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Sandtigerhai

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Sandtigerhai
Carcharias taurus.jpg

Sandtigerhai (Carcharias taurus)

Systematik
ohne Rang: Haie (Selachii)
Überordnung: Galeomorphii
Ordnung: Makrelenhaiartige (Lamniformes)
Familie: Carchariidae
Gattung: Carcharias
Art: Sandtigerhai
Wissenschaftlicher Name der Familie
Carchariidae
Johannes Müller & Henle, 1838
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Carcharias
Rafinesque, 1810
Wissenschaftlicher Name der Art
Carcharias taurus
Rafinesque, 1810

Der Sandtigerhai (Carcharias taurus), auch einfach Sandtiger genannt, ist ein fast weltweit in tropischen, subtropischen und warm-gemäßigten Meeren vorkommender Hai.

Aussehen

Bei den Sandtigerhaien erreichen die Weibchen maximal eine Länge von 3,2 Metern. Die Männchen bleiben kleiner bei einer maximalen Körperlänge von 2,6 Metern. Im Allgemeinen weisen erwachsene Tiere eine Länge von 2 bis 2,2 Metern auf. Äußerlich unterscheiden sich die Geschlechter kaum. Sie haben eine zugespitzte, abgeflachte Schnauze und kleine Augen im Verhältnis zum Körper. Sie haben keine Nickhaut, um die Augen zu schützen. Die langen spitzen Zähne sind stark nach vorne gerichtet. Die Sandtigerhaie sind durch die Oberseitenfarbe und das Muster perfekt an den Meeressandboden angepasst. Charakteristisch sind die gelben bis dunkelroten Flecken auf dem langgestreckten, kräftigen, gelblichen Körper, die mit zunehmendem Alter blasser werden. Die Bauchseite ist weiß. Die beiden Rückenflossen, von denen die vordere verhältnismäßig weit nach hinten versetzt ist, sind gleich groß.

Lebensweise

Sandtigerhaie halten sich bevorzugt einzeln in flachen Wasserschichten in Küstennähe oder bei Korallen- und Felsriffen in küstenferneren Gebieten auf und ernähren sich dort hauptsächlich von Fischen. Gelegentlich sind größere Gruppen vorzufinden, die während der saisonalen Wanderungen der Bestände, während der Fortpflanzungszeit oder auch zur Jagd zusammenkommen. Wegen der fehlenden Schwimmblase sind sie ständig in einer gemächlichen Schwimmweise in Bewegung, um ein Absinken in tiefere Wasserschichten zu vermeiden. Sie haben jedoch als einzige Haiart die Fähigkeit, abgeschluckte Luft in ihren Mägen zu speichern, sodass der Magen als eine Art Schwimmblase fungiert. Das ermöglicht es ihnen, reglos im Wasser zu schweben. Am Tage halten sie sich oft in Höhlen auf, in denen sie schwebend schlafen. Beim Schwimmen haben die Sandtigerhaie stets das Maul leicht geöffnet, sodass die scharfen, langen Zähne sichtbar sind. Das gibt ihnen ein gefährliches Erscheinungsbild. Sie sind jedoch nicht aggressiv.

Ernährung

Silhouette des Sandtigerhais

Nachts begeben sich die Sandtigerhaie auf die Jagd. Sie erbeuten überwiegend mittelgroße Fische wie Makrelen, Seehechte, Heringe, Blaufische oder Lippfische. Neben diesen mittelgroßen Knochenfischen stehen auch kleinere Haie, Rochen, große Tintenfische und Krebstiere wie größere Krabben oder Langusten auf dem Speiseplan. Bei Tageslicht sind sie nur gelegentlich bei der Nahrungsaufnahme zu sehen. Manchmal gehen Sandtigerhaie in kleinen Gruppen auf die Jagd. Zuerst wird ein großer Schwarm von Beutefischen umzingelt, dann fallen die Sandtigerhaie gemeinsam über ihre Beute her.

Fortpflanzung

Weibliche Sandtigerhaie erreichen bei einer Länge von etwa zwei Meter die Geschlechtsreife. Wie bei den meisten Haien beißen die Männchen während der Balz und der Paarung das Weibchen. Die weiblichen Haie schützen sich durch eine wesentlich dickere Haut. Bei den Bissen verlieren die Sandtigerhaimännchen einige Zähne, die auf den Meeresgrund fallen. Anhand von in dem entsprechenden Gebiet gefundenen Sandtigerhaizähnen kann später nachgewiesen werden, dass es sich um einen Paarungsplatz gehandelt hat.

In den paarigen Eierstöcken bilden sich bis zu 25 Eizellen, die in den dazugehörigen Eileitern befruchtet werden. Die Keimlinge schlüpfen in einem frühen Entwicklungsstadium. Auf der Bauchseite befindet sich ein großer Dottersack, von dem sich die Keimlinge zuerst ernähren. Wenn dieser aufgezehrt ist, haben die Jungtiere etwa eine Größe von 18 Zentimetern und verfügen bereits über scharfe Zähne. Bei den Jungtieren kommt es zu einem vorgeburtlichen Kannibalismus. Jeweils nur ein Jungtier wächst in einer Tragezeit von acht bis zwölf Monaten in jedem der beiden Gebärmuttersäcke heran. Während der Tragezeit ernähren sich die beiden ältesten Jungtiere von dem Dotter der unbefruchteten Eier und später von den weiteren schlüpfenden Embryonen. Anschließend erzeugt das Muttertier weitere (unbefruchtete) Eier, die der Ernährung der Jungtiere bis zur Geburt dienen. Wenn sie geboren werden, haben sie eine Länge von einem Meter und ein Gewicht von 20 Kilogramm.

Verbreitung

Verbreitungskarte

Das Verbreitungsgebiet der Sandtigerhaie ist weit gesteckt. Sie sind in den gemäßigten wie auch in den subtropischen und tropischen Zonen anzutreffen. Vorkommen gibt es im westlichen Atlantik vom Golf von Maine über die Karibik und den Golf von Mexiko bis nach Brasilien und Patagonien im Süden von Argentinien. Im Ostatlantik sind sie vor den Küsten Marokkos, im Mittelmeer, vor den Kanarischen Inseln bis zum Golf von Guinea verbreitet. Weitere Vorkommen gibt es vor der Ostküste von Südafrika im Indischen Ozean und im Roten Meer. Auch vor Australien, Korea und Japan leben größere Bestände der Sandtigerhaie.

Systematik

Die wissenschaftlichen Bezeichnungen von Art und Gattung wurden 1810 durch den US-amerikanischen Universalgelehrten Constantine S. Rafinesque-Schmaltz eingeführt.[1][2][3] Als Terra typica wurde Sizilien angegeben. Eugomphodus (Gill, 1861) ist ein Synonym der Gattung Carcharias, Carcharias griseus (Ayres, 1843) eine Synonymbeschreibung der Art.

Indischer Sandtigerhai (Carcharias tricuspidatus), Zeichnung aus Fauna of British India von 1889

Im Jahr 1878 wurde als weitere Art der Gattung von Francis Day der Indische Sandtigerhai (Carcharias tricuspidatus) anhand einer inzwischen verloren gegangenen Haut beschrieben. Er sollte im nördlichen Indischen Ozean, an den Küsten Indiens und Pakistans, eventuell auch bei Indonesien, Vietnam, Australien, den Philippinen und an der Küste des nördlichen China vorkommen. Als Unterschiede zum Sandtigerhai wurden eine rundere Schnauze und das Fehlen von Lippenfurchen genannt. Er sollte 3,7 Meter, nach nicht glaubwürdigen Angaben des Erstbeschreibers sogar 6,1 Meter lang werden.[4] Während dieser Hai durch Compagno 1984 noch als eigenständige Art behandelt wurde[4] und auch in darauf aufbauenden Darstellungen wie etwa der fishbase mit dem Hinweis, dass es sich möglicherweise um ein Synonym von Carcharias taurus handelt, aufgenommen wurde[5], taucht er in der 2004 erschienenen Version der Sharks of the World von Compagno et al. nicht mehr auf. Damit ist die Gattung Carcharias wahrscheinlich monotypisch.

Der Sandtigerhai gehört zur Ordnung der Makrelenhaiartigen (Lamniformes) und wurde dort in die Familie der Sandhaie (Odontaspididae) gestellt, zu der auch die namensgebende Haigattung Odontaspis gehört. Wie verschiedene Arbeiten zur Makrelenhaisystematik bzw. Knorpelfischsystematik ergaben ist der Sandtigerhai mit Odontaspis jedoch nicht besonders nah verwandt. Die nächsten Verwandten des Sandtigerhais sind die Makrelenhaie (Lamnidae), zu denen auch der bekannte Weiße Hai (Carcharodon carcharias) gehört, und der Riesenhai (Cetorhinidae), während Odontaspis gemeinsam mit den Fuchshaien (Alopiidae), dem Riesenmaulhai (Megachasmidae) und dem Krokodilhai (Pseudocarchariidae) eine Klade innerhalb der Makrelenhaiartigen bildet.[6][7][8]

