf von Patras und im Osten von den Ausläufern des Panachaiko-Gebirges (Παναχαϊκό) begrenzt, welches bis auf 1.926 m ansteigt (Gipfel Palavou Pyrgos Παλαβού Πύργος). Patras liegt in einem Gebiet mit hoher Erdbebenhäufigkeit. Besonders die Meerenge von Rio-Andirrio (Στενό Ρίου-Αντίρριου) zwischen dem Golf von Patras und dem Golf von Korinth gelegen ist seismisch aktiv.
Den nördlichsten Punkt des Gemeindegebiets bildet Kap Drepanon, etwas weiter westlich markiert Kap Rio die schmalste Stelle der Meerenge von Rio, wo die Charilaos-Trikoupis-Brücke Patras mit dem gegenüberliegenden Nafpaktia verbindet. Sie wurde nach fünf Jahren Bauzeit im August 2004 für den Verkehr freigegeben. Die mit 2.252 Metern Länge zweitlängste Schrägseilbrücke der Welt verbindet die Peloponnes mit dem westgriechischen Festland.
Die angrenzenden Gemeinden sind (von West nach Ost) Dytiki Achaia, Erymanthos und Egialia.
Geschichte
Die Stadt Patras wurde im Altertum, der Überlieferung nach vom Achäer Patreus, gegründet durch Vereinigung von drei Städten, Aroe, Antheia und Mesatis.
Als Hafenstadt wurde sie bald eine der ersten unter den zwölf achäischen Städten. Aus ihrem Bündnis mit drei anderen achäischen Städten um 280 v. Chr. entstand der Achäische Bund. Augustus gewährte den Paträern, deren Stadt damals ziemlich heruntergekommen war, allein unter den Achäern die Freiheit sowie die Rechte und Immunitäten einer römischen Kolonie. Seit dieser Zeit führte die Stadt auf den Münzen den Namen Colonia Augusta Aroe Patrensis.
Patras besaß auch eine der ersten Christengemeinden im Land und war neben Korinth der Ausgangspunkt für die Christianisierung der Halbinsel. Nach der Legende erlitt hier der Apostel Andreas den Märtyrertod. Seine Gebeine kamen 357 nach Konstantinopel, das Kopfreliquiar (1462 bis 1964 in Rom) wird heute wieder in Patras verehrt.
1205 wurde die Stadt von Wilhelm von Champlitte erobert und zum Sitz des Fürstentums Achaia erkoren. Der noch im gleichen Jahre gewählte, allerdings erst 1207 päpstliche bestätigte lateinische Erzbischof war gleichzeitig Primas des Fürstentums.
1408 verkaufte Johann II. sein kleines Reich an die Venezianer, doch gelang dem byzantinischen Despoten von Morea und späteren letzten Kaiser Konstantin XI. 1429/30 die griechische Rückeroberung. Sieben Jahre nach dem Fall Konstantinopels wurde aber auch Patras 1460 von den türkischen Osmanen erobert. Im Jahr 1571 fand die Seeschlacht von Lepanto zwischen den Flotten der Heiligen Liga und des Osmanischen Reiches im Golf von Patras statt. 1770 eroberten die Russen und Mainoten Patras, mussten es aber noch in demselben Jahr wieder räumen, worauf es von den Türken verbrannt wurde.
1820 litt Patras bedeutend durch ein Erdbeben. Hier begann die griechische Revolution mit dem Auflauf vom 12. Februar 1821, wobei die Türken in die Zitadelle gedrängt wurden. Als ein militärisch wichtiger Punkt wurde die Stadt während des Freiheitskriegs ein Hauptschauplatz des Kampfes, aber am 15. April 1822, nachdem Jussuf Pascha die Zitadelle entsetzt hatte, von den Türken dem Erdboden gleichgemacht. Ibrahim Pascha leitete von Patras aus die Belagerung von Messolongi.
1828 nahmen es die französischen Hilfstruppen unter Schneider für Griechenland in Besitz; 1833 wurden die Franzosen durch bayerische Truppen abgelöst, die mit dem neuen König Griechenlands, Otto I. aus dem Haus Wittelsbach ins Land gekommen waren. Im 19. Jahrhundert wurden über Patras vor allem Korinthen nach Großbritannien und Frankreich ausgeführt. Beim Einkauf von Korinthen kam Gustav Clauss in die Gegend und gründete später Achaia Clauss, eines der größten Weinhandelsunternehmen Griechenlands. Von 1902 bis 1917 verkehrte die Straßenbahn Patras.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt erst Ziel von italienischen Luftangriffen und später von Truppen der Achsenmächte besetzt. Ein deutscher Kommandoposten wurde errichtet und deutsche sowie italienische Truppen in der Stadt stationiert. Am 13. Dezember 1943 töteten deutsche Soldaten in einer Vergeltungsaktion beim Massaker von Kalavrita 676 Einwohner aus dem nahe gelegenen Kalavrita und umliegenden Ortschaften.
Seit Gründung der Universität Patras (sowie Technisches Ausbildungsinstitut Patras) im Jahre 1964 ist Patras eine Universitätsstadt. Das von Privatleuten initiierte Patras Wireless Metropolitan Network bietet in der Stadt kostenloses WiFi-Internet an.
Infrastruktur
Straßenverkehr
Patras besitzt einen direkten Anschluss an das griechische Fernstraßen-Netz. Die Nationalstraße 8a (Europastraße 65) Richtung Athen führt im Osten aus Patras heraus. Sie ist mittlerweile teilweise zur Autobahn 8 ausgebaut. Der zweite Kreuzungspunkt östlich von Patras bindet über die Charilaos-Trikoupis-Brücke West- und Nordwestgriechenland mittels der Nationalstraße 5 und zukünftig der Autobahn 5 (Ionia Odos) an. Um Patras führt in südwestlicher Richtung mit Fortsetzung als Nationalstraße 9 (Europastraße 55) eine Umgehungsautobahn. Die Strecke von Patras entlang der Westküste des Peloponnes wird zukünftig zum südlichen Teil der Autobahn 5 ausgebaut (Olympia Odos).
Schienenverkehr und ÖPNV
Patras ist über eine meterspurige Eisenbahnstrecke mit Korinth verbunden, die in mehreren Etappen auf Normalspur umgebaut wird. Der Umbau sollte ursprünglich bis 2010 abgeschlossen werden, wurde aber wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise unterbrochen. Die bestehende Bahnlinie führt weiter von Patras südwärts nach Pyrgos, Kyparissia und Kalamata. Die S-Bahn Proastiakos fährt im Stundentakt zwischen Agios Andreas und Rio[2]. Ein Busverkehr der Betreibergesellschaft pendelt zwischen der Station Kastellokampos und der Universität Patras, mit Haltepunkt dazwischen am Universitätsklinikum Patras. Von 1902 bis 1917 verkehrte die Straßenbahn Patras.
In Patras verkehren seit 1952 Stadtbusse der KTEL-Patras (ΑΣΤΙΚΟ ΚΤΕΛ ΠΑΤΡΩΝ ΑΕ). Die 107 blau-weißen Busse bedienen zwölf Linien und werden seit 2008 privatwirtschaftlich betrieben. Von Athen aus sind gegenwärtig die überregionalen Fernbusse der KTEL die schnellste Verbindung nach Patras, dies wird sich nach der Fertigstellung der Neubaustrecke der Bahn nach Patras ändern.
Hafen
Von besonderer Bedeutung ist der Hafen. Dieser ist, neben Igoumenitsa für den Straßenverkehr Griechenlands das Tor zum Rest der EU. Die meisten Autofähren laufen von Italien kommend in Patras ein. 1997 wurde der Bau eines neuen Hafens etwa 3 km südlich des bestehenden Hafens an der Küste von Dymaeon beschlossen. Der zunehmende Schiffsverkehr und die sehr beengten Verhältnisse im alten Hafen machten dieses Vorhaben zwingend erforderlich. Durch die Verlegung des Hafens wurde Patras deutlich vom massiven Schwerlastverkehr befreit. Der neue Hafen ging am 11. Juli 2011 offiziell in Betrieb[3].
Flughafen
Wenngleich die Stadt nicht über einen eigenen Flughafen verfügt, dient faktisch der etwa 40 km südwestlich von Patras gelegene Flughafen Araxos als Flughafen der Stadt. Dieser wird zumeist saisonal von Charterflügen im Sommer angesteuert.
Religion
Patras ist Sitz eines griechisch-orthodoxen Metropoliten. (Siehe Kirche von Griechenland.). Seit der Kreuzfahrerzeit gibt es römisch-katholische Christen. Die meisten Katholiken sind entweder Nachfahren von Italienern, die nach Scheitern Garibaldis nach Griechenland emigriert waren, oder stammen von den Ionischen Inseln. Deren Nachkommen sind jedoch vollkommen assimiliert. Seit dem 19. Jahrhundert gibt es auch eine kleine anglikanische Gemeinde.
Städtepartnerschaften
- Aleksinac, Serbia
- Ancona, Italien
- Banja Luka (Republika Srpska), Bosnien und Herzegowina
- Bari, Italien
- Byblos, Libanon
- Bydgoszcz, Polen
- Canterbury, England
- Chișinău, Moldawien
- Debrecen, Ungarn
- Gjirokastra, Albanien
- Limassol, Zypern
- Ohrid, Mazedonien
- Reggio Calabria, Italien
- Saint-Étienne, Frankreich
- Santa Barbara, Kalifornien, USA[4]
- Savannah, Georgia, USA
- Wuxi, Volksrepublik China
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kultur
Der Karneval in Patras ist die größte Veranstaltung dieser Art in Griechenland. 2006 war die Stadt europäische Kulturhauptstadt. Das International Panorama of Independent Film and Video Makers fand 2012 zum 12. Mal statt.
Sehenswürdigkeiten
- Römisches Odeon
- Römisches Amphitheater
- Burg Patras
- Archäologisches Museum Patras
- Agios-Andreas-Kirche
- Apollon-Theater
- Weingut Achaia Clauss
- Leuchtturm
- Quelle der Demeter
- Rio-Andirrio-Brücke
Kulinarisches
Als Hafenstadt wurden in Patras Trauben, Rosinen und Weine umgeschlagen. In diesem Kontext entstanden im 19. Jahrhundert Destillerien, die Liköre und Schnäpse herstellen. Bekannt ist der Likör Tentoura und der Likörwein Mavrodaphne. Kultstatus haben Getränke der Limonadenfabrik Loux.
Wirtschaft
Patras litt in den 1990er Jahren unter einer De-Industrialisierung. Die Industrieproduktion ging im Zeitraum 1995 bis 2001 um 7,5 % zurück,[5] teilweise bedingt auch 1996 durch den Konkurs des einst großen Textilherstellers Piraiki Patraiki. Während die Textil- und Nahrungsmittelproduktion in der Region Patras weiterhin rückläufig ist, verzeichnet der Maschinenbau einen Aufschwung. Überregional bekannt sind die Fahrräder von Ideal Bikes. IT-Firmen und Forschungszentren siedelten sich im Patras Science Park an, der sich in der Nähe der Universität befinden.
Wissenschaft und Bildung
Die Stadt ist ein relativ junger Wissenschafts- und Bildungsstandort. Es gibt die Universität Patras und die 1972 gegründete Fachhochschule (TEI Patras), darüber hinaus auch die Hellenic Open University und die 19th Greek State University. An privaten Investitionen sind der Patras Science Park und das Business Innovation Centre Western Greece zu nennen.
Söhne und Töchter der Stadt
- Arethas von Caesarea (* um 860; † nach 944), Erzbischof von Caesarea in Kappadokien und Theologe der orthodoxen Kirche
- Benizelos Rouphos (1795–1868), Politiker und dreimaliger griechischer Ministerpräsident
- Kostis Palamas (1859–1943), Dichter, Prosaschriftsteller, Dramatiker, Historiker und Literaturkritiker
- Antonios Pepanos (* 1866; † unbekannt), Schwimmer
- Dimitrios Gounaris (1867–1922), griechischer Ministerpräsident (1915 und 1921–1922)
- Dimitrios Maximos (1873–1955), Politiker und griechischer Ministerpräsident
- Andreas Michalakopoulos (1875/1876–1938), Politiker und griechischer Ministerpräsident
- Stephanos Christopoulos (* 1876; † nach 1906), Ringer und Gewichtheber
- Stylianos Gonatas (1876–1966), General, Politiker und griechischer Ministerpräsident
- Nikolaos Andriakopoulos (* 1878; † unbekannt), Turner
- Dimitrios Tofalos (1884–1966), Gewichtheber und Ringer
- Panagiotis Kanellopoulos (1902–1986), Soziologe, Ideengeschichtler, Politiker und zweimaliger griechischer Ministerpräsident
- Apostolos Sandas (1922–2011), Widerstandskämpfer
- Konstantinos Stefanopoulos (1926–2016), Politiker und von 1995 bis 2005 Präsident von Griechenland
- Eleftherios Katsaitis (1929–2012), griechisch-orthodoxer Bischof
- Thanos Mikroutsikos (* 1947), Komponist
- Andreas Loverdos (* 1956), Politiker
- Christos Yiannopoulos (* 1957), deutscher Drehbuchautor und Autor
- Konstantinos Katsouranis (* 1979), Fußballspieler
- Andreas Samaris (* 1989), Fußballspieler
Weblinks
- Patras bei der Greek National Tourism Organisation
- Offizielle Website des Karnevals von Patras
- Rubrik über Patras aus stern.de
- The history of Patras during the Roman and Byzantine years (PDF; 3,2 MB)
Einzelnachweise
- ↑ Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Memento vom 27. Juni 2015 im Internet Archive) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
- ↑ [1], (Abgerufen 23. Okt 2012)
- ↑ Offizielle Seite des Hafenbetreibers Patras (eng.), (Abgerufen 13. Juli 2011)
- ↑ Sister Cities. Santa Barbara, abgerufen am 20. Juni 2017 (english).
- ↑ http://urbact.eu/fileadmin/Projects/RunUp/Partner_profile_-_Patras.pdf
Kulturstadt Europas: 1985: Athen | 1986: Florenz | 1987: Amsterdam | 1988: West-Berlin | 1989: Paris | 1990: Glasgow | 1991: Dublin | 1992: Madrid | 1993: Antwerpen | 1994: Lissabon | 1995: Luxemburg | 1996: Kopenhagen | 1997: Thessaloniki | 1998: Stockholm
Kulturhauptstadt Europas: 1999: Weimar | 2000: Avignon, Bergen, Bologna, Brüssel, Helsinki, Krakau, Prag, Reykjavík, Santiago de Compostela | 2001: Porto, Rotterdam | 2002: Brügge, Salamanca | 2003: Graz | 2004: Genua, Lille | 2005: Cork | 2006: Patras | 2007: Hermannstadt, Luxemburg zusammen mit der Großregion | 2008: Liverpool, Stavanger | 2009: Linz, Vilnius | 2010: Istanbul, Pécs, Essen zusammen mit dem Ruhrgebiet | 2011: Tallinn, Turku | 2012: Guimarães, Maribor | 2013: Košice, Marseille | 2014: Riga, Umeå | 2015: Mons, Pilsen | 2016: Breslau, Donostia-San Sebastián
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