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Neue Weltordnung
Neue Weltordnung (englisch: new world order) ist ein politisches Schlagwort für Konzepte, international eine Friedens- und Rechtsordnung durch ein System der kollektiven Sicherheit zu etablieren. Der Begriff ist insbesondere in der Außenpolitik der Vereinigten Staaten des 20. Jahrhunderts eine wiederkehrende Redewendung.
Herkunft und Verwendung des Begriffs
Geprägt wurde der Begriff nach dem Ende des Ersten Weltkriegs als Bezeichnung für die letztlich misslungenen Versuche des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson, den Völkerbund als internationale Organisation mit einem geschriebenen Völkerrecht zu etablieren.
Von deutscher Seite wurde der Begriff unter anderem in der Zeit des Nationalsozialismus verwendet. Giselher Wirsing, der in den 1930er Jahren als Stipendiat der zur Rockefeller Foundation gehörenden Abraham-Lincoln-Stiftung zweimal die USA bereist hatte, publizierte seine Auffassung über Regierung und Kultur der USA in seinem 1942 erschienenen Buch Der maßlose Kontinent. Dem seiner Auffassung nach vom jüdischen Einfluss manipulierten amerikanischen Regierungssystem stellte er eine „neue Weltordnung“ in Form einer von Deutschland dominierten Hegemonialmacht Europa gegenüber.[1]
Die Bezeichnung wurde erneut populär in der Verwendung durch den damaligen US-Präsidenten George H. W. Bush nach dem Ende der kommunistischen Diktaturen in Osteuropa Ende des 20. Jahrhunderts und der damit kurzfristig einhergehenden Hoffnung auf den Anbruch eines neuen, friedlicheren Zeitalters für die Menschheit unter amerikanischer Führung.
Die vorangegangene „alte Weltordnung“ – das Gegenüber zweier antagonistischer gesellschaftlicher Systeme mit ihrer militärischen Blockbildung im Kalten Krieg nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – hatte sich aus dieser Perspektive mit dem Zusammenbruch der sozialistischen Gesellschaften in Osteuropa aufgelöst.
Bush sprach am 11. September 1990 in einer Rede vor beiden Kammern des Kongresses von einer „neuen Weltordnung“ („new world order“), die nach dem Ende des Kalten Krieges notwendig und wünschenswert sei. Unter anderem hieß es:
„We stand today at a unique and extraordinary moment. The crisis in the Persian Gulf, as grave as it is, also offers a rare opportunity to move toward an historic period of cooperation. Out of these troubled times, our fifth objective—a new world order—can emerge: a new era—freer from the threat of terror, stronger in the pursuit of justice, and more secure in the quest for peace. An era in which the nations of the world, East and West, North and South, can prosper and live in harmony. A hundred generations have searched for this elusive path to peace, while a thousand wars raged across the span of human endeavor. Today that new world is struggling to be born, a world quite different from the one we've known. A world where the rule of law supplants the rule of the jungle. A world in which nations recognize the shared responsibility for freedom and justice. A world where the strong respect the rights of the weak. This is the vision that I shared with President Gorbachev in Helsinki. He and other leaders from Europe, the Gulf, and around the world understand that how we manage this crisis today could shape the future for generations to come.“
„Wir erleben heute einen einzigartigen und außergewöhnlichen Moment. So ernst die Krise am Persischen Golf ist, so bietet sie zugleich die Gelegenheit, zu einer Periode der Zusammenarbeit zu gelangen. Aus diesen schwierigen Zeiten kann unser fünftes Ziel – eine neue Weltordnung – hervorgehen: eine neue Ära – freier von der Bedrohung durch Terror, stärker im Streben nach Gerechtigkeit und sicherer in der Suche nach Frieden. Eine Ära, in der die Völker der Welt, Ost und West, Nord und Süd, prosperieren und in Harmonie leben können. Hundert Generationen haben nach diesem schwer zu fassenden Weg zum Frieden gesucht, während tausend Kriege in der Zeitspanne menschlichen Bemühens wüteten. Heute ringt diese neue Welt um ihre Geburt, eine Welt, die anders ist als die, die wir bisher kannten. Eine Welt, in der die Herrschaft des Rechts die Herrschaft des Dschungels ersetzt. Eine Welt, in der die Völker die gemeinsame Verantwortung für Freiheit und Gerechtigkeit erkennen. Eine Welt, in der der Starke die Rechte des Schwachen respektiert. Das ist die Vision, die ich mit Präsident Gorbatschow in Helsinki geteilt habe. Er und andere Führer Europas, am Golf und auf der ganzen Welt verstehen, dass die Art und Weise, wie wir heute diese Krise lösen, der Zukunft kommender Generationen ihre Gestalt geben könnte.“[2]
Literatur
So weit nicht anders vermerkt: Weblinks zuletzt abgerufen 25. Oktober 2015.
- Klaus Schwabe: Eine neue Weltordnung? Der Beitrag Amerikas zur Lösung der Deutschlandfrage durch den Friedensschluß von Versailles. In: Manfred Berg und Philipp Gassert (Hg.): Deutschland und die USA in der Internationalen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Festschrift für Detlev Junker, Steiner Verlag, Stuttgart, Wiesbaden 2004, S. 263–278, ISBN 3-515-08454-1 (Google-Teildigitalisat)
- Michael Klundt (Hg.): Kapitalismus versus Barbarei? Die Geschichtsschreibung der neuen Weltordnung. Köln: PapyRossa, 2007. Mit Beiträgen von Domenico Losurdo, Eric Hobsbawm, Jacques Pauwels und Arno Klönne. - ISBN 978-3-89438-363-3 (Vorabdruck daraus bei politonline.ch, 31. Oktober 2007, Michael Parenti: Weltmachtpolitik der USA nach dem »Ende der Geschichte«)
- Daniel W. Drezner: The New New World Order. In: Foreign Affairs 86/2, Ausgabe März/April 2007
Anmerkungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Neue Weltordnung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |