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Perserreich

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Als Perserreich wird das antike Großreich der Perser bezeichnet, das zeitweise von Thrakien bis nach Nordwestindien und Ägypten reichte und dessen Zentrum im heutigen Iran lag. Es bestand in unterschiedlicher Ausdehnung von etwa 550 bis 330 v. Chr. (Achämenidenreich) und von ca. 224 bis 651 n. Chr. (Neupersisches Reich der Sassaniden).

Im folgenden Überblick wird sowohl auf die Zeit der Seleukiden als auch auf das iranische Partherreich der Arsakiden eingegangen, welche die makedonisch-griechische Fremdherrschaft beendeten. In vielerlei Hinsicht lehnten sich auch die Sassaniden an die Parther an, sodass aus Verständnisgründen die Geschichte des vorislamischen Persien einheitlich in diesem Artikel behandelt wird.

Die heutige Geschichtswissenschaft ist in weiten Teilen auf fremde Quellen angewiesen, deren Urheber die Perser meistens als Feinde wahrnahmen. Die persische Überlieferung ist oft sehr lückenhaft und weist – wie auch babylonische, armenische, syrische, griechisch-römische, arabische und andere Quellen – jeweils eigene Probleme auf, wobei auch Inschriften, wie beispielsweise die Inschrift von Behistun, problematisch sind.

Das Reich der Achämeniden (550–330 v. Chr.)

Hauptartikel: Achämenidenreich

Die Gründung des Achämenidenreichs

Das Perserreich um 500 v. Chr.

Der Gründer des persischen Großreichs der Achämeniden war Kyros II., als sein Gestalter gilt jedoch Dareios I. Kyros II., der sich selbst nicht als Achämenide, sondern als Teispide bezeichnete, wurde kurz nach 560 v. Chr. König von Anschan, einer Region in der Persis unter der Oberhoheit der Meder, die seit etwa hundert Jahren eine Hegemonie über diesen Raum ausübten. Kyros II. gelang es um 550 v. Chr., diese Oberherrschaft abzuschütteln. In den nachfolgenden Jahren eroberte Kyros II. das Mederreich und schuf damit die Grundlagen des persischen Großreiches, auch wenn die Meder weiterhin im neuen Reich eine wichtige Rolle spielten. In den griechischen Quellen werden die beiden iranischen Völker als Einheit betrachtet und deshalb die Perser auch als Meder bezeichnet.

Mit dem Sieg über die Lyder unter Krösus 541 v. Chr. kam Kleinasien weitestgehend unter persische Herrschaft, ebenso wie die dortigen griechischen Stadtstaaten. 539 v. Chr. fiel auch relativ schnell Babylonien an Kyros II., da Nabonids Verhältnis zu den einflussreichen einheimischen Priestern gestört gewesen war und Nabonid daher keine große Unterstützung im Kampf gegen Kyros II. fand. Durch die Eroberung Babyloniens gelangte auch Juda unter persische Kontrolle. In der Bibel sind die Perser als Befreier vom babylonischen Exil fast das einzige nichtjüdische Volk, das stark positiv dargestellt ist.

Dareios I. und der Beginn der Perserkriege

Dareios I. (Regierungszeit 521–486 v. Chr.)

Nach dem Tod seines Nachfolgers und Sohnes Kambyses II. (522 v. Chr.), der Ägypten dem Reich eingegliedert hatte und den viele Quellen in den düstersten Farben beschreiben, kam es zu einer Nachfolgekrise. Der Inschrift von Behistun zufolge tauchte ein Mager mit Namen Gaumata auf und behauptete, Bardiya, der totgeglaubte Sohn des Kyros, zu sein. Dareios I. habe dann den Betrüger besiegt und den Thron bestiegen. Die moderne Forschung hält es für möglich, dass der Bericht des Dareios nicht mehr war als ein Rechtfertigungsversuch für dessen Usurpation des Throns und Gaumata tatsächlich der echte Bardiya gewesen sein könnte – diese Theorie kursierte bereits in der Antike und wird schon von Herodot erwähnt, lässt sich aber letztlich nicht beweisen.

Dareios I., ein entfernter Verwandter Kyros’ II. (auch wenn heute viele Stimmen in der Forschung meinen, dies sei nur eine Konstruktion des Dareios gewesen, der offenbar sogar Inschriften fälschen ließ, um Kyros zu einem Achämeniden und damit zu seinem Verwandten zu machen), komplettierte den Rohbau des Reiches, indem er dessen Verwaltung in Satrapien organisierte, die Wirtschaft stärkte und Teile Indiens und Thrakiens dem Reich anschloss. Außerdem baute er die beiden wichtigsten archämenidischen Residenzen auf, Susa und Persepolis.

Doch kam es bald schon zu einem Ereignis, welches schwerwiegende Folgen für die persische Geschichte haben sollte. Um 500 v. Chr. brach vermutlich auch aufgrund wirtschaftlicher Probleme und nicht nur aufgrund der von Herodot beschriebenen Ereignisse ein Aufstand der kleinasiatischen Griechen aus, der bis 494 v. Chr. andauerte und als Ionischer Aufstand bezeichnet wird. Die Perser reagierten mit Unternehmungen im Ägäisraum, unter anderem gegen die Unterstützer der Aufständischen, Athen und Eretria. Bis auf die Niederlage in der Schlacht bei Marathon war man dabei erfolgreich. Dies war der Beginn der so genannten Perserkriege, über deren Verlauf uns Herodot Auskunft gibt, wenn auch manche seiner Beobachtungen mit Vorsicht zu genießen sind. Die militärischen Auseinandersetzungen wurden zu einem bestimmendem Element der Beziehungen zwischen den griechischen Poleis und dem Perserreich.

Der weitaus größere Feldzug des Xerxes, wobei die bei Herodot überlieferten Zahlenangaben jedoch völlig übertrieben sind, scheiterte ebenso: In der Schlacht von Salamis 480 v. Chr. und der Schlacht von Plataea im Jahr darauf wurden die in der Überzahl befindlichen Perser erneut besiegt. Der 481 v. Chr. gegründete Hellenenbund ging gar zum Gegenangriff über und befreite die kleinasiatischen Griechen. Persien akzeptierte diesen Verlust vorläufig, zumal es genügend Probleme im Inneren gab, etwa die Abfallbewegung peripherer Reichsteile wie Ägypten, welches aufgrund der Kornversorgung von großer Bedeutung war. Außerdem nahm die Macht der Satrapen zu, von denen einige in der Folgezeit immer wieder den Aufstand probten.

Vom Peloponnesischen Krieg zum Königsfrieden

Es kam wahrscheinlich 449 v. Chr. zu dem - in der Forschung allerdings umstrittenen - so genannten Kalliasfrieden, der den Status quo zementierte: Das Perserreich akzeptierte die Selbstständigkeit der kleinasiatischen Mitglieder des Attisch-Delischen Seebunds und betrachtete die Ägäis als dessen Herrschaftsraum, wofür im Gegenzug der Seebund keine kriegerischen Aktionen gegen Persien unternahm.

Doch gab der persische Großkönig mitnichten auf. Im Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.) unterstützte Dareios II. Sparta, das im Gegenzug versprach, Kleinasien den Persern zu übergeben. Nach Spartas Sieg kam es darüber zum Konflikt und zu Kampfhandlungen zwischen dem gerade erst siegreichen Sparta und dem Perserreich. Es gelang Sparta nicht, die Perser entscheidend zu schlagen. Die immer noch starke Stellung des Perserreiches – trotz eines Thronkampfes zwischen Artaxerxes II. und seinem Bruder Kyros (siehe dazu auch Xenophons berühmte Anabasis) – kam dadurch zum Ausdruck, dass es als Garantiemacht für den so genannten Königsfrieden (auch Frieden des Antalkidas genannt) im Jahre 387/86 v. Chr. auftrat. Darin erreichte der persische Großkönig Artaxerxes II. die endgültige Abtretung Kleinasiens, Zyperns und von Klazomenai.

Persien profitierte letztendlich am meisten vom Peloponnesischen Krieg, der das Machtgleichgewicht in Griechenland selbst zerstört hatte, wo es nun zu Kämpfen um die Hegemonie zwischen Athen, Sparta und Theben kam.

Innere Verhältnisse im Achämenidenreich

Die Ruinen von Persepolis

Dass Persien während der Perserkriege nicht mit aller Macht gegen die Griechen vorging, lag auch darin begründet, dass es im Inneren des Reiches stets zu Unruhen kam (Thronkämpfe, Aufstände der besiegten Völker, vor allem in Ägypten, dazu Aufstände einzelner Satrapen), zumal nicht wenige Großkönige eher unfähig waren. Außerdem musste sich das Perserreich, wie nahezu alle Reiche und Staaten auf dem Boden des heutigen Iran bis in die Neuzeit, der Bedrohung der Steppenvölker an der Nordostgrenze erwehren. Dennoch verfügte das Perserreich der Achämendien über eine gewaltige Finanzkraft, was besonders im Peloponnesischen Krieg deutlich wurde, als persische Subsidien den Krieg zu Gunsten Spartas entschieden.

Die Beziehungen zwischen dem Perserreich und den Griechen waren jedoch nicht nur kriegerischer Natur. Vielmehr kam es auch zu einem vielschichtigen kulturellen Austausch. Griechische Söldner waren neben der Leibwache der einzig brauchbare Teil des riesigen, aber relativ wirkungslosen persischen Heeres, das im 4. Jahrhundert v. Chr. an Schlagkraft verlor. Zudem wirkten auch griechische Gelehrte in Persien, wie etwa der Arzt Ktesias von Knidos. Ktesias und andere Griechen verfassten sogar Geschichtswerke, die explizit das Perserreich zum Thema hatten (Persika). Der persische Einfluss auf die griechische Kultur war geringer, aber dennoch vorhanden (zum Beispiel die Vorstellung eines göttlichen Dualismus), wie doch überhaupt die Griechen durchaus empfänglich für Impulse aus dem Orient waren (Einfluss auf die griechische Literatur seit Homer).

Im religiösen Bereich sind viele Fragen offen: Unter den Achämeniden wurde die von Zarathustra gestiftete Religion (siehe Zarathustrismus) jedenfalls nicht zur Staatsreligion erhoben. Vielmehr ist unklar, in welcher Weise die altpersischen Weisen in dieser Zeit verehrt wurden.[1] Der König der Könige wurde auch keineswegs als Gottkönig verehrt, stand aber dennoch in einem besonderen Verhältnis zu Ahura Mazda (Gottesgnadentum) und war den einfachen Untertanen völlig entrückt. Dies erklärt auch teilweise, warum die Anbetungsgeste (siehe Proskynese) von den Griechen in diesem Zusammenhang als Zeichen eines orientalischen Despotismus gedeutet wurde, welcher den griechischen Freiheitsidealen konträr gegenüber stand.

Der Großkönig stellte seinen Reichtum offen zur Schau (siehe den prächtigen Palast von Persepolis) und regierte mit Hilfe einer straff organisierten Bürokratie (Dienstadel, siehe auch Chiliarch), über eine weitere Abstufung unterhalb der Satrapien ist nichts bekannt. Das Aramäische diente als lingua franca, daneben wurde Altpersisch, Altbabylonisch und Elamisch als Amtssprache benutzt. In religiöser Hinsicht waren die Achämeniden tolerant, was auch ein Mittel war, die Macht in den eroberten Gebieten zu sichern.

Alexander der Große und das Ende des Achämenidenreiches

Der Alexanderzug

Artaxerxes III. war der letzte bedeutende Großkönig der Achämeniden. Ihm gelang die Unterwerfung des abtrünnigen Ägyptens, welches sich Jahrzehnte zuvor vom Reich gelöst hatte, doch begann nach seinem Tod 336 v. Chr. der Untergang des achämenidischen Persien. Der Makedonenkönig Alexander der Große eroberte ab 334 v. Chr. das persische Großreich. Dieses stellte noch immer ein intaktes Reich dar. Alexanders Kampftaktik und das überlegen geschulte makedonische Heer gaben den Ausschlag für die schnelle Eroberung. Der letzte Achämenide, Dareios III., wurde mehrmals geschlagen und schließlich 330 v. Chr. von seinen Untergebenen ermordet. Alexander stieß anschließend bis nach Indien vor, bevor er zur Umkehr gezwungen war. Die Idee der Weltmacht lebte trotz des Untergangs des Achämenidenreichs weiter, erst bei Alexander, dann bei seinen Nachfolgern in Persien, den Seleukiden.

Zeit der Seleukiden (305–129 v. Chr.)

