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Mens sana in corpore sano
Mens sana in corpore sano ist eine lateinische Redewendung. Sie bedeutet „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“.
Herkunft
Die Redewendung ist ein verkürztes Zitat aus den Satiren des römischen Dichters Juvenal. Wörtlich heißt es in Satire 10, 356:
- […] orandum est ut sit mens sana in corpore sano.
- „Beten sollte man darum, dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper sei.“
Juvenal kritisierte als Satiriker diejenigen seiner römischen Mitbürger, die sich mit törichten Gebeten und Fürbitten an die Götter wandten. Beten, meint er, solle man allenfalls um körperliche und geistige Gesundheit. Mens sana in corpore sano ist also bei Juvenal im Zusammenhang mit dem Sinn und Inhalt von Fürbitten und Gebeten zu verstehen. Der Satz bedeutet bei Juvenal nicht, dass nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist stecken könne.
Rezeption
Die Wendung wird meist im oben erläuterten Sinne vordergründig und geradlinig missverstanden oder vorsätzlich falsch interpretiert.
Die körperliche Ertüchtigung, die im Nationalsozialismus aus ideologischen Gründen eine zentrale Rolle spielte, stand unter dem verkürzt interpretierten Motto Juvenals.
Heute propagieren verschiedene Mental-Gurus wie Tony Buzan immer wieder, dass intensives sportliches Training die intellektuelle Leistungsfähigkeit ganz signifikant steigere. Dies ist aber in dem Ausmaß nicht der Fall.
Im Umkehrschluss heißt die verkürzt interpretierte Redewendung, dass in kranken und schwachen Körpern kein gesunder Geist innewohne. Eine derartige Analogie führt geradewegs in die Diskriminierung Körperbehinderter. Vor diesem Hintergrund lehnen die Interessenvertreter von Behinderten (Behindertenverbände) das „Mens sana in corpore sano“ vehement ab. Als Beispiel dafür, dass ein brillanter Wissenschaftler ein körperlich gebrochener Mensch sein kann, führen sie unter anderem Stephen Hawking an.
Eine Erklärung, warum entgegen dem Volksglauben bzw. entgegen der verkürzten Interpretation der Redewendung ein weit schwächerer Zusammenhang zwischen körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit besteht, mag darin zu suchen sein, dass die Stoffwechselvorgänge eines gesunden Menschen so beschaffen sind, dass sich Defizite erst sehr spät auf die Versorgung des Gehirns auswirken, das Gehirn also bezüglich des Stoffwechsels eine bevorzugte Stellung unter den Organen besitzt. Dies ist auch verständlich, da Beeinträchtigungen des Gehirns (neben den weiteren lebenswichtigen Organen wie Herz und Lunge) im Vergleich zu denjenigen anderer Organe die verheerendsten Auswirkungen auf das Überleben des Individuums haben würden.
Studien zeigten jedoch auch, dass sportliche Betätigung das Risiko, im Alter Alzheimer zu bekommen, um bis zu 50 Prozent senken kann.[1]
Andererseits ist es natürlich auch der Fall, dass körperliche Mängel durchaus geistige Beeinträchtigungen nach sich ziehen können, sei es im extremeren Fall durch manifeste Krankheiten wie etwa der Hepatischen Enzephalopathie, oder auch einfach nur durch mangelnde Fitness bedingte Beeinträchtigungen des Wohlbefindens, zum Beispiel chronische Überlastungs- und Schmerzzustände, welche zumindest aus Sicht vieler Betroffener Konzentrationsstörungen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit verursachen können. Offenbar gibt es auch hier, je nach Veranlagung und individueller Vorgeschichte, eine gewisse Streuung: der eine Mensch fühlt sich durch körperliche Defizite stärker in seiner geistigen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt, der andere weniger.
Varianten
Pierre de Coubertin machte sich über Sportmediziner und Pädagogen lustig, die gemäßigte Leibesübungen propagierten. Er hielt ihrem Mens sana in corpore sano sein eigenes Mens fervida in corpore lacertoso („Ein feuriger Geist in einem muskulösen Körper“) entgegen.[2] Sein Ideal war der débrouillard (Draufgänger), der Widerstände überwindet und im Sport (wie in der Public School) auf ein Leben als Führungskraft vorbereitet wird.[3]
Die Anfangsbuchstaben der Worte der leicht abgewandelten Wendung anima sana in corpore sano (anima „Seele“) bilden das Akronym des Sportartikelherstellers ASICS.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Klaus Michael Braumann: Bewegungstherapie bei internistischen Erkrankungen. 2010. Seite 216.
- ↑ Pierre de Coubertin: Mens fervida in corpore lacertoso (PDF), in: Révue Olympique 67 (Juli 1911), S. 99 f.
- ↑ Arnd Krüger: Mens fervida in corpore lacertoso oder Coubertins Ablehnung der schwedischen Gymnastik. In: HISPA 8th Int. Congress. Proceedings. Uppsala 1979, S. 145–153
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