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Naqsch-e Rostam
Naqsch-e Rostam (persisch نقش رستم, DMG Naqš-e Rostam, ‚Darstellung des Rostam‘, selten auch persisch تخته رستم, DMG Taḫte-ye Rostam, ‚Tafel des Rostam‘) ist eine archäologische Stätte in der iranischen Provinz Fars, sechs Kilometer nördlich von Persepolis bei Schiras. Hier befinden sich vier Gräber achämenidischer Großkönige sowie eine Reihe sassanidischer Felsreliefs. Bevor Forscher des 19. Jahrhunderts den Sinn der Reliefs erkannten und auch die Inschriften entzifferten, war man in Persien generell der Meinung, es handele sich um Darstellungen aus dem Leben ihres Nationalhelden Rostam, worauf der Name des Ortes letztlich zurückzuführen ist.
Gräber als Abbildungen bzw. Darstellungen als Gräber
An einer steilen Felswand, die die Grenze eines Plateaus bildet, ließ der persische König Dareios I. ein Felsgrab in den Stein meißeln. Die kreuzförmige Gestalt des Grabes geht auf ältere Vorbilder zurück. Ein Relief über dem Eingang zeigt, wie der Gott Ahura Mazda dem Großkönig den Ring der Herrschaft überreicht. Der König steht auf einem Podest, das von Vertretern von 28 Völkern des Persischen Reiches getragen wird. Inschriften befinden sich neben den dargestellten Personen. Diese Inschriften waren, wie eine jüngst vorgestellte Untersuchung beweist, ursprünglich farbig gefasst. Ernst Herzfeld hat die Inschriften im Jahr 1923 abgeklatscht. Diese Negative befinden sich heute im Archiv der Freer Gallery of Art und des Arthur M. Sackler Museums, Smithsonian Institution, in Washington, DC.
Der Mittelteil wird als Wiedergabe der Fassade des königlichen Palastes in Persepolis gedeutet. Der Eingang in die Grabkammer wird von vier Säulen, zwei auf jeder Seite, gesäumt. Eine Inschrift auf Altpersisch, Elamisch und Babylonisch berichtet über die Regierungszeit von Dareios und gilt zudem als Testament des Großkönigs und überliefert seine Herrschaftsideologie. Der untere Teil der Grabfassade ist geschliffen, aber frei von sonstiger Bearbeitung. Das Grab hat drei Hauptkammern, in denen sich je drei Sarkophage befinden, die aus dem Fels gemeißelt wurden. Die Deckel sind nur noch in Fragmenten erhalten. Am Grab des Dareios wurde außerdem eine aus der späten achämenidischen oder der frühen hellenistischen Zeit stammende aramäische Inschrift gefunden, die sich jedoch aufgrund ihrer starken Verwitterung nicht mehr entziffern lässt.
Dareios’ Nachfolger Xerxes I., Artaxerxes I. und Dareios II. ließen in dieser Felswand ebenfalls Grabmäler errichten, die größtenteils genaue Kopien des Grabes von Dareios I. sind, jedoch mit einer jeweils unterschiedlichen Anzahl an Grabkammern und darin enthaltenen Sarkophagen. Außerdem befindet sich an Xerxes’ Grab keine Inschrift.
Die Nachfolger Dareios’ II., Artaxerxes II. und Artaxerxes III., ließen Grabstätten derselben Art bei Persepolis errichten; ein drittes, unvollendetes Grab ist hier auch vorhanden, als Bauherr wird oft Dareios III. genannt, dies ist in der Forschung allerdings umstritten.
Felsreliefs
Eine in Persepolis gefundene sassanidische Inschrift belegt, dass die Kenntnis über die Achämenidenzeit (welche persisches Blut hatten und aus Fars zugewandert waren) zur Zeit der Sassaniden in Persien verloren gegangen war. Dennoch war den sassanidischen Königen bekannt, dass es einmal ein großes und mächtiges Perserreich gegeben hatte. So waren auch die Grabstätten von Naqš-e Rostam bekannt und wurden von den Sassaniden mit Respekt betrachtet. Vermutlich um ihre Herrschaft zu legitimieren, ließen mehrere Sassanidenkönige an der Felswand acht große Reliefs einmeißeln und zwar dort, wo die Achämenidengräber liegen. Einige Reliefs liegen sogar unmittelbar unterhalb derselben.
Der erste König, der sich hier verewigen ließ, war Ardaschir I., der erste Sassanidenkönig. Er übernimmt die auf den Grabmälern gezeigte Darstellung, wie ihm von Ahuramazda der Ring der Herrschaft überreicht wird. Allerdings werden hier beide zu Pferde gezeigt, und Ahuramazda ist entgegen der achämenidischen Darstellung, wo er über dem König schwebt, mit Ardaschir auf Augenhöhe und wurde als Mensch abgebildet. Unter den Pferden liegen zwei Leichen: Die eine, unter Ardaschir, ist der besiegte Partherkönig Artabanos IV., die andere ist Ahriman, der teuflische Gegenspieler Ahuramazdas. Auf den Pferden befindet sich eine in mittelpersischer, parthischer und griechischer Sprache verfasste Inschrift, die die Szene erklärt. Ein fast identisches Relief ließ Ardaschirs Sohn Schapur I. in Naqsch-e Radschab anfertigen.
Ardaschirs Sohn und Nachfolger Schapur I. ließ ein Relief anbringen, das ihn triumphierend über den beiden besiegten und bezüglich des zweiteren verschleppten römischen Kaisern Philippus Arabs und Valerian zeigt, Philipp kniend und Valerian mit erhobenen Armen; ebenso ließ er zur Feier seiner militärischen Erfolge eine dreisprachige Inschrift an der Ka’ba-ye Zarthouscht anbringen (so genannte res gestae divi Saporis in Griechisch, Mittelpersisch und Parthisch).
Ein weiteres Relief zeigt einen als Hormizd I. identifizierten König, der einen Feind im Kampf besiegt. Bahram II. ließ zwei Reliefs anbringen, eines über dem seines Vorgängers Bahram I. und eines, das an ein viel älteres, vermutlich elamisches Relief angegliedert wurde. Es zeigt Bahram II. im Kreis seiner Familie und von Mitgliedern des Hofstabes. Das elamische Relief zeigt vermutlich eine königliche oder göttliche Figur. Das zweite Relief Bahrams zeigt, wie das seines Vorgängers, den König zu Pferde, wie er einen nicht eindeutig zu identifizierenden Feind besiegt. Ein um 290 angebrachtes Porträt zeigt Kartir, den damaligen obersten Priester (Mobad) des Sassanidenreiches. Die Inschrift daneben beschreibt seinen Werdegang.
Das letzte Relief zeigt Hormizd II. im Kampf mit einem berittenen Gegner, der jedoch aufgrund der starken Verwitterung nicht mehr zu identifizieren ist.
Kaʿbe-ye Zartuscht
In Naqsch-e Rostam befindet sich außerdem ein knapp zwölf Meter hoher Turm, der Kaʿbe-ye Zartuscht, „Kaʿba (Würfel) Zarathustras“,[1] genannt wird. Der Zweck des vermutlich schon unter Dareios I. entstandenen Baues ist nicht bekannt.
Literatur
- Philip Huyse: Die dreisprachige Inschrift Šabuhrs I. an der Ka’ba-i Zardušt (ŠKZ). 2 Bände, London 1999.
- Heidemarie Koch: Persepolis. Mainz 2001.
- Josef Wiesehöfer: Die „dunklen Jahrhunderte“ der Persis. München 1994.
- Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Zürich 1994, Neuausgabe Düsseldorf 2005.
- Rüdiger Schmitt: The old Persian inscriptions of Naqsh-i Rustam and Persepolis. London 2000.
- Alexander Nagel: Everlasting Blues: Colour and Epigraphic Habit in Achaemenid Persia, c. 520–330 BCE. (2009; PDF; 17 kB)
- Joseph von Hammer-Purgstall. Anzeige des Siebenmeers: nebst einem Verzeichnisse mit Wörtern Germanischer […] Wien 1831.
- Carl Ritter: Die Erdkunde von Asien. Bd. VIII, Berlin 1854.
Weblinks
- Naqsch-e Rostam. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica (englisch, inkl. Literaturangaben)
- Jona Lendering: Naqš-e Rustam. In: Livius.org (englisch)
- Artikel und Bildergalerie über Naqsch-e Rostam auf Nirupars.com
- Ernst Herzfeld Persepolis Archiv in der Freer Gallery of Art, Washington DC auf asia.si.edu
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ Carl Ritter: Die Erdkunde von Asien. Bd. VIII, Berlin 1854, S. 935.
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