Hauptartikel: Seleukidenreich
Karte des Orients im Altertum

Nach dem Tod Alexanders kam es zu den so genannten Diadochenkriegen. In diesen setzte sich im Osten ein Weggefährte Alexanders, Seleukos I. durch. Der Iran war während des Hellenismus jedoch nur teilweise und unvollständig unter der Kontrolle der Seleukiden. Dies war zum einen der Größe des Raumes, andererseits der geringen Anzahl von Griechen bzw. Makedonen geschuldet, die diese Region kontrollieren mussten. Die ersten Seleukiden bevorzugten zwar Makedonen und Griechen, versuchten aber, einen modus vivendi mit den Einheimischen zu schaffen. Diese Ausgleichspolitik war zu Anfang durchaus erfolgreich. Daneben betrieben die Seleukiden auch eine gezielte Urbanisierungspolitik, vor allem in Syrien und Mesopotamien (siehe etwa Apameia, Antiochia oder Seleukia).

Die ersten Zerfallserscheinungen traten mit dem Abfall Baktriens (ca. 256 oder 240 v. Chr.; die Chronologie ist sehr unsicher) auf. So beschränkten die Seleukiden ihre Herrschaft auf den westlichen Teil des heutigen Irans sowie auf Mesopotamien, Syrien und Kleinasien. Im Osten traten in dieses Machtvakuum die Parther, die um 240 v. Chr. den Nordosten des Irans in Besitz nahmen. Antiochos III. versuchte noch durch seine berühmte Anabasis (dt.: „Hinaufmarsch“; gemeint ist ein Feldzug in die Oberen Satrapien, der von etwa 212 bis 205/04 v. Chr. dauerte), diese Regionen wieder unter die Oberhoheit der Zentralregierung zu zwingen, musste sich jedoch letztendlich mit einer formalen Oberherrschaft zufriedengeben.

In den nächsten Jahrzehnten (zw. 141–138 v. Chr.) verloren die Seleukiden, bedingt durch interne Auflösungserscheinungen ihres Staates und stärkeres Engagement im Westen gegen das Römische Reich und seine Verbündete, fast sämtliche östlichen Territorien. Antiochos VII. trat den Parthern noch einmal kraftvoll entgegen, doch fiel er nach ersten Anfangserfolgen im Jahr 129 v. Chr. im Kampf gegen sie. Mit dem darauffolgenden endgültigen Verlust Mesopotamiens ging auch die östliche Residenzstadt der Seleukiden, Seleukeia am Tigris, an die Parther verloren, womit die Seleukiden auf ihre westlichen Randbesitzungen mit dem Zentrum im heutigen Syrien beschränkt wurden.

Die Arsakiden (ca. 240 v. Chr.–224 n. Chr.)

Hauptartikel: Partherreich

Die (nicht-persischen, aber iranischen) Partherherrscher der Arsakiden eroberten während des langsamen Zerfallsprozesses des Seleukidenreiches nach und nach eine Region, die ungefähr deckungsgleich mit dem modernen Irak und Iran ist. Unter Mithridates I. (171–139/38 v. Chr.) besetzten sie 141 v. Chr. Mesopotamien, wobei sie die Seleukiden auf den äußersten Westen ihres ehemaligen Riesenreiches beschränkten, und eroberten im Osten Teile des griechisch-baktrischen Reichs. Auch wenn das Partherreich weiterhin Angriffen der zentralasiatischen Steppenvölker ausgesetzt war (unter anderem den Kuschan) und im Westen Rom aktiv wurde, konnten die Parther sich behaupten. Das Partherreich bildete bald schon das Bindeglied zwischen dem Imperium Romanum im Westen und Zentralasien und China im Osten.

Ungefähre Ausdehnung des Partherreichs

Vor allem mit Rom brachen die Kämpfe seit den 50er Jahren des 1. Jahrhunderts vor Christus nicht mehr ab. Armenien war und blieb ein Streitpunkt, und unter Pompeius wurden die Römer nach Errichtung der Provinz Syria 64/63 v. Chr. zu direkten Nachbarn der Parther. Diese Kämpfe verliefen sehr wechselhaft. So siegten etwa die Parther in der Schlacht bei Carrhae im Jahre 53 v. Chr. über ein römisches Heer (die erbeuteten Feldzeichen wurden 20 v. Chr. von König Phraates IV. dem ersten römischen Kaiser Augustus zurückgegeben). Auch wenn es den Römern mehrmals gelang, in das Reich einzudringen (so wurde die De-facto-Hauptstadt Seleukeia-Ktesiphon wiederholt belagert bzw. erobert), konnten sie diesen Raum nie dauerhaft in Besitz nehmen; ihre Invasionen blieben eine Episode. Dies gilt sowohl für die Eroberungen Trajans (ab 114 hatten römische Truppen nach und nach weite Teile des westlichen Partherreiches im Zweistromland unter Kontrolle gebracht und auch Ktesiphon erobert), die Hadrian wieder aufgeben musste, als auch für die insgesamt erfolgreichen Kämpfe des römischen Kaisers Mark Aurel (162–166). Die Kämpfe brachen auch in der Severerzeit nicht ab (siehe etwa Septimius Severus und Caracalla). Vor allem das parthische Heer, das hauptsächlich aus berittenen Bogenschützen und Panzerreitern bestand, bewährte sich in den Auseinandersetzungen gegen Rom.[2]

