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Lothar Zenetti
Lothar Zenetti (* 6. Februar 1926 in Frankfurt am Main; † 24. Februar 2019 ebenda[1]) war ein deutscher römisch-katholischer Theologe, Priester und Schriftsteller.
Leben und Werk
Die Vorfahren von Lothar Zenetti wanderten im frühen 18. Jahrhundert aus dem italienischen Friaul nach Süddeutschland ein. 1866 zog der Großvater nach Frankfurt am Main, der Vater Ludwig Zenetti (1887–1975) war Oberstudiendirektor am dortigen Goethe-Gymnasium. Er wirkte als Mitbegründer der „Katholischen Volksarbeit“ und als langjähriger Präsident der „Katholischen Aktion“ im Bistum Limburg. Ihm ist auch ein Buch über die Geschichte der Familie Zenetti zu verdanken (Lauingen 1954).
Lothar Zenetti besuchte ab 1931 die Bonifatius-Schule und ab 1936 das Goethe-Gymnasium in Frankfurt. Im Krieg wurde er 1943 mit 17 Jahren als Luftwaffenhelfer eingezogen, danach zum Reichsarbeitsdienst. 1944 kam er als Rekrut nach Wien und dann zur Offiziersausbildung nach Dänemark.
Beim Fronteinsatz in Schlesien ab Januar 1945 wurde er verwundet. Bei Kriegsende geriet er in amerikanische und von da in französische Kriegsgefangenschaft. In dieser Zeit wurde er Seminarist im so genannten Stacheldrahtseminar von Chartres, welches zwischen 1945 und 1947 von Abbé Franz Stock als Regens geleitet wurde. Von Zenetti gemalte Kreuzwegstationen sind in dem Seminargebäude, in dem heute eine Europäische Begegnungsstätte entstehen soll, noch gut erhalten. Am 1. Juli 1946 wurde er nach Hause entlassen.
Zurück in Frankfurt machte er das Abitur in einem Heimkehrer-Kurs und schrieb sich in der Hochschule St. Georgen für Katholische Philosophie und Theologie ein. 1952 schloss er das Studium ab und wurde am 28. September 1952 durch Bischof Wilhelm Kempf in Limburg an der Lahn zum Priester geweiht. Mit der Heimatgemeinde Frauenfrieden feierte er am 5. Oktober 1952 seine Primiz.
Die Stationen als Kaplan waren Oberbrechen, Kölbingen im Westerwald, Königstein im Taunus und Wiesbaden, St. Bonifatius. 1962 erfolgte die Ernennung zum Stadtjugendpfarrer in Frankfurt. Von 1962 bis 1995 wirkte er als Gemeindepfarrer in St. Wendel, Frankfurt-Sachsenhausen. Der Synode der deutschen Bistümer gehörte er 1971 als Berater, ab 1972 als Mitglied an. Im Zeitraum von 1976 bis 1981 war Zenetti Dekan in Frankfurt-Süd. Beim Hessischen Rundfunk war er von 1981 bis 1991 als Senderbeauftragter für den Hörfunk der katholischen Kirche tätig. Schon seit 1949 hatte er regelmäßig für den Funk gearbeitet, gleichzeitig arbeitete er auch als Journalist für die Kirchenzeitung Der Sonntag. Er gehörte auch zum Kreis der Sprecher der ARD-Sendung Das Wort zum Sonntag.[2]
Lothar Zenetti veröffentlichte nach eigenen Angaben 27 Bücher, neben Lyrik und Erzählungen auch Bücher zu Kunst, Musik und Religionspädagogik sowie Texte für den Hörfunk und Mundart-Beiträge. Viele seiner Werke sind in ins Englische, Spanische, Portugiesische, Italienische und Französische übersetzt worden. Wunder geschehen nicht nur sonntags und Manchmal leben wir schon liegen auch in Blindenschrift vor.
Etwa 150 seiner Gedichte wurden vertont und viele wurden in Liederbüchern und Schallplattenaufnahmen bekannt gemacht, etwa Was keiner wagt von Konstantin Wecker. In allen katholischen Gesangbüchern des deutschsprachigen Raumes finden sich seine Lieder, aber auch andere christliche Konfessionen haben manche davon in ihre Liedsammlungen aufgenommen. Neben eigenen Dichtungen übersetzte Zenetti auch den niederländischen Lyriker und Theologen Huub Oosterhuis. Seine Übersetzung von Ik sta voor u als Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr ist nicht nur im Gotteslob zu finden.[1]
Gemeinsam mit dem Posaunisten Albert Mangelsdorff reiste er in die USA und brachte von da die Idee zu lebendigeren, zwanglosen Gottesdiensten mit, die mit Jazz- oder Beatmusik gestaltet werden sollten.[3] In diesem Zusammenhang schrieb er „ein wichtiges Buch über Jazz und Kirche“ (Wolfram Knauer).[4]
1984 erhielt er den Preis Humor in der Kirche; 1996 den Stoltze-Laternen-Preis für satirisch-literarisches Schaffen im Sinne Friedrich Stoltzes.
Lothar Zenetti wohnte zuletzt in Frankfurt-Bockenheim.
Zitate
„Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter.
Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.
Menschen, die aus dem Glauben leben,
sehen alles in einem anderen Licht.“
„Wenn du betest,
dann geh in dein Kämmerlein,
dein Dunkelkämmerlein,
und entwickle das Bild,
das Gott sich von dir gemacht hat.“
„Was keiner wagt, das sollt ihr wagen.
Was keiner sagt, das sagt heraus.
Was keiner denkt, das wagt zu denken.
Was keiner anfängt, das führt aus.
Wenn keiner ja sagt, sollt ihr´s sagen.
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben.
Wenn alle mittun, steht allein.
Wo alle loben, habt Bedenken.
Wo alle spotten, spottet nicht.
Wo alle geizen, wagt zu schenken.
Wo alles dunkel ist, macht Licht.“
Werke
Bücher
- Nägel mit Köpfen. Handreichungen für das Glaubensgespräch, 1960
- Gottes frohe Kinderschar. Werkbuch für kirchliche Kinderarbeit, 1961
- Kinderwelt und Gotteswort. Hundert Kinderansprachen, 1962
- Morgens, mittwochs und abends.. Werkbuch für Mädchengruppe und -freizeit, 1963
- Peitsche und Psalm. Spirituals und Gospelsongs. Geschichte und Glaube der Neger Nordamerikas, 1963
- Initiativen. Junge Christen in einer großen Stadt. Reportagen, 1964
- Heiße (W)Eisen in der Kirche. Jazz, Beat, Songs, Schlager in der Kirche?, 1966
- Zeitansage. Werkbuch zum Gottesdienst einer neuen Generation, 1969
- Texte der Zuversicht. Für den einzelnen und die Gemeinde, 1972
- Sieben Farben hat das Licht, 1975
- Gästebuch des lieben Gottes. Gemeinde zwischen Wunsch und Wirklichkeit, 1975
- Das allerschönste Fest. Ein Frankfurter Weihnachtsbuch, 1977
- Die wunderbare Zeitvermehrung. Variationen zum Evangelium, 1979
- ’s Frankforder Christkindche. Zwei Krippenspiele in Frankfurter Mundart, 1981
- Manchmal leben wir schon. Wege, die der Glaube geht. Rundfunk-Ansprachen, 1981, 2002
- Die Stunde der Seiltänzer. Geschichten und Gedichte, 1982
- Wunder geschehen nicht nur sonntags. Erfahrungen mit dem Alltag, Rundfunkansprachen, 1984
- Meine Zeit in guten Händen. Mit alten Bildern, Bräuchen und Gebeten durch das Jahr, 1985
- Das Jesuskind. Verehrung, Darstellung, Kunst und Frömmigkeit, 1987
- Wir sind noch zu retten. Neue Texte der Zuversicht, 1989
- Auf Seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht, Topos Taschenbücher Bd. 327, 2000
- In Seiner Nähe. Texte des Vertrauens, Topos Taschenbuch 2015
Liedtexte
- Das Kreuz des Jesus Christus, vertont von Peter Janssens und Heinz Martin Lonquich
- Das Lied von der Veränderung der Welt, vertont von Christoph Enzinger
- Das Weizenkorn muss sterben, 1971, Musik: Johann Lauermann (EG Württemberg 585, GL 620, neues GL 210)
- Segne dieses Kind und hilf uns, ihm zu helfen, 1971, Musik: Erna Woll, 1971 (GL 636 neues Gotteslob 490), Musik: Michael Schütz, 1983 (EG Württemberg 581), Musik: Klaus Irmer, 1989 (Denk mal nach mit Luther ISBN 3-579-01797-7), Musik Herbert Beuerle (EG Nord 565, EG Hessen 574)
- Seht, das Brot, das wir teilen, 1972, Musik: Rolf Schweizer 1983 (EG 226)
- Stille lass mich finden, Musik: Peter Reulein 1999
- Was keiner wagt, Musik: Konstantin Wecker
- Weder Tod noch Leben, 1972, Musik: Bertold Hummel 1976
- Wie ein Traum wird es sein, Musik: Herbert Beuerle
- Wir alle essen von einem Brot, 1969, Musik: Ingrid Hirschfeldt 1969 (GL 539, EG Österreich 584)
- Wir sind mitten im Leben, 1970, Musik: Herbert Beuerle (GL 655, neues Gotteslob Diözesanteil Mainz 910, EG Hessen 651)
- Wir sprechen verschiedene Sprachen, Musik: Winfried Heurich
- Worauf sollen wir hören, 1971, Musik: Peter Kempin (GL 623, neues Gotteslob Diözesanteil Mainz 867)
- Übersetzung von Ik sta voor u von Huub Oosterhuis: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr, 1974, (EG 382, GL 621, neues Gotteslob 422)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Priester und Lyriker Lothar Zenetti gestorben. In: katholisch.de. 25. Februar 2019, abgerufen am 25. Februar 2019.
- ↑ Vgl. Sprecherinnen und Sprecher seit 1954.
- ↑ Pfarrer mit tiefgründigem Humor, Frankfurter Rundschau, 27. September 2012
- ↑ Jazznews (Jazzinstitut Darmstadt), 1. Oktober 2012
- ↑ Zitate-Datenbank, abgerufen am 16. Januar 2016
- ↑ Wofür Pfarrer Weihnachten beten, rp-online.de vom 24. Dezember 2012, abgerufen am 20. Februar 2015
- ↑ aus: Lothar Zenetti: Auf Seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht (Topos 327). Matthias-Grünewald-Verlag, der Schwabenverlag AG. Ostfildern, 4. Auflage 2006
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Zenetti, Lothar |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher katholischer Theologe und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 6. Februar 1926 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 24. Februar 2019 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Lothar Zenetti aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |
- Römisch-katholischer Geistlicher (20. Jahrhundert)
- Seminarist im Stacheldrahtseminar
- Kirchenlieddichter
- Person des Christentums (Frankfurt am Main)
- Person (Bistum Limburg)
- Sprecher von Das Wort zum Sonntag
- Autor
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (Deutsch)
- Lyrik
- Erzählung
- Sachliteratur
- Christliche Literatur
- Neues Geistliches Lied
- Person (Jazz)
- Schriftsteller (Frankfurt am Main)
- Deutscher
- Geboren 1926
- Gestorben 2019
- Mann