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Schädel
Als Schädel (lateinisch cranium von griechisch κρανίον krānion) werden die Knochen des Kopfes bezeichnet. Der nachfolgende Bereich des Skeletts wird entsprechend als „Postcranium“ (Postcranialskelett) bezeichnet. Intrakraniell bedeutet „im Schädel gelegen“.
Allgemeines
Der Schädel ist ein generelles Merkmal aller Wirbeltiere. Analoge Entwicklungen gibt es bei Gliederfüßern, z. B. Insekten und Krebsen, bei denen das Oberschlundganglion durch das Außenskelett geschützt ist. Noch ähnlicher ist die Parallelentwicklung bei Cephalopoden (Tintenfischen). Diese Weichtiere haben eine Knorpelkapsel, die das Gehirn schützt, und funktionell dem Hirnschädel vergleichbar ist.
Die Knochen des Schädels
Der Schädel des Menschen besteht aus 22–30 miteinander über Knochennähte verbundenen Knochen. Die unterschiedlichen Angaben beruhen darauf, dass sich einerseits das Stirnbein wohl aus zwei Knochenanlagen bildet, aber sich nach dem Wachstumsabschluss meist als einheitlicher Knochen zeigt, andererseits das Zungenbein und die Gehörknöchelchen nur fallweise zu den Schädelknochen gezählt werden. Anatomisch unterscheidet man somit den
- Hirnschädel (lat. Neurocranium), der eine stabile Hülle um das Gehirn bildet.
- Gesichtsschädel (lat. Viscerocranium), der die Grundlage für das Gesicht bildet. Als Adjektiv wird für Teile des Gesichtsschädels auch kraniofacial (facies = Gesicht) verwendet.
Die Knochen des Hirnschädels
Morphologisch wird der Hirnschädel in das Schädeldach (Calvaria, Schädelkalotte) und die Schädelbasis unterteilt. Der Hirnschädel wird gebildet durch
- das unpaarige Hinterhauptbein (lat. Os occipitale),
- das paarige Scheitelbein (lat. Os parietale),
- das paarige Schläfenbein (lat. Os temporale),
- das unpaarige Keilbein (lat. Os sphenoidale) und
- einen Teil des Stirnbeins (lat. Os frontale) sowie das
- das unpaarige Siebbein (lat. Os ethmoidale)
Von manchen Autoren wird das ganze Stirnbein dem Hirnschädel zugeordnet.
Der Hirnschädel ist durch die Kopfgelenke mit der Halswirbelsäule verbunden.
Die Knochen des Gesichtsschädels
Zum Gesichtsschädel gehören u.a. jene Knochen, die die Augen- und Nasenhöhlen und die Mundhöhle bilden. Im Einzelnen sind das:
- jene Teile des Stirnbeins, die die Augenhöhle mitbilden
- das paarige Jochbein (lat. Os zygomaticum)
- den Oberkiefer (lat. Maxilla), in Wirklichkeit ein paariger Knochen
- das paarige Zwischenkieferbein (lat. Os incisivum), das beim Menschen schon vor der Geburt mit dem Oberkiefer verschmilzt
- den unpaarigen Unterkiefer (lat. Mandibula)
- das paarige Nasenbein (lat. Os nasale)
- das paarige Nasenmuschelbein (lat. Os conchale)
- das paarige Tränenbein (lat. Os lacrimale)
- das paarige Gaumenbein (lat. Os palatinum)
- das unpaarige Pflugscharbein (lat. der Vomer)
- das unpaarige Siebbein (lat. Os ethmoidale)
Vergleich: Mensch und andere Menschenaffen
Die den Schädel betreffenden Unterschiede zwischen Menschen und Menschenaffen beruhen hauptsächlich auf der Tatsache der vollständigen Aufrichtung des menschlichen Körpers und dem aufrechten Gang. Der Kopf balanciert nun auf der Wirbelsäule, sodass die Nackenmuskulatur beim Menschen nicht mehr so kräftig ist und dementsprechend die Schädelknochen dünnwandiger sind. Andererseits ist der Gesichtsschädel des Menschen kleiner, die Kieferpartie zurückgebildet und der Hirnschädel weiter, um dem größeren Gehirn Platz zu bieten.
Wachstum des menschlichen Schädels
Beim neugeborenen Menschen sind die Teile des Hirnschädels noch nicht vollständig verknöchert und verwachsen. Zwischen den einzelnen Schädelplatten befinden sich Knochenlücken, die Fontanellen. Im Lauf der ersten Lebensjahre schließen sich die Fontanellen und der Hirnschädel verknöchert vollständig. An den Schädelnähten (Suturen) sind auch beim Schädel eines Erwachsenen noch die einzelnen Plattenknochen des Hirnschädels zu identifizieren, wobei die Naht zwischen beiden Stirnknochenanteilen sich üblicherweise bis zum 2. Lebensjahr schließt. Schließen sich eine oder mehrere Schädelnähte vorzeitig, so spricht man von Craniosynostose (Kraniosynostose). Beim Neugeborenen beträgt das Verhältnis von Hirnschädel zu Gesichtsschädel noch 8:1, beim fünfjährigen Kind 4:1, beim Erwachsenen 2:1.
Schädelkinese
Unter Schädelkinese oder -kinetik versteht man die Beweglichkeit mancher Schädelregionen relativ zueinander. Eine solche Beweglichkeit findet sich bei allen rezenten Vögeln (bei den Urkiefervögeln, z. B. dem Afrikanischen Strauß, jedoch nur eingeschränkt) und vielen (rezenten und fossilen) Reptilien, so bei allen Schlangen und den meisten Eidechsen (Funktion hier sehr unklar). So existiert bei den Vögeln und einigen Reptilien ein zusätzliches Gelenk im Schädeldach vor den Augenhöhlen, das es ihnen erlaubt, durch seitliche Drehung des Quadratums das Gaumendach gegen den Hirnschädel vor und zurück zu bewegen. Die hierdurch erreichte verstärkte Hebung des Oberkiefers vergrößert die Mundöffnung und möglicherweise auch die Beißkraft. Die Schädelkinese führt bei den Vögeln zu einer großen Formenvielfalt und ist nicht nur für ihr Geschick bei der Manipulation der Nahrung verantwortlich, sondern mindert auch bei manchen Vögeln den Aufprall beim Picken und spielt ebenfalls beim Nestbau sowie der Gefiederpflege eine Rolle. Sie ist ebenso von systematischer Bedeutung, denn aufgrund der Beziehungen der Gaumendachknochen, die an diesem Bewegungsprozess beteiligt sind, werden vier oder mehr Taxa rezenter Vögel unterschieden. – Ferner kommt diese Kinetik einigen Amphibien und den meisten Fischen zu, dem Quastenflosser sogar auch im Hirnschädel. – Bei Säugetieren hingegen sind die einzelnen Regionen des Schädels (bis auf den Unterkiefer) gegeneinander starr – ihr Schädel ist akinetisch. (Die geringfügigen Bewegungen der Knochen in Suturen, die für die „Craniosacraltherapie“ von Bedeutung sind, fallen nicht unter Kinese.)
Symbolik
Auf Gräbern und Grabsteinen deutet der Totenschädel auf die Vergänglichkeit des Lebens hin. Er ist ikonographisches Kennzeichen vieler heiliger Büßer und Einsiedler, bei Bildern des Kirchenvaters Hieronymus gehört er zum Standardprogramm. Mit dem verheerenden Auftreten der Pest entstehen seit dem 15. Jahrhundert die Totentanz-Bilder, die mit ganzen Skeletten, einzelnen Knochen und Schädeln versehen sind. Der Totenkopf ist häufig Bestandteil barocker Vanitas-Stillleben. Auch hier ist er Meditationsgegenstand, der den Betrachter an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern soll. Häufig findet sich auf Kreuzigungsszenen zu Füßen Jesu ein Totenschädel. Hier wird auf eine mittelalterliche Legende angespielt, nach der das Kreuz Christi auf dem Grab Adams errichtet worden ist.
Zauberer, Hexen und Okkultisten werden häufig mit Totenschädeln in Verbindung gebracht. Er soll, wie auch in der Kunst, die Sterblichkeit der Menschen in ihrer Umgebung und ihre eigene Sterblichkeit verdeutlichen. [1]
In der Gothic-Kultur werden Totenschädel als Schmuckstück genutzt.[2]
Siehe auch
- Schädel der Landwirbeltiere
- Deutsche Horizontale, Kraniometrie
- Schädeldeformation
- Jolly Roger (auf der Piratenflagge)
- Têtes coupées
- Schädelmaske
Weblinks
- Schädel-Sammlung, California Academy of Sciences
- Schädel des Menschen und in der vergleichenden Anatomie (PDF-Datei; 642 kB)
- Schädelkinetik (PDF-Datei; 6,9 MB)
- Strukturelle Besonderheiten des Schädels
Quellen
- ↑ Sehen, Staunen, Wissen: Hexen & Zauberer. Die faszinierende Welt der Magie. 2004 Hildesheim (Gerstenberg Verlag), ISBN 3-8067-5514-0. Originaltitel: Eyewitness Guides: Witch and Wizard
- ↑ Birgit Richard: Schwarzes Glück und Dunkle Welle. Gotische Kultursedimente im jugendkulturellen Stil und magisches Symbolrecycling im Netz. http://www.birgitrichard.de/goth/texte/gothicskulturschutt.pdf (PDF)
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