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Skin Picking Disorder

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Hauterscheinungen bei der Dermatillomanie

Skin Picking Disorder ist eine Erkrankung, die durch ein wiederholtes Berühren, Quetschen und Kratzen von bestimmten Hautstellen aufgrund eines unwiderstehlichen Drangs gekennzeichnet ist. Das Bearbeiten der Haut kann zu erheblichen Gewebeschäden führen. Die Folge sind Scham und Schuldgefühle sowie eine wachsende soziale Isolation.

Im deutschen Sprachraum ist der Fachbegriff Dermatillomanie üblich. Dieser Begriff stammt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus Derma (= Haut), tillein (= rupfen) und Mania (= Begeisterung, Wahnsinn). Ähnliche Bedeutung haben auch das englische Skin Picking sowie Neurotic excoriations oder das französische Acne Excoriée. In der deutschsprachigen Selbsthilfeszene wird mittlerweile der Begriff Skin Picking am häufigsten benutzt.

Geschichte und Prävalenz

Bereits im Jahre 1875 sprach zum ersten Mal der englische Arzt Sir Erasmus Wilson von »neurotic excoriation«. In Frankreich wurde zudem beobachtet, dass vor allem junge Mädchen im Pubertätsalter an dieser Erkrankung leiden. Daher der Begriff »Acne excoriée des jeunes filles« (Kratz-Akne bei jungen Mädchen).

Bisher ist Skin Picking nur recht wenig erforscht. Statistiken, empirische Daten und Zahlen sind noch rar und die folgenden Angaben zur Häufigkeit nur als ungefähre Schätzungen zu verstehen. Außerdem liegen noch keine einheitlichen Kriterien vor, um genau feststellen zu können, wann jemand unter Skin Picking leidet und wann nicht.[1]

Nach bisherigem Forschungsstand überwiegen unter den Betroffenen die Frauen. Je nach Untersuchung beträgt der Frauenanteil zwischen 60 und 90 %. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass der Männeranteil unterschätzt wird, da Männer im Allgemeinen seltener psychologische Hilfe in Anspruch nehmen als Frauen.

Die Erkrankung kann zu jeder Zeit auftreten, entwickelt sich jedoch besonders häufig in der späten Kindheit oder frühen Jugend, wie mehrere Untersuchungen belegen.[2][3] Oft besteht am Anfang ein Zusammenhang mit Akne. Neben den seit Kindheit und Jugend Betroffenen gibt es eine zweite Gruppe, bei denen behandlungsbedürftiges Skin Picking zwischen 30 und 45 Jahren auftritt.[4]

Symptomatik

Von Skin Picking betroffene Personen bearbeiten Pickel, Härchen oder Krusten, aber auch gesunde Haut mit Fingern, Pinzetten, Nadeln oder anderen spitzen Gegenständen, dass Wunden und Narben entstehen können. Dabei folgen Betroffene einem Impuls, dem sie kaum Widerstand entgegensetzen können. Diese Handlung führt zu einem Leidensdruck und Beeinträchtigungen in alltäglichen Lebensbereichen.[5] Die Gründe für diese Handlungen sind unterschiedlich, meist wird jedoch Stress als Auslöser diskutiert.[6]

Die Zeit, die pro Tag für das Bearbeiten der Haut aufgewendet wird, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und auch nicht jeden Tag gleich. Angaben reichen von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden für eine Skin-Picking-Episode. Die meisten Betroffenen berichten von mehreren Episoden pro Tag. Das können im Extremfall bis zu 150 Episoden am Tag sein.[7]

Folgen

Häufig können die betroffenen Stellen nicht verheilen, sodass es zu Entzündungen, immer stärkeren Verletzungen und letztendlich zur Narbenbildung kommt.

Dermatillomanie-Patienten leiden aufgrund der Narben, Wunden oder roten Stellen oftmals unter großen Scham- und Schuldgefühlen und versuchen, die betroffenen Stellen zu verbergen oder sie vermeiden den Kontakt zu anderen. Dies kann bis zur sozialen Isolation und somit einem erheblichen Verlust an Lebensqualität führen.[8]

Klassifikation

Im ICD-10 und DSM IV wird die Dermatillomanie als Impulskontrollstörung eingeordnet, im neueren DSM-V jedoch als Zwangserkrankung.

Es wird angenommen, dass Betroffene das Bearbeiten ihrer Haut als angenehm und entspannend empfinden.[9] Währenddessen erleben sie einen tranceähnlichen Zustand, in dem warnende Gedanken und negative Konsequenzen ignoriert werden. Die Handlung ist wie ein Ventil, durch sie werden Stress, Langeweile oder Wut und Trauer abgelassen. Erst wenn dieser ekstatische Schub vorüber ist, können sie die Hände von ihrer Haut nehmen und Gefühle wie Reue und Scham treten an die Stelle.

Diagnostische Merkmale der „Störungen der Impulskontrolle nicht andernorts klassifiziert“ nach DSM-IV[10]

  • Versagen, einem Impuls, einem Trieb oder einer Versuchung zu widerstehen, eine Handlung auszuführen, die schädlich für die Person selbst oder für andere ist
  • Ansteigendes Gefühl von Spannung oder Erregung vor Durchführung der Handlung
  • Erleben von Vergnügen, Befriedigung oder Entspannung während der Durchführung
  • Nach der Handlung können Reue, Selbstvorwürfe oder Schuldgefühle auftreten oder nicht

Andere Erkrankungen, die in diese Gruppe eingeordnet werden, sind z. B. Trichotillomanie (wiederholtes Ausreißen der Haare in so einem Ausmaß, dass Leidensdruck oder Beeinträchtigungen bei alltäglichen Aufgaben und Aktivitäten entstehen) oder Kleptomanie (Stehlen von Gegenständen, die nicht benötigt werden).

Therapiemöglichkeiten

Auch wenn die Erkrankung bisher wenig erforscht und auch unter Fachleuten noch unzureichend bekannt ist, so wird eine kognitive Verhaltenstherapie empfohlen, da die Wirksamkeit verhaltenstherapeutischer Methoden bei Skin Picking wissenschaftlich nachgewiesen ist.[11]

Daneben hat sich das Habit-Reversal-Training bewährt, das auch in Eigenregie von Betroffenen angewendet werden kann. Nach neueren Untersuchungen berichteten 50 % der Anwender von einem eindeutigen Rückgang von Skin Picking.[12][13]

Siehe auch

Literatur

  • K. Vollmeyer, S. Fricke: Die eigene Haut retten: Hilfe bei Skin Picking. Psychiatrie Verlag, Bonn 2012, ISBN 978-3-86739-071-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. A. Bohne, S. Wilhelm, N. J. Keuthen, L. Baer, M. A. Jenike: Skin Picking in German Students. In: Behavior Modification. 2002, 26, S. 320–339.
  2. C. A. Flessner, D. W. Woods: Phenomenological characteristics, social problems, and the economic impact associated with chronic skin picking. In: Behavior Modification. 2006, 30, S. 944–963.
  3. S. Wilhelm, N. J. Keuthen, T. Deckersbach, I. M. Engelhard, A. E. Forker, L. Baer, R. L. O’Sullivan, M. A. Jenike: Self-injurious skin picking: clinical characteristics and comorbidity. In: Journal of Clinical Psychiatry. 1999, 60, S. 454–459.
  4. J. E. Grant, B. L. Odlaug: Update on pathological skin picking. In: Current Psychiatry Reports. 2010, 11, S. 283–288.
  5. T. Deckersbach, S. Wilhelm, N. J. Keuthen, L. Baer, M. A. Jenike: Cognitive-Behavior Therapy for Self-injurious Skin Picking. A Case Series. In: Behavior Modification. 2002, 26 (3), S. 361–377.
  6. Skin Picking Disorder (Excoriation). In: WebMD. Abgerufen am 8. Juni 2016 (en-US).
  7. M. P. Twohig, D. W. Woods: Habit Reversal as a treatment for chronic skin picking in typically developing adult male siblings. In: Journal of Applied Behavior Analysis. 2001, 34, S. 217–220.
  8. T. Deckersbach, S. Wilhelm, N. J. Keuthen, L. Baer, M. A. Jenike: Cognitive-Behavior Therapy for Self-injurious Skin Picking. A Case Series. In: Behavior Modification. 2002, 26 (3), S. 361–377.
  9. K. Vollmeyer, S. Fricke: Die eigene Haut retten: Hilfe bei Skin Picking. Psychiatrie Verlag, Bonn 2012, S. 45.
  10. Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen – Textrevision – DSM-IV-TR. Hogrefe, Göttingen 2003, S. 727.
  11. T. Deckersbach, S. Wilhelm, N. J. Keuthen, L. Baer, M. A. Jenike: Cognitive-Behavior Therapy for Self-injurious Skin Picking. A Case Series. In: Behavior Modification. 2002, 26 (3), S. 361–377.
  12. S. Moritz, S. Fricke, A. Treszl, C. Wittekind: Do it yourself! Evaluation of self-help habit reversal training in pathological skin picking. A pilot study. In: Journal of Obsessive-Compulsive and Related Disorders. 2012, 1, S. 41–47.
  13. K. Schuck, G. P. J. Keijsers, M. Rinck: The effects of brief cognitive-behaviour therapy for pathological skin picking: A randomized comparison to wait-list control. In: Behaviour Research and Therapy. 2011, 49, S. 11–17.

Siehe auch

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Skin Picking Disorder aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.