Um wieder zu monophyletischen Familien zu kommen wurde deshalb im November 2019 die Familie Carchariidae revalidiert, die im Jahr 1838 durch die deutschen Anatomen und Zoologen Johannes Müller und Jakob Henle als Carchariae eingeführt wurde. Der Sandtigerhai ist die einzige Art der Carchariidae, während nur die Gattung Odontaspis bei den Odontaspididae verbleibt.[9]

Sandtigerhai und Mensch

Sandtigerhai im Newport Aquarium

Sandtigerhaie sind enorm in ihren Beständen bedroht. Wegen der Verwechslungsgefahr mit dem entfernt ähnlich aussehenden Tigerhai (Galeocerdo cuvieri) aus der Familie der Requiemhaie (Carcharhinidae) wird er für Angriffe auf Badende und Taucher verantwortlich gemacht, die nicht nachgewiesen wurden. Der Tigerhai dringt wie die Sandtigerhaie häufig in Küstengewässer vor und schnappt nach allem, was sich bewegt, gelegentlich auch nach Menschen. Es folgte daraus eine starke Bejagung der Sandtigerhaie, die 1974 dazu führte, dass sie in bestimmten Verbreitungsgebieten gesetzlich geschützt werden mussten, so vor Queensland und New South Wales in Australien in dem Meeresschutzgebiet Cod Grounds Commonwealth Marine Reserve und auch in den Hoheitsgewässern der Vereinigten Staaten. Von der IUCN werden sie als gefährdet eingestuft.

In Japan ist das Fleisch der Sandtigerhaie begehrt. Die Sandtigerhaie werden meistens mit beköderten Langleinen gefangen. Die Flossen werden für die Haiflossensuppe verwendet und der Lebertran als Öl. Durch Beifang in Schleppnetzen, die für den Fang von Knochenfischen verwendet werden, besteht eine weitere Bedrohung. Weitere große Dezimierungen der Bestände werden durch Sportfischer, die Sandtigerhaie mit Harpunen und Explosivgeschossen (power heads) erlegen, vorangetrieben. Vor den Küsten von Australien kam es zwischen 1950 und 1990 zu einer Verminderung des Bestands von bis zu 95 Prozent. In anderen Bereichen wie vor Florida ist die Art fast gänzlich verschwunden. Es wird in bestimmten Verbreitungsgebieten ein Aussterben befürchtet.

Belege

  1. Constantine S. Rafinesque-Schmaltz: Caratteri di Alcuni Nuovi Generi e Nuove Specie di Animali e Piante della Sicilia. Palermo (1810)
  2. Vorlage:CatalogOfFishes
  3. Vorlage:CatalogOfFishes
  4. 4,0 4,1 Leonard J.V. Compagno: Sharks of the world An annotated and illustrated catalogue of shark species known to date Part 1 - Hexanchiformes to Lamniformes. FAO SPECIES CATALOGUE Vollständiges PDF Carcharias tricuspidatus
  5. Sandtigerhai auf Fishbase.org (englisch)
  6. Deborah L. Bowden, Carolina Vargas-Caro, Jennifer R. Ovenden, Michael B. Bennett & Carlos Bustamante: The phylogenomic position of the grey nurse shark Carcharias taurus Rafinesque, 1810 (Lamniformes, Odontaspididae) inferred from the mitochondrial genome. Mitogenome Announcement, 2015, doi: 10.3109/19401736.2015.1089486
  7. Gavin J. P. Naylor, Janine N. Caira, Kirsten Jensen, Kerri A. M. Rosana, Nicolas Straube, Clemens Lakner: Elasmobranch Phylogeny: A Mitochondrial Estimate Based on 595 Species. Seite 38 in Jeffrey C. Carrier, John A. Musick, Michael R. Heithaus: Biology of Sharks and Their Relatives (Marine Biology). Verlag: Crc Pr Inc, 2012, ISBN 1-4398-3924-7. DOI: 10.1201/b11867-4
  8. Kenshu Shimada: Phylogeny of lamniform sharks (Chondrichthyes: Elasmobranchii) and the contribution of dental characters to lamniform systematics. Paleontological Research, 9(1):55-72 (2005). doi: 10.2517/prpsj.9.55
  9. Nicholas R. Stone und Kenshu Shimada: Skeletal Anatomy of the Bigeye Sand Tiger Shark, Odontaspis noronhai (Lamniformes: Odontaspididae), and Its Implications for Lamniform Phylogeny, Taxonomy, and Conservation Biology. Copeia 107(4), 632-652, (2019). doi: 10.1643/CG-18-160

Weblinks

 Commons: Sandtigerhai (Carcharias taurus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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