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Roulette
Roulette [ruˈlɛt] (fr.: Rädchen) ist ein weltweit verbreitetes, traditionelles Glücksspiel, das vor allem in Spielbanken angeboten wird. Das Roulette bezeichnet das Spiel, die Roulette bezeichnet die Roulettemaschine.
Beim Roulette setzt man auf Zahlen bzw. bestimmte Eigenschaften von Zahlen, die durch den zufälligen Lauf einer Kugel in einem Kessel bestimmt werden.
Geschichte
Die Erfindung des Roulette wird oft dem französischen Mathematiker Blaise Pascal zugeschrieben – dies beruht aber auf einem Missverständnis: Pascal war zwar einer der Pioniere der Wahrscheinlichkeitsrechnung und verfasste im Jahr 1658 seine Histoire de la roulette und Suite de l’histoire de la roulette, doch handeln diese Schriften nicht vom Roulette-Spiel, sondern von der in Frankreich auch Roulette genannten Zykloide.[1]
Als Ursprungsland wird häufig das Italien des 17. Jahrhunderts genannt, immerhin bezeichnet Meyers Konversationslexikon das Große Roulette mit den 38 Zahlen 00, 0, 1–36 noch um 1900 als Italienisches Roulette – im Gegensatz zum Kleinen oder Deutschen Roulette, das so wie das Boule-Spiel nur 18 Fächer kennt. Die Wurzeln des Roulette sind wohl so wie diejenigen des Glücksrades im mittelalterlichen Rad der Fortuna zu suchen.
Das Roulette kam im Laufe des 18. Jahrhunderts nach Frankreich, wo es Ludwig XV. vergeblich zu verbieten versuchte. Napoleon Bonaparte erlaubte 1806 das Glücksspiel nur mehr in den Spielhäusern des Pariser Palais Royal, wo bis zur Schließung durch Louis-Philippe I. Ende 1837 neben Pharo und Rouge et noir bzw. Trente et quarante auch Roulette gespielt wurde.
Die Zeit nach 1837 war die große Zeit der Spielbanken von Baden-Baden, Bad Homburg und Wiesbaden, wo Fjodor Michailowitsch Dostojewski das Roulette kennenlernte und diesem Spiel verfiel – aus diesem Erlebnis entstand der Roman Der Spieler.
Um das Spiel in Bad Homburg attraktiver zu gestalten und dem Casino einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Spielbanken zu verschaffen, verzichtete François Blanc im Jahre 1841 auf das Double zéro und verringerte damit den Vorteil der Spielbank gegenüber den Pointeuren, worauf sehr bald die anderen Casinobetreiber dem Beispiel Blancs folgten. In den USA ist die Doppel-Null noch heute üblich.
Nach der Reichsgründung mussten mit Jahresende 1872 alle deutschen Spielbanken schließen; sie wurden erst 1933 unter den Nationalsozialisten wiedereröffnet.
Das Glücksspielverbot in Frankreich und Deutschland kam vor allem dem Fürstentum Monaco zugute. François Blanc nutzte diese Gelegenheit und führte die Spielbank von Monte Carlo zu ihrer Blütezeit.
Heute wird Roulette in Spielbanken in aller Welt nach nahezu identischen Regeln gespielt. Unterschiede beziehen sich im Wesentlichen nur darauf, ob mit Double Zéro gespielt wird oder nicht, und auf die Regeln für das Ereignis, wenn die Kugel auf Zéro fällt.
Das französische Roulette
Der Spieltisch
Französisches Roulette wird klassisch an Doppeltischen gespielt: In der Mitte eines langen, mit grünem Tuch (Tapis) bespannten Tisches ist der Roulettekessel (Cylindre) in einer Vertiefung eingelassen, links und rechts davon befinden sich die Einsatzfelder (Tableau). Jeder Tisch wird von acht Angestellten des Casinos betreut, der Zylinder befindet sich in der Mitte von vier Croupiers, an den beiden Kopfenden sitzt jeweils ein weiterer Croupier und für jede Tischhälfte ist ein eigener Chef de table zuständig.
Heute wird jedoch vorwiegend an Einfachtischen gespielt, die von vier Croupiers betreut werden: Der Roulettekessel befindet sich an einem Tischende und es gibt nur ein Tableau, das sich in der Mitte des Tisches befindet.
Die Roulettemaschine (Kessel) besteht aus einer in eine Schüssel eingelassenen, drehbaren Scheibe mit 36 abwechselnd roten und schwarzen Nummernfächern sowie einem 37., grün gekennzeichneten Fach für die Null (Zéro). Die Roulette-Schüssel oder Cuvette wurde früher aus Ebenholz gefertigt, heute werden jedoch auch vielfach Kunststoffe verwendet.
Mithilfe einer – früher aus Elfenbein gefertigten – Kugel wird die Gewinnzahl ermittelt.
Der Spielablauf
Ziel ist es, in jedem einzelnen Spiel (Coup) zu erraten, auf welche Zahl die Kugel fallen wird.
Mit der Aufforderung „Faites vos jeux!“ („Machen Sie Ihre Spiele!“, englisch „Make your bets!“) bittet der Croupier die Spieler um ihre Einsätze. Diese werden mit Jetons geleistet. Entweder legt der Spieler selbst seine Jetons auf das Tableau oder er bittet den Croupier, dies für ihn zu tun und nennt (annonciert) die Zahl oder Zahlengruppe, auf die er setzen möchte.
Die Einsätze müssen zumindest das an jedem Tisch angegebene Minimum betragen und dürfen das je nach Wettart unterschiedliche Maximum nicht überschreiten.
Sind genug Einsätze getätigt, setzt der Croupier die Roulette-Scheibe in Bewegung und wirft die Kugel gegen die Drehrichtung in den Zylinder. Auch jetzt darf zunächst noch gesetzt werden. Nach der Ansage „Rien ne va plus.“ („Les jeux sont faits.“, „Nichts geht mehr.“, englisch „No more bets.“) darf nicht mehr gesetzt werden. Sobald die Kugel in einem Nummernfach liegen bleibt, sagt der Croupier die Gewinnzahl, deren Farbe und die weiteren gewinnenden einfachen Chancen (siehe unten) laut an, und zeigt mit seinem Rechen (Rateau) auf die Gewinnzahl.
Zunächst werden die verlierenden Einsätze – die sogenannte Masse – eingezogen; sodann werden alle Chancen, die mit der Gewinnzahl zusammenhängen, ausbezahlt.
Die Wettmöglichkeiten
Einfache Chancen
Die beliebteste Wettart beim Roulette sind die Wetten auf die einfachen Chancen. Die Nummern 1–36 sind auf drei verschiedene Arten in Zahlengruppen zu je 18 Nummern eingeteilt, diese sind:
- Rouge (Rot, engl. Red) und Noir (Schwarz, engl. Black),
- Impair (Ungerade, engl. Odd) und Pair (Gerade, engl. Even), sowie
- Manque (Niedrig, engl. 1–18) und Passe (Hoch, engl. 19–36).
Im Gewinnfall erhält man einen 1:1-Gewinn.
Mehrfache Chancen
- Plein, engl. Full number: Man setzt auf eine der 37 Zahlen, die Auszahlungsquote beträgt 35 : 1.
- Cheval, engl. Split: Man setzt auf zwei auf dem Tableau benachbarte Zahlen, z. B. 0/2 oder 13/14 oder 27/30, die Auszahlungsquote beträgt 17 : 1.
- Transversale pleine, engl. Street: Man setzt auf die drei Zahlen einer Querreihe des Tableaus, also z. B. 19, 20 und 21, die Auszahlungsquote beträgt 11 : 1. Tätigt man den Einsatz nicht selbst und bittet den Croupier, die Jetons zu platzieren, so nennt man bei einer Wette auf eine Zahlengruppe immer die niedrigste und die höchste Nummer. In diesem Beispiel also „Transversale 19–21“.
- Les trois premiers, engl. First three: Man wettet auf die ersten drei Nummern, d. h. auf 0, 1 und 2; die Auszahlungsquote beträgt wie bei der Transversale pleine 11 : 1.
- Carré, engl. Corner: Man setzt auf vier auf dem Tableau angrenzende Nummern, z. B. 23/24/26/27. Die entsprechende Annonce lautet „Carré 23–27“; die Auszahlungsquote beträgt 8 : 1.
- Les quatre premiers, engl. First four: Man setzt auf die ersten vier Zahlen, d. h. auf 0, 1, 2 und 3. Die Auszahlungsquote beträgt wie beim Carré 8 : 1.
- Transversale simple, engl. Six line: Man setzt auf die sechs Zahlen zweier aufeinanderfolgender Querreihen des Tableaus, z. B. auf die Zahlen 4, 5, 6, 7, 8 und 9. Die entsprechende Annonce lautet „Transversale 4–9“, die Auszahlungsquote beträgt 5 : 1.
- Douzaines, engl. Dozens: Die Zahlen 1–36 sind in drei Dutzende eingeteilt, die Gewinnquote beträgt jeweils 2 : 1
- 12P, Premier, engl. First dozen. Erstes Dutzend, die Zahlen 1–12
- 12M, Milieu, engl. Second dozen. Mittleres Dutzend, die Zahlen 13–24
- 12D, Dernier, engl. Third dozen: Letztes Dutzend, die Zahlen 25–36
- Colonnes, engl. Columns: Eine andere Einteilung in drei Gruppen von jeweils 12 Zahlen bilden die Kolonnen, die Gewinnquote beträgt so wie bei den Dutzenden jeweils 2 : 1.
- Colonne 34: Die erste Kolonne umfasst die Zahlen 1, 4, 7, 10, …, 34
- Colonne 35: Die mittlere Kolonne umfasst die Zahlen 2, 5, 8, 11, …, 35
- Colonne 36: Die letzte Kolonne umfasst die Zahlen 3, 6, 9, 12, …, 36.
Anmerkungen:
- Gewinnende Einsätze werden rückerstattet, d. h. hat man bspw. 10 € auf ein Carré gesetzt und gewonnen, so erhält man einen 8 : 1-Gewinn, also 80 € und den ursprünglichen Einsatz, insgesamt also 90 €, zurück.
- Die Gewinnquoten errechnen sich allgemein wie folgt: Man dividiert die Zahl 36 – bei der Berechnung der Gewinnquoten wird so verfahren, als ob es nur 36 statt 37 Nummern gäbe – durch die Anzahl der besetzten Nummern und zieht davon eins ab: Bei einem Carré sind vier Nummern besetzt, die Gewinnquote beträgt daher 36/4 − 1 = 8.
- Die einfachen Chancen, Dutzende und Kolonnen werden als niedrige Chancen bezeichnet, die übrigen Wettarten als hohe Chancen.
Ansagespiele
Kesselspiele
Bei den Kesselspielen setzt der Spieler auf Nummern, die im Roulette-Zylinder benachbart liegen. Kesselspiele werden gewöhnlich annonciert, man findet aber auch auf vielen Tischen spezielle Einsatzfelder für manche dieser Spielarten.
- Spiel mit Nachbarn (Voisins): Ein Spieler kann auf eine Zahl mit bis zu vier Nachbarn zu beiden Seiten setzen, z. B. bedeutet die Ansage „7 mit den zwei Nachbarn“ (kurz: "7-2-2"), dass der Spieler auf die Zahlen 18, 29, 7, 28 und 12 wettet und dafür fünf Jetons benötigt. Die fünf Nummern dieses Beispiels liegen im Kessel nebeneinander (vgl. Bild).
- Zéro-Spiel: Beim Zéro-Spiel setzt man mit vier Jetons auf die sieben im Kessel nebeneinander liegenden Nummern 12, 35, 3, 26, 0, 32 und 15, die die Null einschließen. Die Jetons werden dabei wie folgt gesetzt: drei Chevaux 0/3, 12/15 und 32/35, sowie ein Plein auf 26.
- Große Serie, Serie 0/2/3: Die große Serie umfasst die siebzehn Zahlen 22, 18, 29, 7, 28, 12, 35, 3, 26, 0, 32, 15, 19, 4, 21, 2 und 25, die mit neun Jetons wie folgt besetzt werden: jeweils zwei Stücke auf die drei Nummern 0/2/3 und das Carré 25/29 und je ein Stück auf die Chevaux 4/7, 12/15, 18/21, 19/22 und 32/35.
- Kleine Serie, Serie 5/8: Die kleine Serie umfasst zwölf im Kessel nebeneinander liegende Zahlen, nämlich 27, 13, 36, 11, 30, 8, 23, 10, 5, 24, 16 und 33, die mit sechs Jetons à cheval pointiert werden, und zwar je ein Stück auf 5/8, 10/11, 13/16, 23/24, 27/30 und 33/36.
- Les orphelins (dt. die Waisenkinder): Die Orphelins umfassen diejenigen acht Nummern, die zu keiner der beiden Serien zählen, das sind 1, 20, 14, 31, 9, 17, 34 und 6. Diese Nummern werden entweder mit acht Jetons voll (Orphelins en plein) oder mit nur fünf Jetons besetzt, im letzteren Fall wird ein Stück en plein auf die 1 und je eines à cheval auf 6/9, 14/17, 17/20 und 31/34 (die 17 ist in zwei Cheval-Sätzen enthalten) gesetzt.
Finalen
Abgesehen von diesen Kesselspielen werden auch gerne die Finalen gesetzt, das sind Folgen von Nummern mit gleicher Endziffer: Für die Finale 3 benötigt man vier Jetons und setzt damit auf die Zahlen 3, 13, 23 und 33.
Man kann auch Chevaux-Finalen spielen, für die Finale 2/5 etwa benötigt man vier Jetons, die auf 2/5, 12/15, 22/25 und 32/35 gesetzt werden usf.
Das Zéro
Fällt die Kugel auf Zéro, d. h. auf die Null,
- so gewinnen die Einsätze auf die Null bzw. diejenigen, welche die Null in einer Kombination enthalten, d. h. 0/1, 0/2, 0/3, 0/1/2, 0/2/3 und 0/1/2/3,
- alle anderen mehrfachen Chancen, also Transversalen, Dutzende und Kolonnen verlieren, und
- die Einsätze auf die einfachen Chancen werden gesperrt, man sagt, sie gehen en Prison (Gefängnis).
Beispiel: Ein Spieler setzt auf Impair, die Kugel fällt auf die Null, der Einsatz wird nun gesperrt. Fällt die Kugel im nächsten Coup auf Impair, so wird der Einsatz wieder frei, der Spieler gewinnt allerdings nichts. Fällt die Kugel dagegen auf Pair, so ist der Einsatz verloren.
Landet die Kugel in der nächsten Runde erneut auf der Null, so wird er – entsprechend den klassischen Regeln, die François Blanc eingeführt hat – für die zwei Folgerunden gesperrt (Double Prison), für den Fall, dass dreimal hintereinander die Null kommt, ist der Einsatz aber in jedem Fall verloren.[2]
Ein Spieler kann, wenn er den Einsatz nicht sperren lassen möchte, mit den Worten „Partagez la masse, s’il vous plaît“ die Hälfte seines Einsatzes zurückfordern, die andere Hälfte wird dann von der Spielbank eingezogen. Diese Möglichkeit besteht allerdings nur dann, wenn der Einsatz ein geradzahliges Vielfaches des Minimums beträgt, d. h. wenn er sich exakt halbieren lässt. Eine entsprechende Möglichkeit besteht auch beim Double Prison, wobei der Spieler ein Viertel seines Einsatzes zurückfordern kann. Eine weitere, wenn auch weniger bekannte Option für den Spieler besteht darin, einen gesperrten Einsatz auf eine andere einfache Chance verschieben zu lassen (z. B. von Impair auf Pair), wobei natürlich der Einsatz auf der gewählten Chance dann ebenfalls gesperrt ist.
Einige Casinos haben die Prison-Regel gestrichen. Fällt die Kugel dort auf Zéro, sind alle Einsätze auf einfache Chancen unmittelbar verloren.
Bankvorteil beim französischen Roulette
Durch das Zéro sichert sich das Casino seinen Bankvorteil.
Da die Gewinnquoten für die Wetten auf die mehrfachen Chancen so berechnet sind, als ob das Zéro nicht vorhanden wäre, d. h. als ob es nur 36 statt 37 Zahlen gäbe, beträgt der Bankvorteil bei den mehrfachen Chancen 1⁄37 = 2,70 %. Die Ausschüttungsquote beträgt somit 97,30 %.
Für die einfachen Chancen gilt Folgendes: Beim klassischen französischen Roulette mit Prison-Regel beträgt der Bankvorteil 1⁄37 · 1⁄2 = 1,35 %; die Ausschüttungsquote beträgt daher 98,65 %. Ohne Prison-Regel ist der Bankvorteil doppelt so hoch und beträgt dann 2,70 %, so wie auch auf allen mehrfachen Chancen.
