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Lester Grinspoon
Lester Grinspoon (1928–2020), US-amerikanischer Psychiater
Leben
- tachles-Newsletter vom 23. Juli 2020:
Lester Grinspoon verstorben
Der Harvard-Professor spielte eine führende Rolle bei der Legalisierung von Marihuana in den USA.
Bereits am 25. Juni ist in seinem Haus in Newton, Massachusetts im Alter von 92 Jahren der Psychiater Lester Grinspoon verstorben. Seine 1971 veröffentlichte Studie «Marihuana Reconsidered» gilt als wichtiger Anstoss für den tiefgreifenden Wandel in Politik und Gesellschaft Amerikas gegenüber Cannabis. Grinspoon war als Psychiatrie-Professor an der Harvard University mit dem berühmten Astronomen Carl Sagan befreundet. Dieser hatte ihm Ende der 1960er Jahre einen Joint angeboten. Grinspoon riet Sagan dringend vom Genuss der «gefährlichen Droge» ab – Sagan erwiderte jedoch, «Gras» sei zumindest harmloser als Alkohol und Tabak.
Dies regte Grinspoon zu einem umfassenden Studium der damals verfügbaren Fachliteratur über Marihuana an. Da er keinerlei Belege für angebliche Sucht- und sonstige Gefahren finden konnte, kam Grinspoon schliesslich zu dem Befund, nicht Cannabis stelle eine Gefahr für die Gesellschaft dar – sondern die Kriminalisierung von Nutzern. Die Studie wurde ein vielbeachteter Bestseller.
Grinspoon hat erst dann selbst einen Joint geraucht. Dies zusammen mit seiner Gattin Betsy. Doch erst beim dritten Versuch und zu den Klängen des «Sgt. Pepper´s» Album der Beatles erlebte das Paar dann ein kosmisches High, das er auf seiner Website beschrieben hat.
Grinspoon trat 1972 dem Vorstand der 1971 gegründeten «National Organization for the Reform of Marijuana Laws» (NORML) bei und verlieh der Legalisierungs-Lobby durch seine fachliche Autorität und konservativen Habitus erhebliches Gewicht. Er war zudem selbst als Advokat tätig und stand John Lennon als Experte erfolgreich bei dessen Immigrations-Anhörung 1972 bei. Grinspoons Sohn Danny litt später schwer an Leukämie und der Professor konnte dann selbst die positiven Effekte von Cannabis-Genuss bei der Nachbehandlung studieren.
Grinspoons Vater war russisch-jüdischer Immigrant und als Arzt tätig gewesen. Nach dessen Tod im Jahr 1949 wurde die Mutter Rose als Sekretärin des legendären Science-Fiction-Schriftstellers und Biochemikers Isaac Asimov an der Boston University School of Medicine tätig. Grinspoon wollte ihr als junger Mann nicht auf die Tasche fallen und wurde ohne High School-Diplom Seemann, statt zu studieren. Dennoch konnte er später an der renommierten Tufts University in Boston Chemie und Biochemie studieren. Anschliessend ging er an die Harvard Medical School.
Er und seine Frau haben gelegentlich Gras genossen. Unklar bleibt, ob Grinspoon die Marke probiert hat, die das niederländische Haus für Marihuana-Saaten «Barney’s Farm» nach ihm benannt hat. Derzeit ist jedoch nurmehr ein T-Shirt dazu verfügbar.