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Peter Mayer (Verleger)

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Peter Mayer

Peter Mayer (19362018), US-amerikanischer Verleger und Publizist britisch-jüdischer Herkunft

Leben

(Nachruf im tachles, 18. Mai 2018, Autor: Andreas Mink:)


In New York ist der bedeutende Verleger Peter Mayer verstorben – er hat die «Satanischen Verse» publiziert und gründete den Verlag Overlook Press.


Bereits am Freitag ist in New York im Alter von 82 Jahren der Verleger Peter Mayer verstorben. Er wurde während seiner Zeit als Leiter von Penguin Books 1988 weit über die Branche hinaus bekannt, als der Verlag den umstrittenen Roman «Die satanischen Verse» von Salman Rushdie publiziert hat. Der Bestseller brachte Rushdie bekanntlich ein Todesurteil in Form einer Fatwa des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Ruhollah Khomeini ein. Auch Mayer erhielt daraufhin Todesdrohungen und lebte eine Zeitlang wie ein «gejagter Mann» in Hotels und unter falschem Namen. Später war es Peter Mayer, der schliesslich das «Tagebuch der Anne Frank» zum verlegerischen Welterfolg machte, und 1990 zusammen mit dem Anne Frank Fonds Basel und anderen die internationale Lesebuchausgabe etablierte.

Ein Ausnahmetalent

Mayer hatte zuvor eine brillante Karriere im Buchgeschäft absolviert. Der 1936 in London geborene Sohn jüdischer Flüchtlinge aus Deutschland und Luxemburg, die vor den Verfolgungen des Nationalsozialismus geflohen waren, war ein kreativer Kopf mit grossem Charme. Die Familie weilte während des Kriegsausbruchs 1939 in den USA und liess sich im New Yorker Stadtteil Kew Gardens (Queens) nieder, eine Zuflucht zahlreicher Emigranten aus Deutschland und Österreich. In der Schule als kluger Kopf erkannt, besuchte Mayer bereits als 16-Jähriger die renommierte Columbia Universität in New York. Er studierte zudem in Oxford, entschloss sich aber 1956 aus Geldmangel und Abenteuerlust, Matrose zu werden. Doch bereits nach wenigen Monaten heuerte Mayer bei einem kleinen Verlag in den USA an. 1962 wechselte er zu Avon Books, wo er zwei Jahre später durch die Wiederentdeckung des Romans «Call It Sleep» von Henry Roth einen sensationellen Erfolg landete. Mayer war ein Pionier in der Entwicklung des Taschenbuch-Formats und bewies zudem ein Ausnahmetalent für die (Wieder-)Entdeckung von Autoren und vergessen geglaubten Titeln.

Märkte und Chancen

Noch während seiner Zeit bei Avon Books gründete Mayer gemeinsam mit seinem Vater Alfred 1971 die nach einem Berg in den Catskills nahe seines Landhauses nördlich von New York benannte Overlook Press. Das Motiv war die Herausgabe eines Sammelbandes von Texten aus unserer Schwester-Publikation aufbau (Will Schaber: aufbau-Reconstruction. Dokumente einer Kultur im Exil, 1972). Peter Mayer hat 2004 ein Essay über seine berufliche Herkunft und seine Bindung an den aufbau für die letzte Jubiläums-Ausgabe der Zeitung vor deren Übernahme durch die JM Jüdische Medien AG beigetragen. Overlook entwickelte sich speziell nach Mayers Abschied von Penguin 1997 zu einem erfolgreichen Verlag, der in einer zunehmend harten und von gigantischen Konzernen dominierten Branche nicht nur überleben konnte: Der leidenschaftliche Raucher (Pall Mall ohne Filter) fand kommerziell ansprechende Titel wie die «Jeeves»-Serie von P. G. Wodehouse und finanzierte damit eine breite Palette von Romanen und Werken in der Sachliteratur, die eher seinem persönlichen Geschmack entsprachen – aber auch ein grösseres Publikum finden konnten. Wie er an einem Gespräch in seinem Büro in Soho 2004 erklärte, bestand eine seiner Spezialitäten in der Identifizierung von Titeln in Grossbritannien und den USA, für die er auf dem jeweils anderen Markt Chancen sah.

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