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Schloss Solitude

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Schloss Solitude, Südfassade des Hauptgebäudes
Zwischen den „Kavaliershäuschen“, ein Durchblick auf die Schlossanlage bei Nacht
Schloss Solitude bei Nacht
Panoramaaufnahme des Schlosses, Nordfassade
Kavaliershäuschen
Plan zum Schloss und den nicht mehr vorhandenen Gärten

Schloss Solitude (von französisch solitude ‚Einsamkeit‘) wurde zwischen 1763 und 1769 von Johann Friedrich Weyhing und Philippe de La Guêpière als Jagd- und Repräsentationsschloss unter Herzog Carl Eugen von Württemberg erbaut.

Im Jahre 1858 wurde „die Solitude“ Teil der Gemeinde Gerlingen (Württemberg). Erst am 1. April 1942 wurde die Solitude in die Stadt Stuttgart eingemeindet. Seit 1956 gehört das Gebiet der Solitude zum Stuttgarter Stadtbezirk Stuttgart-West. Das Schloss oder auch die Eremitage Solitude liegt auf einem langgezogenen Höhenrücken zwischen den Städten Leonberg, Gerlingen und den Stuttgarter Stadtbezirken Weilimdorf und Botnang. Direkt am Rande von dessen nördlichen Abhang erbaut, bietet es einen Ausblick nach Norden ins württembergische Unterland in Richtung Ludwigsburg.

Das Schloss Solitude

Geschichte

Die Bauzeit war gekennzeichnet von politischen und finanziellen Widrigkeiten. Carl Eugen war ein überaus bau- und repräsentationsfreudiger Fürst – von Giacomo Casanova ist beispielsweise eine begeisterte Schilderung der prunkvollen Hofhaltung, der Bauten und der technisch raffinierten Theatervorstellungen überliefert. Der Bau überstieg die finanziellen Möglichkeiten des Herzogtums Württemberg. Wegen der Finanzprobleme des Staates kam es zu politischen Konflikten des Herzogs mit den einflussreichen württembergischen Landständen in Stuttgart, in deren Folge der Herzog seine Residenz von Stuttgart nach Ludwigsburg verlegte. Letztlich waren die aufwendige Repräsentation und der Unterhalt von Solitude weder finanziell noch politisch tragbar. Bereits 1775 wurde die Hofhaltung dort eingestellt und nach Hohenheim verlagert.

1770 wurde die Karlsschule (seit 1781 Hohe Karlsschule) von Herzog Carl Eugen gegründet und befand sich anfangs im herzoglichen Lustschloss Solitude. Sie diente als Militärakademie, Kunstakademie und später als Allgemeine Hochschule und war als Eliteschule für Söhne aus angesehenen württembergischen Familien vorgesehen. Ihr berühmtester Schüler war Friedrich von Schiller, der ebenso wie sein Vater Johann Caspar Schiller dort eingeschrieben war. 1775 wurde die Schule nach Stuttgart verlegt. So verbrachte auch Friedrich Schiller einige Zeit als Eleve (Student) auf der Solitude.

Schillers Vater wurde 1775 Leiter der herzoglichen Hofgärten auf Schloss Solitude.[1][2]

Später wurde das Gelände weniger genutzt, und die Gärten verfielen. Die Eberhardskirche wurde abgetragen und an ihrem heutigen Standort an der Königstraße in Stuttgart wieder aufgebaut. Schloss und Domäne waren verpachtet und wurden als Hotel genutzt. Während des Kriegs von 1866 wurde ein Feld-, 1870/71 ein Hauptlazarett eingerichtet.

Nach weiterem Verfall waren die Bausubstanz Mitte des 20. Jahrhunderts stark angegriffen und die Dächer verrottet. Die Deckengemälde von Nicolas Guibal und die Deckenfresken waren durch Wasserschaden weitgehend zerstört. 1972–1983 renovierte die Bundesrepublik Deutschland die Gebäude mit den Innenräumen einschließlich der Fresken und Deckengemälde.

Von Mai 1968 bis zum Jahr 1986 befand sich im heutigen Akademiegebäude ein autonomes Studentenwohnheim. Viele der Bewohner waren Musiker, Schauspieler und Tänzer, hinzu kamen Sozialpädagogen, Architekten und Ingenieure. Sie taten sich zusammen und veranstalteten Konzerte, Jazzsessions, Tanztheater und andere Kunstprojekte. Professor K. R. H. Sonderborg von der Kunstakademie Stuttgart, der Dirigent Manfred Schreier und die Schauspielerin Bettina Kupfer waren häufige Gäste.

Heutige Nutzung

Schloss Solitude ist für Besichtigungen geöffnet. Es zählt zu den landeseigenen Monumenten und wird von der Einrichtung „Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“ betreut. Seit 1990 ist in den Nebengebäuden des Schlosses, den beiden Offizien- und Kavaliersgebäuden, die Akademie Schloss Solitude untergebracht, die sich die Förderung des künstlerischen Nachwuchses zur Aufgabe gemacht hat. Die Kavaliersgebäude dienen unter anderem als Wohnungen für Stipendiaten.

Hier ist auch das Graevenitz-Museum untergebracht. Es zeigt Werke des Stuttgarter Bildhauers Fritz von Graevenitz (1892–1959).

Baustil

Schloss Solitude wurde von einer Arbeitsgruppe unter Anleitung des Hofbaumeisters Philippe de La Guêpière am Hofe entworfen, mit tatkräftiger Beteiligung des Fürsten selbst und einiger anderer Baumeister wie Johann Friedrich Weyhing. Äußerlich ist es ein typisches Rokokoschloss. Im Inneren jedoch macht sich schon die beginnende klassizistische Epoche bemerkbar: Statt der unregelmäßigen, lebhaften Formen des Rokoko sind die Räume und Wände in ruhigen klassischen Proportionen aufgeteilt.

Nachahmer

Schloss Solitude wurde wie viele Schlösser, allerdings recht spät, kopiert. 1908 plante der fränkische Baron und kaiserliche Rittmeister Crafft Freiherr Truchseß von und zu Wetzhausen einen genauen Nachbau in seiner fränkischen Heimat nahe Schweinfurt. Der württembergische König Wilhelm II. unterband dieses Vorhaben jedoch. So entstand mit Schloss Craheim ein Schlossneubau, dessen Südfassade sich lediglich an Solitude anlehnt.

Blick durchs Nordtor über die Solitude-Allee
Gedenktafel zur Landes­vermessung, welche die Allee als Basis nutzte

Solitudeallee

Herzog Carl Eugen ließ die Solitude-Allee von 1764 bis 1768 als direkte Verbindungsachse vom Residenzschloss Ludwigsburg zu seinem favorisierten Aufenthaltsort auf der Solitude bauen. Sie beginnt am nördlichen Haupttor des Schlosses Solitude. Als namenloser breiter Weg führt sie steil den Hang hinunter. Am Fuße des Hangs vereinigt sie sich mit der Bergheimer Steige. Ab dem Weilimdorfer Ortsteil Bergheim heißt sie Solitudestraße. Durch den Ortsteil Wolfbusch führt sie weiter zum Ortskern von Stuttgart-Weilimdorf. Ab der Gemarkungsgrenze zu Korntal lautet der Straßenname Solitudeallee. Über Korntal führt sie weiter nach Stuttgart-Neuwirtshaus, Stuttgart-Stammheim und Kornwestheim, dann als asphaltierter Feldweg über das Lange Feld nach Ludwigsburg.

Sie ist trotz der hügeligen Landschaft eine exakte Gerade und konnte daher als Basislinie für die Württembergische Landesvermessung von 1820 dienen. Heute ist sie noch fast vollständig erhalten. Lediglich in Weilimdorf, wo sie mit der Hauptstraße zusammenfällt, und in Ludwigsburg, wo sie das Bahngelände quert, gibt es jeweils einen kleinen Versatz.

Nach der Gedenktafel im Inneren des Schlosses ist sie 40.118,718 Pariser Fuß oder 13.032,14 Meter lang.

Einzelnachweise

  1. Dies geschah seiner Kenntnis nach auf Empfehlung des damaligen Rentkammer-Vizedirektors, seines engen Freundes Johann Christoph Dertinger (1731–1787), eines Neffen des Prälaten Friedrich Christoph Oetinger. Vgl. Reinhard Breymayer: Zwischen Prinzessin Antonia von Württemberg und Heinrich von Kleists Käthchen von Heilbronn. Neues zum Magnet- und Spannungsfeld des Prälaten Friedrich Christoph Oetinger. Heck, Dußlingen 2010, S. 24 f.
  2. Vgl. den Brief von Schillers Vater: „Liebster Sohn! [...] Neben dem, daß ich mich gegenwärtig um Sein Befinden erkundigen wolte, geb ich ihm Nachricht, daß unser ehemaliger Herr Cammer-Director [Johann Christoph] Dertinger nächstens nach Mannheim kommen und sich dort nach Ihm erkundigen wird. Es ist dieses einer meiner besten Freunde, und hat mir seit 33. Jahren daß ich Ihn kenne, sehr viel Freundschaft erwiesen, und soviel ich weiß, mich bei Serenissimo [d. i. Herzog Karl II. Eugen von Württemberg] zu meinem hiesigen Posten vorgeschlagen.“ Schillers Werke. Nationalausgabe, Bd. 33, Teil 1, Hrsg. Siegfried Seidel, Weimar 1989, S. 9 f.- Vgl. dazu die Anmerkungen ebenda, Bd. 33, Teil 2. Hrsg. von Georg Kurscheidt. Weimar 1998, S. 100 f.; dazu das Register.

Literatur

  • Architektonische Studien. Herausgegeben vom Architekten-Verein. Kgl. Polytechnikum in Stuttgart 1870/ca. 1874, Heft 3, Blatt 4.
  • Gotthilf Kleemann: Schloß Solitude bei Stuttgart. Aufbau – Glanzzeit – Niedergang. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1966.
  • Eberhard Fritz: Das Schloss in der Einsamkeit – Herzog Karl Eugen und sein Jagdschloss Solitude. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter 68/2014. S. 99–134.

Weblinks

 Commons: Schloss Solitude – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Schloss Solitude aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.