Im Inneren waren die Parther der griechischen Kultur gegenüber sehr aufgeschlossen und scheinen generell relativ tolerant gewesen zu sein – wenn auch freilich in Grenzen. Zahlreiche Elemente hellenistischer Herrschaft bestimmten das Leben am parthischen Hof, auch wenn der iranische Einfluss nach der Zeitenwende wieder zunahm (siehe auch Parthische Kunst). Der Adel hatte gegenüber dem König relativ große Freiheiten. Tatsächlich gab es Unterkönige, doch gefährdeten diese zunächst nicht den Gesamtbestand des Staates, der insgesamt sehr locker aufgebaut war, wenngleich die inneren Kämpfe im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. zweifellos die Macht des Königtums weiter schwächten; diese Schwäche hatte Trajans schnelle Eroberung wohl auch erst ermöglicht.

Das Ende für die Arsakiden kam dennoch aus dem Inneren des Reiches: Der letzte Arsakide, Artabanos IV. (nach anderer Zählung Artabanos V.), wurde vom Unterkönig der Persis, Ardaschir I., im Jahr 224 n. Chr. in der Schlacht von Hurmuzgan getötet. Bald darauf brach die Arsakidenherrschaft zusammen und eine neue Dynastie übernahm die Führung des Reiches: Die Sassaniden, die das Reich erneuerten und zu einem tödlicheren Gegner Roms wurden, als es die Parther je waren.

Die Sassaniden (224–651)

Hauptartikel: Sassanidenreich

Das Wiedererstarken Persiens unter den Sassaniden

Die Sassaniden (etymologisch korrekter: Sasaniden) eroberten innerhalb weniger Jahre den parthischen Raum - nur in Armenien konnten sich die Arsakiden mit römischer Unterstützung noch bis 428 an der Macht halten - und drangen zum Teil auch noch weiter vor. Die Konflikte dieses Neupersischen Reichs mit Rom bzw. Ostrom sollten die Geschichte der gesamten Spätantike entscheidend mitbestimmen (siehe Römisch-Persische Kriege).

Mit Beginn der Herrschaft der Sassaniden wurde das griechische Element weitgehend zurückgedrängt (eine Tendenz, die bereits unter den Parthern nach der Zeitenwende eingesetzt hatte), und die vermeintlich traditionellen iranischen Werte wurden betont: Nun erst wurde die „Idee von Iran“ (G. Gnoli) geboren, während die Arsakiden nun als Fremdherrscher abqualifiziert wurden. Mehrere parthische Adelsgeschlechter allerdings konnten sich mit den Sassaniden arrangieren und behielten ihren Einfluss. Die neue Dynastie suchte zudem nach religiöser Legitimation – der Zoroastrismus wurde daher so einflussreich wie nie zuvor, auch wenn nicht von einer „Staatsreligion“ im eigentlichen Sinne gesprochen werden kann, denn bis zuletzt wurden in der Regel auch andere Kulte (meist auch das Christentum) geduldet. Besonders der wiederholt formulierte Anspruch der sassanidischen Großkönige, König von Iran und Nicht-Iran zu sein (wobei damit nicht der heutige Staat Iran, sondern das gesamte von Iraniern bewohnte Gebiet gemeint ist), bekräftigte die ehrgeizigen Pläne.

Die Sassaniden sahen sich vielleicht in der Nachfolge der Achämeniden (von denen sie allerdings fast nichts mehr gewusst haben dürften und von denen sie nur noch vage als „Urahnen“ sprachen) und knüpften an deren expansiven Politik an: Ziel war es eventuell, die Grenzen des alten Perserreiches wieder herzustellen – wahrscheinlich ging es faktisch aber nur um die Vertreibung der Römer aus Armenien und Mesopotamien. Bereits unter Schapur I. brachte man den Römern einige empfindliche Niederlagen bei. Letztlich allerdings konnte sich Rom behaupten und unter Diokletian sogar Gebiete in Mesopotamien annektieren.

Das römisch-persische Verhältnis – zwischen Konfrontation und Koexistenz

Der Konflikt zwischen diesen beiden antiken Großmächten verschärfte sich zunächst zunehmend, es kam jedoch mit der Zeit auch zu einer bemerkenswerten Wandlung: Die Römer akzeptierten die Sassaniden als faktisch gleichberechtigt. Für sie waren diese Perser keine Barbaren mehr wie die Germanen, sondern eine zivilisierte, fast gleichstarke, fast ebenbürtige Macht. So waren die Parther nie von den Römern gesehen worden. Auch die Sassaniden sahen die Römer in einem ähnlichen Licht, was die Anreden in überlieferten Briefen deutlich macht (Bruder-Anrede etc.). Bis zum 6. Jahrhundert hatte sich ein ausgefeiltes diplomatisches Protokoll entwickelt, das bei (ost-)römisch-persischen Kontakten zu beachten war. So wurde es etwa üblich, Thronwechsel im eigenen Reich dem anderen offiziell mitzuteilen.

Dennoch brachen im 4. Jahrhundert die Kampfhandlungen zunächst nicht ab. Der bedeutende Großkönig Schapur II. führte einen längeren Krieg gegen die Römer, wozu uns ein detaillierter Bericht des Historikers Ammianus Marcellinus vorliegt. Als der römische Kaiser Julian 363 auf einem Feldzug gegen die Perser fiel, zwang Schapur II. dessen Nachfolger Jovian zu einem für die Römer ungünstigen Frieden: Die mesopotamischen Gebiete um Nisibis, die die Römer unter Diokletian 298 erobert hatten, fielen wieder an die Perser. Im Inneren leitete Schapur II. auch eine länger andauernde, politisch motivierte Christenverfolgung ein.

Wahrscheinlich 387 (das Datum ist in der Forschung umstritten) schlossen Schapur III. und der römische Kaiser Theodosius I. einen Vertrag: Der alte Zankapfel Armenien wurde geteilt, die Sassaniden erhielten vier Fünftel des Landes (siehe Persarmenien). Ab diesem Zeitpunkt wurden die Kämpfe über Jahrzehnte deutlich seltener: Abgesehen von zwei kurzen Kriegen unter Theodosius II. herrschte von 387 bis 502 Frieden zwischen den beiden Großmächten. Die Römer waren mit der Völkerwanderung beschäftigt, die Sassaniden kämpften an der Nordostgrenze gegen die Hephthaliten und andere Hunnen. König Peroz I. (465–484) war ihnen nicht gewachsen und erlitt mehrere Niederlagen, von denen er die letzte nicht überlebte.

Die Mazdakitenbewegung und die Zeit Chosraus I. Anuschirvan – der Höhepunkt der sassanidischen Geschichte

Im Inneren kam es daraufhin ebenfalls zu Krisen schwerwiegenden Auseinandersetzungen. Der mächtige Adel versuchte seine Rechte offenbar auf Kosten des Königs auszubauen, doch trat ihm König Kavadh I., der zwischenzeitlich entmachtet wurde, aber den Thron 499 zurück erlangte, entschlossen entgegen. Dabei förderte er wohl die Mazdakiten, bei denen es sich vermutlich um eine religiös-sozialrevolutionäre Bewegung der unteren Schichten handelte. Diese erwiesen sich jedoch als ein nicht minder großes Problem. Erst der bedeutende Großkönig Chosrau I., der große Gegenspieler des oströmischen Kaisers Justinian, zerschlug die Bewegung und begrenzte die Macht des Adels.

Unter Chosrau I. (genannt Anuschirvan, „mit der unsterblichen Seele“), dem weitreichende Reformen nachgesagt werden, erreichte das Sassanidenreich seinen Höhepunkt. Es konnte sich gegenüber dem Oströmischen Reich in einem mit Unterbrechungen geführten längeren Krieg behaupten (wobei es Chosrau zugute kam, dass Ostrom durch die Restaurationspolitik Justinians im Westen gebunden war); für diesen Zeitraum liegt die detaillierte Darstellung des Geschichtsschreibers Prokopios von Caesarea vor, daran anschließend schilderten Agathias, Menander Protektor und schließlich Theophylaktos Simokates die Zeit bis etwa 602.

532 schlossen beide Großmächte einen „ewigen Frieden“, der freilich nur wenige Jahre hielt. Bereits 540 fiel Chosrau, das Engagement Justinians im westlichen Mittelmeerraum ausnutzend, in Syrien ein. Die folgenden Jahren waren von wechselhaft verlaufenden Kämpfen zwischen Ostrom und Persien gekennzeichnet, bevor es 562 zu einem Friedensvertrag kam. Chosrau gelang es auch, die Grenze gegenüber den Steppenvölkern zu sichern (das Reich der Hephthaliten wurde mit Hilfe der Türken um 560 zerschlagen), auch kulturell war dies die bedeutendste Phase des sassanidischen Persien, in mancherlei Hinsicht des alten Persiens überhaupt. 572 brach jedoch erneut Krieg aus, als Römer und Türken gemeinsam Persien angriffen, doch Chosrau konnte die militärische Krise überwinden; der Krieg aber wurde erst 591, also nach dem Tod Chosraus I., beendet. Das Andenken Chosraus blieb im Orient sehr lange Zeit lebendig, wobei er als der ideale, gerechte König betrachtet wurde (siehe etwa die Darstellung in den Annalen des Tabari, der auf sassanidische Quellen zurückgreifen konnte) – teilweise sehr im Gegensatz zu den Schilderungen in den westlichen Quellen.

Das Sassanidenreich und die Mittelmeerwelt etwa zur Zeit Chosraus I. (ca. 550 n. Chr.)

Letzter Höhepunkt und Niedergang – von Chosrau II. bis zur islamischen Expansion

Chosraus Nachfolger konnten diesen Zustand nicht erhalten. Sein Sohn Hormizd IV. wurde 590 gestürzt und ermordet, und dessen Sohn Chosrau II. wurde wenige Wochen später vertrieben, jedoch 591 mit oströmischer Unterstützung wieder eingesetzt. Er dankte es den Römern schlecht. Nach dem Tod des Kaisers Maurikios, der bei inneren Unruhen ermordet wurde, schwang sich Chosrau II. zu dessen Rächer auf, und es kam 603 zum letzten und größten römisch-persischen Krieg. Bis 619 waren Syrien und Ägypten gefallen, und die Sassaniden begannen damit, die eroberten Gebiete administrativ in das Reich einzugliedern. Das alte Achämenidenreich schien wieder auferstanden zu sein. Chosraus christliche Ehefrau Schirin († 628; siehe auch Nizamis Epos Chosrau und Schirin) begünstigte die Christen und erhielt nach der Eroberung Jerusalems angeblich die Kreuzreliquie. Sie vermochte es jedoch nicht, ihren Sohn Merdanschah als Nachfolger durchzusetzen. Gegen Ende der Regierungszeit Chosraus erreichte Kaiser Herakleios das fast Unglaubliche: Er führte trotz der gespannten Lage einen erfolgreichen Feldzug gegen die Sassaniden, die in der Schlacht bei Ninive im Dezember 627 geschlagen wurden. Zugleich konnte der Kaiser die Türken überreden, ihrerseits in Ostiran einzufallen und die Sassaniden in einen Zweifrontenkrieg zu verwickeln. Anders als 572 ging die Rechnung auf: Chosrau II., der auf die Nachricht von der Niederlage bei Ninive mit Flucht reagiert hatte, aber den Krieg mit Ostrom nicht abbrechen wollte, wurde Anfang 628 vom Adel, der die Hauptgefahr von den Türken ausgehen sah, abgesetzt und bald darauf getötet, während Ostrom die verlorenen Gebiete zurückerhielt (629/30). Doch war das Sassanidenreich von den langen Kriegen und dem anschließenden langen Bürgerkrieg mit ständig wechselnden Herrschern (und zuletzt auch Herrscherinnen) bald völlig ausgeblutet. Erst Yazdegerd III. saß ab Ende 632 wieder fest auf dem Thron, doch hatte er keine Gelegenheit mehr, das Reich wieder zu festigen.

