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Schwarze Messe
Traditionell bezeichnet die Schwarze Messe (auch: Teufelsmesse) eine okkulte, meist religiös geartete Feier, zelebriert von Gruppen oder Einzelpersonen, die dem Okkultismus nahestehen oder sich als Satanisten verstehen. Sie gilt in dieser Form als Hauptritual der organisierten Satanskulte.[1] Die Veranstaltung ist eine gefeierte Verhöhnung der katholischen Messe. Traditionelle Gebete werden rückwärts aufgesagt, ein Kruzifix wird kopfstehend aufgehängt und andere Elemente aus der katholischen Messe werden ins Absurde verkehrt. Teil einer Schwarzen Messe ist oft eine Person, die als Medium die Verbindung der Zelebrierenden zur Geisterwelt oder zu Satan herstellen soll.
Daneben wurde der Begriff früher in der katholischen Kirche auch verwendet, um Messen zu bezeichnen, die den liturgischen oder kirchenrechtlichen Ansprüchen nicht genügten und damit ungültig waren.
Geschichtlicher Hintergrund
Die Anfänge Schwarzer Messen sind nicht eindeutig nachweisbar, werden aber im frühen Mittelalter vermutet. Aus dieser Zeit sind entsprechende Berichte und Legenden bekannt. Christliche Rituale wurden mit Magie kombiniert. Möglicherweise führten traditionelle Praktiken aus der katholischen Volksfrömmigkeit zur psychischen Abhängigkeit von Totenkult und Geisterbeschwörung und wurden deshalb von der Kirche verurteilt und verfolgt. Die Beobachter solcher Praktiken haben diese Vorfälle mit Hexerei oder Teufelsanbetung in Verbindung gebracht.[2]
Seit dem 17. Jahrhundert wurden in Europa, aber auch in den amerikanischen Kolonien Großbritanniens und Spaniens viele Menschen hingerichtet, die der Hexerei verdächtigt wurden. In dieser Zeit fanden Schwarze Messen im Frankreich Ludwigs XIV. statt. Diese Messen wurden von geweihten Priestern auf den Körpern nackter Frauen gelesen. Dabei kam es auch zu sexuellen Handlungen und zu Blutopfern. Nach Aussagen der Angeklagten sollen neben Tieren auch Totgeburten, abgetriebene Kinder und Säuglinge geopfert worden sein. 1679 ließ der Pariser Polizeipräfekt Nicolas de la Reynie einen solchen Zirkel auffliegen.[3] Die Angelegenheit wurde unter dem Namen „Giftaffäre“ (oder auch Montespan-Affäre) bekannt, benannt nach einer der Hauptverdächtigen, Marquise de Montespan. Wirklich geklärt wurden die Vorwürfe zwar nie, es gab jedoch u. a. 110 Urteile.[4]
Entwicklung zum Jugendkult
Viele esoterische Gruppen und Anhänger moderner satanischer Organisationen distanzieren sich von Schwarzen Messen. Die Satanische Bibel, geschrieben von Anton Szandor LaVey, spricht von einer üblichen Annahme, „dass die satanische Zeremonie immer als Schwarze Messe bezeichnet wird“. Die Schwarze Messe sei „nicht mehr […] als eine literarische Erfindung“ und deute nicht notwendigerweise an, dass die Ausführenden Satanisten sind; der Satanist setze „die Schwarze Messe nur als eine Art Psychodrama ein“.[5] Daher grenzte LaVey die Satanische Messe auf seiner 1968 veröffentlichten LP The Satanic Mass von der Schwarzen Messe ab.[6]
So weist der Westdeutsche Rundfunk nach einem rituellen Mord in Witten 2001 in einem Radiofeature darauf hin: „Im modernen Satanismus gibt es keinen Platz mehr für einen christlichen Gott, dessen Widersacher Satan ist. Hier wird Satan zum Inbegriff von Lebensenergie und ‚magischer Power‘. Ziel dieser Satans-Anhänger ist es, selbst zum Gott zu werden.“[7] Ritualmorde seien selten, eher Ausdruck einer Selbstinszenierung.
Der britische Order of Nine Angles hingegen veröffentlichte mehrere Versionen der Schwarzen Messe, darunter eine traditionelle[8], eine modifizierte Version derselben für Homosexuelle[9], eine häretische Messe (The Mass of Heresy), in der Adolf Hitler angerufen wird,[10] und die Schwarze Messe des Jihad, in der der Großmufti Mohammed Amin al-Husseini geehrt wird[11].
