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Schweizerisches Idiotikon

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Das Schweizerische Idiotikon (oder Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache, auch Schweizerdeutsches Wörterbuch oder gewöhnlich einfach Idiotikon genannt) erfasst den lebenden und historischen schweizerdeutschen Wortschatz (einschliesslich der Walsergebiete Oberitaliens). Die bairische Mundart Samnauns wird im Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich beschrieben.

Die Publikation begann 1881 und soll ca. 2022[veraltet] abgeschlossen werden. Das ganze Werk ist, soweit es gedruckt vorliegt, seit September 2010 über die Homepage www.idiotikon.ch kostenlos online abrufbar; dieses Schweizerische Idiotikon digital[1] soll mittel- und längerfristig ausgebaut werden. Überdies ist eine leichter benutzbare populäre Kompaktausgabe geplant.

Bände und Materialschachtel des Schweizerischen Idiotikons

Typus und Charakteristik

Das Schweizerische Idiotikon dokumentiert den gesamten deutschschweizerischen Wortschatz ab dem Ende der klassischen mittelhochdeutschen Periode im 13. Jahrhundert bis in die aktuelle Zeit, in welcher der jeweilige Band publiziert wird (19.21. Jahrhundert). Es ist damit auch das historische Wörterbuch der Region, darüber hinaus aber auch das detailreichste frühneuhochdeutsche Wörterbuch der deutschen Sprache überhaupt.

Von seiner historischen Ausrichtung, seiner Ausführlichkeit und seiner Tiefe wie Breite her steht das Schweizerische Idiotikon ab der Mitte seines vierten Bandes bzw. der Übernahme der Chefredaktion durch Albert Bachmann auf der Stufe der nationalen Wörterbucher, wie etwa auch das Deutsche Wörterbuch, das Österreichische Wörterbuch, das Woordenboek der Nederlandsche Taal, das Oxford English Dictionary oder das Svenska Akademiens ordbok. Zuvor stand es mehr in der Tradition der landschaftlichen Wörterbücher des Deutschen, denen es zeitlich allerdings (mit Ausnahme von Schmellers Bayerischem Wörterbuch) voranging.

Das Schweizerische Idiotikon ist eines der vier nationalen Wörterbücher der Schweiz, zusammen mit dem Glossaire des patois de la Suisse romande in Neuenburg, dem Vocabolario dei dialetti della Svizzera italiana in Bellinzona und dem Dicziunari Rumantsch Grischun in Chur. Wie diese drei ist es nicht allein linguistisch bzw. semantisch ausgerichtet, sondern es legt auch grosses Gewicht auf die Dokumentation älterer volkskundlicher Verhältnisse. Zugleich ist es eines der grosslandschaftlichen Wörterbücher des Deutschen.

Geschichte und Trägerschaft

Die erstmalige Gründung des Vereins für das Schweizerdeutsche Wörterbuch erfolgte 1862 auf Initiative der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich; erster Chefredaktor war Friedrich Staub. Ein Netz von mehreren hundert über die ganze Deutschschweiz verteilte sog. Korrespondenten half besonders in dieser Frühzeit aktiv mit, den Grundstock des Materials zusammenzutragen. Einige Personen wurden sogar selbst publizistisch tätig, um das neue Werk zu unterstützen, so etwa mit eigenen lokalen bzw. regionalen Wörterbüchern der Davoser Valentin Bühler (ab 1870), der Leerauer Jakob Hunziker (1877) und der Basellandschäftler Gustav Adolf Seiler (1879) oder mit selbst verfasster Mundartliteratur der Solothurner Bernhard Wyss (1863) und der Zürcher Oberländer Jakob Senn (1864).

Die erste Lieferung (gemäss Titelblatt; fälschlicherweise zugleich als Publikationsjahr des gesamten ersten Bandes fungierend) erschien 1881. Ursprünglich waren vier Bände geplant. Der ab 1896 amtierende neue Chefredaktor Albert Bachmann stellte das Wörterbuch auf der Basis von Hermann Pauls Forderungen betreffend die wissenschaftliche Lexikographie[2] jedoch auf eine neue Basis, weshalb sich die ab der Mitte des vierten Bandes erscheinenden Wortartikel bzw. die nachfolgenden Bände in Umfang, Dichte und Tiefe wesentlich von denjenigen der Frühzeit unterscheiden. Unter Bachmanns Ägide entstand zudem die – schliesslich zwanzigbändige – Reihe der Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik, welche die Sammlung des Idiotikons ergänzen und insbesondere die «nach Abschluss des Wörterbuchs auszuarbeitende Grammatik des Schweizerdeutschen» vorbereiten sollte.

1950 wurde der Verein für das Schweizerdeutsche Wörterbuch ein zweites Mal gegründet und damit die Antiquarische Gesellschaft aus Zürich von der Verantwortung für das Idiotikon entbunden.

Heute teilen sich sechs Redaktoren in fünf Stellen; hinzu kommen Stellenprozente für die Administration, für studentische Hilfskräfte sowie für Mitarbeiter an Sonderprojekten. Finanziert wird das Wörterbuch von der Schweizerischen Akademie der Wissenschaften und den deutschschweizerischen Kantonen.[3]

Quellen und Materialbasis

Beleg aus dem Zürcher Rats- und Richtebuch von 1411/13 (Abschrift um 1910)
Beleg aus dem Zürcher Oberland um 1865 (Originalbeleg)

Der verarbeitete Quellenbestand beläuft sich auf rund 8000 Titel. Er umfasst im Wesentlichen gedruckte Quellen (ab dem 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart), ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts auch eine grosse Zahl von Originaldrucken, sodann Exzerpte aus ungedruckten Rechts- und Gerichtsquellen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit sowie von Privatpersonen eingeschickte handschriftliche Wörtersammlungen vor allem des 19. Jahrhunderts.

Das Material gliedert sich in die Abteilungen ältere Sprache (bis 1799) und lebende Mundart (seit 1800).[4]

  • Zur älteren Sprache gehören Auszüge aus der älteren Literatur, aus spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rechtsquellen und Urkundensammlungen, alten Wörterbüchern, Bibelübersetzungen, Chroniken und Archivalien sowie Sachschriften (beispielsweise Arzneibücher).
  • Zur lebenden Mundart gehören die Beiträge der Gewährsleute sowie Auszüge aus der mundartlichen Belletristik und der dialektologischen Fachliteratur, dazu weitere Fachliteratur aus verschiedensten Gebieten, Zeitungsartikel, Inserate usw., neuerdings auch die Auswertung von Internetchats.

Das Gesamtmaterial umfasst über 1,5 Millionen Zettel mit zum Teil mehreren Belegen je Zettel. Das Belegkorpus wird immer noch ergänzt.

Publikation

Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Begonnen von Friedrich Staub und Ludwig Tobler und fortgesetzt unter der Leitung von Albert Bachmann, Otto Gröger, Hans Wanner, Peter Dalcher, Peter Ott und Hans-Peter Schifferle. Verlag Huber Frauenfeld, Frauenfeld 1881–2012, Schwabe Verlag Basel, Basel 2013 ff.

Publikationsstand:[5]

  • Band 1 (A, E, I, O, U, F/V) 1881
  • Band 2 (G, H) 1885
  • Band 3 (J, K/Ch, L) 1895
  • Band 4 (M, N, Bu/Pu) 1901
  • Band 5 (Bl/Pl – Qu) 1905
  • Band 6 (R) 1906
  • Band 7 (S) 1913
  • Band 8 (Sch) 1920
  • Band 9 (Schl – Schw) 1929
  • Band 10 (Sf – St-ck) 1939
  • Band 11 (St-l – Str) 1952
  • Band 12 (D/T – D-m) 1961
  • Band 13 (D-n/T-n – D-z/T-z) 1973
  • Band 14 (Dch/Tch – Dw-rg/Tw-rg) 1987
  • Band 15 (W – W-m) 1999
  • Band 16 (W-n – W-z, X) 2012
  • Band 17 (Z) erscheint laufend in Lieferungen (geplanter Abschluss: 2022)

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schweizerisches Idiotikon digital
  2. Hermann Paul: Über die Aufgaben der wissenschaftlichen Lexikographie mit besonderer Rücksicht auf das deutsche Wörterbuch. In: Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und der historischen Classe der k[öniglich] b[ayerischen] Akademie der Wissenschaften zu München. Jahrgang 1894. München 1895, S. 53–91.
  3. Trägerschaft
  4. Quellenmaterial
  5. Publikationsstand
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Schweizerisches Idiotikon aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.