Die muslimischen Araber hatten in ihrem Eroberungskrieg daher ein relativ leichtes Spiel gegen die beiden geschwächten Großmächte der Spätantike (siehe dazu Islamische Expansion). 634 konnten die Perser sie in der Schlacht an der Brücke zwar noch abwehren, doch dann eroberten die Muslime in relativ kurzer Zeit nicht nur die römischen Ostprovinzen, sondern nach der persischen Niederlage in der Schlacht von Kadesia im heutigen Südirak (ca. 637) auch Mesopotamien. 642 vernichteten sie das letzte sassanidische Heer in der Schlacht bei Nehawend. Yazdegerd III. wurde 651 bei Merw im Nordosten des Iran getötet. Versuche seines Sohnes Peroz, mit chinesischer Hilfe den Thron zurückzuerobern, hatten keinen Erfolg. Das letzte altorientalische, vorislamische Reich war damit untergegangen – und mit ihm endete ein bedeutender Abschnitt der antiken Geschichte, auch wenn gerade die sassanidischen Traditionen teilweise Pate standen für das spätere Kalifat der Abbasiden in Bagdad. Die Bevölkerung des Iran wurde in der folgenden Zeit schrittweise islamisiert, wenngleich die Zoroastrier noch lange eine bedeutende Minderheit darstellten. Ihre Sprache und Kultur allerdings konnten die Perser bis heute bewahren.

Literatur

In den Artikeln Achämenidenreich, Parther und Sassanidenreich finden sich knappe Hinweise zu den Quellen; siehe ansonsten die jeweiligen Bibliographien in den aufgeführten Werken. Es sei besonders auch auf die Literatur verwiesen, die in den jeweiligen Querverweisen aufgeführt ist.

  • Historisches Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Das persische Weltreich. Pracht und Prunk der Großkönige. Theiss, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8062-2041-4 (Ausstellungskatalog zum Achämenidenreich).
  • Pierre Briant: Histoire de l’empire perse. De Cyrus à Alexandre. Fayard, Paris 1996, ISBN 2-213-59667-0. (Auch in englischer Übersetzung verfügbar: From Cyrus to Alexander. A history of the Persian Empire. Eisenbrauns, Winona Lake 2002, ISBN 1-57506-031-0)
    (Hervorragende und detaillierte Darstellung der Achämenidenzeit.)
  • Maria Brosius: The Persians. An Introduction (= Peoples of the Ancient World). Routledge, London und New York 2006, ISBN 978-0-415-32089-4. (Aktuelle und nützliche Einführung, in manchen Detailfragen aber nicht ganz fehlerfrei.)
  • Touraj Daryaee (Hrsg.): The Oxford Handbook of Iranian History. Oxford University Press, Oxford 2012.
  • Richard Nelson Frye: Persien. Bis zum Einbruch des Islam. Zürich 1962 (Kindlers Kulturgeschichte)
  • Richard Nelson Frye: The History of Ancient Iran. C. H. Beck, München 1984 (Handbuch der Altertumswissenschaft, 3. Abt., T. 7), ISBN 3-406-09397-3
    (Gute Gesamtdarstellung der politischen Geschichte, verfasst von einem der besten Kenner des antiken Persiens.)
  • Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990.
  • The Cambridge History of Iran. Diverse Herausgeber. Cambridge Univ. Press, Cambridge 1968 ff.
    (Ausgezeichnete Gesamtdarstellung der Geschichte, aber auch der Kultur und der Gesellschaft. Für den genannten Zeitraum sind die Bände 1–3 relevant.)
  • Josef Wiesehöfer: Das frühe Persien. Geschichte eines antiken Weltreichs. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2002 (C.H.Beck Wissen), ISBN 3-406-43307-3
    (Hervorragender, sehr knapper und gut verständlicher Überblick.)
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr. 3. Auflage. Albatros, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96151-3
    (Das deutschsprachige Standardwerk zum vorislamischen Persien. Mit einem nützlichen bibliographischen Essay.)
  • Edouard Will: Le Monde grec et l’Orient. Bd. 1, Paris 1972.
  • Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. Routledge & Paul, London 1985 ff. (noch nicht abgeschlossen)

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu auch Mary Boyce: Achaemenid Religion, in: Encyclopaedia Iranica 1 (1985), 426–29.
  2. Vgl. immer noch Karl-Heinz Ziegler, Die Beziehungen zwischen Rom und dem Partherreich, Wiesbaden 1964.
29.93444444444452.891388888889
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