Gewinnt ein Spieler mit einem Einsatz auf eine volle Nummer, ist es üblich, dass er mit den Worten „Pour les employés“ ein Stück dem Tronc (fr. Opferstock) zukommen lässt. Somit verringert sich die Gewinnquote für Einsätze auf Plein von 35 : 1 auf 34 : 1 und der mittlere Verlust des Spielers verdoppelt sich bei dieser Wettart auf 2⁄37 = 5,40 %.
Das Maximum
Das Maximum legt fest, dass die Spielbank für jeden einzelnen Gewinn nie mehr als einen vorher festgelegten Höchstbetrag auszahlen muss. Diese Regel dient dem Zweck, dass die Spielbank nicht infolge eines einzelnen sehr hohen Gewinns eines Spielers Insolvenz anmelden müsste.
Der Höchsteinsatz für einfache Chancen beträgt im Allgemeinen das 1200-Fache des Minimums; die Höchsteinsätze für die mehrfachen Chancen sind so gestaffelt, dass die Spielbank im Gewinnfall nie mehr als das Maximum auszahlen muss.
Für einen Tisch mit Minimum 10 € gelten daher folgende Maxima:
Wettart | Gewinnquote | Höchsteinsatz | Höchstgewinn |
---|---|---|---|
Einfache Chancen | 1 : 1 | 12.000 € | 12.000 € |
Dutzende, Kolonnen | 2 : 1 | 6.000 € | 12.000 € |
Transversale simple | 5 : 1 | 2.400 € | 12.000 € |
Carré | 8 : 1 | 1.500 € | 12.000 € |
Transversale pleine | 11 : 1 | 1.100 € | 12.100 € |
Cheval | 17 : 1 | 700 € | 11.900 € |
Plein | 35 : 1 | 350 € | 12.250 € |
Das amerikanische Roulette
Die Abwicklung des Spieles vollzieht sich beim American Roulette in rascherem Tempo. Die Tische sind daher etwas kleiner, sodass jeder Spieler selbst setzen kann und keine Annoncen nötig sind. Die Ansagen der Croupiers erfolgen üblicherweise in englischer statt französischer Sprache, die Bezeichnungen am Tableau (hier: Lay out) sind englisch, auch ist die Anordnung der Einsatzfelder eine andere. Der Croupier zeigt die Gewinnzahl nicht mit dem Rateau an, sondern markiert sie mit einer kleinen Figur namens Dolly.
Beim American Roulette, so wie es in den europäischen Spielbanken angeboten wird, gilt für die einfachen Chancen folgende Zéro-Regel: Fällt die Kugel auf die Null, so wird die Hälfte der Einsätze eingezogen.
Eine Besonderheit des American Roulette ist die Möglichkeit, mit persönlichen Chips zu spielen. Diese Spielmarken besitzen keine Wertangabe und werden nur am Tisch in verschiedenen Farben ausgegeben. Jeder Spieler bestimmt beim Kauf den Wert, der für jeden sichtbar angezeigt wird. Diese Chips können nur an dem betreffenden Tisch gespielt werden und müssen bei Beendigung des Spiels an diesem Tisch zurückgewechselt werden.
Das Spiel in den USA
American Roulette, so wie es in den europäischen Casinos gespielt wird, unterscheidet sich vom Spiel in den USA vor allem dadurch, dass in Europa der französische Roulettekessel mit den 37 Zahlen 0, 1–36 verwendet wird. Die Zahlen im amerikanischen Kessel sind nicht nur anders angeordnet, der in den USA gebräuchliche Zylinder enthält zusätzlich als 38. Zahl die Doppel-Null (Double zero).
Das Zero und Double zero
Fällt die Kugel auf Zero, d. h. auf die Null,
- so gewinnen die Einsätze auf die Null bzw. diejenigen, welche die Null in einer Kombination enthalten, d. h. 0/00, 0/1, 0/2, 0/1/2, 0/00/2 und 0/00/1/2/3;
- alle anderen mehrfachen Chancen, also Transversalen, Dutzende und Kolonnen verlieren, und ebenso auch alle Einsätze auf einfache Chancen.
Fällt die Kugel auf Double Zero, d. h. auf die Doppel-Null,
- so gewinnen die Einsätze auf die Doppel-Null bzw. diejenigen, welche die Doppel-Null in einer Kombination enthalten, d. h. 0/00, 00/2, 00/3, 0/00/2, 00/2/3 und 0/00/1/2/3;
- alle anderen mehrfachen Chancen, also Transversalen, Dutzende und Kolonnen verlieren, und ebenso auch alle Einsätze auf einfache Chancen.
Bankvorteil beim Spiel in den USA
Aufgrund des Doppelzéros ist der Bankvorteil in den USA mit 2/38 = 5,26 % wesentlich größer als beim Roulette in Europa. Die Regel, dass die Sätze auf den einfachen Chancen bei einer Null nur zur Hälfte verlieren, gilt nicht: In den USA werden die Einsätze zur Gänze eingezogen.
Beim amerikanischen Roulette mit Zéro und Doppelzéro gibt es allerdings keinen Tronc – dadurch entspricht der erwartete Verlust des Spielers bei den Sätzen auf eine volle Nummer annähernd den Verhältnissen beim klassischen Roulette (5,26 % im Vergleich zu 5,40 % beim klassischen Roulette), bei allen anderen Wettmöglichkeiten ist natürlich die europäische Spielweise für den Spieler wesentlich vorteilhafter.
Die Wette auf die fünf Nummern 0/00/1/2/3 (First Five) wird im Verhältnis 6:1 ausbezahlt; der Bankvorteil beträgt hierbei 7,89 %; dies ist die schlechteste Wette überhaupt.
Spielsysteme
Noch älter als das Roulette ist die Suche nach einem unfehlbaren Gewinnsystem bei Glücksspielen. Die beiden ältesten Spielsysteme, nämlich das Martingale- und das Parolispiel wurden bereits beim Pharo erprobt – mit demselben Misserfolg wie beim Roulette.
Mathematische Systeme
Die klassischen oder mathematischen Systeme lassen sich in folgende Gruppen einteilen
- Systeme, die stets mit Einsätzen in gleichbleibender Höhe, sogenannter Masse égale, operieren: Diese Systeme schreiben jeweils eine Marche vor, die angibt, welche Chance gespielt werden soll. Betrachtet man unendliche Folgen von Münzwürfen, Folgen von Rouge-Noir bzw. die Folge der getroffenen Nummern beim Roulette (die sogenannten Permanenzen), so findet man darin gewisse Gesetzmäßigkeiten (vgl. Roulette-Gesetze, Gesetz der kleinen Zahlen). Diese lassen sich aber nicht für Gewinnstrategien nutzen, da die einzelnen Coups voneinander unabhängig sind, und so sind all diese Systeme wertlos.
- Systeme, die mit variablen Einsätzen operieren, sogenannte Progressionen:
- Bei den Martingalespielen wird der Einsatz im Verlustfall erhöht, die wichtigsten Beispiele – weil einerseits historisch interessant und andererseits weit verbreitet – sind
- die Martingale classique,
- die Montante Américaine,
- die Montante Hollandaise,
- die Progression d’Alembert,
- das Fitzroy-System und
- das System Montant et démontant
- Beim Parolispiel wird der Einsatz nach einem Gewinn erhöht.
- Bei den Martingalespielen wird der Einsatz im Verlustfall erhöht, die wichtigsten Beispiele – weil einerseits historisch interessant und andererseits weit verbreitet – sind
Darüber hinaus wurden im Laufe der Jahrhunderte viele weitere – allesamt unbrauchbare – Spielsysteme entwickelt. Wie man allgemein mit Hilfe der Martingal-Theorie beweisen kann, ist es unmöglich eine Spielstrategie anzugeben, die für den Spieler einen positiven Erwartungswert liefert. Damit sind auch alle Progressions-Systeme wertlos.
Vergleich der Spielsysteme
In Bezug auf den Erwartungswert, d. h. den mittleren Gewinn der Spielbank pro riskiertem Euro, unterscheiden sich die Systeme nur insofern, als
- bei Systemen für die einfachen Chancen der Erwartungswert für die Spielbank 1,35 % beträgt und
- bei Systemen für mehrfachen Chancen für die Spielbank 2,7 %
aufgrund der unterschiedlichen Behandlung einfacher und mehrfacher Chancen beim Auftreten des Zéro.
Vergleicht man die Systeme, die die Einsätze im Verlustfall erhöhen (also die verschiedenen Martingalen) mit dem Masse égale-Spiel, so erhöht zwar der Spieler die Wahrscheinlichkeit, eine gewisse vorgegebene Spielstrecke (z. B. 1000 Coups) mit einem positiven Saldo abzuschließen, gleichzeitig steigt aber auch das Risiko eines Totalverlustes des zur Verfügung stehenden Spielkapitals.
