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Oliver Polak
Oliver Polak (* 14. Mai 1976 in Papenburg) ist ein deutscher Komiker und Autor.
Biografie
Oliver Polaks Vater Wilhelm Polak (1925–2015) überlebte als deutscher Jude den Holocaust und die Internierung in mehreren Konzentrationslagern und kehrte nach dem Krieg in seine Heimatstadt Papenburg zurück, wo er ein Bekleidungsgeschäft betrieb. Seine Mutter Inna, eine studierte Germanistin, kam 1975 aus Leningrad nach Deutschland. Sie engagiert sich in einem deutsch-russischen Verein für die Partnergemeinde Papenburgs.[1]
Polak besuchte mehrere Schulen in Leer und Papenburg. Sein Abitur machte er in England am Carmel College, einem jüdisch-orthodoxen Internat in South Oxfordshire. Nach einem Praktikum bei VIVA in der Sendung von Stefan Raab[2] in Köln trat er als Co-Moderator bei der Viva-Family auf und moderierte ein Jahr lang den Disney Club auf RTL. Weiterhin spielte er bei Sat.1 in der Comedy-Serie Zack mit. Ab 2002 war er als Udo in der Serie Bernds Hexe zu sehen. Im Jahr 2003 zog er nach Berlin, nahm Schauspielunterricht und begann Anfang 2006 Stand-up-Comedy zu machen, zunächst in der Scheinbar in Berlin-Schöneberg im Rahmen von „Open Stage“-Abenden für Anfänger und Amateure. 2010 veröffentlichte Polak zusammen mit dem Musiker Erobique (International Pony) den Song Lasst uns alle Juden sein.[3] In dem 2013 veröffentlichten Musikvideo Ich bin Adolf Hitler von K.I.Z verkörpert er die Rolle von Adolf Hitler.
Im Jahr 2014 verbrachte Polak mehrere Monate in einer psychiatrischen Klinik, um seine Depression behandeln zu lassen. Diese Erfahrung behandelt er unter anderem in seinem Buch Der jüdische Patient.[4] Seit 2015 ist er zusammen mit Micky Beisenherz in der TV-Reihe Das Lachen der Anderen zu sehen.[5]
Vom 24. Oktober bis 26. November 2016 moderierte Polak die kontroverse Late-Night-Show Applaus und Raus auf ProSieben.[6] In der Show vom 22. November 2016 sprach er über seine 2006 diagnostizierte Hodenkrebserkrankung. Nach mehreren Nachsorgeuntersuchungen gilt er heute als geheilt. Für die Moderation der Show erhielt er 2017 den Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung.[7] Jürn Kruse, ein Mitglied der Grimme-Preis-Jury, distanzierte sich von der Preisvergabe aufgrund der Verwendung des behindertenfeindlichen Hashtags „#GastoderSpast“ durch die Sendung.[8]
Am 5. Dezember 2016 nahm Polak mit Sportmoderator Frank Buschmann, Koch Frank Rosin und Sportmoderatorin Laura Wontorra an der Pro-7-Show Das Duell um die Geld teil.
Gemeinsam mit Micky Beisenherz produziert er seit November 2017 den Podcast Juwelen im Morast der Langeweile bei dem Hörbuchanbieter Audible. Sie tauschen sich darin zweimal wöchentlich jeweils eine Stunde lang über ihren Alltag, Promi-Begegnungen und Befindlichkeiten aus.[9]
2018 wurde in Papenburg eine Brücke nach seinem Vater Wilhelm benannt. Polak kritisierte bei der Einweihung des Wilhelm-Polak-Platzes den Umgang der Stadt mit dem Andenken an seinen Vater. Zu dessen Lebzeiten hätte der damalige Bürgermeister Ulrich Nehe verhindert, ihn zum Ehrenbürger zu ernennen. Polak kritisierte, dass bei der Eröffnung Klezmer-Musik gespielt wurde, da sein Vater diese Musik gehasst habe.[10]
Zu Beginn der COVID-19-Pandemie wurden vier Folgen des Video-Podcast Besser als Krieg – Oliver Polak und Gäste aufgezeichnet.[11] In der Show sprach Polak mit seinen Gästen „über persönliche, intime, kontroverse, philosophische Themen“ (rbb). Die Veröffentlichung erfolgte in Audio-Form auf Radio Eins, in der ARD Audiothek, auf iTunes und YouTube sowie als lineare Ausstrahlung im Programm von Radio Eins und rbb Fernsehen.[12]
Am 9. November 2021 veröffentlichte Netflix die erste Staffel des Comedy-Formats Your Life Is a Joke, in dem Polak den Schauspieler Christian Ulmen, die Rapperin Nura und Jennifer-Rostock-Frontfrau Jennifer Weist roastet.[13]
Polak lebt in Berlin.
