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Stoßtrupp Adolf Hitler
Der Stoßtrupp Adolf Hitler (auch: Stoßtrupp Hitler) entstand im Mai 1923 in München und war ursprünglich eine Gruppe von Leibwächtern Adolf Hitlers. Er war beteiligt am Hitlerputsch und als Traditionsverband auch an den Novemberpogromen 1938. Er gilt als die Keimzelle der SS.
Vorgeschichte
Auf den Versammlungen der NSDAP war Adolf Hitler der wichtigste Parteiredner. Im März 1923 gründete er eine Leibwache für sich und nannte sie Stabswache. Sie war für den sogenannten „Saalschutz“ zuständig, dem Schutz der Parteimitglieder im Saal des Veranstaltungsgebäudes, da es auf Parteiversammlungen nicht selten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam. Die Stabswache gehörte zur SA, die seit November 1920 bestand. Es war eine kleine Gruppe mit nur wenigen Männern, die graue Jacken und Mützen trugen. Auf den Mützen war bereits das Totenkopfsymbol. Die Stabswache bestand nur wenige Wochen, ihr Leiter Hans-Ulrich Klintzsch verließ die Gruppe. Hitler beschloss eine größere, mobile Leibwache zu gründen.
Stoßtrupp Adolf Hitler
Im Mai 1923 gründete Hitler seine neue Leibwache namens Stoßtrupp Adolf Hitler. Sie war dem SA-Regiment München untergeordnet. Zu Beginn hatte der Stoßtrupp etwa 20 Mann, er wuchs später auf 100 Mann an. Auf den Militärmützen war weiterhin das Totenkopfsymbol, am Arm trugen sie eine helle Armbinde mit der Aufschrift Stoßtrupp Adolf Hitler 1923.
Zur Namensgebung
Hitler hatte als Soldat im Ersten Weltkrieg miterlebt, wie der Frontverlauf des Stellungskrieges, einer defensiver Form der Kriegführung, trotz extremer Verluste stagnierte. Auch war ihm die damals neue Mentalität der Stoßtrupps bekannt.
Im Gegensatz zur vorigen Leibwache, deren Name Stabswache eher Schutz und Bewachen suggerierte, bekam die neue Leibwächtergarde keine defensive Namensgebung. Bereits in der unverblümten Namensgebung Stoßtrupp war nun der Wille zur aktiven, aggressiven Vorgehensweise erkennbar. (Anm.: Bei späteren Namensgebungen wurden offensichtliche Bezeichnungen jedoch wieder vermieden, siehe am Beispiel Schutzstaffel (SS).)
Der Stoßtrupp Adolf Hitler war nicht nur Leibwache, sondern auch Schlägertruppe. Viele Mitglieder entstammten früheren Freikorps. Die neue Truppe war flexibel, jederzeit mobilisierbar, dem unbedingten Gehorsam verpflichtet und agierte ausschließlich auf Befehle Hitlers.
8. und 9. November 1923 (Hitlerputsch)
Am 8. November 1923 verkündete Hitler im Bürgerbräukeller seine Putschpläne. Der mit Maschinengewehr bewaffnete Stoßtrupp hatte auf Hitlers Befehl den Bürgerbräukeller abgeriegelt. Anschließend drang der Stoßtrupp auf Befehl in die Räume der sozialdemokratisch gesinnten Zeitung Münchner Post ein, zerstörte die Geschäftsräume und entführte den Schriftleiter und Erhard Auer zwecks Geiselnahme.
Am nächsten Vormittag entführten die Stoßtruppmänner einige Stadträte und den Bürgermeister aus dem Rathaus. Die Geiseln sollten auf dem Marsch zur Feldherrnhalle mitgeführt werden, um mit ihrer Erschießung drohen zu können, falls die Reichswehr oder die Landespolizei das Feuer auf die Putschisten eröffnen sollte.[1] Gegen Mittag wurde der Marsch von der Landespolizei gestoppt.
1924: Verbot des Stoßtrupps
Nach dem gescheiterten Hitlerputsch kam es 1924 im Gerichtsverfahren des Hitler-Prozesses zum offiziellen Verbot des Stoßtrupps. Gleichzeitig wurden 38 Angehörige zur Festungshaft in Landsberg verurteilt. Nicht alle traten die Strafe an, sechzehn entzogen sich durch Flucht. Im Jahr 1925 waren alle Stoßtrupp-Männer wieder auf freiem Fuß.
Traditionsverband
In den Jahren nach dem Verbot hielten die ehemaligen Angehörigen ihren Kontakt weiterhin aufrecht. Unter anderem die ehrenvolle Festungshaft hatte ihre Bindung vertieft, denn 22 der 25 „Festungskameraden“ Hitlers waren Stoßtruppmänner. Die Ehemaligen des Stoßtrupps zählten zu den „Alten Kämpfern“ und trafen sich auf sogenannten Kameradschaftsabenden. Nach der Entmachtung der SA im Jahr 1934 betreute Friedrich Geißelbrecht seine Stoßtruppkameraden im „Amt für den 8./9. November 1923“.
Ab 1935 kam es zu feierlichen Aufmärschen an der Feldherrnhalle und am Königsplatz, an denen der Traditionsverband teilnahm. Die Stoßtruppkämpfer hatten „Ehrenaufgaben“, sie organisierten die Aufstellung des Marschblocks, begrüßten angereiste Blutordensträger, verteilten Ausweise, Eintrittsscheine und Freikarten für die Verkehrsmittel. Belegt sind auch gemeinsame Ausflüge, beispielsweise nach Stettin[2] sowie am 8. November 1938, dem Vortag des Pogroms, ein gemeinsamer Besuch der Festung Landsberg.
9. November 1938 (Pogromnacht)
Am 9. November 1938 war ein traditionelles Kameradentreffen anlässlich des 15. Jahrestages des Hitlerputsches. Nachmittags fand der jährliche Gedenkmarsch statt, anschließend wurde ab 18 Uhr die Versammlung im Alten Rathaus weitergeführt. Unter den 400 geladenen Gästen waren 39 ehemalige Mitglieder des Stoßtrupps, die alle in Hitlers Nähe beim Rednerpult saßen und die Stoßtruppuniform trugen.[3]
In München begann der reichsweite Pogrom etwa gegen 22:30 Uhr. Im Zentrum, in der Nähe des Alten Rathauses, kam es zur Zerstörung einiger jüdischen Geschäfte, auch die Synagoge Ohel Jakob wurde in Brand gesetzt. Die Stoßtruppmänner und weitere Teilnehmer der Gedenkveranstaltung zogen vom Alten Rathaus randalierend durch die Stadt.
In der älteren Geschichtsforschung war man davon ausgegangen, dass „SA-Leute in Zivil“ die Synagoge in Brand gesetzt hatten.[4] Seit 2008 gilt jedoch als nachgewiesen, dass der Verursacher die SS-Keimzelle Stoßtrupp Hitler war, welche ausschließlich auf Hilters persönliche Anweisungen agierte. In München hatte Hitler persönlich die Ausschreitungen der von ihm so genannten „Kristallnacht“ befohlen, in welcher nicht nur „Kristall zerbrochen“ sondern auch Menschen ermordet wurden.
