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Paul Lindau

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Dieser Artikel behandelt den Schriftsteller Paul Lindau. Für den gleichnamigen Bildhauer siehe Paul Lindau (Bildhauer).
Paul Lindau

Paul Lindau (geb. 3. Juni 1839 in Magdeburg; gest. 31. Januar 1919 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Theaterleiter.

Leben

Paul Lindau wurde als Sohn des Arztes und späteren Justizkommissars Carl Ferdinand Leopold Lindau, der vom Judentum zum Protestantismus konvertiert war, und der Henriette Bernadine Müller in Magdeburg geboren. Sein älterer Bruder ist der Schriftsteller und Diplomat Rudolf Lindau. 1847 zog die Familie nach Berlin um, und Paul besuchte das Dorotheenstädtische Realgymnasium. Anschließend studierte er von 1857 bis 1859 Philosophie und Literaturgeschichte in Halle, Leipzig und Berlin.

Danach ging er nach Paris, arbeitete an einer Dissertation über Molière und lernte Victorien Sardou, Émile Augier und Alexandre Dumas d. J. kennen, deren Werke er später ins Deutsche übersetzte.

Nach seiner Rückkehr leitete er 1864/65 die Düsseldorfer Zeitung, 1866/69 die Elberfelder Zeitung, 1870 das Neue Blatt (Leipzig) sowie den Bazar in Berlin. 1871 übersiedelte er in die Reichshauptstadt und gründete hier die Wochenschrift Die Gegenwart, die er bis 1881 leitete. 1877 rief er mit der Monatsschrift Nord und Süd eine Zeitschrift ins Leben, die der Deutschen Rundschau von Julius Rodenberg erheblich Konkurrenz bereitete. Lindau hat für seine beiden Periodika fast alle prominenten Autoren seiner Zeit gewinnen können, so Berthold Auerbach, Theodor Fontane, Karl Gutzkow, Paul Heyse, Friedrich Schrader und Gottfried Keller. Nord und Süd gab er bis 1904 heraus.

Nebenbei widmete sich Lindau intensiv dem Theater. 1895 wurde er zum Intendanten des Hoftheaters in Meiningen berufen, dem er bis zu seinem Rücktritt 1899 vorstand. Zurückgekehrt nach Berlin war er hier von 1900 bis 1903 Direktor des Berliner Theaters. Zwischen 1909 und 1917 war Lindau Dramaturg des Königlichen Schauspielhauses. Schon früh experimentierte er mit den künstlerischen Möglichkeiten des Films. So schrieb er nach seinem gleichnamigen Schauspiel das Drehbuch zu dem Film Der Andere mit Albert Bassermann in der Hauptrolle. Max Mack führte Regie in diesem Streifen, der als erster deutscher Autorenfilm gilt und dem neuen Medium künstlerisch zum Durchbruch verhalf.

Große Publikumserfolge feierte Lindau als Theaterautor zwischen 1870 und 1880 vor allem mit seinem zweiten Stück „Maria und Magdalena“. Auch als Romanautor – hier vor allem mit seinem Romanzyklus Berlin (1886–1888) – und Reiseschriftsteller hatte er eine breite Leserschaft.

Im Herbst des Jahres 1873 heiratete er in Berlin Anna Kalisch, eine Tochter des Schriftstellers und Kladderadatsch-Journalisten David Kalisch. Er hatte einen Sohn, Hans Lindau.[1]

Lindau galt zeitweise als Kritikerpapst in Berlin, wurde aber auch wegen einer Affäre mit der Schauspielerin Elsa von Schabelsky zeitweilig heftig attackiert. Er profitierte auch von den Kontakten und dem Einfluss seines Bruders Rudolf Lindau, eines erfolgreichen Politikers und Publizisten.