Werk
Thema von Polaks Kabarettprogrammen ist seine Kindheit und Jugend als deutscher Jude im norddeutschen Papenburg.[14] Dabei thematisiert er immer wieder das Verhältnis von nichtjüdischen und jüdischen Deutschen. Einer seiner bekanntesten Sprüche ist: „Lassen Sie uns ganz unverkrampft miteinander umgehen […] Ich vergesse die Sache mit dem Holocaust – und Sie verzeihen uns Michel Friedman.“[15]
Bücher
- Oliver Polak mit Jens Oliver Haas: Ich darf das – ich bin Jude. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008 ISBN 978-3-462-04050-0
- vom Autor gelesenes Hörbuch (2 CDs), WortArt, Köln 2009 ISBN 978-3-8371-0096-9
- Der jüdische Patient. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014 ISBN 978-3-462-04704-2
- Gegen Judenhass. Suhrkamp Verlag, Berlin 2018 ISBN 978-3-518-46984-2
- „Es müsste Duckmäuser-Comedy heißen.“ Gespräch mit Polak über das Buch, konkret, 12, 2018, S. 3.
Programme
- 2010: Jud Süß Sauer – die Show (CD)
- 2012: Oliver Polak – Ich darf das, ich bin Jude (DVD)
- 2014: Oliver Polak – Krankes Schwein Tour
- 2015: Oliver Polak – Super Sad Tour
- 2017: Oliver Polak – Über alles
- 2018: Oliver Polak – Der Endgegner
Weblinks
- Oliver Polak in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Oliver Polak im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website von Oliver Polak
- „Comedian Oliver Polak: Jud süß-sauer“. Artikel von Henryk M. Broder im Spiegel online vom 22. Oktober 2008.
Interviews
- Interview (Süddeutsche Zeitung, Oktober 2014)
- Micky Beisenherz & Oliver Polak im Interview. (Audible Magazin, 22. März 2018)
- Komiker Oliver Polak über sein Buch: „Jogginghosen sind bequem“ Oliver Polak im Interview mit Julian Weber, In: www.taz.de, 18. Dezember 2018
Einzelnachweise
- ↑ Schule fast komplett renoviert: Deutsch-russischer Förderverein Papenburg will neue Wege gehen. Abgerufen am 9. November 2020.
- ↑ „Es gab oft Missverständnisse“ - Oliver Polak berichtet über sein Leben als jüdischer Comedian. In: marktkorb.de. 10. November 2014, abgerufen am 19. November 2018.
- ↑ spex.de: Frohe Botschaft (Memento vom 10. November 2010 im Internet Archive), abgerufen am 9. November 2010.
- ↑ Oliver Polak über seine Depressionen: „Ich war der 'Berufsjude'“. Spiegel online, 21. September 2014
- ↑ Spott mit Anbahnung: „Das Lachen der Anderen“, Artikel in der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 15. April 2016, abgerufen am 17. April 2016
- ↑ Applaus und Raus. In: www.prosieben.de. 16. September 2016, abgerufen am 25. Oktober 2016.
- ↑ Applaus und raus (ProSieben) - Preisträger - Grimme-Preis. In: www.grimme-preis.de. Abgerufen am 8. März 2017.
- ↑ Jürn Kruse: Brief eines Grimme-Jury-Mitglieds: Lieber Oliver Polak. In: Die Tageszeitung. 8. März 2017, abgerufen am 8. März 2017.
- ↑ Juwelen im Morast der Langeweile (Original Podcast). In: Audible. 24. März 2018, abgerufen am 24. März 2018.
- ↑ Gerd Schade: Bewegende Gedenkfeier mit Kritik: Brücke in Papenburg nach Wilhelm Polak benannt. Abgerufen am 8. November 2020.
- ↑ Besser als Krieg auf rbb-online.de, abgerufen am 18. April 2020
- ↑ „Besser als Krieg“: Oliver Polak macht Video-Podcast im RBB auf DWDL.de, abgerufen am 18. April 2020.
- ↑ Uwe Mantel: "Your Life is a Joke": Oliver Polak roastet auf Netflix. In: dwdl.de. DWDL.de GmbH, 12. Oktober 2021, abgerufen am 11. Februar 2021 (deutsch).
- ↑ Polaks Familie war die einzige jüdische Familie in Papenburg. Siehe dazu Oliver Polak: Nicht ohne meine Mama. Über Juden herrscht die Mutter ein Leben lang. In: Zeitmagazin Nr. 14, 2010.
- ↑ Aus: Oliver Polak mit Jens-Oliver Haas: Ich darf das – ich bin Jude. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008, ISBN 978-3-462-04050-0, S. 11.
Personendaten | |
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NAME | Polak, Oliver |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komiker und Autor |
GEBURTSDATUM | 14. Mai 1976 |
GEBURTSORT | Papenburg |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Oliver Polak aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |