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Kreisverkehr
Ein Kreisverkehr (auch Kreisverkehrsplatz (KVP), umgangssprachlich in Teilen Deutschlands, in Österreich sowie in der Schweiz Kreisel genannt, im englischen Sprachkreis Roundabout) ist ein unkonventioneller Verkehrsknoten im Straßenbau. Er besteht aus der Kreisfahrbahn und einer Mittelinsel.
Entwicklung der Kreisverkehre
Die ersten Kreisverkehre gab es bereits am Beginn des 20. Jahrhunderts. So wurde in New York 1904 am Columbus Circle (durch William Phelps Eno) sowie 1907 in Paris rund um den Arc de Triomphe (auf Vorschlag Eugène Hénards) ein Kreisverkehr eingerichtet.[1]
In Deutschland waren Kreisverkehre in der Nachkriegszeit zunächst gang und gäbe. Der in dem Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr von 1968 enthaltenen Regelung, dass in Kreisverkehrsplätzen mit einer Beschilderung entsprechend dem heutigen Zeichen 215 generell die Rechts-vor-links-Regel zu gelten habe, wollte sich die Bundesrepublik Deutschland jedoch nicht anschließen. Dort wurde daher das Verkehrszeichen Kreisverkehr mit der Verkehrsrechtsreform von 1969 aus der Straßenverkehrsordnung (StVO) entfernt. Um der Gefahr einer Selbstblockade bei stärkerem Verkehrsaufkommen zu begegnen, wurde stattdessen dem Verkehr im Kreis durch Vorfahrtzeichen die Vorfahrt gewährt. Die Zufahrten wurden mit Vorfahrt-gewähren-Zeichen versehen. In der DDR wurde das Zeichen mit der StVO von 1977 ungültig (seine Gültigkeit erlosch nach dem 15. Januar 1978).
Aufgrund von Missverständnissen bei den Berechnungsgrundlagen[2] gerieten Kreisverkehre zunehmend in Vergessenheit. Kreisverkehre wurden in den folgenden Jahren häufig in ampelgeregelte Kreuzungen umgebaut.
In anderen europäischen Ländern, zum Beispiel Frankreich, Großbritannien und Spanien, wurden Kreisverkehre dagegen weiterhin gebaut. Besonders in Frankreich, das mit 20.000 Kreisverkehren (ronds-points, giratoires) die Hälfte aller weltweit vorhandenen Kreisverkehre besitzt, werden diese gern zur Verkehrsregelung benutzt. 1984 wurde in Frankreich die umstrittene Rechts-vor-links-Regel aufgehoben.[3]
1994 wurde in die Schweizer Signalisationsverordnung[4] der «Kreisverkehrsplatz» aufgenommen.
Seit Beginn der 1990er Jahre erlebten Kreisverkehre auch in Deutschland eine Renaissance. In den Jahren 1995 und 1998 wurden hierzu seitens des Bundesverkehrsministeriums Regelungen für die Anlage von Kreisverkehren an Bundesstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften eingeführt.[5]
In Deutschland wurde mit Änderung der StVO vom 11. Dezember 2000 der § 9a neu in die StVO aufgenommen, der das Verhalten im Kreisverkehr regelt und das Kreisverkehrszeichen (Zeichen 215 ) definiert. Die Regelung des § 9a StVO wurde mit der straßenverkehrsrechtlichen Novelle vom 5. August 2009 (BGBl. I, S. 2631, 2632) in § 8 Abs. 1a StVO n.F. eingegliedert. Das Verbot des Überfahrens der Mittelinsel bzw. des Haltens im Kreis sind jetzt zu der Beschilderung (Anlage 2 Nr. 8, 68 zu § 41 Abs. 1 StVO) mit Wirkung ab dem 1. September 2009 aufgenommen.
Im Gegensatz dazu sind Kreisverkehre in Österreich durch das Gefahrenzeichen StVZVO Nr. 3a als Kreuzung mit Kreisverkehr gekennzeichnet.
Um die Einfahrgeschwindigkeit noch mehr zu reduzieren, werden oft in der Mitte künstliche Hügel oder Skulpturen aufgebaut, die eine Sicht auf die andere Seite des Kreisverkehrs verhindern. Wo die Passierbarkeit der Kreuzung für Schwertransporte nicht behindert werden darf, sind die Inseln mit einer durchgehenden Fahrbahn ausgestattet und Sichthindernisse demontierbar.
Beurteilung
Ob ein Kreisverkehr an einer Kreuzung sinnvoll ist oder nicht, hängt von einer Reihe von Faktoren ab.
Vorteile
Als Vorteil gegenüber einem herkömmlichen Verkehrsknoten gilt die größere Verkehrssicherheit. Diese wird vor allem durch die niedrige Geschwindigkeit der durchfahrenden Fahrzeuge erzielt, aber auch durch die bessere Übersichtlichkeit, wodurch Unfälle glimpflicher ablaufen. Die Anzahl der Konfliktpunkte in einem Kreisverkehr ist weitaus geringer als an einer gewöhnlichen Kreuzung. Gleichzeitig kann dabei der Verkehrsfluss gesteigert werden. Die Durchlassgeschwindigkeit ist oft höher als bei einer vorfahrts- oder signalgesteuerten Kreuzung, da der Verkehr flüssiger laufen kann.
Während eine Kreuzung mit mehr als vier Zufahrten mittels Ampel wesentlich komplexer zu steuern ist, ist bei einem Kreisverkehr die Anzahl der möglichen Einfahrten nur von der Größe des Ringes abhängig. Er stellt prinzipbedingt jegliche Verkehrsbeziehung der angeschlossenen Straßen bereit. Es muss niemand unnötigerweise warten, wenn kein Verkehr auf einer anderen Straße naht, wie es bei Ampeln manchmal der Fall ist.
Gut geplante, großflächig angelegte Kreisverkehre können sehr hohe Verkehrsaufkommen mit einem Minimum an Stau sehr effizient bewältigen.
Weitere Vorteile sind eine überschaubarere Verkehrslage, bessere Wirtschaftlichkeit durch die verteilende Wirkung und besserer Umweltschutz durch weniger Abgase und Lärm. Hinzu kommen geringere Wartungskosten gegenüber einer Ampellösung.
Speziell für Schwerfahrzeuge sind die Ein- und Ausfahrten im Gegensatz zur Kreuzung, wo es zu Behinderungen des Gegenverkehrs kommen kann, wesentlich leichter zu durchfahren, wenn der Radius ausreichend groß ist. So ist es den Verkehrsteilnehmern auch möglich, den Kreisverkehr ohne Behinderung zum Wenden zu nutzen.
Nachteile
Wegen ihres gegenüber einer normalen Kreuzung größeren Platzbedarfs an den Außenseiten lassen sich Kreisverkehre im Bestand nur selten verwirklichen (Ausnahme: Minikreisverkehr). Der freie Platz, der in der Mitte entsteht, kann dabei oft nicht mehr sinnvoll verwendet werden. Dieser Nachteil relativiert sich bei großen Kreuzungen, da der Platzbedarf einer großen Kreuzung mit Ampeln in etwa gleich groß ist.
Die Führung von Fußwegen und Radwegen an Kreisverkehren kann problematisch sein, vor allem, weil in der Regel keine Ampelanlagen vorhanden sind und man so als Fußgänger besonders vorsichtig sein muss. Zwar sind Fußgänger in der Schweiz stets, in Deutschland gegenüber abbiegenden Fahrzeugen bevorrechtigt, wenn die Fußgänger sich in oder gegen deren Fahrtrichtung bewegen, je nach Abbiegeradius können die Kfz-Geschwindigkeiten aber hoch sein. Deshalb müssen Kraftfahrzeugführer beim Ein- und Ausfahren in bzw. aus einem Kreisverkehr besonders auf Radfahrer achten. Zur Vermeidung von Konfliktpunkten und damit zur Steigerung der Verkehrssicherheit führen Radwege oftmals vor dem Kreisverkehr auf die Fahrbahn. Ein weiterer Nachteil von Kreisverkehrsanlagen sind die Entfernungen für Fußgänger, wenn diese die Straße überqueren wollen.
Kreisverkehre mit sehr hohem Verkehrsaufkommen sind problematisch, da die in den Kreis einfahrenden Fahrzeuge oft sehr lange an der Einfahrt warten müssen und sich dadurch lange Rückstaus bilden. Hochbelastete Kreisverkehre sind unfallträchtiger, da kleine Lücken zum Einfahren risikoreich genutzt werden. Dieser Nachteil gilt für Ampelanlagen nur bedingt. Wenn Hauptverkehrsstraßen – im Gegensatz zu einmündenden Straßen geringeren Verkehrsaufkommens – durch eine längere Grünphase bevorzugt werden, wird eine optimale Nutzung der vorhandenen Kapazität erreicht.
Arten von Kreisverkehren
Man unterscheidet je nach Funktion und Größe zwischen drei Arten von Kreisverkehren: Minikreisverkehre, kleine und große Kreisverkehre. Ihre Anlage ist für Deutschland in den Richtlinien für die Anlage von Straßen – Teil I plangleiche Knotenpunkte, den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt 06) und im Merkblatt für die Anlage von Kreisverkehren der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) geregelt.
Minikreisverkehre
Minikreisverkehre haben einen Durchmesser zwischen 13 und 22 m. Da die Kreisinsel von großen Lastwagen oder Bussen wegen deren zu großem Wendekreis nicht umfahren werden kann, muss diese überfahrbar gestaltet sein. In der Regel ist sie aufgepflastert und von einem Niederbord eingefasst oder in Ausnahmefällen nur abmarkiert. Sie sind dazu gedacht, innerorts und im Bestand an geeigneten Plätzen bestehende Vorfahrtsregelungen oder Lichtsignalanlagen zu ersetzen.[6]
Kleine Kreisverkehre
Kleine Kreisverkehre haben einen Außendurchmesser von 26 bis 50 m. Die Mittelinsel ist in der Regel nicht überfahrbar ausgeführt. Kleine Kreisverkehre können eine überfahrbare, abgesetzte innere Spur haben, um großen Fahrzeugen mit großen Wendekreisen ein Befahren zu ermöglichen. Kleine Kreisverkehre werden vor allem in Randbereichen von Orten eingesetzt. Das Merkblatt für die Anlage von Kreisverkehren der FGSV unterscheidet diese hinsichtlich ihrer Größe, ob ein Kreisverkehr innerhalb oder außerhalb bebauter Gebiete liegt. Demnach soll der Außendurchmesser des Kreisverkehrs innerhalb bebauter Gebiete zwischen 26 und 40 m und außerhalb bebauter Gebiete zwischen 35 und 50 m liegen.
Große Kreisverkehre
Große Kreisverkehre haben Durchmesser von mehr als 40 m. In Ausnahmefällen können sie weitaus größer ausfallen. Große Kreisverkehre sind oftmals zwei- bis dreistreifig im Ring befahrbar. Sie dienen vor allem der großflächigen Verteilung von Verkehrsströmen und werden deshalb in der Regel außerhalb von geschlossenen Ortschaften oder am Ende einer Autobahn in einer Stadt verwendet. Einige solcher Anlagen sind mit Ampelanlagen ausgeführt und sowohl im rechtlichen wie auch im verkehrstechnischen Sinne keine Kreisverkehre. Im französischen wird diese Art von Kreisel „Rondpoint“ genannt. In der Schweiz und den Niederlanden findet man sogar Kreisverkehre auf Autobahnen mit einem Durchmesser von 450 m.
Der größte Verteilerkreisel Deutschlands, welcher die A 96 mit der B 17 autobahnkreuzähnlich verbindet, befindet sich seit 14. September 2007 bei Landsberg am Lech in Oberbayern, Anschlussstelle Landsberg a. Lech-West (48° 2′ 52″ N, 10° 50′ 16″ O48.04777777777810.837777777778). Dieser hat auf knapp 7 ha Fläche einen Durchmesser von 330 m und eine Länge von 1037 m.
Die beiden größten Kreisverkehre Österreichs sind der Praterstern und der Verteilerkreis Favoriten in Wien mit einem Umfang von ca. 700 m.
Ein sehr großer Kreisverkehr befindet sich in der Schweiz in der Nähe von Hinwil (47° 17′ 20″ N, 8° 49′ 6″ O47.2888888888898.8183333333333). Er verbindet die A52 mit der A53 und hat einen Umfang von etwa 1,5 km. In der Mitte des Kreisverkehrs ist ein Verkehrsübungsplatz eingerichtet.
Für den größten Kreisverkehr der Welt gibt es zwei Kandidaten: In Putrajaya, Malaysia, befindet sich ein ellipsenförmiger, im Umfang 3,4 km langer Kreisverkehr, mit Straßen im Inneren (2° 56′ 34,8″ N, 101° 42′ 0″ O2.943101.7). In Port of Spain, Trinidad und Tobago, befindet sich die etwa 3,8 km lange Circular Road, die für einen „Kreisverkehr“ allerdings eine ziemlich unregelmäßige Form hat (10° 40′ 7″ N, 61° 30′ 52,9″ W10.6686-61.5147).
Um den Verkehr wieder aus dem Kreisverkehr abzuleiten, sind die Fahrspuren in großen Kreisverkehren häufig spiralförmig nach außen führend angeordnet. Dadurch müssen die Fahrzeuge weniger Spurwechsel vornehmen.
Sonderformen
Magic Roundabout
In Großbritannien gibt es zusätzlich die Sonderform des Magic Roundabout. Bei dieser auch dort sehr seltenen Sonderform sind die Anschlüsse der Knotenarme ebenfalls als Kreisverkehr ausgebildet (siehe Skizze).
Unechter Kreisverkehr
Des Weiteren wird der Begriff des unechten Kreisverkehrs bzw. der „kreisförmigen Verkehrsführung“ verwendet. Hierbei handelt es sich um einen Knotenpunkt, der einem Kreisverkehr ähnlich sieht, jedoch mit Vorfahrtsschildern (Zeichen 205) geregelt wird. Bekanntes Beispiel eines unechten Kreisverkehrs ist der Europaplatz in München östlich des Friedensengels.
Turbokreisverkehr
Eine neuere Entwicklung sind die sogenannten Turbokreisverkehre, die sehr starke Verkehrsströme zweispurig durchschleusen.
Sie sind vor allem in Frankreich, den Niederlanden und Belgien häufig anzutreffen, aber auch in Deutschland gibt es bereits einige derartige Kreisverkehre (z. B. in Baden-Baden, Königstein im Taunus oder Rheinfelden (Baden)).[7]
Der Turbokreisverkehr vereint die Übersichtlichkeit des einstreifigen und die Leistungsfähigkeit des zweistreifigen Kreisverkehrs. Dies wird durch Vorsortierung der Verkehre an den Einfahrten, bauliche Trennung des nur teilweise bestehenden inneren Kreisfahrstreifens vom äußeren und zweistreifiges Ausfahren in der Hauptrichtung erreicht.
Turbo-Kreisel sollten einen Mindestdurchmesser von 60 m haben, um einfahrenden Fahrzeugen ausreichende Sichtfelder für die Einfahrtsituation zu bieten. Für Radfahrer ist eine eigene Wegeführung zu schaffen. Das Einfahren in den Turbo-Kreisel stellt an den Kraftfahrer höhere Anforderungen als ein normaler Kreisverkehr. Im Turbo-Kreisel ist ein Fahrstreifenwechsel nicht an jeder Stelle möglich, so dass durch die Vorwegweisung der zufließende Verkehr auf die richtige Spur sortiert werden muss.
Ableitungen davon sind der Ei-Kreisverkehr, der Knie-Kreisverkehr, der Spiral-Kreisverkehr, der Rotor-Kreisverkehr und der Knochen-Kreisverkehr an planfreien Kreuzungen. Ein Beispiel für einen Spiral-Kreisverkehr ist der Große Stern in Berlin.[8]
Squareabout
Eine weitere moderne Entwicklung ist der Squareabout von Hans Monderman. Das besondere daran ist, dass ein Kreisverkehr in Kombination mit dem Squareabout ohne jegliche Kennzeichnung durch Bodenmarkierungen, Schilder oder Lichtzeichen auskommt.
Beim Squareabout handelt es sich um einen erhöhten und gepflasterten Kreisverkehr, welcher um einen für Kfz reservierten Kreisverkehr herumführt. Durch ein Shared-Space-Konzept kann der Squareabout abhängig vom Verkehrsaufkommen flexibel von Radfahrern, Fußgängern oder Kfz-Lenkern benutzt werden.
Durch die Erhöhung und die Pflasterung wird die Geschwindigkeit im Kreisverkehr gesenkt, was die Anzahl der Unfälle drastisch reduziert und den Durchsatz durch geringere Abstände und die flexible Raumnutzung erhöht.[9]
Throughabout
Eine in England und Spanien verbreitete Form ist ein von der Hauptrichtung durchquerter Kreisverkehr, bezeichnet als Throughabout (als Abwandlung des englischen Wortes für Kreisverkehr = Roundabout, durch = through) oder Hamburger.[10] Innerhalb der beiden Hälften funktioniert er als Kreisverkehr, zur Hauptrichtung ist er mit Ampeln geregelt und bewirkt, dass nur zwei Verkehrsrichtungen geschaltet werden müssen. Linksabbieger und der gesamte Verkehr der Nebenrichtungen werden durch den Throughabout geleitet. Ein Beispiel in Deutschland ist der Karl-Wilhelm-Platz von Karlsruhe, 49° 0′ 40,8″ N, 8° 25′ 23,7″ O49.0113388.42325. In Spanien kommt der Throughabout auch als dreiarmiger Verkehrsknoten vor und wird raquetas (=Tennisschläger) genannt. Eine bisher noch nicht gebaute Variante ist die Bowtie-Road.
Kreisverkehre an Autobahnen
Kreisverkehre werden als Form von Autobahnkreuzen und verschiedenen Varianten als Anschlussstelle eingesetzt, da sie als Kreisverkehr mehrere Zubringer oder andere Knoten mit anschließen können. Zudem basieren die Formen Hantel und Hundeknochen auf dem Verfahren des Kreisverkehrs mit dem Vorteil, dass nur ein Brückenbauwerk über die Autobahn benötigt wird.
Kreisverkehr für Schienenfahrzeuge
Im russischen Barnaul ist ein Kreisverkehr für Straßenbahnen innerhalb eines Kreisverkehrs für Autos zu finden (53° 21′ 34,4″ N, 83° 42′ 2,6″ O53.35954383.70071).
Bauliche Gestaltung
Aus Gründen der Verkehrssicherheit ist in Deutschland die Kreisfahrbahn kreisrund anzulegen.[11] Eine elliptische Form sowie wechselnde Radien sind im Kreis zu vermeiden. Um eine bessere Erkennbarkeit der Kreisverkehre zu erzielen, sowie als Beitrag zum Stadt- beziehungsweise Landschaftsbild, kann die Kreisinsel leicht erhöht oder gartenarchitektonisch oder künstlerisch gestaltet ausgeführt sein. Kunst auf der Kreisinsel wird auch als Kreiselkunst bezeichnet. Aus Verkehrssicherheitsgründen können jedoch nicht in jedem Kreisverkehr Kunstwerke errichtet werden.
Bei Straßenbahnverkehr verlaufen die Gleise oft quer durch den Kreisverkehr. In diesem Fall ist eine Ampelregelung oder eine besondere Beschilderung notwendig, welche der Straßenbahn Vorfahrt einräumt. Vereinzelt folgt jedoch auch die Straßenbahn dem Kreis. Bushaltestellen, Straßenbahn- und U-Bahn-Haltestellen können in der Mitte platziert werden. Zudem kann ein Kreisel Omnibussen auch als Wendeschleife dienen.
In Frankreich werden Kreisel oft gärtnerisch gestaltet. Im Zuge des Guerilla Gardening gestalten in Großbritannien inzwischen zunehmend Privatpersonen öde Kreisel als Gärten. Ein solcher Kreisverkehr in Hackney (Lauriston/Victoria Park Road roundabout) ist 2013 Teil des Chelsea Fringe Festivals.[12]
Gesetzliche Vorschriften für Verkehrsteilnehmer
Die Vorschriften sind zwar in den meisten europäischen Ländern sehr ähnlich, aber speziell in Bezug auf das Blinken gibt es Differenzen.
In Deutschland regelt § 8 Abs. 1a StVO, dass im Kreisverkehr der Verkehr auf der Kreisfahrbahn Vorfahrt hat, wenn an der Einmündung in einen Kreisverkehr Zeichen 215 (Kreisverkehr) unter Zeichen 205 (Vorfahrt gewähren!) angeordnet ist. Dadurch hat der Verkehr im Kreis auf der Kreisfahrbahn ohne zusätzliche Verkehrszeichen Vorfahrt. Beim Zeichen allein ohne Zeichen (nicht zulässig laut VwV-StVO)[13] oder bei Fehlen beider Schilder an der Einfahrt ist dagegen der Verkehr auf der Kreisfahrbahn gegenüber dem einfahrenden Verkehr wartepflichtig (Rechts vor Links § 8 StVO). Ein Nachteil dabei ist, dass es bei vollem Kreisverkehr zum Stau kommen kann; denn wenn weitere Fahrzeuge einfahren wollen, müssen die Fahrzeuge auf der Kreisfahrbahn anhalten und blockieren so deren Einfahrt. Das Halten und Parken auf der Kreisfahrbahn ist generell untersagt. Ergänzend wird in der StVO angeordnet, dass die Mittelinsel des Kreisverkehrs nicht überfahren werden darf. Ausgenommen davon sind Fahrzeuge, denen wegen ihrer Abmessungen das Befahren des Kreisverkehrs sonst nicht möglich wäre. Mit ihnen darf die Mittelinsel überfahren werden, wenn eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist.[14] Die Rechtsprechung leitet aus dem Rechtsfahrgebot ab, dass im Kreisverkehr, außer in den vorstehenden Sonderfällen, nicht bis an den inneren Rand der Mittelinsel gefahren werden dürfe.[15]
In Deutschland ist die Betätigung des Fahrtrichtungsanzeigers (Blinken) beim Einfahren in den Kreisverkehr verboten, bei der Ausfahrt Pflicht; in Österreich und in der Schweiz ist das Blinken beim Einfahren nicht verboten, beim Ausfahren jedoch ebenso vorgeschrieben. Grund für das Blinkverbot ist, dass ein Fahrer B, der an der nächsten Einfahrt einfahren möchte, das Blinken eines vorher einfahrenden Fahrzeugs A missverstehen könnte als Signal, dass A vor Bs Einfahrt den Kreisverkehr wieder verlassen möchte, und deshalb selbst zu schnell einfährt.
Bei Rechtsverkehr wird nach der Einfahrt in den Kreisverkehr nach rechts abgebogen, der Kreisverkehr wird gegen den Uhrzeigersinn durchfahren. Das Rückwärtsfahren entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung im Kreisverkehr ist verboten. In Ländern mit Linksverkehr wird entsprechend links abgebogen, um den Kreisverkehr im Uhrzeigersinn zu durchfahren. In Großbritannien blinkt man wie vor einer Kreuzung. Hier sind die meisten Kreisel zweispurig, auf die äußere Spur wechselt man nur direkt vor der Ausfahrt.
In Österreich ist der Kreisverkehr nach § 2 StVO eine kreisförmige oder annähernd kreisförmig verlaufende Fahrbahn, die für den Verkehr in eine Richtung bestimmt ist. Nach StVO § 50 kann für die Kreuzung mit Kreisverkehr das Symbol 3a verwendet werden.
Weitere Regelungen gibt es in der StVO nicht, da der Kreisverkehr wie eine normale Kreuzung behandelt wird. Bezüglich des Vorranges kommt es darauf an, ob für die einfahrenden Fahrzeuge das Verkehrszeichen „Vorrang geben“ aufgestellt ist (Wartepflicht für die Einfahrenden – „Kreisverkehr mit Vorrang“) oder nicht (Wartepflicht für die Fahrzeuge im Kreisverkehr nach der Regel „Rechts vor Links“ – „Kreisverkehr ohne Vorrang“). In den meisten Fällen steht an allen Armen des Kreisverkehrs die Tafel Vorrang geben. Es gibt in Österreich jedoch auch Kreisverkehre mit gemischtem Vorrang.
In Großbritannien kann bei der Sonderform des Magic Roundabout der Kreisverkehr in beiden Richtungen durchfahren werden. Ein innerer Ring wird gegen den Uhrzeigersinn durchfahren und ein äußerer Ring wird im Uhrzeigersinn durchfahren. Die Zu- und Abfahrten aus dem Kreisverkehr werden über weitere kleine Kreisverkehre geregelt, bei denen die Fahrzeuge, die sich in einem kleinen Kreisverkehr befinden, Vorfahrt haben gegenüber allen anderen Fahrzeugen, die sich im großen Kreisverkehr oder auf einer der Zufahrtsstraßen befinden.
Siehe auch
Portal:Straßen- und Wegebau – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Straßen- und Wegebau
Weblinks
- Zeichen 215 Kreisverkehr im erläuterten Verkehrszeichenkatalog auf www.sicherestrassen.de
- Artikel zur Verkehrssicherheit und Führung von Fußgängern und Radfahrern von 2002 bei www.pgv-hannover.de
- Ágnes Lindenbach: „Straßenknotenpunkte, Vorlesung 1, Straßen und Eisenbahnwesen II. BMEEOUV-N40, Technische und Wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest, abgerufen 2015, S. 21–24
Einzelnachweise
- ↑ Webheimat mit Quelle von Kuratorium für Verkehrssicherheit
- ↑ W. Brilon: Leistungsfähigkeit von Kreisverkehrsplätzen. In: Straßenverkehrstechnik, 5/1988
- ↑ B. Stuwe: Untersuchung der Leistungsfähigkeit und Verkehrssicherheit an deutschen Kreisverkehren. Schriftenreihe Lehrstuhl für Verkehrswesen Ruhr-Universität Bochum, Bochum 1992.
- ↑ Signalisationsverordnung in der Systematischen Sammlung des Bundesrechts (Schweiz)
- ↑ Bundesministerium für Verkehr, Allgemeines Rundschreiben Straßenbau Nr. 23/1998, Bonn 1998
- ↑ Artikel zum Minikreisverkehr (Memento vom 11. April 2005 im Internet Archive) (PDF; 236 kB)
- ↑ Turbokreisverkehr in Rheinfelden (Baden)
- ↑ Nähere Erklärungen sind hier zu finden: [1], http://www.bps-verkehr.de/html/kr_news.html (Memento vom 17. Juni 2010 im Internet Archive)
- ↑ YouTube: Drachten Shared Space.MOV. Video (0:58 min). Eingestellt am 18. Juli 2010 (Anwendungsbeispiel)
- ↑ Federal Highway Administration: Alternative Intersections/Interchanges: Informational Report (AIIR), Publikation FHWA-HRT-09-060, Kapitel 6 vom April 2010
- ↑ Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt), Abschnitt 6.3.5.3, Ausgabe 2006
- ↑ http://www.chelseafringe.com/event/round-round-the-roundabout-3/
- ↑ Die Zeichen 205 und 215 sind an allen einmündenden Straßen anzuordnen.
- ↑ Anlage 2 (zu § 41 Absatz 1) – Vorschriftzeichen – lfd. Nr. 8: Zeichen 215 „Kreisverkehr“
- ↑ OLG Hamm, Az: 27 U 87/03, Urteil vom 18. November 2003
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