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Schwulen-Sauna
Als Schwulen-Sauna oder umgangssprachlich auch als Schwule Sauna bezeichnet man eine Sauna für ausschließlich erwachsene Männer, in der sexuelle Kontakte ermöglicht und akzeptiert werden. Viele moderne Saunen bieten umfangreiche Wellness-Angebote, Gastronomie und laden teilweise auch zum Cruising in einem oder mehreren Darkrooms ein.
Geschichte
Abgesehen von Thermen im alten Rom und orientalischen Badehäusern im nahen Osten lassen sich auch in Mitteleuropa bis ins 15. Jahrhundert zurück Badehäuser nachweisen, in denen Sozial- und Sexualkontakte unter Männern möglich und üblich waren. Doch erst seit Ende des 19. Jahrhunderts und insbesondere im 20. Jahrhundert gibt es Institutionen, die unmittelbar zu diesem Zweck bestimmt waren und sind.
Schwulen-Saunen in Amerika, Asien, Australien und Europa
Schwulen-Saunen gibt es in Nordamerika, verschiedenen südamerikanischen Ländern, in Australien, Neuseeland, Israel, Japan, Taiwan, Thailand und Singapur sowie in den meisten europäischen Ländern.
Fast alle europäischen Großstädte verfügen über Schwulen-Saunen. Diese Saunen sind von Bordellsaunen zu unterscheiden, da Prostitution hier eher eine Randerscheinung ist, die weder von den meisten Gästen noch von den Betreibern erwünscht ist.
- Saunen in den USA
Nach Bekanntwerden von AIDS wurden viele Schwulen-Saunen in den 1980er Jahren in den USA geschlossen, da sie für die Verbreitung von HIV verantwortlich gemacht wurden; inzwischen sind jedoch neue Saunen entstanden. Regional existieren indes Unterschiede: So gibt es in San Francisco, das in den 1970er Jahren aufgrund einer lebendigen homosexuellen Kultur über sehr viele Schwulen-Saunen verfügte, heute keine einzige Sauna mehr, die nächstgelegene befindet sich in der 20 Kilometer entfernten Universitätsstadt Berkeley. Wie alles ist auch die Saunalandschaft in San Francisco im Wandel, so findet man wieder inzwischen kleine Clubsaunen mit Tagesmitgliedschaften. Die Saunenszene in New York City ist auch nicht mehr so lebendig wie in den 1970er Jahren; Chicago andererseits, das in der Vor-AIDS-Zeit noch nicht über eine ausgeprägte Saunenkultur verfügte, besitzt heute mehrere solcher Einrichtungen.
- Saunen im deutschen Sprachraum
In Deutschland wurden unmittelbar für die homosexuelle Klientel bestimmte Herrensaunen erst nach der Legalisierung der Homosexualität (1969) eröffnet. Bereits 1969 wurde mit der Vulkan-Sauna die erste Schwulen-Sauna in Hannover eingerichtet.[1] Weitere Sauneneröffnungen folgten in Deutschland Anfang der 1970er Jahre in Berlin, Hamburg, München, Stuttgart und Wuppertal. Die erste Schwulen-Sauna Österreichs war die 1973 eröffnete Römersauna; das auch architektonisch bedeutsame Kaiserbründl wurde erst um 1980 in dieser Funktion eröffnet. Saunen in zwanzig deutschen Städten und im nahegelegenen Ausland (Hotspots in Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Schweiz) haben sich zum Europäischen Gay-Saunabund zusammengeschlossen. Halbjährlich finden Treffen statt, um gemeinsame Anliegen zu besprechen. Zusammenarbeit gibt es mit der Deutschen Aids-Hilfe und dem Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), der auch über den LSVD-Verein für europäische Kooperation e. V. die Webseite betreibt.
Ausstattung
Die Ausstattung moderner Saunen variiert von Fall zu Fall. Am Eingangsbereich mit Kasse erhält man meist den Schlüssel für seinen Spind im Umkleidebereich, in dem man seine Kleidung verwahren kann. Ausgekleidet wickelt man sich das Handtuch um die Hüften (vollkommen nackt ist eher bei sogenannten Nackt-Partys üblich) und kommt in verschiedene Bereiche, die oft mit verwinkelten, meist abgedunkelten Gängen verbunden sind, in denen die Besucher cruisen.
In den meisten Saunen gehören zur Ausstattung:
- Duschen
- Barbereich/Lokalbereich, in welchem neben Getränken auch kalte und warme Speisen verzehrt werden können
- Trockene, beleuchtete finnische Sauna, in denen oft regelmäßige Aufgüsse gemacht werden
- Eine gedämpft beleuchtete Dampfsauna, in der es zu sexuellen Kontakten kommen kann (siehe auch Darkroom)
- Whirlpool
- Manchmal kleines Schwimmbecken oder auch Kaltwasserbecken
- Abgedunkelte Ruhebereiche oder Ruhekabinen, die entweder allgemein zugänglich sind oder einzeln genutzt werden (von innen abschließbar)
- Internetbereich, in welchem man an öffentlichen Computern meist kostenfrei im Internet surfen kann
- Aufenthaltsbereiche mit Liegestühlen, Sofas und Sesseln (oft mit entspannender Musik)
- Gleitgelspender und Papiertücher in den Kabinen und Darkrooms, sowie Kondomspender vor den Kabinen und Darkrooms oder an der Kasse
- verschiedene Räume mit Spielwiesen (auch mit Sling)
- Darkrooms
- Hygieneraum/WC (Analdusche)
- Videoraum, in dem Pornofilme zu sehen sind
Besser ausgestattete Saunen bieten darüber hinaus einige der folgenden Dinge:
- Saunarium/Biosauna, Caldarium und/oder Tepidarium
- Hammām, eine türkische Art des Dampfbades mit einer beheizten, großen Liegefläche
- Fitnessraum
- Fernsehraum (TV)
- Massageraum (kostenpflichtige Massage)
- Sonnenbank
- Schaumsauna
- Einzelne Videokabinen, oft mit Glory Holes, in denen Pornofilme zu sehen sind
- Abgeschirmter Außenbereich mit Garten oder Dachterrasse, auch mit Swimmingpool
- Gesundheitsterminal, ein PC, welcher nicht der Internetnutzung dient, sondern an welchem es möglich ist, Informationsseiten der AIDS-Hilfen und anderer Institutionen zur Gesundheitsförderung und Safer-Sex-Kampagnen aufzurufen
In der Regel ist es in Schwulen-Saunen möglich, gegen eine Leihgebühr ein Saunatuch, Badeschuhe und auch einen sterilen Duschaufsatz für die Analdusche auszuleihen, sofern man diese nicht selbst mitbringen möchte. Eine Badeschuhpflicht besteht nicht. Duschgel und Shampoo müssen in der Regel nicht selbst mitgebracht werden, da diese meist in Spendern in den Duschen vorhanden sind. Einige Schwulen-Saunen bieten im Umkleidebereich auch Haargel und Körperlotion in Spendern zur Benutzung in der Sauna an.
Schwulen-Saunen veranstalten gelegentlich „Themenabende“ oft für Jüngere (meist unter 27 Jahre), für Bären (behaarte, oft etwas Ältere), besondere sexuelle Vorlieben wie Fetisch, Fisten, Natursekt oder auch Safer-Sex-Wichsparties. Möglich sind auch sog. Bi-Tage, an denen auch Frauen Zutritt haben.
Gesundheitliches
Obwohl sich die meisten Schwulen-Saunen intensiv um die AIDS-Aufklärung bemühen und Safer Sex nicht selten durch die kostenlose Ausgabe von Kondomen und Gleitgel gefördert wird, sind HIV-Infektionen sowie Infektionen mit anderen Geschlechtskrankheiten in Schwulen-Saunen noch immer ein Problem, da es hier zu besonders vielen und unterschiedlichen Sexualkontakten kommt.
Viele Schwulen-Saunen arbeiten in der Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten jedoch eng mit der AIDS-Hilfe und dem Gesundheitsamt zusammen. In vielen Schwulen-Saunen sind regelmäßig (ehrenamtliche) Mitarbeiter der AIDS-Hilfe anwesend, an die sich Gäste mit Fragen rund um die Themen Safer Sex und sexuell übertragbare Krankheiten wenden und eine Beratung in Anspruch nehmen können. In einigen Schwulen-Saunen ist auch regelmäßig ein Arzt anwesend, bei welchem man sich nach vorheriger Beratung auf sexuell übertragbare Krankheiten untersuchen lassen kann, insbesondere da viele regelmäßige Besucher nur ungern mit ihrem eigentlichen (Haus-)Arzt über dieses Thema sprechen, da sie oft nicht geoutet sind oder von ihrem Arzt kein oder nur wenig Verständnis erwarten. Auch gibt es Schwulen-Saunen, die regelmäßig einen Teil ihrer Einnahmen (beispielsweise an bestimmten Tagen oder von bestimmten Veranstaltungen) an gemeinnützige lesbisch-schwule Vereine sowie regionale AIDS-Hilfen spenden.
Spendendosen der AIDS-Hilfen an den Kassen sind in Schwulen-Saunen auch häufig zu finden. Im Eingangsbereich vieler schwuler Saunen liegen häufig Informationsbroschüren und Flyer verschiedener Safer-Sex-Kampagnen zum Thema Safer Sex aus.
Schwulen-Saunen bieten in der Regel wesentlich mehr Sicherheit beim Sex als inoffizielle Cruising-Orte wie Autobahn-Parkplätze oder Parkanlagen, da Straftaten (beispielsweise Raub oder Körperverletzung) mit homophobem Hintergrund hier praktisch ausgeschlossen werden können.
Viele Schwulen-Saunen, darunter auch fast alle Schwulen-Saunen in Nordrhein-Westfalen, verzichten bewusst auf die Vorführung so genannter „Bareback“-Pornofilme in ihren Videoräumen und zeigen ausschließlich Pornofilme, in welchen Safer Sex mit Kondomen und Gleitgel betrieben wird.
Rechtliches
Während der Betrieb von Schwulen-Saunen in Europa normalerweise keinen rechtlichen Sanktionen unterliegt, gelten bei Schwulen-Saunen in den USA je nach Bundesstaat zum Teil strengere Bestimmungen (mitunter ist wegen des nicht-öffentlichen Club-Charakters eine (Tages-)Mitgliedschaft zu erwerben).
Weblinks
- bathhouseguide.com (en) – US-amerikanischer Badehausführer
- gaysaunen.info – Webpräsenz des Europäischen Gay-Saunabundes
- gay.sauna-gui.de (de, en) – Internationaler Gaysaunaführer mit eigenem Testerteam und Qualitätsbewertungen
Texte
- Rick Bébout: Urban amenities; erotic anxieties – Baths, lavatories, & the YMCA: The politics of bodies in civic space – Geschichte von Badehäusern und deren Umnutzung durch Schwule (en)
- The history of gay bath houses (en)
- Erwin J. Haeberle: Die Schließung der „Schwulenbäder“ in San Francisco. In: Rolf Gindorf und Erwin J. Haeberle: Sexualwissenschaft und Sexualpolitik. de Gruyter, Berlin 1992, ISBN 3-11-012246-4, S. 187–194. Über das Klima und die Veränderungen um das Jahr 1984, nach dem Auftreten von AIDS.
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Schwulen-Sauna aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |