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Synagoge (Nürnberg)
Im Laufe der Nürnberger Stadtgeschichte bzw. der Geschichte der Juden in Nürnberg existierten mehrere Synagogen:
Synagogen in Nürnberg
Erste mittelalterliche Synagoge
Lage: 49° 27′ 14″ N, 11° 4′ 41″ O49.45411.078
Sie stand auf dem Platz der heutigen Frauenkirche am Hauptmarkt und wurde als Folge der von Frankreich ausgehenden und später überall in Europa auftretenden Judenpogrome im Jahre 1349 zerstört.
(siehe auch: Judenpogrom in Straßburg 1349)
Zweite mittelalterliche Synagoge
Sie stand in der Wunderburggasse und wurde 1499 in Folge der antijüdischen Kirchenpolitik in Europa niedergerissen.
(siehe auch: Antisemitismus im Mittelalter)
Synagoge am Hans-Sachs-Platz
Die nach Plänen von Adolf Wolff errichtete Synagoge der Reformgemeinde am Hans-Sachs-Platz war die Hauptsynagoge und wurde 1874 mit einer Ansprache des Bürgermeisters Otto Stromer von Reichenbach eingeweiht. Bereits vor den Novemberpogromen wurde sie zusammen mit dem Gemeindehaus am 10. August 1938 auf Anweisung von Julius Streicher abgebrochen, weil sie „das schöne deutsche Stadtbild empfindlich stör[t]en“.[1]
In einem Bericht des „Regierungspräsidenten Ober- und Mittelfranken" vom 7. Juli 1938, einer Zuarbeit für die geheimen Meldungen aus dem Reich, heißt es dazu:
„Am 15. 6. 1938 hielt die israelitische Kultusgemeinde in Nürnberg eine außerordentliche Sitzung der Mitglieder ihrer Gesamtverwaltung ab, in der mitgeteilt wurde, daß im Vollzug des Gesetzes über die Neugestaltung deutscher Städte die Hauptsynagoge in Nürnberg abgebrochen werden müsse. Diese Mitteilung wirkte auf die dort anwesenden Juden niederschmetternd; man war sich jedoch allgemein darüber klar, daß Einwendungen gegen diese Maßnahme zwecklos seien.“[2]
In einem weiteren Dokument, das aus derselben Quelle stammt, heißt es unter dem Datum vom 7. September 1938:
„Die Stadt der Reichsparteitage Nürnberg erlebte am 10. 8. 1938 einen denkwürdigen Tag: Julius Streicher gab das Zeichen zum Abbruch der Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz, die zur Durchführung städtebaulicher Maßnahmen entfernt werden mußte. Zehntausende Volksgenossen wohnten der geschichtlichen Stunde bei. [...] Kurz vor dem Abbruch der Synagoge ließen die Juden in aller Heimlichkeit aus der Synagoge einen 5 Ztr. schweren Stein mit Inschrift zur Erinnerung an die vor 500 Jahren niedergebrannte erste Synagoge in Nürnberg entfernen und auf den jüdischen Friedhof verbringen. Die Herausnahme des Steines besorgte der Nürnberger Baumeister Fritz Frisch, der sich erst im Jahre 1937 in die NSDAP hatte aufnehmen lassen. Frisch wurde sofort aus der Partei ausgeschlossen und seine Charakterlosigkeit in der Öffentlichkeit gebührend gebrandmarkt.“[3]
(siehe auch: Antisemitismus bis 1945)
Ein Wiederaufbau der Synagoge erfolgte nicht, obwohl das Grundstück nach 1945 verfügbar gewesen wäre. Der Siegerentwurf des 1947 durchgeführten Architektenwettbewerbs zum Wiederaufbau Nürnbergs[4] sah das nicht vor. In der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Arbeit von Heinz Schmeißner (in dessen Amtszeit von 1937-45 als Hochbaureferent der Stadt Nürnberg der Abbruch erfolgte) und Wilhelm Schlegtendal wurde das Grundstück der neun Jahre zuvor abgebrochenen Synagoge anderweitig überplant, der Stadtgrundriss wurde an dieser Stelle überformt.[5]). Eine Teilfläche wurde später von Eduard Kappler (einem Architekten der Wiederaufbauzeit) erworben und mit einem Büro- und Wohngebäude bebaut. Auf der südlichen Grundstückshälfte (zur Pegnitz) wurde ein neuer Uferweg angelegt. An die so auch aus dem Stadtgrundriss ausradierte Hauptsynagoge erinnert erst seit 1988 ein Gedenkstein (Synagogendenkmal).
Weitere Abbildungen
Relief auf dem Synagogendenkmal am Standort der ehemalige Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz
Synagoge in der Essenweinstraße 7
Sie war seit 1902 Synagoge der orthodoxen Gemeinde mit der Religionsgesellschaft Adass Jisroel und wurde 1938 während der Novemberpogrome zerstört. Ein Wiederaufbau der Synagoge erfolgte nach 1945 nicht.
Synagoge in der Wielandstraße 6
Sie wurde im September 1945 bezogen.[6] 1984 wurde sie zugunsten der neuen Synagoge in der Johann-Priem-Straße aufgegeben.
Synagoge in der Johann-Priem-Straße 20
Lage: 49° 28′ 27″ N, 11° 6′ 6″ O49.47416666666711.101666666667
Sie ist seit 1984 Sitz der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg.
Synagoge in der Regensburger Str. 54
Sie ist seit 2010 Sitz der Jüdisches Zentrum Chabad Nürnberg.
Der Nürnberger Judenstein
Der sogenannte "Nürnberger Judenstein" ist ein aus Sandstein gemeißelter Toraaufsatz, der seit dem 14. Jahrhundert in Nürnberger Synagogen enthalten war und über die Jahrhunderte gerettet wurde.
Dieser „Judenstein“ trug die hebräische Inschrift „Keter Tora“ (Krone der Tora) und war der Giebelstein des Toraschreins der alten Synagoge, die im Jahre 1499 zerstört worden war. Der Stein wurde 1909 von der jüdischen Gemeinde aus Privatbesitz wieder erworben und in der Vorhalle der Nürnberger Hauptsynagoge aufgestellt. Eine beigefügte Gedenktafel trug die Inschrift:
- Der Judenstain. Wahrzeichen aus den Tagen vor der Vertreibung der Juden aus Nürnberg 1499. Von der Israelitischen Kultusgemeinde erworben und aufgestellt 1909. Eine Zeit kommt, da Steine verworfen, und wieder eine Zeit, da Steine gesammelt werden.
Stein und Tafel wurden vor dem erzwungenen Abbruch der Hauptsynagoge am 10. August 1938 heimlich entfernt und auf dem jüdischen Friedhof vergraben. Der Nürnberger Baumeister Fritz Frisch, der geholfen hatte, wurde aus der NSDAP ausgeschlossen. Nach Kriegsende gelangte der Stein ins Städtische Museum. Seit dem 23. September 1987 befindet er sich in der neu aufgebauten Synagoge.[7]
Quellen
- ↑ Saskia Rohde: Die Zerstörung der Synagogen unter dem Nationalsozialismus. S. 156. In: Arno Herzig, Ina Lorenz (Hrsg.): Verdrängung und Vernichtung der Juden unter dem Nationalsozialismus. Hamburg 1992, ISBN 3-7672-1173-4
- ↑ Dokument Nr. 336 aus Otto Dov Kulka und Eberhard Jäckel: Die Juden in den geheimen Stimmungsberichten 1933-1945. Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-1616-5.
- ↑ Dok. 343 aus Otto Dov Kulka und Eberhard Jäckel: Die Juden in den geheimen Stimmungsberichten 1933-1945. Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-1616-5.
- ↑ Clemens Wachter: Weichenstellung für die Aufbauplanung: Der Architektenwettbewerb über den Wiederaufbau der Altstadt 1947, in Wiederaufbau in Nürnberg (Ausstellungskatalog), Nürnberg 2010.
- ↑ Ebd., Grundplan Wiederaufbau der Altstadt (Abb.)
- ↑ Tobias, J.G. Orte der Erinnerung und der Verfolgung - Ein Stadtführer. Nürnberg: Bildungszentrum, 1998.
- ↑ Otto Dov Kulka und Eberhard Jäckel: Die Juden in den geheimen Stimmungsberichten 1933-1945. Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-1616-5, S. 291 Anm. 128
Weblinks
- Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg
- Chabad Nürnberg
- Geschichte der Juden in Nürnberg (Memento vom 30. März 2007 im Internet Archive)
- Geschichte und Bilder der Nürnberger Synagoge
- Geschichte der orthodoxen Gemeinde „Addas Israel“ (PDF-Datei; 87 kB)
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