Heutzutage sind Schwarze Messen überwiegend Ausdruck eines Jugendkults (vgl.: Jugendkultur), der vom Reiz des Verborgenen und des unbekannten Transzendenten geprägt ist, ohne dass damit notwendigerweise ein fester Glaube an Satan und Dämonen biblischen Hintergrunds in Verbindung stehen. Teilweise feiern Jugendcliquen diese Zeremonien auf Friedhöfen oder anderen Orten, die ein pseudoreligiöses Angstgefühl erzeugen. Dabei werden auch Gräber geschändet und religiöse Symbole entweiht.[7]
Kritik und Gefahren
Kirchliche Stellen für Weltanschauungsfragen („Sektenbeauftragte“) warnen fortwährend vor den psychischen Gefahren, die von okkulten Praktiken jeglicher Art hervorgingen und somit auch von Schwarzen Messen ausgingen. Es scheine physisch nicht erklärbare („Geist-“)Erfahrungen zu geben, die gerade junge oder charakterlich wenig gefestigte Menschen in psychische Abhängigkeit von Geisterglaube oder praktizierenden Satanisten brächten.[12] Sofern dadurch eine Abhängigkeit Einzelner vom „Satanspriester“ entstehe, könnten in Einzelfällen sexueller Missbrauch und perverse Praktiken, im Extremfall sogar Folter bis hin zur Tötung eines Menschen als „Menschenopfer“, Folgen dieser Kultveranstaltungen sein.
Freikirchlich geprägte Gruppen sehen darin die Verbindung zu realen dämonischen Kräften, wie sie die Bibel an zahlreichen Stellen des Neuen Testaments beschreibt. Opfer solcher Zeremonien könnten, wenn die Motivation über eine bloße „Lust am Gruseln“ hinausgeht, manipuliert und fremdgesteuert werden und suchten im Extremfall einen Ausweg im Suizid oder schädigen Schwächere.
Quellen
- ↑ Meyers Großes Taschenlexikon, 7. Auflage (1999), Artikel „Teufelsmesse“
- ↑ Microsoft: Encarta Weltatlas, 2002
- ↑ „WDR 2 Stichtag“ vom 22. Februar 2005
- ↑ Übereinstimmende Quellen:
- W. F. Bonin „Lexikon der Parapsychologie“ 1988
- sphinx-suche.de
- Dreikandt, Ulrich Karl (Hg.) und Otto Schüngel: Schwarze Messen. Dichtungen und Dokumente Zürich 1972. dtv, 1975
- ↑ Anton Szandor LaVey: Die Schwarze Messe. In: Die Satanische Bibel. Second Sight Books, Berlin, 1999, S. 116ff.
- ↑ „I don’t think it was originally released as propaganda, but rather to set the record straight as to what a Satanic Mass is, opposed to a Black Mass, the latter of course just an inversion of a Christian rite.“ Michael Moynihan, Didrik Søderlind: Lords of Chaos. The Bloody Rise of the Satanic Metal Underground. Feral House 1998, ISBN 0-922915-48-2, S. 9.
- ↑ 7,0 7,1 Westdeutscher Rundfunk online: Hintergrundinformationen zum Satanismus (bezüglich eines Mordfalls unter Jugendlichen in Witten) im Westdeutschen Rundfunk, abgerufen am 30. August 2007 (inzwischen offline)
- ↑ The Black Mass. In: Codex Saerus. The Black Book of Satan.
- ↑ The Black Mass – Gay Version. In: Christos Beest: The Black Book of Satan III. Rigel Press, Shrewsbury, Shropshire, Year of Fire 103 Era Horrificus [1993].
- ↑ The Mass of Heresy. In: Christos Beest: The Black Book of Satan III. Rigel Press, Shrewsbury, Shropshire, Year of Fire 103 Era Horrificus [1993].
- ↑ Black Mass of Jihad. In: Fenrir. Journal of Satanism and the Sinister. Issue II, 121 Year of Fayen [2010].
- ↑ Pfarrer Joachim Keden, Sektenbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland
Literatur
- Sachbücher
- Doreen Irvine: Die Königin der schwarzen Hexen. Autobiographie (From Witchcraft to Christ). Schulte & Gerth, Asslar 1986, ISBN 3-87739-572-4.
- Karin Rainer: Literatur des Bösen. Satan, Teufelskult und Schwarze Messen in der Literatur. Tectum-Verlag, Marburg 2007, ISBN 3-8288-9342-2.
- Helmuth Werner: Die schwarze Messe. Teufelskult und Hexensabbath. TOSA-Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-85003-259-9.
- Gerhard Zacharias: Der dunkle Gott. Die Überwindung der Spaltung von Gut und Böse, Satanskult und Schwarze Messen. Limes-Verlag, Wiesbaden 1982, ISBN 3-8090-2187-3.
- Belletristik
- Joris-Karl Huysmans: Tief unten. Roman. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-008984-0.
- David A. Line: Schwarze Messe. Roman. Dresscode Black Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-9808890-0-9.
- Franz Werfel: Die schwarze Messe. Erzählungen. Fischer, Frankfurt/M. 1990, ISBN 3-596-29450-9.
- Charles Willeford: Die schwarze Messe. Roman. Edition Maes, Berlin 2005, ISBN 3-937755-01-2.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Schwarze Messe aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |