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Nieswurz
Nieswurz | ||||||||||||
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Nieswurz-Hybride (Helleborus ×hybridus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Helleborus | ||||||||||||
L. |
Die Pflanzengattung Nieswurz (Helleborus), auch Christrosen, Schneerosen oder Lenzrosen genannt, gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Die 15 bis 25 Arten sind von Europa über Kleinasien bis Zentralasien und China verbreitet.
Namensherkunft
Der deutsche Trivialname Nieswurz ist auf den Umstand zurückzuführen, dass das geriebene Pulver der unterirdischen Pflanzenteile (wie auch manch anderer, z. B. Veratrum) Niesreiz auslöst (s. Niesen).
Die Etymologie des wissenschaftlichen Namens gilt als ungeklärt. Der Gattungsname Helleborus leitet sich entweder aus den griechischen Wörtern hellein = töten und bora = Speise ab oder aus den griechischen Wörtern ellós = Hirschkalb und bora = Speise.[1] Der abgeleitete Begriff (h)elleborosus = verrückt weist auf die Tatsache hin, dass Nieswurz im Altertum als Mittel für Geisteskranke Verwendung fand.[2]
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Helleborus-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen, die meist Rhizome als Überdauerungsorgane ausbilden. Die relativ großen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist meist geteilt.
Generative Merkmale
An einem Blütenstand (es ist eine Zyme) befinden sich ein bis viele Blüten. Sie besitzen laubblattförmige Hochblätter. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch. Die Blütenfarben reichen von rot bis violett und weiß bis grün. Die fünf Kelchblätter sind groß und dekorativ in unterschiedlichen Farben und sind meist auch noch während der Fruchtreife vorhanden. Die 5 bis 15 Kronblätter sind klein. In jeder Blüte sind viele (30 bis 60) Staubblätter und zwei bis zehn freie Fruchtblätter vorhanden.
Alle Arten sind giftig.
Vorkommen
Helleborus-Arten sind von Europa über Kleinasien bis Zentralasien verbreitet; eine von den ersten Siedlern als Heilpflanze genutzte Art hat sich in Nordamerika ausgebreitet (Grüne Nieswurz Helleborus viridis). Einige Arten und Sorten werden als Zierpflanzen verwendet und sind in manchen Ländern verwildert. Die Arten und Sorten sind fast alle winterhart und blühen im Winter und im Frühjahr.
Einige Arten stehen unter Naturschutz.
Systematik
Die Gattung Helleborus wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Ein Homonym ist Helleborus Gueldenst.[3]
Die Gattung Helleborus gehört zur Tribus Helleboreae in der Unterfamilie Ranunculoideae innerhalb der Familie Ranunculaceae.[4]
Es gibt 15 bis 25 Helleborus-Arten:[4]
- Helleborus abruzzicus M.Thomsen, McLewin & B.Mathew: Sie kommt nur in Italien vor.
- Korsische Nieswurz (Helleborus argutifolius Viv., Syn.: Helleborus lividus subsp. corsicus (Briq.) P.Fourn.), Heimat: Korsika, Sardinien.
- Helleborus atrorubens Waldst. & Kit. (wird auch als Unterart subsp. atrorubens (Waldst. & Kit.) Merxm. & Podl. zu Helleborus dumetorum gestellt), Heimat: Europa (Slowenien, Bosnien, früheres Jugoslawien).
- Helleborus bocconei Ten. (wird auch als Unterart subsp. bocconei (Ten.) B.Mathew zu Helleborus multifidus gestellt), kommt nur in Italien und Sizilien vor.
- Helleborus caucasicus A.Braun, Heimat: Kaukasus.
- Helleborus croaticus Martinis, Heimat: Nordkroatien.
- Helleborus cyclophyllus (A.Braun) Boiss. (wird auch von manchen Autoren zu Helleborus odorus gestellt), Heimat: Balkanhalbinsel.
- Hecken-Nieswurz (Helleborus dumetorum Waldst. & Kit. ex Willd.), Heimat: Europa (Österreich, Ungarn, Polen, Slowenien, Kroatien, Rumänien).
- Stinkende Nieswurz[5] (Helleborus foetidus L.), Heimat: Südwest- West- und Mitteleuropa (von Spanien und Portugal bis Italien, Deutschland und Großbritannien), dazu in Marokko.
- Helleborus hercegovinus Martinis (wird auch als Unterart subsp. hercegovinus (Martinis) B.Mathew zu Helleborus multifidus gestellt), Heimat: südliche Balkanhalbinsel.
- Helleborus liguricus M.Thomsen, McLewin & B.Mathew, Heimat: Italien.
- Mallorquinische Nieswurz (Helleborus lividus Aiton): Dieser Endemit kommt nur auf Mallorca vor.
- Helleborus multifidus Vis., Heimat: Europa, mit mehreren Unterarten, darunter auch:
- subsp. istriacus (Schiffn.) Merxm. & Podlech, Heimat: Nordostitalien, Kroatien, Bosnien, Montenegro.
- subsp. multifidus, Heimat: Albanien und das frühere Jugoslawien.
- subsp. serbicus (Adamović) Merxm. & Podl., Heimat: Albanien und das frühere Jugoslawien.
- Schneerose (Helleborus niger L.): Diese Art wird (in Deutschland) meist Christrose genannt, ihre Heimat ist Europa mit Schwerpunkt in Österreich, Schweiz, Süddeutschland, Norditalien und dem früheren Jugoslawien.
- Helleborus occidentalis Reut.
- Wohlriechende Nieswurz oder Duftende Nieswurz (Helleborus odorus Waldst. & Kit. ex Willd.), Heimat: Süd- und Südosteuropa mit Schwerpunkt auf der Balkanhalbinsel.
- Orientalische Nieswurz, Lenzrose (Helleborus orientalis Lam.), Heimat: Kaukasus, Türkei, kommt bei Istanbul auch im europäischen Teil vor.
- Purpur-Nieswurz (Helleborus purpurascens Waldst. & Kit.), Heimat: Südosteuropa.
- Tibet-Nieswurz (Helleborus thibetanus Franch.), Heimat: China.
- Helleborus torquatus Archer-Hind, Heimat: Serbien.
- Helleborus vesicarius Aucher ex Boiss., Heimat: Syrien.
- Grüne Nieswurz (Helleborus viridis L.), Heimat: Europa (von Nordspanien bis Österreich und Großbritannien).
Nutzung
Unter den Nieswurz-Arten wird insbesondere die Christrose (Helleborus niger) und ihre Sorten als Zierpflanzen verwendet. Als Art, die am besten auch Sonne und Trockenheit toleriert, gilt jedoch die Korsische Nieswurz mit ihren becherförmigen grünen Blüten.
Mittlerweile wurden auch eine Reihe von Hybriden gezüchtet. Zu diesen gehört beispielsweise die Sorte Helleborus ‘Queen of the Night’, eine Kreuzung der Orientalischen Nieswurz (Helleborus orientalis) und der Purpur-Nieswurz (Helleborus purpurascens).
Durch die Verwendung als Heilpflanzen wurden zwei Nieswurz-Arten in Mitteleuropa eingebürgert. Sowohl die Christrose als auch die Grüne Nieswurz wurden über Gartenabfälle verschleppt und siedelten sich in der freien Natur an. Die Grüne Nieswurz ist besonders im Alpenvorland in lichten Wäldern und an Weinbergrändern zu finden. Der erste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahre 1798.
Nieswurzen als Gift- und Heilpflanze
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Nieswurz-Arten enthalten einige pharmakologisch wichtige und nutzbringende Inhaltsstoffe: Saponin und die Glykoside Helleborein und Hellebrin sind in der ganzen Pflanze zu finden. Helleborein hat Digitaliswirkung. Der Geruch der Inhaltsstoffe führt zu einem starken Niesreiz.
Die Giftwirkung war schon im Altertum bekannt. So wird berichtet, dass Solon im Jahre 600 v. Chr. einen Bach mit zerkleinerten Helleborus-Rhizomen (vermutlich Helleborus odorus) vergiftete und damit die Bewohner von Krisa, die aus dem Bach tranken, durch Durchfall kampfunfähig machte. Frontinus berichtet in seinen Stratagema von der Vergiftung der Einwohner von Krissa mit elleboro durch Kleisthenes von Sikyon.[6]
Nieswurzen wurden auch in der Vergangenheit als Heilpflanze verwendet, wie man aus den Erwähnungen bei Hippokrates, Hildegard von Bingen, Paracelsus, Hieronymus Bock, Pietro Andrea Mattioli und Christoph Wilhelm Hufeland schließen kann. Nach Demokrit half die Nieswurz gegen Torheit, die bei seinen Mitbürgern, den Abderiten weit verbreitet war.[7] Als Heilpflanze wurde die Christrose seit dem 16. Jahrhundert in Gärten gezogen. Der dunkelbraune Wurzelstock wurde pulverisiert als Herzmittel und harntreibendes Medikament eingesetzt. Die Kräuterbücher des 16. und 17. Jahrhunderts wiesen auch auf die Giftigkeit der Pflanze hin und warnten vor Überdosierung. In Der Klosterjäger von Ludwig Ganghofer warnt der Titelheld einen Frater, dem er die Nieswurz bringen soll: „Zwei Tröpflein machen rot, zehn Tropfen machen tot.“ Die Verwendung als Niespulver verbietet die Bedarfsgegenständeverordnung.
