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Nordkaukasus
Als Nordkaukasus (auch Ciskaukasien) bezeichnet man die Regionen am Nordhang des Kaukasus, also diesseits des Kaukasus im Gegensatz zu den jenseits des Kaukasus liegenden Gebieten Transkaukasiens am Südhang.
Unter dem Schlagwort Nordkaukasus versteht man gemeinhin die meisten von Muslimen bewohnten autonomen Republiken Südrusslands. Sie bilden seit 19. Januar 2010 zusammen mit der Region Stawropol den Föderationskreis Nordkaukasus. Nicht zum Föderationskreis gehören hingegen die autonome Tscherkessen-Republik Adygeja und die sie umgebende Region Krasnodar,[1] die zwar gemeinhin ebenfalls zum Nordkaukasus gezählt werden, in denen Muslime allerdings eine Minderheit sind.
In dem von Hans Zikmund erarbeiteten Wörterbuch geographischer Namen des Baltikums und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) wird die Bezeichnung Nordkaukasus der Bezeichnung Nordkaukasien vorgezogen.[2]
Geschichte
Das Gebiet des Nordkaukasus sticht wegen der Konflikte in Tschetschenien und seiner großen Zahl verschiedener Ethnien, die auf engstem Raum leben, hervor. Der Nordkaukasus lässt sich historisch in drei Gebiete teilen: Der Nordostkaukasus umfasst Dagestan und Tschetschenien, im Zentralkaukasus befinden sich Inguschetien und Nordossetien, zum Nordwestkaukasus gehören Kabardino-Balkarien, Karatschajewo-Tscherkessien. Dagestan ist die ethnisch vielfältigste Republik mit über 30 verschiedenen Nationalitäten. Die größte autochthone nordkaukasische Ethnie bilden die Tschetschenen.
Nach Beendigung des Kaukasuskrieges, der im Nordostkaukasus bis 1859 und im Westen bis 1864 dauerte, fiel das Gebiet endgültig an Russland. In der Folgezeit durchlief der Nordkaukasus Phasen der beschleunigten gesellschaftlichen Modernisierung. Russland verlangte dabei von den Völkern die Beachtung seiner Gesetze und administrativen Vorstellungen, die teilweise den örtlichen Sitten grundlegend widersprachen. In der Folgezeit bildete sich im Nordostkaukasus unter dem Banner des Islam eine Gegenbewegung, die den Dschihad gegen die Ungläubigen ausrief. Die zwanziger und dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts waren durch die „Sowjetisierung“ geprägt. Im Jahre 1944 ließ Stalin einige Bergvölker (Balkaren, Tschetschenen, Inguschen und andere) nach Mittelasien deportieren. Einige Führer und ihre Truppen kollaborierten 1941–1945 eng mit den Deutschen und begingen russlandweit schwere Kriegsverbrechen; nach der Niederlage sammelten sich die Überreste dieser Truppe, soweit sie nicht gemäß Völkerrecht in die Sowjetunion abgeschoben wurden, in München und bildeten die erste, später unterlegene Fraktion in der Moscheebaukommission München-Freimann. Von den fünfziger bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts ließ infolge der „Tauwetterperiode“ nach und nach die Kontrolle über viele Bereiche des Alltags nach, wodurch viele traditionelle Institutionen der Kaukasusvölker wieder erstanden.
In der Sowjetzeit und in den 1990er Jahren ersetzte der Nationalismus den Islam. Die Führer der Nationalbewegungen der Kabardiner und Balkaren wollten in der ersten Hälfte der 1990er Jahre zwei Staaten begründen und ihr jeweiliges Territorium unter Bezug auf verschiedene historische Epochen verändern. Im östlichen Nordkaukasus führte der tschetschenische Nationalismus zum organisierten Widerstand gegen die russischen Streitkräfte. In Dagestan zeigten die verschiedenen Ethnien die Grenzen des Nationalismus auf, sodass es hier weder zur Segregation Dagestans noch zu Abspaltungsbewegungen kam. Im Zentralen Nordkaukasus, dessen Ethnien schon im 19. Jahrhundert kaum an den Kriegen gegen Russland teilnahmen, ist die Position des russischen Zentrums nicht ernsthaft in Frage gestellt worden. Die Inguschen erreichten die Abspaltung Inguschetiens von Tschetschenien und traten mit Gebietsforderungen gegenüber Nordossetien auf, die 1992 zu bewaffneten Auseinandersetzungen führten. Sowohl Inguschen als auch Osseten suchen traditionell bei Russland Schutz vor den Ansprüchen anderer Kaukasusvölker.
Die Entwicklung des Islam im Nordkaukasus ist von einer Radikalisierung bedroht. (vgl. Islam in Russland).
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Jeronim Perovic: Der Nordkaukasus unter russischer Herrschaft. Geschichte einer Vielvölkerregion zwischen Rebellion und Anpassung. Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimer 2015, ISBN 978-3-412-22482-0.
Einzelnachweise
- ↑ RIA Novosti vom 21. Januar 2010: Russia's new North Caucasus Federal District (Karte)
- ↑ Hans Zikmund: Duden, Wörterbuch geographischer Namen des Baltikums und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Mit Angaben zu Schreibweise, Aussprache und Verwendung der Namen im Deutschen. = Dictionary of geographical names of the Baltic States and of the Commonwealth of Independent States (CIS). Dudenverlag, Mannheim u. a. 2000, ISBN 3-411-70591-4.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Nordkaukasus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |