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Riechsalz

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Marguerite Gérard: Schlechte Nachrichten, 1804

Als Riechsalze bezeichnet man verschiedene, mehr oder weniger intensiv riechende Substanzen, die besonders im 17. und 18. Jahrhundert zur Belebung bei Schwindel- und Ohnmachtsanfällen unter die Nase gehalten wurden. Riechstäbchen dienten demselben Zweck. Riechsalz wird in der modernen Ersten Hilfe nicht mehr angewendet. Die gelegentliche praktizierte Anwendung im Sportbereich wird nicht empfohlen, da sie mutmaßlich keine Wirkung hat und das Einleiten notwendiger medizinischer Maßnahmen verzögern kann.[1]

Die meisten Riechsalze basieren auf Ammoniumcarbonat, das durch Dissoziation in feuchter Umgebung Ammoniak freisetzt. Ammoniak soll in Nase und Lunge einen verstärkten Atemanreiz bewirken, der dann zu einer besseren Sauerstoffversorgung des Patienten führen soll. Als Rohstoff wurde Hirschhornsalz verwendet, das zu einem Drittel aus Ammoniumcarbonat besteht. Die Wirkung ließ sich verstärken, indem durch Zugabe von Ammoniak der Anteil an Ammoniumcarbonat erhöht wurde.[1]

Als Englisches Riechsalz bezeichnete man früher Ammoniumcarbonat, das mit ätherischen Ölen parfümiert wurde. Aus Riechsalzen bestehende Flüssigkeiten, auch Schlagbalsam genannt, füllte man in sogenannte Riechfläschchen. Zu Zeiten, in denen einschnürende Kleidungsstücke wie Korsetts zur Damenmode gehörten und solche Anfälle begünstigten, sollen sie recht verbreitet gewesen sein.

Riechsalz heute

Aus der modernen Ersten Hilfe ist das Riechsalz verschwunden, da ein Wirksamkeitsnachweis fehlt und es das Einleiten notwendiger medizinischer Maßnahmen verzögern kann.[1]

Enge Parallelen gibt es aber zu modernen Riechampullen mit Ammoniak, die heute bei psychosomatischen Erregungszuständen (wieder) eingesetzt werden: Der extreme Geruchsreiz dient zur Reduktion von hoher Anspannung, insbesondere als Hochanspannungs-„skill“ im Rahmen der Dialektisch-Behavioralen Therapie, und wirkt auch antidissoziativ;[2] Dissoziationen schließen oft Bewegungs- und sogar Bewusstseinseinschränkungen ein, und extreme Fälle von Dissoziationen können einer Bewusstlosigkeit ähneln. Riechampullen mit Ammoniak können unter anderem auch bei psychisch (mit)bedingtem Schwindel und bei Angst vor Ohnmacht im Rahmen von Angstbewältigungsstrategien (gewissermaßen zum ‚Durchhalten in der Situation‘) eingesetzt werden, obwohl zur Therapie andere Verfahren – insbesondere Konfrontationstherapieindiziert sind.[3] Die Riechampullen sind in Apotheken in Deutschland frei verkäuflich.

Kulturelle Rezeption

Das bekannte Zitat „Nachbarin, Euer Fläschchen!“ aus Goethes Faust bezieht sich auf die Anwendung von Riechsalzen in flüssiger Darreichungsform.

Erika Fuchs griff Riechsalz für die Übersetzung einer Donald-Duck-Geschichte von Carl Barks auf; in der bis heute erscheinenden Übersetzung wird Riechsalz in der neu erfundenen, höchsten „Stärke 5“ eingesetzt.[4]

Belege

  1. 1,0 1,1 1,2 McCrory P: Smelling salts. Br J Sports Med. 2006 Aug;40(8):659-60. PMID 16864561
  2. Frank Schneider: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie, Springer DE, 2012, ISBN 3642171923, S. 357
  3. Hofmann, Stefan G.: Einführung in die moderne Kognitive Verhaltenstherapie. Psychotherapeutische Lösungsansätze. Springer 2013
  4. Ernst Horst: Nur keine Sentimentalitäten! Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte. Blessing, München, ISBN 978-3-89667-406-7, S. 75–76.

Weblinks

 Commons: Riechsalzfläschchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Riechsalz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Riechsalz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.