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Ortsumgehung

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Ortsumfahrung der B 14 von Winnenden mit dem Tunnel Leutenbach.

Eine Ortsumgehung bzw. Umfahrung ist eine Straße, die eine Ortschaft vom Straßenverkehr, insbesondere vom Fernverkehr bzw. Durchgangsverkehr, entlasten und den Verkehrsfluss verbessern soll. Eine andere verbreitete Bezeichnung ist Umgehungsstraße (in Österreich und in der Schweiz: Umfahrungsstraße).

Ortsumgehungen sind entweder in Ringform angelegt oder führen einseitig am Ortskern vorbei. Im letztgenannten Fall werden sie häufig nach ihrer Ausrichtung benannt (z. B. Nordumgehung).

Teilortsumgehung

Im Gegensatz zur Ortsumgehung wird bei einer Teilortsumgehung nicht der komplette Ort umgangen; stattdessen wird die Straße innerhalb des Ortes auf eine neue Trasse verlegt, auf der der Durchgangsverkehr die Ortschaft besser passieren kann. Teilortsumgehungen werden dann gebaut, wenn eine vollständige Umgehungsstraße wirtschaftlich oder technisch nicht sinnvoll sind. Die Planung einer Teilortsumgehung ist eng mit der Stadtplanung der jeweiligen Ortschaft verbunden.

Beeinflussung der Verkehrsströme

Ursprünglich entwickelten sich Ortschaften an Verkehrswegen, weil der Handel, als Voraussetzung für sich entwickelnde Gemeinden, ohne geeignete Verkehrswege nicht möglich ist. Was zunächst vor allem ein Standortvorteil war, entwickelte sich mit dem Aufkommen des Kraftverkehrs allerdings mehr und mehr zur Belastung.

Der Regionalverkehr entsteht im Wesentlichen aus der Belieferung von Handelsunternehmen und Industriebetrieben, und dem Warenversand ortsansässiger Unternehmen, sowie aus dem privaten und öffentlichen Personenverkehr auf dem Weg zum Arbeitsplatz, zum Einkaufen oder für sonstige Besorgungen.

Ein Ansatz, der wenig überregionalen Verkehr anzieht, aber den Ortskern entlastet, ist eine langsame Umfahrungsstraße, die schmaler und mit engeren Kurven geplant wird. Die Zerstückelung der Umgehungsstraße unter Einsatz von Kreisverkehren ist in diesem Zusammenhang beliebt, wenn auch nicht unumstritten, weil diese auch als Zumutung empfunden werden.

Kontroversen

Teil der alten B 192 bei Penzlin (Mecklenburg-Vorpommern)

Die Planung von Ortsumgehungen ist oft Anlass für Diskussionen in der Kommunalpolitik, an denen nicht selten Bürgerinitiativen beteiligt sind. Auf der einen Seite gibt es Bürgerinitiativen, die den geplanten Straßenverlauf kritisieren, da zum Beispiel Anwohner am Stadtrand durch den Bau der Umgehung zusätzlich belastet werden könnten oder weil sie naturschutzrechtliche Bedenken haben könnten.

Auf der anderen Seite gibt es Bürgerinitiativen, die durch den Bau einer Ortsumfahrung eine Verkehrsentlastung für den Ort erwarten und mit ihrer Arbeit Planung und Bau vorantreiben wollen. Bei einigen dieser Pro-Straße-Bürgerinitiativen wurde nach Angaben des Spiegel[1] die eigene Gründung durch die Gesellschaft zur Förderung umweltgerechter Straßen- und Verkehrsplanung (GSV), einer Lobbyorganisation der Automobil- und Straßenbauindustrie, initiiert.

Vielerorts sollen Umgehungsstraßen ganz oder teilweise auf bestehenden Eisenbahntrassen verlaufen, die hierzu stillgelegt, abgebaut und entwidmet werden müssen, gegebenenfalls entgegen von Initiativen zu deren Erhalt oder Reaktivierung. Anderweitige Bebauung, Gewässer oder schützenswerte naturnahe Flächen erzwingen, zumindest in bergigem Gelände, häufig eine aufwändige Streckenführung mit Brücken oder Tunnels. Die erheblichen Kosten, die damit verbunden sind, verzögern oder verhindern nicht selten ebenfalls den Bau von Ortsumgehungen. Beide Problemfelder beeinflussen sich unter Umständen gegenseitig und verkomplizieren die Lösung von Interessenskonflikten weiter.

Generell sind die Effekte von Ortsumgehungen umstritten.

Pro

Große Lobbyverbände wie Pro Mobilität, die Industrie- und Handelskammern oder die GSV, die sich für den Neubau zahlreicher Ortsumgehungen einsetzen erwarten dabei:

  • Verkehrsentlastungen innerorts
  • einen allgemein besseren Verkehrsfluss
  • damit weniger Stau und somit auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen
  • deutliche Lärmreduzierungen
  • eine Verbesserung der Verkehrssicherheit
  • Verringerung der Gesundheitsbelastungen durch Verkehrslärm und Abgase
  • Wiederbelebung der Ortskerne
  • Erhöhung der Fußgänger- und Radfahrerquote am innerörtlichen Gesamtverkehr

Contra

Der Umweltlobbyverband BUND hingegen spricht beim Bau von Ortsumgehungen in einem Hintergrundpapier[2] von Scheinlösungen. Er erwartet beim Ortsumgehungsbau:

  • in den meisten Fällen nur geringfügige Lärmentlastungen
  • bei Betrachtung in einem Gesamtvergleich keine Verbesserung der Verkehrssicherheit und keine Reduzierung der Unfallfolgekosten
  • eine steigende Gesamtverkehrslast
  • zumeist keine nennenswerte Verkehrsentlastung der Ortsdurchfahrten

Mögliche Alternativen einer Ortsumfahrung

Um die Verkehrsbelastung von Ortschaften zu verringern, gibt es auch einige Alternativen. Dazu zählen Maßnahmen zur Reduzierung des Straßenverkehrslärms (z.B. Lärmschutzwände, Schallschutzfenster), Verkehrsvermeidung, Verkehrsverlagerung und Verkehrsberuhigung. LKW-Durchfahrtsverbote sind besonders an Strecken sinnvoll bei denen aufgrund einer parallel verlaufenden mautpflichtigen Autobahn LKW-Ausweichverkehr durch die Ortschaften fährt.

Einzelnachweise

  1. Der Umwelt eine Straße. In: Der Spiegel. Nr. 21, 2003 (online).
  2. Fakten über Ortsumfahrungen, Hintergrundpapier des BUND (PDF; 72KB)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ortsumgehung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.