Werke

  • Aus Venetien. Eine Sommerreise, Düsseldorf 1864
  • Aus Paris. Beiträge zur Charakteristik des gegenwärtigen Frankreichs, Stuttgart, Kröner 1865
  • (Anonym) Harmlose Briefe eines deutschen Kleinstädters. 2 Bde. Leipzig, Payne 1870–1871
  • Molière. Eine Ergänzung der Biographie des Dichters aus seinen Werken, Diss. Rostock 1871
  • Literarische Rücksichtslosigkeiten. Feuilletonistische und polemische Aufsätze. Leipzig, Barth 1872
  • Marion, Drama, Elberfeld, Lucas (1873)
  • Diana, Schauspiel, Leipzig, Metzger u. Wittig 1873
  • Vergnügungsreisen. Gelegentliche Aufzeichnungen, 1875
  • Gesammelte Aufsätze. Beiträge zur Literaturgeschichte der Gegenwart, 1875
  • Tante Therese, Schauspiel, Berlin, Stilke 1875
  • Ein Erfolg, Lustspiel, Berlin, Bloch 1875
  • Der Zankapfel, Schwank, Leipzig, Teubner 1875
  • Nüchterne Briefe aus Bayreuth, Breslau, Schottlaender 1876
  • Johannistrieb, Schauspiel, Leipzig, Teubner, 1877
  • Ueberflüssige Briefe an eine Freundin. Gesammelte Feuilletons, Breslau, Schottlaender 1877
  • Alfred de Musset, Berlin, Hofmann 1877
  • Verschämte Arbeit, Schauspiel, Berlin, Freund u. Jeckel 1881
  • Aus dem literarischen Frankreich. Breslau, Schottlaender 1882
  • Ferdinand Lassalle's letzte Rede. Eine persönliche Erinnerung. Breslau, Schottlaender 1882
  • Die Ermordung des Advocaten Bernays. Breslau, Schottlaender 1883
  • Toggenburg und andere Geschichten. Breslau: S. Schottlaender 1883
  • Aus der Neuen Welt. Briefe aus dem Osten und Westen der Vereinigten Staaten. Berlin, Salomon 1885
  • Im Fluge. Gelegentliche Aufzeichnungen. Leipzig, Dürselen (1886?)
  • Berlin. 1.–3. Reihe. Stuttgart: Spemann, 1886–1888
    • Der Zug nach dem Westen. 2 Bde.
    • Arme Mädchen. 2 Bde.
    • Spitzen. 2 Bde.
  • Die beiden Leonoren, Lustspiel, Breslau 1888
  • Wunderliche Leute. Kleine Erzählungen. Breslau 1888.
  • Interessante Fälle. Criminalprocesse aus neuester Zeit. Breslau, Schottlaender 1888
  • Aus dem Orient. Flüchtige Aufzeichnungen. Breslau, Schottlaender 1890
  • Die Sonne, Schauspiel, Berlin, Entsch 1891
  • Vater Adrian und andere Geschichten. Breslau, Schles. Buchdr., Kunst- u. Verl.-Anst. 1893
  • Altes und Neues aus der Neuen Welt. Eine Reise durch die Vereinigten Staaten und Mexico. 2 Bde. Berlin, Duncker 1893, Nachdruck: Salzwasser Verlag, Paderborn, 2012, ISBN 978-3-86444-437-1
  • Der Andere, Schauspiel, New York, Goldmann 1893
  • Hängendes Moos, Roman, Breslau, Schles. Buchdr., Kunst- u. Verl.-Anst. 1893
  • Eine Yachtfahrt nach Norwegen: Tage und Nächte im milden Norden. Breslau, Schottlaender 1895
  • Die Brüder, Roman, Dresden u.a., Reissner 1896
  • Ferien im Morgenlande. Tagebuchblätter aus Griechenland, der europäischen Türkei und Kleinasien. Berlin, Fontane u. Co, 1899
  • An der Westküste Klein-Asiens. Eine Sommerfahrt auf dem Ägäischen Meere. Berlin, Allg. Verein f. Deutsche Litteratur 1900
  • Ausflüge ins Kriminalistische. München, Langen 1909
  • Nur Erinnerungen. 2 Bde. Stuttgart u.a., Cotta 1916–1917

Filmografie (Auswahl)

  • 1910: Vater und Sohn (Drehbuch)
  • 1913: Der letzte Tag (Drehbuch)
  • 1913: Die Landstraße (Drehbuch)
  • 1913: Der AndereDrehbuch (Drehbuch)
  • 1916: Die Tragödie auf Schloß Rottersheim (Drehbuch)
  • 1918: Die blaue Laterne (Vorlage)
  • 1930: Der Andere (Vorlage)

Literatur

  • Gotthilf Weisstein [und Richard Nathanson]: Paul Lindau, eine Charakteristik. Stuhr, Berlin 1875
  • J. Fisahn: Paul Lindau als Kritiker und das Theater. Ein Beitrag zur Kritik der Kritik. Kaulfuß, Liegnitz 1876. (2. Aufl. 1879)
  • Egmont Hadlich: Paul Lindau als dramatischer Dichter. Kritische Essays. Weile, Berlin 1876.
  • Albert Hahn: Ein Mann unserer Zeit, Paul Lindau. Mahlo, Berlin 1877.
  • Wilhelm Goldschmidt: Notizen zu Schriften von Paul Lindau. Bichteler, Berlin 1878.
  • Paul Lindau und das literarische Judenthum. Eine Controverspredigt aus der Gegenwart von Junius [d.i. Karl Franz Frohme]. Minde, Leipzig [1879]
  • Ottilie Heller: Paul Lindau als Uebersetzer. Friedrich, Leipzig 1880.
  • Franz Mehring: Kapital und Presse. Ein Nachspiel zum Falle Lindau. K. Brachvogel, Berlin 1891.
  • Victor Klemperer: Paul Lindau. Eine Monographie. Concordia, Berlin 1909.
  • Renate Antoni: Der Theaterkritiker Paul Lindau. Univ. Diss., FU Berlin 1961.
  • Anneliese Eismann-Lichte: Paul Lindau, Publizist und Romancier der Gründerjahre. Univ. Diss., Münster 1981.
  • Gertraude Wilhelm: Lindau, Paul. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, S. 573–575 (Onlinefassung).
  • Roland Berbig: Paul Lindau – eine Literatenkarriere. In: Peter Wruck (Hrsg.): Literarisches Leben in Berlin. 1871–1933. Berlin: Akademie-Verl., 1987, S. 88–125

Weblinks

 Commons: Paul Lindau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Paul Lindau – Quellen und Volltexte

Belege

  1. Hermann Bahr: Liebe der Lebenden. Hildesheim: Borgmeyer 1925, I, 145–146.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Paul Lindau aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.