Verwendung in Kunst und Kultur
Die Erwähnung der angeblichen Wirkung von Nieswurz ist von alters her in der Kunst und Literatur zu beobachten. In Ovids Metamorphosen, in der Bibliotheke des Apollodor und bei Vergil wird von der Kur des Melampus berichtet. Der Arzt heilte Iphianassa und Lysippe, Töchter des Königs Proitos von Argos von ihrem Wahnsinn (sie waren überzeugt, Kühe zu sein und verwüsteten das Land), indem er ihnen Milch mit einem Nieswurzaufguss zu trinken gab. In der Komödie Menaechmi von Plautus (250-184 v. Chr.) sagt der Arzt zum Patienten ...du wirst Nieswurz trinken, und das etwa 20 Tage..., darauf hin erwidert der Patient ....aber ich bin doch nicht verrückt.[8] Auch Tantalos erhoffte sich durch diese Wurzel eine Heilung seiner quälenden Begierde: Darin hast du recht: Allein das macht eben einen Teil meiner Verdammnis aus, daß ich von der Begierde zu trinken gequält werde, ohne dessen vonnöten zu haben. Menippos reagiert: Du faselst, Tantalos! Du bedarfst in der Tat eines Trankes, aber keines anderen als von der stärksten Nieswurz. Dein Übel ist gerade das Widerspiel dessen, was den von wütenden Hunden Gebissenen widerfährt: Sie scheuen sich vor dem Wasser, du vor dem Durst. Tantalos bezieht sich wiederum auf den Nieswurz: Hätte ich nur gleich einen tüchtigen Schluck Helleborus, ich wollte ihn gewiß nicht verschmähen![9] Fünf Grane Niesewurz werden in Heinrich von Kleists Amphitryon bei Geisteskrankheit empfohlen,[10] aber auch als six grains d'ellébore in der Bearbeitung des Amphitryon von Molière.[11]
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Angeblich verdanken wir das Lied Es ist ein Ros entsprungen dem Mönch Laurentius, der auf einer Winterwanderung vom Anblick einer Christrose inspiriert wurde.
Literatur
- Heinz-Dieter Krausch: Kaiserkron und Päonien rot... - Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen. Dölling und Galitz, Hamburg 2003, ISBN 3-935549-23-7.
- Gisela Schmiemann: Helen Ballard, The Hellebore Queen. Edition Art and Nature, Köln 1997, OCLC 245791392
- Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. Band 8: Nymphaeaceae to Ranunculaceae. Akateeminen Kirjakauppa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1989, ISBN 951-9108-07-6, S. 24–29.
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage. Nikol, Hamburg, ISBN 3-937872-16-7, S. 284 (Nachdruck von 1996, Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
- ↑ Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8. Auflage. Band 1, Hahn, Hannover 1913, Sp. 2389, (online auf: zeno.org).
- ↑ Helleborus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis. Abgerufen am 1. August 2015.
- ↑ 4,0 4,1 Helleborus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 1. August 2015.
- ↑ Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2: Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
- ↑ Frontinus, Stratagema III, 7.
- ↑ Vgl. Ciceros Ausspruch "Hic Abdera" in "Epistulae ad Atticum", 4,16,6 mit der Bedeutung "Hier ist die Dummheit zuhause"
- ↑ Die Zwillinge (Menaechmi) nach Plautus, in den Versmaßen der Urschrift von J. J. C. Donner, Leipzig und Heidelberg, C. F. Winter'sche Verlagshandlung, 1865 unter: Projekt Gutenberg, Abruf: 13. März 2013
- ↑ Lukian von Samosata (120 - 189 n. Chr.): Siebzehntes Gespräch. (zwischen Menippos und Tantalos). In: Totengespräche. aus dem Griechischen übertragen von Christoph Martin Wieland. (online auf: gutenberg.spiegel.de)
- ↑ Heinrich von Kleist: Amphitryon. (1961), S. 171 (2. Akt, zweite Szene)
- ↑ Molière: Amphitryon. acte II, scène II, vs. 940
Weblinks
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