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Synagoge (Luzern)

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Synagoge in Luzern (2009)
Innenansicht (2016)

Die Synagoge in Luzern, einer Stadt in der Zentralschweiz, wurde 1911/12 errichtet. Die Synagoge in der Bruchstrasse 51 ist ein geschütztes Kulturdenkmal.

Charakteristik

Die Synagoge wurde nach Plänen des Frankfurter Architekten Max Seckbach (1866–1922) erbaut. Dieser hatte auch die Synagogen in Homburg vor der Höhe (1905), Weinheim (1905) und Memmingen (1909) erbaut.

Das Gebäude besteht aus einem dreigeschossigen Hauptbau mit hohem, steilem Walmdach und einem niedrigeren zweigeschossigen Vorbau. Der Synagogenraum befindet sich im ersten Obergeschoss. Für Männer und Frauen gibt es getrennte Eingänge und Treppenanlagen. Im Sockelgeschoss befinden sich eine Tagessynagoge sowie Mikweh und kleine Wirtschaftsräume. Im Inneren ist die Synagoge mit viel Marmor verkleidet. Materialien und Verarbeitung sind von hoher Qualität: Aron und Bimah,[1] reiche Tapisseriemalereien und aufwändige Art-déco-Beleuchtung. Die opulente Jugendstilbemalung des Zürcher Dekorationsmalers Moritz Paucker wurde von Seckbach vorgegeben. Gemäss der 1911 getroffenen Vereinbarung darf die Synagoge nicht durch Umbauten verändert, lediglich sanft renoviert werden (1972 erfolgt), so dass der Innenraum eine hohe Authentizität ausstrahlt, wie man sie heute nur noch in wenigen Synagogen antreffen kann.

Entstehungsgeschichte

1894 begann man, gedrängt durch die prekären Platzverhältnisse im Betsaal Mariahilf (Grabenstrasse 6), den Bau einer Synagoge ins Auge zu fassen.

Die Generalversammlung der jüdischen Gemeinde vom 27. Januar 1906 entschied, eine Synagogenbaukommission ins Leben zu rufen, um den Bau der schon lange ersehnten neuen Synagoge zu beschleunigen. Diese Synagogenbaukommission löste sich aber bald wieder auf.[2]

1907 gründeten einige Gemeindemitglieder, um den Synagogenbau dennoch voranzubringen, einen privaten Synagogenbauverein mit dem Zweck, eine Synagoge zu errichten und diese dann der Gemeinde mietweise zu überlassen. Im Herbst 1910 hatte dieser private Verein zu einem günstigen Preis eine Eckparzelle im Bruchquartier, wo die Mehrzahl der Luzerner Juden wohnte, erworben.

Die finanziellen Mittel der jüdischen Gemeinde[3] reichten aber bei Weitem nicht aus, den vorhandenen Betsaal durch eine Synagoge dieser Grössenordnung zu ersetzen. Insbesondere der Israelitische Kultusverein Luzern[4] ersuchte Privatpersonen und Institutionen um finanzielle Unterstützung für den Bau der Synagoge im Herzen der touristischen Schweiz.

Die jüdische Gemeinde setzte zur weiteren Verfolgung des Ziels des Baues einer stattlichen neuen Synagoge eine Friedenskommission ein, und am 1. Januar 1910 beschloss die Gemeinde nach einer äusserst knappen Abstimmung mit nur einer Stimme Mehrheit, dass das Grundstück des privaten Bauvereins an die Gemeinde übertragen werde und dass sich der Verein auflöse. Mit der grundbuchamtlichen Übertragung des Grundstückes waren weitreichende Zugeständnisse an den streng orthodoxen Flügel der Gemeinde verbunden, u. a. dass alle Gebäudeteile, Einrichtungen, die Liturgie usw. den Bestimmungen des Schulchan Aruch entsprechen müssen. Im Juli 1910 konnte die neu ernannte Baukommission der Gemeinde die Projektpläne des Frankfurter Architekten Max Seckbach vorlegen, der für die Planungsarbeiten verpflichtet worden war. Die Bauleitung übertrug man dem Luzerner Architekten Friedrich Felder, der 1902 die Abdankungshalle auf dem gemeindeeigenen Friedhof erbaut hatte.

Die Finanzierung der Synagoge[5] wurde schliesslich durch eine grosszügige Spende aus dem Vermächtnis von Josef Kroner (Croner) aus Karlsruhe, geboren in Czernikau, gesichert.[6] Im Oktober 1910 wurden die Baupläne zur Bewilligung eingereicht, am 11. Juni 1911 erfolgte die Grundsteinlegung.

Die Einweihungsfeier der Synagoge Luzern in Anwesenheit von Vertretern der Stadt und des Kantons sowie beider Kirchen fand am 18. März 1912 statt. Die Weihepredigt wurde wie schon ein Jahr zuvor in Delémont vom Basler Rabbiner Dr. Arthur Cohn gehalten. Dem religiösen Akt folgte eine rauschende Feier im Kursaal Luzerns mit über 300 Gästen (Tanzmusik bis um 6 Uhr am nächsten Morgen): „Schmetterlingsreigen mit herzigen Amouretten […] Cabaret, Chansons, Ball und Kotillon“.[7]

Literatur

  • Robert Uri Kaufmann, Juden in Luzern, Luzern 1984
  • Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Band 2: Großbock – Ochtendung. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08078-9 (Online-Version).
  • Ron Epstein-Mil, Die Synagogen der Schweiz. Bauten zwischen Emanzipation, Assimilation und Akkulturation, Zürich 2008, S. 228–235

Weblinks

 Commons: Synagoge (Luzern) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gemäss der orthodoxen Ausrichtung der Gemeinde wurde die mit vier an ihren Ecken stehenden Kandelabern aufgewertete Bimah in die Mitte des Synagogenraumes gestellt (diese Bauweise wurde von der ein Jahr später eingeweihten Synagoge Baden im Aargau nachgeahmt, die Gestaltung der Mechizah ebenfalls). Die geschlossene Brüstung der Frauenempore der Synagoge Luzern verfügt über eine eiserne, filigran gestaltete Mechizah.
  2. Unmittelbar nach Bildung der Kommission wurde gegen diesen Generalversammlungsbeschluss opponiert, da mehrere Mitglieder der Gemeinde befürchteten, dass mit dem Bau der Synagoge liturgische Reformen Einzug halten würden. Diese Mitglieder erklärten, dass sie deshalb beschlossen hätten, sich „an diesem Bau in keiner Weise finanziell zu beteiligen.“
  3. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die jüdische Gemeinde Luzern etwa sechzig Haushalte. 1885 wies die Gemeinde 25 Mitglieder auf.
  4. Gegründet um 1865 von Juden aus dem Surbtal, dem Oberelsass und Südbaden sowie einem Amerikaner. Im Gegensatz zu den übrigen Schweizer Kantonen waren im Kanton Luzern Juden erst ab 1864 geduldet. Die Konstituierung des Israelitischen Kultusvereins brachte eine gewisse Beruhigung in die zuvor wegen der unterschiedlichen religiösen Ausrichtung einzelner Gruppierungen immer wieder von Streitigkeiten geplagte Gemeinde, die bisher ihre Gottesdienste in verschiedenen privaten Lokalen abgehalten hatte. Für eines der Betlokale waren der Luzerner Gemeinde von der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich nach dem Bau ihrer neuen Synagoge an der Löwenstrasse (1884) ihre alten Synagogenbänke überlassen worden.
  5. Zur Ermöglichung der Finanzierung des Bauvorhabens wurden alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde verpflichtet, eine Synagogenbauobligation zu zeichnen.
  6. Josef Croner hatte im Jahr 1907 einige Ferienmonate in Luzern verbracht, dabei einige Male das seinerzeitige Luzerner Betlokal besucht und sich dahingehend geäussert, dass er eventuell bereit sei, eine Stiftung für die jüdische Gemeinde Luzern zu errichten. Nach seinem Tod 1910 stellte sich heraus, dass er der Gemeinde einen Teil seines Vermögens von 100 000 Franken vermacht hatte, mit der Auflage, dass dieses Geld für den Bau einer Synagoge verwendet werde. Die jüdische Gemeinde Luzern verhandelte dann mit Croners Testamentsvollstrecker, dem liberalen Rabbiner Dr. Meir Appel aus Karlsruhe, und musste diesem in jeder Hinsicht Auskünfte erteilen.
  7. Luzerner Tagblatt, 21. März 1912
47.048518.30157
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Synagoge (Luzern) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.