Bei den verschiedenen Formen des Parolispiels ist es hingegen umgekehrt. Insofern unterscheiden sich die verschiedenen Systeme sehr wohl, auf lange Sicht ist jedoch nur der Erwartungswert von Bedeutung, und der ist – abgesehen von den obigen Besonderheiten – bei allen Systemen gleich.
Der Erwartungswert, d. h. der Vorteil der Bank macht sich mit zunehmender Spieldauer immer deutlicher bemerkbar. Die beste Strategie, sein Spielkapital beim Roulette zu verdoppeln, ist daher die Bold strategy, das kühne Spiel: dabei setzt man das gesamte Kapital, das man zu riskieren beabsichtigt, auf einmal auf eine der einfachen Chancen.[3]
Physikalische Systeme
Während die klassischen Systeme die Natur des Zufallsmechanismus außer Acht lassen – die Systeme für die einfachen Chancen lassen sich ja ebenso gut beim Trente et quarante spielen – so versuchen die folgenden Spielweisen die physikalischen Unvollkommenheiten des Zufallsmechanismus gewinnbringend auszunutzen.
Kesselfehler und Favoritensuche
Kein realer Roulette-Kessel hat eine perfekte Form. Durch kleine Imperfektionen im Herstellungsprozess und abnutzungsbedingte Unregelmäßigkeiten sind die 37 Nummern nicht genau gleich wahrscheinlich – einige Zahlen werden mit höherer Wahrscheinlichkeit getroffen als andere. Es gilt nun, diese Favoriten zu erkennen und dann auf diese zu setzen. Allerdings übertreffen die rein zufallsbedingten Abweichungen, die auch beim Spiel mit einem idealen Kessel auftreten würden, die möglichen technisch bedingten Abweichungen bei Weitem, sodass die Nummern mit höherer technischer Wahrscheinlichkeit auch längerfristig keineswegs häufiger getroffen zu werden brauchen. Viele Spielkasinos vertauschen auch täglich die Roulettezylinder zwischen den Tischen, um die Suche nach Kesselfehlern zu erschweren.
Für die Spieler wären solche Kesselfehler ohnehin erst dann langfristig gewinnbringend, wenn eine bestimmte, dem Spieler bekannte Zahl mit einer größeren Wahrscheinlichkeit als 1⁄36 anstelle der korrekten Wahrscheinlichkeit 1⁄37 auftritt, oder allgemein wenn bestimmte Sektoren des Kessels mit einer so viel höheren Wahrscheinlichkeit getroffen werden, dass der systematische Nachteil des Spielers von 2,7 % überkompensiert werden kann. Dermaßen grobe Fabrikationsfehler können aber ausgeschlossen werden, zumal die Kessel vor ihrem Einsatz genau geprüft werden. Außerdem überwachen auch die Spielbanken die Permanenzen aller Kessel, um Abnützungen oder Manipulationen entdecken zu können. Sollte ein Kessel Auffälligkeiten entwickeln, wird das Kasino dies feststellen, bevor sie von den Spielern ausgenutzt werden könnten.
Kesselgucken
Aus den exakten Geschwindigkeiten der Kugel und des Drehkreuzes, sowie den exakten Anfangspositionen derselben lässt sich theoretisch genau berechnen, in welches Fach die Kugel fallen wird, bzw. der Sektor des Roulettezylinders erraten, in den die Kugel wahrscheinlich fallen wird. So wie kein Fußball- oder Tennis-Spieler die Bahn des Balles tatsächlich im mathematischen Sinne berechnet, aber ein sehr gutes Gefühl für den Weg des Balles entwickelt, so gibt es auch Roulette-Spieler, die ähnliche Fähigkeiten entwickeln und nutzen wollen. Je später ein Spieler setzt, desto eher kann er den Sektor erraten und dann rasch vor dem Rien ne va plus auf diese Zahlen setzen.
Das Erraten des Kesselsektors wird freilich dadurch erschwert, dass die Kugel, sobald sie sich der Mitte nähert, durch rautenförmige Hindernisse (Obstacles) in ihrem Lauf gestört wird. Darüber hinaus steht der Spielbank eine sehr simple Gegenmaßnahme zur Verfügung: Scheint sich ein Spieler auf diese Weise einen Vorteil zu verschaffen, so werden künftige Coups entsprechend früh abgesagt, d. h. das Rien ne va plus folgt unmittelbar nach dem Werfen der Kugel, und spätere Einsätze werden nicht akzeptiert.
Wurfweitenspiel
Der Wurfweitenspieler unterstellt, dass jeder Croupier seine individuelle und gleichförmige Wurftechnik besitzt, sodass – abhängig von der Dreh- bzw. Wurfrichtung – zwischen dem Abwurfort der Kugel relativ zum Drehkreuz und dem Fach, in dem die Kugel zu liegen kommt, stets ungefähr dieselbe Anzahl von Feldern liegt. Der Spieler setzt daher nach dem Wurf der Kugel rasch auf die derart bestimmte Zahl und deren Nachbarn.
Im Unterschied zu den mathematischen Systemen lässt sich selbstverständlich für die physikalischen Systeme kein Beweis für deren Untauglichkeit erbringen. Das bedeutet allerdings nicht, dass mithilfe dieser Systeme tatsächlich langfristig Gewinne erzielt werden können (vgl. etwa die Ausführungen zum Thema Kesselfehler und Favoritensuche).
Roulette-Varianten
- Boule und das mechanische Pferderoulette Petits chevaux
- Sandown
- Glücksrad
- Multicolore
Außerdem:
- Russisches Roulette
- Englisches Roulette ist ein anderer Name für das Kartenglücksspiel Hoggenheimer.
Literatur
Geschichte
- Oskar Becker, Jos. E. Hofmann: Geschichte der Mathematik. Bonn 1951
- Thomas Bronder: Spiel, Zufall und Kommerz: Theorie und Praxis des Spiels um Geld zwischen Mathematik, Recht und Realität. Springer, Berlin Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-48828-7
- Rudolf Neuhäuser: Nachwort zu Der Spieler von Dostojewski. dtv, München 1981
- Hans Ernst Schmitt: Ein Roulette-Profi erzählt. RoProf-Verlag, München 1990
- Alexander B. Szanto: Roulette, Trente-et-Quarante, Baccara, Black Jack. Perlen Reihe, Band 645, Wien 1977
- Ralph Tegtmeier: Casino. Die Welt der Spielbanken – Spielbanken der Welt. DuMont, Köln 1989
Mathematische Systeme
- Alexander B. Szanto: Roulette, Trente-et-Quarante, Baccara, Black Jack. Perlen Reihe, Band 645, Wien, 1977
- M. Jung: Roulette richtig gespielt – Systemspiele, die Vermögen brachten. Falken-Verlag, Niedernhausen/Ts 1987 (sehr verbreitet, allerdings keine Empfehlung, sondern nur ein Beispiel aus der Fülle von Systembüchern)
- Claus Koken: Roulette. Computersimulation und Wahrscheinlichkeitsanalyse von Spiel und Strategien. 2., verbesserte Auflage. Oldenbourg, München 1987, ISBN 3-486-20444-0.
Physikalische Systeme
- Pierre Basieux: Faszination Roulette. Printul, 1999, ISBN 3-925575-28-6 (Phänomene und Fallstudien)
- Pierre Basieux: Die Zähmung der Schwankungen. Printul, 2003, ISBN 3-925575-31-6 (Wurfweitenspiele, Physikalische Vorhersagemethoden, Statistische Effekte)
- Pierre Basieux: Roulette im Zoom. Printul, 2003, ISBN 3-925575-20-0 (Anatomie des Kugellaufs)
- Pierre Basieux: Die Welt als Roulette. Rowohlt, 1995, ISBN 3-499-19707-3
- Thomas A. Bass: The Newtonian Casino. Penguin, London, 1990 (zuerst veröffentlicht als „The Eudaemonic Pie“, Houghton Mifflin, 1985)
- Edward O. Thorp: The Physical Prediction of Roulette. Woodland Hills, 1982
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Mathe-Gk 13 Kolleg St. Blasien: Blaise Pascal. In: www.joerg-rudolf.lehrer.belwue.de. Abgerufen am 30. Mai 2016.
- ↑ vgl. die im Literaturverzeichnis erwähnten Bücher von Szanto und Tegtmeier
- ↑ Lester Dubins, Leonard Savage: How to Gamble If You Must. McGraw-Hill, New York / London 1965
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