In Goebbels Aufzeichnungen ist der Ablauf wie folgt notiert:
„Der Stoßtrupp Hitler geht gleich los, um in München aufzuräumen. Das geschieht auch gleich. Eine Synagoge wird in Klump geschlagen.[5]“
Gegen Mitternacht war Goebbels an der Feldherrnhalle, wo eine Vereidigung von SS-Verfügungstruppen und SS-Totenkopfverbänden stattfand. Auf seinem Rückweg sah er die brennende Synagoge:
„Die Synagoge brennt. Gleich zum Gau. Dort weiß noch niemand etwas. Wir lassen nur soweit löschen, als das für die umliegenden Gebäude notwendig ist. Sonst abbrennen lassen. Der Stoßtrupp verrichtet fürchterliche Arbeit.[6]“
Bekannte Mitglieder
Zum Stoßtrupp Adolf Hitler gehörten etwa 100 Männer. Bekannte Mitglieder waren:
- Joseph Berchtold, Leiter des Stoßtrupps, (später: erster Reichsführer-SS)
- Julius Schaub, Faktotum, (später: langjähriger „Persönlicher Adjutant“ Hitlers, engster Mitarbeiter, vernichtete 1945 auf Anweisung Hitlers geheime Dokumente in der Reichskanzlei, in Hitlers Privatwohnung und auf dem Berghof.)
- Julius Schreck, Chauffeur
- Emil Maurice, Chauffeur, (später: Probleme wegen jüdischer Vorfahren)
- Walter Baldenius
- Wilhelm Briemann
- Hanns Bunge
- Emil Danneberg
- Emil Dietl
- Wilhelm Dirr
- Julius v. Engelbrechten
- Josef Feichtmayr
- Otto Feichtmayr
- Berthold Fischer
- Fritz Fischer
- Karl Fiehler (später: Oberbürgermeister von München)
- Werner Fiehler
- Josef Fleischmann
- Hermann Fobke
- Franz Fröschl
- Johann Frosch
- Wilhelm Fuchs
- Josef Gerum
- Friedrich Geißelbrecht
- Jakob Grimminger
- Emil Hamm
- Karl Hauenstein
- Johann Haug
- Erhard Heiden, (später: zweiter Reichsführer-SS)
- Walter Hewel, (später: Staatssekretär, Hitlers Vertrauensmann im Auswärtigen Amt)
- Paul Hirschberg
- Gerhard Friedrich Hoff
- Karl Hutter
- Wilhelm Kaiser
- Florian Kastner
- Hans Kallenbach, (später: Verfasser eines Buches über die Zeit der Festungshaft)
- Philipp Kitzinger, (später: Probleme wegen jüdischer Vorfahren)
- Heinrich von Knobloch
- Wilhelm Knörlein,
- Hans Eduard Krüger
- Karl Laforce, (beim Hitlerputsch getötet)
- Wilhelm Laforce
- Konrad Linder
- Albert Lindner
- Johann Mahr
- Hansjörg Maurer
- Heinz Pernet
- Otto Wolfgang Reichart
- Alois Rosenwink
- Ludwig Schmied
- Edmund Schneider
- Johann Schön
- Michael Steinbinder
- Adalbert Stollwerk
- Heinrich Strauss
- Hans Schultes
- Fritz Schwerdtel
- Johann Wegelin
Siehe auch
- Stoßtrupp 1917, NS-Propagandafilm aus dem Jahr 1934; Der Film zeigt den Alltag der deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs in den Gräben an der Westfront.
Literatur
- Angela Hermann: Hitler und sein Stoßtrupp in der "Reichskristallnacht", Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 56. (2008) H. 4, S. 603–630 online abrufbar (PDF)
- Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS, München 2002.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Urteil des Volksgerichtes für den Landgerichtsbezirk München I gegen „Berchtold Josef und 39 Genossen“ vom 23. April 1924.
- ↑ „Treffen des Stoßtrupp Hitler 1923“ in Stettin, vom 24. bis 26. April 1936.
- ↑ „Sitzordnung im Festsaal des Alten Rathauses in München am 9. November 1938“, in: StadtAM, Bürgermeister und Rat, 458/3. – Vgl. auch: Fotos in damaligen Zeitungsberichten.
- ↑ Heusler/Weger, „Kristallnacht“, S. 65.
- ↑ Goebbels Tagebücher, Eintrag vom 10.November 1938.
- ↑ Goebbels Tagebücher.
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