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Walser
Die Walser sind eine alemannische Volksgruppe im Alpenraum. Sie sprechen vielerorts noch heute einen höchstalemannischen Dialekt, das Walserdeutsch. Im Mittelalter besiedelten sie aus dem heutigen Kanton Wallis heraus weitere Alpengebiete in der Schweiz, Norditalien, Liechtenstein, Österreich und Bayern.
Geschichte
Vor etwa 1000 Jahren erreichten die Alemannen auf ihrer Wanderung vom Berner Oberland her das Goms im Wallis und besiedelten nach und nach das obere Rhonetal.
Um das 13. Jahrhundert bis 14. Jahrhundert begannen einzelne Gruppen von Wallisern oder eben Walsern, das Rhonetal zu verlassen; sie zogen in alle Himmelsrichtungen, vor allem aber nach Osten:
- zwar zum Wallis gehörend, aber erst im Zuge der Walserwanderungen besiedelt wurden die jenseits der Wasserscheide gelegenen Gemeinden Simplon und Gondo;
- im Berner Oberland: Lauterbrunnen, Mürren, Planalp, aber auch vereinzelte Vorposten im Berner Mittelland
- Teile der alpinen Gebiete des Waadtlandes und Savoyens
- die italienischen Alpentäler südlich des Monte-Rosa-Massivs:
- In der Region Aostatal: Gressoney: Gressoney-La Trinité (walserdeutsch Greschunei Oberteil), Gressoney-Saint-Jean (wdt. Greschunei Underteil und Mettelteil), Issime (wdt. Eischeme) sowie Teile der Val d'Ayas;
- in der Provinz Vercelli: Alagna Valsesia (wdt. Im Land), Rima (heute mit San Giuseppe eine Gemeinde als Rima San Giuseppe (wdt. Arimmu)), Rimella (wdt. Remmalju), Riva Valdobbia (wdt. Rifu)
- in der Provinz Verbania-Cusio-Ossola: Formazza (wdt. Pomatt), Macugnaga (wdt. Z Maggana), Salecchio (wdt. Saley), Ornavasso (wdt. Urnafasch), Miggiandone, Agàro (wdt. Ager), Ausone (wdt. Ogschtu), Campello-Monti (wdt. Ggampel)
- im Kanton Tessin die Gemeinde Bosco/Gurin (wdt. Gurin)
- weite Gebiete des Kantons Graubünden:
- Rheinwald (Sufers, Splügen, Nufenen, Hinterrhein), Avers
- Obersaxen, Vals, St. Martin
- Safiental (Safien und Tenna), Valendas, Versam, Tschappina
- Mutten
- das obere Landwassertal mit Davos und Jenisberg (Gemeinde Filisur)
- das obere Schanfigg (Arosa, Langwies) und Praden; der Walserdialekt in den Gemeinden des mittleren und unteren Schanfiggs inklusive Tschiertschen hingegen beruht auf späterer Germanisierung der romanischen Bevölkerung
- die höher gelegenen Gebiete des Prättigaus (Valzeina, Furna, St. Antönien, Klosters); der Walserdialekt in den andern Gemeinden des Prättigaus hingegen beruht auf späterer Germanisierung der romanischen Bevölkerung
- wahrscheinlich vom Prättigau aus:
- Triesenberg und Planken in Liechtenstein
- Calfeisental und Taminatal im Kanton St.Gallen
- Vorarlberg: Großes Walsertal, Kleines Walsertal, Tannberg mit Schröcken, Lech und Warth, Brand, Bürserberg, Dünserberg, Schnifiserberg, Thüringerberg, Nenzingerberg, Ebnit, Laternsertal, Damüls und Silbertal
- Tirol: Galtür im Paznaun
- Bayern: Gerstruben im Allgäu.
Eine Ursache für die mittelalterlichen Walserwanderungen war der wachsende Bevölkerungsdruck und die Suche nach neuen landwirtschaftlichen Anbauflächen. Die Walserwanderungen stehen hier in einem ähnlichen Kontext wie die deutsche Ostsiedlung. Die Walser entwickelten Techniken, die auch das Bewirtschaften von hoch gelegenen Bergregionen ermöglichten. Die Herrscher der betreffenden Gebiete förderten diese Besiedlung durch Steuerbefreiung und Vergabe besonderer Kolonistenrechte. Somit bot die Neuerschließung von Land den Walsern die Möglichkeit zur Befreiung aus der feudalen Leibeigenschaft. Die Walser wurden wegen ihrer eigenen Rechtsverfassungen auch „Freie Walser“ genannt. Insbesondere aus dem Walserdorf Gressoney stammende Walser wurden seit dem 16. Jahrhundert auch als erfolgreiche Hausierer und Wanderhändler bekannt. Sie belieferten ihre Kundschaft in den tiefer gelegenen Regionen Mitteleuropas.
Eine Darstellung der Umbruchzeiten der Bergbauernregionen und der Walser wurde Anfang der 1980er Jahre in der 9-teiligen TV-Produktion „Die fünfte Jahreszeit“ mit Dietmar Schönherr verfilmt.
Eine weit verbreitete Meinung ist, dass es einen besonderen walserischen Bautyp gibt. Sie ist aber unhaltbar, da er vielmehr generell alpin ist.
Sprache
Die Kultur und Sprache der Walser ist zum Teil noch heute lebendig geblieben; der höchstalemannische Dialekt hebt sich von den hochalemannischen Dialekten der Bündner und den mittelalemannischen Dialekten der Vorarlberger Umgebung stark ab. Typisches, das Walserdeutsche definierende Merkmal ist der sch-Laut in Wörtern wie schi 'sie' (Singular und Plural), böösch „böse“, ünsch/iisch „uns“, Müüsch/Miisch „Mäuse“, Hüüscher/Hiischer „Häuser“. Weitere Züge des Walserdeutschen sind allgemeinere west- oder südwestalemannische Dialektmerkmale, die sich aber in Graubünden und Vorarlberg deutlich von den Merkmalen der dortigen südostalemannischen Dialekte abheben, so dass dort auch diesen ein definierender Charakter zukommt. Dazu gehören etwa die Präsensformen er geit/gäit, schteit/schtäit „er geht, steht“ (so auch im Berndeutschen, in den benachbarten nicht-walserischen Dialekten jedoch er gaat/goot, schtaat/schtoot) oder der zweisilbige Plural der starken Maskulina wie Taga, Tage „Tage“ (in den benachbarten Dialekten jedoch apokopiert und auch oft umgelautet Taag oder Tääg). Dasselbe gilt für zu /ch/ verschobenes anlautendes /k/ wie in Chind „Kind“, das zwar ein weit verbreitetes Merkmal der hochalemannischen Dialekte ist, aber in den Dialekten des bündnerischen Rheintals, Liechtensteins und Vorarlbergs nicht vorkommt.
Die Bewohner der Walserdörfer im Kanton Graubünden heben sich sprachlich besonders dort hervor, wo in der Umgebung Rätoromanisch gesprochen wird. So wird etwa in der Gemeinde Obersaxen Deutsch gesprochen, während im gesamten restlichen Gebiet des Vorderrheins grossmehrheitlich die rätoromanischen Dialekte verbreitet sind.
Internationales Walsertreffen
Seit 1962 führt die Internationale Vereinigung für Walsertum (IVfW) alle drei Jahre ein internationales Walsertreffen durch. Hauptzweck der Zusammenkünfte ist die regelmässige Pflege des gemeinsamen Kulturerbes an verschiedenen Siedlungen mit walserischem Hintergrund. Die letzten 18 Treffen fanden an den folgenden Orten statt:[1]
- 1962 Saas Fee
- 1965 Triesenberg
- 1968 Gressoney
- 1971 Klosters
- 1974 Brand
- 1977 Brig
- 1980 Triesenberg
- 1983 Alagna
- 1986 Mittelberg
- 1989 Davos
- 1992 Saas Fee
- 1995 Lech
- 1998 Gressoney
- 2001 Brig
- 2004 Galtür
- 2007 Alagna
- 2010 Triesenberg
- 2013 Großes Walsertal
Das nächste internationale Walsertreffen findet vom 16. bis 18. September 2016 in Arosa statt.[2]
Siehe auch
Literatur
- Max Waibel: Walser im Historischen Lexikon der Schweiz.
- Karl Bohnenberger: Die Mundart der deutschen Walliser im Heimattal und in den Aussenorten. Huber, Frauenfeld 1913 (Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik 6, ZDB-ID 503471-1).
- Paul Zinsli: Walser Volkstum in der Schweiz, in Vorarlberg, Liechtenstein und Piemont. Erbe, Dasein, Wesen. Huber, Frauenfeld 1968 (7. ergänzte Auflage. Verlag Bündner Monatsblatt, Chur 2002, ISBN 3-905241-17-X).
- Vereinigung für Walsertum (Hrsg.): Die Walser. Ein Arbeitsheft für Schulen. 3. Auflage. Verlag „Wir Walser“, Brig 1998.
Weblinks
- Internationale Vereinigung für Walsertum (IVfW)
- Walservereinigung Graubünden
- Semesterarbeit von S. Schädler (PDF-Datei; 2,55 MB)
- Internationales Walser Web-Portal
- Vorarlberger Walservereinigung
- Piccolo Atlante Linguistico Walser Meridionali
- Virtuelles Walsermuseum
- Die Walser. Eroberer der Höhenlagen
- Walser
Einzelnachweise
- ↑ Internationales Walsertreffen Abgerufen am 28. September 2013.
- ↑ Aroser Zeitung vom 20. September 2012, S. 5.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Walser aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |