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Skin (2018)

Aus Jewiki
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Filmdaten
OriginaltitelSkin
ProduktionslandUSA
OriginalspracheEnglisch
Erscheinungsjahr2018
Länge118 Minuten
AltersfreigabeFSK 16[1]
Stab
RegieGuy Nattiv
DrehbuchGuy Nattiv
ProduktionDillon D. Jordan,
Oren Moverman,
Guy Nattiv,
Jaime Ray Newman,
Celine Rattray,
Trudie Styler
MusikDan Romer
KameraArnaud Potier
SchnittLee Percy,
Michael Taylor
Besetzung

Skin ist ein Filmdrama von Guy Nattiv, das am 8. September 2018 beim Toronto International Film Festival seine Premiere feierte und im Februar 2019 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin gezeigt wurde. Die Filmbiografie erzählt die Geschichte von Bryon Widner, der versucht, aus der rechten Szene auszusteigen.

Handlung

Bryon Widner war einer der meistgesuchten weißen Suprematisten des FBI. Von Kopf bis Fuß mit rassistischen Tätowierungen dekoriert, die er sich durch seine Hassverbrechen verdient hat, führt der kahl rasierte junge Mann ein zerstörerisches Leben, das in eine Einbahnstraße zu münden scheint. Als er die dreifache Mutter Julie trifft, die der rechten Szene gerade den Rücken gekehrt hat, erweckt das Verantwortungsgefühl als Vater ihren drei jungen Töchter aus früheren Beziehungen gegenüber in ihm den Wunsch, die rechte Bewegung hinter sich zu lassen. Er sucht Hilfe bei dem Menschenrechtsaktivisten Daryle. Bryon muss fortan mit Todesdrohungen und Schikanen seiner alten Gang leben. Mit Hilfe des FBI und des SPLC unterzieht er sich 25 schmerzhaften Entfernungsoperationen der Tätowierungen, die seinen Körper bedecken, darunter jede Menge rechte Parolen und Symbole, die der Verhaftung und Verurteilung seiner ehemaligen Bande dienlich sind.

Biografisches

Bryon Widner war einer der meistgesuchten weißen Suprematisten des FBI. Um die rechte Szene hinter sich zu lassen, musste er Todesdrohungen und Schikanen seiner alten Gang erdulden. Mithilfe des afro‐amerikanischen Aktivisten Daryle Lamont Jenkins gelang ihm schließlich der Ausstieg aus der rechtsextremen Szene und die Distanzierung zu seinen in der »Viking«-Bewegung aktiven Stiefeltern.[2] Nachdem Widner sein Umfeld an das FBI verraten hatte, tauchte er ab[3] und als Gegenleistung für die Entschlüsselung der Tätowierungen, die seinen Körper bedeckten und ihm in schmerzhaften Operationen über Monate hinweg entfernt wurden, konnte Widner einer Haftstrafe entgehen, während das FBI und des SPLC die Mitglieder seiner ehemaligen Gang verhaften und verurteilen konnten. Der Ausstieg gelang Widner zwischen 2006 und 2010.[4]

Produktion

Stab, Vorlage und Filmaufbau

Regisseur und Drehbuchautor Guy Nattiv im Rahmen der Presse­kon­ferenz bei der Berlinale im Februar 2019

Der israelische Regisseur Guy Nattiv, der auch das Drehbuch für Skin schrieb, wurde 1973 in Tel Aviv geboren, wo er auch die Camera Obscura School of Art, Abteilung Film und Fernsehen, besuchte. Der Film basiert auf Nattivs gleichnamigem, 20-minütigen Kurzfilm Skin[2], der mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.[5] Inspiriert wurde Nattiv bei seiner Arbeit von der Fernsehdokumentation Erasing Hate von Bill Brummell, die sich ebenfalls mit Widners Ausstieg beschäftigte. In der Mail an Brummell erwähnte Nattiv seinen jüdischen Großvater, einen Holocaustüberlebenden, der ohne Grimm weitergelebt hatte.[3] Nattiv hatte 2011 mit der Entwicklung von Skin begonnen[6] und viereinhalb Jahre unter Widners Anleitung an dem Drehbuch gearbeitet: „Ich hatte ja keine Ahnung“, erzählt er, „wie die Rechtsradikalen sprechen und sich aufführen. Außerdem wusste ich nicht, was ich von [sic] preisgeben durfte, nachdem das FBI sich um ihn kümmert. Obwohl man deutlich spürt, wie sehr sich Widner zu einem besseren Menschen wandeln will, kann er den Zorn in sich nur mühsam unterdrücken. Wie ein Junkie, der jederzeit wieder draufkommen kann, wenn er schwach wird.“[3] 2014 war war Nattiv in die USA gezogen.[5]

Der Regisseur lässt den Film mit einem Protest einer neonazistischen Truppe beginnen, dem eine Gegendemonstration von afroamerikanischen Aktivisten gegenübergestellt wird. Diese wird von Daryle Jenkins angeführt, der später Widner dazu verhilft der Organisation zu entkommen. „Eine eindrucksvolle Eröffnungssequenz, die gleich einmal den brachial harten und unbeschönigten Ton, der sich durch den gesamten Film zieht, definiert“, so Christian Pogatetz von Uncut.[7] Die afroamerikanische politische Aktivisten sagte beim Internationalen Filmfestival Toronto über Skin und den Aufschwung des Rechtsextremismus in den USA: „Das Wichtigste, was wir von diesem Film lernen, ist, wie viel Menschlichkeit in uns allen steckt – egal, wie bösartig oder wie liebenswürdig wir sein mögen.“[2] Christian Pogatetz findet das Zitat „I turn human garbage into human beings“, das Jenkins am Anfang des Films von sich gibt, ziemlich passend, da dieses die Art und Weise beschreibe, wie Nattiv es schafft seinen Protagonisten zu humanisieren, ohne dabei dessen Vergangenheit zu verteidigen: „Es ist trotz der erschreckenden Härte, die hier rau porträtiert wird, nämlich ein schlussendlich positiver Film, der den Glauben besitzt, dass Menschen die Fähigkeit besitzen zu reifen und sich grundlegend zum Positiven verändern können, wenn der Wille dazu bereit ist.“[7]

Besetzung und Dreharbeiten

Hauptdarsteller Jamie Bell spielt im Film Bryon Widner

Jamie Bell spielt den Szeneaussteiger Bryon Widner. Der britische Schauspieler hatten sich mit diesem in Vorbereitung auf seine Rolle mehrere Male getroffen, der sich zu dieser Zeit in einer Art Zeugenschutzprogramm befand: „Wir haben stundenlang in seiner Garage gesessen und über sein Leben geredet. Seine schwierige Kindheit, seine Eltern, die ihn misshandelt haben, über seine Mitschüler, die ihn gemobbt haben. Er war der einzige Weiße in der Klasse.“ Ein paar Geschichten hätten ihm geholfen, ein paar nicht, so Bell, ihm sei es jedoch wichtig gewesen, dass sie immer ehrlich zueinander sind und von Anfang an die Fronten geklärt waren.[4] Vera Farmiga spielt Widners "Mom" Shareen, die Matriarchin der rassistischen Skinhead-Familie. Danielle Macdonald spielt die alleinerziehende Mutter Julie Price. Ihre älteste Tochter Desiree wird von Zoe Colletti gespielt, die mittlere Tochter Sierra von Kylie Rogers und die kleinste Tochter Iggy von Colbi Gannett. Der gutmütige Rottweiler der Familie Widner-Price trägt den Namen Boss.[6]

Bells Makeup-Artist Stevie Bettles machte für jedes Tattoo eine Art Prothese, die das Auftragen erleichtert hat. Diese wurden den Tattoos vom echten Bryon nachempfunden und auf Bells Gesichtsproportionen angepasst.[8][4]

Die Dreharbeiten fanden in Kingston, New York statt.

Synchronisation und Filmmusik

Die deutsche Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch und der Dialogregie von Benjamin Teichmann im Auftrag der Think Global Media GmbH, Berlin. Nicolás Artajo leiht in der deutschen Fassung Bryon Widner seine Stimme.

Die Filmmusik komponierte Dan Romer. Der Soundtrack, der insgesamt zehn Musikstücke umfasst, wurde am 20. September 2019 von Lakeshore Records als Download veröffentlicht.[9]

Veröffentlichung

Der Film feierte am 8. September 2018 im Rahmen des Toronto International Film Festivals Premiere. Ab 11. Februar 2019 wurde er bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin in der Sektion Panorama gezeigt. Ab 1. Mai 2019 wurde er beim Tribeca Film Festival in der Sektion Spotlight Narrative vorgestellt.[10][11] Eine Vorstellung beim Montclair Film Festival erfolgte ab 4. Mai 2019, bevor er am 26. Juli 2019 in die US-Kinos kommen soll. Im Juni 2019 erfolgte eine Vorstellung beim Edinburgh International Film Festival.[12] Im Juli 2019 wurde der Film beim Neuchâtel International Fantastic Film Festival gezeigt.[13] Am 25. Juli 2019 kam er in die Deutschschweizer Kinos[14] und soll am 3. Oktober 2019 in die deutschen Kinos kommen.[15] Im September 2019 wird der Film beim Festival des amerikanischen Films in Deauville im Hauptwettbewerb gezeigt.[16]

Rezeption

Kritiken

Leslie Felperin von The Hollywood Reporter findet, der Drang, die Geschichte dramatischer und kommerzieller zu gestalten, laufe irgendwann Gefahr, sie weniger glaubwürdig zu machen. Paradoxerweise entkerne dies Widners ursprünglicher Geschichte über einen Mann, der sich moralisch und körperlich neu erfinden möchte.[6]

Michael Meyns von der Gilde deutscher Filmkunsttheater meint, ein wenig mehr Substanz hätte Guy Nattivs Drama gutgetan, um zu verstehen, warum junge Menschen in eine solche Szene abdriften können. Was dabei helfe, einige Drehbuchschwächen zu übersehen, sei Jamie Bells Performance, der sich bisweilen in einen beeindruckenden Rausch aus Zweifeln und Selbsthass spiele, und dass auch unter der harten Schale immer ein zartes, verletzliches Wesen zu erkennen ist, mache die Zerrissenheit Bryons spürbar und glaubwürdig.[17]

Danielle Macdonald spielt im Film Widners Freundin Julie Price

Christian Pogatetz vom Onlinefilmmagazin Uncut schreibt in seiner Kritik, Guy Nattiv sei ein emotional aufwühlendes Drama mit schauspielerischen Glanzleistungen gelungen, das sein komplexes Thema vielseitig behandele ohne je zu versuchen die früheren Taten seines Protagonisten zu rechtfertigen. Im Gegensatz zum in seiner Meinung überschätzten American History X mache Nattiv aus der schwierigen Thematik kein märchenhaftes Melodrama, sondern legt eine realistische Herangehensweise an den Tag, die weitestgehend auf eine emotional manipulative Filmmusik verzichtete. Die schwere Aufgabe eine Figur wie Bryon zu humanisieren, ohne dabei die schwere Thematik zu relativieren, laste Hauptdarsteller Jamie Bell auf den Schultern, was dieser mit Bravour meistere, so Pogatetz: „Seine Transformation vom Skinhead, der blind den Idealen seiner Familie folgt, bis hin zu einem Mann, der sich seiner einstigen Fehler bewusst ist und sich dafür schämt spielt Bell absolut glaubwürdig.“ Auch Danielle Macdonald spiele groß auf und schaffe es vor allem mit einem natürlichen Charme zu punkten.[7]

Felix Denk vom Jugendmagazin fluter findet, der Film drücke ein bisschen zu sehr auf die Tube, und gerade gegen Ende setze er zu viel auf Action. So werde eine Schlüsselszene, als Bryon auf der Flucht von seinen Nazi-Freunden überfallen wird und seine Peiniger seinen geliebten Rottweiler „Boss“ erhängen, als emotionaler Höhepunkt mit viel Geigenmusik inszeniert. Als die Neonazi-Truppe kurz vorher vier muslimische Männer ohne Aufenthaltspapiere auf einem Schrottplatz verbrennt, ginge das hingegen in einem Actiongewitter aus schnellen Schnitten und Flammen unter.[18]

Auszeichnungen

Festival des amerikanischen Films 2019

Internationale Filmfestspiele Berlin 2019

  • Nominierung für den C.I.C.A.E. Award Panorama (Guy Nattiv)

Toronto International Film Festival 2018

  • Auszeichnung mit dem FIPRESCI-Preis – Special Presentations (Guy Nattiv)

Weblinks

 Commons: Skin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Skin. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 191482/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. 2,0 2,1 2,2 Ayala Goldmann: Berlinale: Ein guter Jahrgang für Israel. In: Jüdische Allgemeine Zeitung, 7. Februar 2019.
  3. 3,0 3,1 3,2 Kai Müller: Jamie Bell auf der Berlinale: Der Junge tanzt nicht mehr. In: Der Tagesspiegel, 12. Februar 2019.
  4. 4,0 4,1 4,2 Jamie Bell im Interview: "Ich musste über meinen Schatten springen". In: rbb24.de, 11. Februar 2019.
  5. 5,0 5,1 Benjamin Hammer: Kritik an israelischer Kulturministerin. Oscargewinner Nattiv: „Kreativität muss völlig frei sein“. In: Deutschlandfunk, 25. Februar 2019.
  6. 6,0 6,1 6,2 Leslie Felperin: 'Skin': Film Review. In: The Hollywood Reporter, 11. September 2018.
  7. 7,0 7,1 7,2 Christian Pogatetz: Filmkritik zu 'Skin': „I turn human garbage into human beings“. In: uncut.at, 13. Februar 2019.
  8. https://variety.com/2018/film/reviews/film-review-jamie-bell-in-skin-1202933538/
  9. https://filmmusicreporter.com/2019/09/17/soundtrack-album-for-guy-nattivs-skin-to-be-released/
  10. A Cinematic Celebration: Announcing the Feature Film Lineup for the 2019 Tribeca Film Festival. In: tribecafilm.com. Abgerufen am 16. März 2019.
  11. Tribeca Film Festival Announces 2019 Feature Lineup. In: filmmakermagazine.com, 5. März 2019.
  12. Programm des Edinburgh International Film Festivals 2019. Abgerufen am 30. Mai 2019. (PDF; 83,8 MB)
  13. Angst und Schrecken in Neuchâtel: Die meisterwarteten Filme vom NIFFF 2019. In: outnow.ch. Abgerufen am 6. Juli 2019.
  14. Ein Neonazi will aussteigen: Trailer zum gefeierten Drama „Skin“ mit Jamie Bell. In: outnow.ch. Abgerufen am 9. Juni 2019.
  15. Starttermine Deutschland In: insidekino.com. Abgerufen am 29. Juni 2019.
  16. Rhonda Richford: Deauville American Film Festival to Screen Nate Parker's 'American Skin'. In: The Hollywood Reporter, 22. August 2019.
  17. https://www.programmkino.de/content/Filmkritiken/skin/
  18. https://www.fluter.de/berlinale-neonazi-aussteiger-film-skin-bryon-widner-rezension
  19. Maximilien Pierrette: Deauville 2019: Kristen Stewart, Orelsan, Sophie Turner, Game of Thrones, Pierce Brosnan... Tout sur la sélection. In: allocine.fr, 22. August 2019. (französisch)
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