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Kurt Cohn

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Kurt Ernst Cohn (geb. 19. Juli 1899 in Glogau; gest. 21. Februar 1987 in Berlin[1]) war ein deutscher Richter und Verbandsfunktionär.

Leben

Kurt Cohn war der Sohn des Kaufmanns Adolph Cohn. An den Universitäten Berlin und Leipzig absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften. Er trat bereits als Student 1918 der neugegründeten Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bei und war Mitbegründer des Demokratischen Studentenbunds. Nach seiner Promotion 1925 trat er in den Justizdienst ein und war zunächst an den Amtsgerichten Plauen und Leipzig tätig sowie ab 1929 als Landgerichtsrat in Chemnitz. Er war Mitglied des Republikanischen Richterbunds. Er war Mitglied des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) und ab 1928 dort im Hauptvorstand.[2][3]

Im Mai 1932 wurde als Mitglied der 3. Strafkammer wegen Befangenheit abgelehnt, weil er neben seiner demokratischen Haltung, „überdies“ Jude war, wie es in den Protokollen des Sächsischen Landtags hieß.[4]

Im März 1933 wurde er aus politischen Gründen und als Jude nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Im CV war er von 1934 bis 1938 geschäftsführender Vorsitzender des Landesverbands Mittel-Deutschland. Er wurde im Zuge der Novemberpogrome 1938 festgenommen und in das KZ Buchenwald deportiert, konnte nach seiner Entlassung im Februar 1939 aber noch im August desselben Jahres nach Großbritannien fliehen, von wo aus er 1940 in Australien interniert wurde.

Nach dem Ende der NS-Zeit kehrte er zunächst nach Großbritannien zurück. 1947 ging Kurt Cohn in die SBZ und dort nach Chemnitz. Dort war er Richter am Landgericht. Von 1948 bis 1949 war er als Ministerialrat Strafrechtdezernent im sächsischen Kultusministerium und zugleich Mitarbeiter der Deutschen Wirtschaftskommission. Von 1949 bis 1971 war er als Oberrichter in Berlin tätig und ab 1962 Mitglied des Präsidiums des Obersten Gerichts der DDR.

Kurt Cohn trat Anfang April 1949 der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) bei und war ab 1964 Mitglied des Zentralvorstands. Er war Mitglied des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer und Funktionsträger im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung. Ab 1972 war Cohn ehrenamtlich als Rechtsberater der Jüdischen Gemeinde in Berlin (DDR) tätig. [5]

Ehrungen

Schriften (Auswahl)

  • Die Rechtsgebilde des Kohlenwirtschaftsgesetzes und seiner Ausführungsbestimmungen, Roßbergsche Buchhandlung, Leipzig 1926 (Zugl.: Leipzig, Juristische Dissertation)
  • Der Central-Verein der Zukunft : Eine Denkschrift zur Hauptversammlg 1928 des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens e. V., Manuskript 1928 (zusammen mit Friedrich Brodnitz und Ludwig Tietz)
  • Grundriss des englischen Handelsrechts, Kammer für Aussenhandel d. Dt. Demokrat. Republik, Abt. Jur. Dienst, Berlin 1978

Literatur

  • Institut für Zeitgeschichte München und Research Foundation for Jewish Immigration Inc. New York (Hg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. K. G. Saur, München, New York, London und Paris 1980 (Gesamtleitung Werner Röder und Herbert Strauss, Band I: Politik, Wirtschaft, öffentliches Leben), ISBN 3-598-10087-6
  • Hermann Wentker Justiz in der SBZ/DDR 1945–1953. Transformation und Rolle ihrer zentralen Institutionen. (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte. Band 51). Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56544-3.

Einzelnachweise

  1. Lebensdaten nach Franziska Specht: Zwischen Ghetto und Selbstbehauptung: musikalisches Leben der Juden in Sachsen 1933-1941, S. 163
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben, München 1980, S. 115
  3. Hermann Wentker: Justiz in der SBZ/DDR 1945–1953. Transformation und Rolle ihrer zentralen Institutionen, München 2001, S. 442f.
  4. Ralf Oberndörfer, "... sind in den Ruhestand zu versetzen". Zur Verfolgung jüdischer Richter und Staatsanwälte in Sachsen während des Nationalsozialismus, Dresden o. J. (2008), S. 12, siehe: [1].
  5. Alle Angaben, soweit nicht anders angegeben: Joseph Walk (Hrsg.), Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945, München/New York/London/Paris 1988, S. 60; Werner Röder/Herbert A. Strauss (Bearb.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1 - Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben, München/Ne York/London/Paris 2000, S. 115.
  6. Neues Deutschland, 2. Mai 1984, siehe: [2].
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kurt Cohn aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.