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Schneider

Aus Jewiki
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Dieser Artikel behandelt den Beruf des Schneiders. Für Personen dieses Namens siehe Schneider (Familienname), für sonstige Bedeutungen siehe Schneider (Begriffsklärung).
Schneidermeister Panzer aus Gera, 1958

Schneider bzw. Schneiderin ist ein handwerklicher Lehrberuf der Textilverarbeitung. Die Aufgabe des Schneiders ist es, Textilien zu Bekleidung zu verarbeiten. Die Handwerkzeuge des Schneiders sind seit alters her Nadel, Faden, Schere und Bügeleisen, seit dem 19. Jahrhundert zunehmend auch die Nähmaschine.

Berufsbild

Zunftwappen
Die Anprobe, 1971

Als Ausbildungsberuf wird zwischen Damenschneider/in und Herrenschneider/in unterschieden, je nachdem, für welches Geschlecht bevorzugt Kleidung hergestellt wird, der hauptsächliche Unterschied liegt im Zuschnitt der Kleidungsstücke. Im 19. Jahrhundert wurden in der Herrenschneiderei Schnittsysteme entwickelt, die eine genaue Paßform und einen korrekten Sitz ergaben, während die Damenschneiderei eher „modellierte“ Kleidungsstücke bevorzugte, die mit Falten, Weite und Stoffzügen arbeiteten um bevorzugt „schöne“ Effekte zu erzielen. Der Damenschneiderberuf ist relativ neu und hat sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts als eigenständiges Handwerk etabliert, in älteren Zunftordnungen wird zur Meisterprüfung neben Näh- und Bügelproben, Anfertigung von Hosen, Schauben usw. auch die Fertigung eines „Frauenstückes“ gefordert.

Heutzutage werden bei der Herstellung der Konfektion „von der Stange“, also jeglicher nicht individuellen Oberbekleidung, die wichtigen Fertigungstätigkeiten des Schneiderberufs größtenteils von Billiglohnländern (z. B. China) übernommen. Die Verarbeitung von Stoffen zu Kleidungsstücken ist nur begrenzt zu automatisieren und bleibt personalintensiv.

Gehalten haben sich jedoch kreative Berufszweige, wie Modeschneider und Modedesigner, hervorgegangen aus dem Zuschneider, einem Teil der Ausbildung und Aufgabe des Schneidermeisters, in dem er Kleidung entwirft, dafür die Schnitte errechnet (aufstellt) und zuschneidet. Neben dem Meister, der in der Regel der Inhaber des Betriebs war, gab es die Gesellen, die vor allem nähten, dressierten und bügelten.

Es gibt jedoch weiterhin, wenn auch in weitaus geringerem Umfang, den Maßschneider mit eigenem Atelier, bei dem der Kunde sich unter anderem ein Kostüm, Kleid oder Anzug nach Maß fertigen lassen kann. Neben besonderen Modell- oder Stoffwünschen kann er individuell auf Kunden mit von den Konfektionsgrößen abweichenden Maßen eingehen.

Spezialschneider

Es gibt spezialisierte Lederschneider, die Pelzverarbeiter nennen sich Kürschner.

Weißnäherin ist ein Unterberuf der Schneiderin und beschäftigt sich ausschließlich mit Stickereien und Verzierungen auf weißen Textilien wie z. B. Bettwäsche, Tischtücher oder Taschentücher, aber auch auf Damenunterwäsche.[1][2]

Nicht mit der Herstellung betraut ist der Änderungsschneider (ursprünglich Flickschneider), in Deutschland ein Ausbildungsberuf seit dem 1. August 2005, der bezeichnungsgemäß Änderungen und Ausbesserungen an fertiger Oberbekleidung vornimmt.

Geschichte

Schneiderhandwerk um 1568

Bis zum 12. Jahrhundert wurde Kleidung meist in Klöstern oder von der Familie selbst hergestellt, daher kam der Beruf des Schneiders erst Mitte des 12. Jahrhunderts auf.

In Frankreich unterschied man zu dieser Zeit die Berufe Schneider und Näher (Nähknecht). Der französische Schneider war im Unterschied zum Kleidermacher nicht in einer Zunft organisiert und hatte daher weniger Ansehen und Aufträge. Aus diesem Grunde wurde in Frankreich der Beruf häufig von Juden, denen der Zugang zu den Zünften verwehrt war, ausgeübt. Dieser Zustand hielt an bis zur Abschaffung der Zünfte in Frankreich nach der französischen Revolution 1789.

Weil sie nach dem Verständnis früherer Zeiten Frauenarbeit verrichteten, waren Schneider jahrhundertelang dem Volksspott ausgesetzt. Wie anhand vieler satirischer Überlieferungen belegt ist, galt der Schneider schon immer als Verliererfigur. Noch heute heißt es beim Kartenspiel, dass derjenige einen „Schneider“ hat, der besonders wenige Punkte erreicht hat.

Die Nähknechte waren vielfach eher körperlich schmächtige, oft behinderte Menschen und für körperlich schwere Arbeiten ungeeignet. Sie trugen viel zum schlechten Image des mit unterschlagenen Beinen auf dem Tisch hockenden „Schneiders“ bei. Mit dem Aufkommen der Nähmaschinen ab etwa 1830 (siehe auch Schneiderrevolution), verschwand dieser Hilfsberuf schnell, überlebte zeitweise noch im Zuarbeiter der Gesellen.

Der älteste und längste Streik der Handwerksgeschichte war der Bann der Schneidergesellen ab 1398[3][4], die als Reaktion auf die Schließung ihrer Trinkstube, 10 Jahre lang bei ihren Wanderungen die Stadt Konstanz mieden, bis der Magistrat den Gesellen die Trinkstube wieder erlaubte.


Literatur

  • Wendelin Mottl: Grundlagen und die neusten Fortschritte der Zuschneidekunst. Prag 1893 (Digitalisat)
  • Ruth Sprenger: Die hohe Kunst der Herrenkleidermacher. Tradition und Selbstverständnis eines Meisterhandwerks. Böhlau Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-205-77757-1

Weblinks

Siehe auch

 Commons: Schneider – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schneider – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Karl Peter und Heinrich Miksch: Materialienkunde für die Gewerbe der Weißnäherinnen und Kleidermacherinnen. Ein Lehrbuch für Frauenfachschulen, fachliche Fortbildungsschulen und Spezialkurse für Textilwarenkunde.
  2. darin: Das Weißnäherin-Handwerk
  3. Mittelalter A–Z. Abgerufen am 15. Februar 2012.
  4. Ereignisse im 14. Jahrhundert. Abgerufen am 15. Februar 2012.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Schneider aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.