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Möwen
Möwen | ||||||||
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Mittelmeermöwe (Larus michahellis) | ||||||||
Systematik | ||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||
Laridae | ||||||||
Vigors, 1825 |
Die Möwen (Laridae) bilden eine Vogelfamilie innerhalb der Ordnung der Regenpfeiferartigen (Charadriiformes beziehungsweise Wat- und Möwenvögel). Neben den eigentlichen Möwen werden von einigen Autoren auch die Raubmöwen (Stercorariidae), die Seeschwalben (Sternidae) und Scherenschnäbel (Rhynchopidae) sowie manchmal auch die Alkenvögel (Alcidae) in diese Familie eingegliedert.
Bei enger Umgrenzung, bzw. nach herkömmlicher Auffassung umfasst die Familie etwa 55 Arten. Bislang wurden sie in 7 Gattungen eingeteilt, die meisten Arten jedoch in die Gattung Larus gestellt. Neueren Untersuchungen der mitochondrialen DNA zufolge[1] ist dieses Taxon aber paraphyletisch. Nach Empfehlung der Autoren müssten daher entweder alle Arten in die vorgenannte Gattung gestellt werden, oder aber diese in verschiedene andere aufgeteilt werden, so dass sich für die genannten 55 Arten zwischen 10 und 11 Gattungen ergeben.
Aussehen
Möwen sind mittelgroße bis große Vögel. Sie besitzen relativ lange und schmale, spitze Flügel und kräftige, schlanke Schnäbel mit leicht nach unten gekrümmtem Oberschnabel. Die drei nach vorn gerichteten Zehen sind durch Schwimmhäute verbunden, eine vierte, sehr kurze, Zehe zeigt nach hinten oder fehlt bei einigen Arten.
Möwen sind meist weiß-grau gefiedert, oft mit schwarzer Färbung am Kopf, am Rücken und auf den Flügeln. Die Geschlechter unterscheiden sich farblich nicht, Männchen sind aber etwas größer. Bei vielen Arten sind die Jungvögel bräunlich gefärbt. Die größeren Möwenarten brauchen bis zu vier Jahre zur vollen Ausfärbung, bei den kleineren sind zwei Jahre dafür normal. Viele Arten haben unterschiedliche Brut- und Ruhekleider. Arten mit im Brutkleid dunkler Kopffärbung verlieren diese im Ruhekleid und haben dann nur einige dunkle Flecken an den Kopfseiten und im Nacken.
Verbreitung
Möwen sind fast weltweit verbreitet, am artenreichsten in den gemäßigten und kalten Klimazonen beider Erdhalbkugeln. In vielen tropischen Regionen fehlen Brutvorkommen, so im Amazonasbecken in Südamerika, im Kongobecken in Zentralafrika, in Indien, Südostasien und Neuguinea. Einige nördlich brütende Arten kommen allerdings zum Überwintern hierher an die Küsten.
Lebensraum
Die meisten Möwenarten leben an den Küsten. Einige Arten, wie die Lachmöwe, brüten auch im Binnenland, vor allem an größeren Gewässern. Nur wenige, wie die Dreizehenmöwe, leben den Großteil des Jahres auf hoher See. Manche Arten, beispielsweise die Silbermöwe, sind zum Kulturfolger geworden und bevölkern besonders im Winter Müllhalden, Klärteiche und fischverwertende Betriebe.
Ernährung und Lebensweise
Die meisten Möwenarten sind Allesfresser, die je nach Gelegenheit lebende Nahrung oder Abfälle und Aas zu sich nehmen. Es überwiegt aber tierische Nahrung wie Fische, Krebstiere, Weichtiere oder Stachelhäuter, gelegentlich auch kleine Nagetiere. Die großen Arten, wie beispielsweise die Mantelmöwe (Larus marinus), rauben auch Nester aus und erbeuten sogar Vögel bis zur Größe von Enten, wobei ihnen hauptsächlich kranke Tiere zum Opfer fallen. Dagegen halten sich die kleineren Arten, etwa die Lachmöwe, vorzugsweise an Insekten und Würmer.
Möwen decken ihren Flüssigkeitsbedarf zum Teil, indem sie Meerwasser trinken. Sie sammeln das überflüssige Salz mittels paarig im Bereich der oberen, vorderen Schädelfront angelegten Salzdrüsen[2] und scheiden es über die Nasenlöcher wieder aus. Arten, die an extrem salzighaltigen Gewässern vorkommen wie die Kaliforniermöwe, suchen in der Nähe gelegene Süßwasserquellen zum Trinken auf und bevorzugen Nahrung mit einem hohen Wassergehalt. Bei manchen Arten wie der Präriemöwe, die an Binnenseen brütet, sind die Salzdrüsen zurückgebildet und erlangen erst vor der Zugzeit ihre Funktionstüchtigkeit, wenn sich die Vögel in maritime Lebensräume begeben.[3]
Möwen sind ausgezeichnete Segelflieger, insbesondere auch bei starkem Wind. Sie suchen vor allem den Strand nach Nahrung ab und jagen manchmal anderen Vögeln die Beute ab. Wenn sie nach Nahrung tauchen, dann sind nur der Kopf und ein Teil des Körpers unter Wasser.
Möwen können etwa 30 Jahre alt werden.
Stimme
Möwen sind ziemlich lautstarke Vögel, was häufig noch durch ihr geselliges Auftreten verstärkt wird. Ihre Schreie werden oft gereiht ausgestoßen.
Fortpflanzung
Die Möwen sind Bodenbrüter. Einige Arten sind auf das Nisten in Felsnischen spezialisiert. Möwen brüten meist in Kolonien. Sie legen in der Regel 2-4 Eier in Nester, die sie aggressiv verteidigen, auch gegen Menschen. Die Eier werden abwechselnd von beiden Eltern 3-5 Wochen lang bebrütet. Die Küken können von Anfang an laufen und schwimmen, bleiben aber als Nesthocker meist im Nest sitzen und werden von beiden Eltern gefüttert. Bis zum Flüggewerden vergehen 3-9 Wochen, wobei das bei kleinen Arten, wie der Zwergmöwe (L. minutus), deutlich kürzer dauert als bei großen, wie der Mantelmöwe.
Systematik
Die Taxonomie der Verwandtschaftsgruppe um Silber- und Heringsmöwe (Larus fuscus) ist sehr schwierig. Diese Gruppe besteht je nach Auffassung aus 2-8 Arten und weist eine ringförmige Verbreitung um die Nordhalbkugel auf. Räumlich aneinandergrenzende Sippen sind zum Teil nur unvollständig genetisch isoliert, sodass es zwischen ihnen zu einem gewissen Genfluss kommt.
Gattungen und Arten
Die folgende Aufzählung folgt der World Bird List des International Ornithological Congress.[4] Diese bezieht Befunde bezüglich der mitochondrialen DNA ein, die 2005 veröffentlicht wurden. Den Empfehlungen der Autoren wurde weitgehend gefolgt. Einige Vorschläge wie eine eigene Gattung Saundersilarus für die Kappenmöwe oder eine gemeinsame Gattung für Zwerg- und Rosenmöwe wurden jedoch bislang nicht berücksichtigt.
Gattung Creagrus
- Gabelschwanzmöwe (Creagrus furcatus)
Gattung Rissa
- Dreizehenmöwe (Rissa tridactyla)
- Klippenmöwe (Rissa brevirostris)
Gattung Pagophila
- Elfenbeinmöwe (Pagophila eburnea)
Gattung Xema
- Schwalbenmöwe (Xema sabini)
Gattung Chroicocephalus
- Dünnschnabelmöwe (Chroicocephalus genei)
- Bonapartemöwe (Chroicocephalus philadelphia)
- Rotschnabelmöwe (Chroicocephalus scopulinus)
- Silberkopfmöwe (Chroicocephalus novaehollandiae)
- Maorimöwe (Chroicocephalus bulleri)
- Andenmöwe (Chroicocephalus serranus)
- Braunkopfmöwe (Chroicocephalus brunnicephalus)
- Patagonienmöwe (Chroicocephalus maculipennis)
- Lachmöwe (Chroicocephalus ridibundus)
- Graukopfmöwe (Chroicocephalus cirrocephalus)
- Hartlaubmöwe (Chroicocephalus hartlaubii)
- Kappenmöwe (Chroicocephalus saundersi)
Gattung Hydrocoloeus
- Zwergmöwe (Hydrocoloeus minutus)
Gattung Rhodostethia
- Rosenmöwe (Rhodostethia rosea)
Gattung Leucophaeus
- Blutschnabelmöwe (Leucophaeus scoresbii)
- Lavamöwe (Leucophaeus fuliginosus)
- Aztekenmöwe (Leucophaeus atricilla)
- Präriemöwe (Leucophaeus pipixcan)
- Graumöwe (Leucophaeus modestus)
Gattung Ichthyaetus
- Reliktmöwe (Ichthyaetus relictus)
- Korallenmöwe (Ichthyaetus audouinii)
- Schwarzkopfmöwe (Ichthyaetus melanocephalus)
- Fischmöwe (Ichthyaetus ichthyaetus)
- Weißaugenmöwe (Ichthyaetus leucophthalmus)
- Hemprichmöwe (Ichthyaetus hemprichii)
Gattung Larus
- Dickschnabelmöwe (Larus pacificus)
- Simeonsmöwe (Larus belcheri)
- Olrogmöwe (Larus atlanticus)
- Japanmöwe (Larus crassirostris)
- Heermannmöwe (Larus heermanni)
- Sturmmöwe (Larus canus)
- Ringschnabelmöwe (Larus delawarensis)
- Kaliforniermöwe (Larus californicus)
- Mantelmöwe (Larus marinus)
- Dominikanermöwe (Larus dominicanus)
- Beringmöwe (Larus glaucescens)
- Westmöwe (Larus occidentalis)
- Gelbfußmöwe (Larus livens)
- Eismöwe (Larus hyperboreus)
- Polarmöwe (Larus glaucoides)
- Thayermöwe (Larus thayeri)
- Silbermöwe (Larus argentatus)
- Amerikanische Silbermöwe (Larus smithsonianus)
- Ostsibirienmöwe (Larus vegae)
- Steppenmöwe (Larus cachinnans)
- Mittelmeermöwe (Larus michahellis)
- Armeniermöwe (Larus armenicus)
- Kamtschatkamöwe (Larus schistisagus)
- Heringsmöwe (Larus fuscus)
Literatur
- J.-M. Pons, A. Hassanin, P.-A. Crochet: Phylogenetic relationships within the Laridae (Charadriiformes: Aves) inferred from mitochondrial markers. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 37, Issue 3, Dezember 2005, Seiten 686-699 doi:10.1016/j.ympev.2005.05.011
- Klaus Malling Olsen, Hans Larsson: Gulls of Europe, Asia and North America, Helm Identification Guides, Christopher Helm, London 2003, ISBN 978-0-7136-7087-5
- Urs N. Glutz von Blotzheim, K. M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 8/I, Charadriiformes (3. Teil), Schnepfen-, Möwen- und Alkenvögel, AULA-Verlag, ISBN 3-923527-00-4
Weblinks
- Tree of Life Web Project. 2008. Laridae. Gulls, Terns, Skimmers. Version 24 June 2008. in The Tree of Life Web Project
- Bird Families of the World - Gulls Larinae.
Einzelnachweise
- ↑ Pons et. al. (2005), siehe Literatur
- ↑ Ralf Wassmann: Ornithologisches Taschenlexikon. AULA-Verlag, Wiesbaden, 1999. ISBN 3-89104-627-8
- ↑ Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World. Volume 3: Hoatzin to Auks. Lynx Edicions 1996, ISBN 978-84-87334-20-7, S. 575f
- ↑ www.worldbirdnames.org
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